Die
britische Progressive-Rock-Band PENDRAGON um
Gitarrist und Sänger Nick Barrett, die nächstes Jahr
(streng genommen) ihr dreißigjähriges Bestehen feiern
kann und zwanzig Jahre nach ihrem ersten Album The Jewel
eben dieses neu veröffentlicht hat, brachte im August ihr
siebtes Album Believe auf den Markt.
In einer solch langen (Band-) Geschichte gibt es zahllose schöne,
weniger schöne und schlimme Dinge zu berichten und es tauchen
auch viele Fragen auf, die uns Nick Barrett in seiner grund-ehrlichen,
gedankenvollen und freundlichen Art (die auch seine Musik auszeichnet)
recht ausführlich beantwortet hat…
Isabel:
Gerade erst ist das neue PENDRAGON-Album Believe veröffentlicht
worden. Es hat einen sehr starken, aussagekräftigen Titel,
der im musikalischen und künstlerischen Kontext nicht gerade
selten verwendet wird. Was bedeutet das Wort believe (der Glaube,
glauben) für Dich am ehesten?
Nick: Im Album geht es darum, NICHT alles zu glauben,
was man in der Presse liest oder im Fernsehen sieht. Wir akzeptieren
alle diese Dinge so dankbar - und was ich sage ist: seid neugierig,
hinterfragt!
Isabel:
Last uns weiter über den Inhalt des Albums sprechen: geht
es um einen möglichen Wunsch Deinerseits, dass die Menschen
an Dich und Deine Gedanken und Erkenntnisse Glauben? Oder ist
es mehr, das Du glauben möchtest? Oder geht es darum, dass
Du etwas gefunden hast, woran Du glaubst? (eine sehr detaillierte
Beschreibung des Inhalts der CD gibt es auf der Band-Page)
Nick: Naahhh... Ich frage nicht danach, an mich zu
glauben! Das wäre doch zu viel verlangt, denke ich! Die
Idee kam mir, als ich ein paar Bücher von David Icke über
Verschwörungstheorien las. Es ging darum, dass die Regierung
uns in dem Glauben unterstützt, dass wir "immer das
Richtige tun", aber in Wirklichkeit werden wir in eine
neue Weltordnung "hinein-manipuliert", was letztendlich
sogar die Versklavung der Menschheit bedeuten könnte. (...)
Ich spreche über alles von der Übernahme durch religiöse
Glaubenssysteme bis hin zu dem, was uns von der US-Amerikanischen
Regierung über die Gründe gesagt wurde, die zum Irak-Krieg
führten!
Isabel:
Believe konzentriert sich mehr auf Gitarren-dominierte Musik
(was ich persönlich sehr mag). Die Keyboards werden ein
bisschen im Hintergrund gelassen, was eine ziemliche Veränderung
der Musik von PENDRAGON bedeutet. Kannst Du uns die Gründe
für diese Veränderung verraten?
Nick: Ja - ein großer Teil der Musik ist auf
der Gitarre geschrieben worden und ich wollte den Gitarren-Sound
nicht überschwemmen. Ich wollte der Musik mehr "Luft
zum Atmen" geben und damit ein wenig von den dicken Keyboard-Teppichen
wegkommen. Wir haben diesen Moog Triplet-Sound so oft auf anderen
Alben benutzt, ich war der Meinung, dass es Zeit ist, weiterzukommen.
Es gibt immer noch massenweise Keyboards auf Believe,
aber es sind mehr Dinge wie Samples.
Isabel:
Gibt es die Chance, dass wir in Zukunft auch härteres Riffing
und/oder Soli mit elektrischer Gitarre auf die Ohren kriegen?
Direkt gesagt: wird PENDRAGON einen Hauch Metal abbekommen?
Nick: Nur sporadisch! Ich habe mich wirklich mit einer
ganzen Menge Nu-Metal acts beschäftigt, wie Jurassic 5,
Tract and The Lost Prophets. Ich mag diesen Grunge-artingen
Sound. Und es gibt auch ziemlich progressive Sachen, z. B. Bands
wie Riverside aus Polen und eine neue Band aus Großbritannien
mit Namen Pure Reason Revolution. Ich habe eine Menge neuer
Musik von Motocross Videos gehört, die meinem Sohn gehören.
Ich mag diese jugendliche neue Energie dieser Bands sehr und
sie haben mich inspiriert, etwas von dieser Energie auch in
unsere Musik zu integrieren.
Ich würde sagen, dass wir Metal als Ergänzung einsetzen
werden... aber niemals als einen kompletten Ersatz!
Isabel:
In welcher Weise und welchem Umfang sind die anderen Band-Mitglieder
in den Entstehungsprozess eurer Musik integriert?
Nick: Überhaupt nicht. Im Grunde ergab es sich
über die Zeit, dass ich für PENDRAGON
schrieb und so blieb es! Jeder hat die Möglichkeit zu schreiben,
wenn er will, aber es geschieht nicht wirklich. Die anderen
Band-Mitglieder kommen dann mit ihren Performances bei den Aufnahmen
zum Tragen. Dort hinein legen sie ihre Persönlichkeiten
und das ist es, was ein PENDRAGON Album nicht
nur zu einem Nick-Barret-Solo-Projekt macht. Und auch live sind
die anderen Musiker natürlich unersetzlich, damit wir auf
der Bühne sind was wir sind.
Isabel:
PENDRAGON ist ein sehr merkwürdiger Name mit einem schönen
Klang. Derjenige, der über den Ursprung dieses Namens bescheid
weiß, wird erwarten, dass die Band irgendwie "mittelalterlich"
ist. Aber ich würde sagen, dass ihr nicht viel mit Legenden
über Drachen und Könige zu tun habt. Gibt es einen
bestimmten Grund, warum ihr diesen Namen gewählt habt?
Nick: Yeah... unser erster Drummer Nigel Harris hat
sich den vor sooooo langer Zeit überlegt! Damals schien
der Name gut zu passen, wie der Name Pink Floyd wohl damals
zu deren psychedelischer Musik passte. Mittlerweile ist es nur
noch ein Wort. Wie bei der Band The Police fallen die Hintergründe
und Bedeutungen des Namens mit der Zeit weg. Allerdings haben
wir nie über Könige und Drachen als solche gesungen.
Die meisten Lyrics waren über Philosophie, Theologie und
Psychologie oder politisch.
Isabel:
Ich habe natürlich die Band-Geschichte gelesen und dort
erfahren, dass vor allem das Album Not Of This World
sehr stark von Deinen persönlichen Erfahrungen und Gefühlen
inspiriert war. Kann man dies für Deine Musik und Deine
Texte generalisieren?
Nick: Ja. Ich nehme an, dass wir über unsere Erfahrungen
schreiben und je realer sie sind, desto realer wird auch die
Musik sein. Ich wurde 1990 geschieden und durchlebte eine furchtbare
Phase, das ist es, worum es in Not Of This World
geht. Bis heute war das wohl unser intensivstes und emotionalstes
Album. Manche Leute fanden es zu düster. Aber durch den
Ausdruck von Unglücklichkeit in trauriger Musik kann man
seine Seele von dem Schmerz befreien.
Isabel:
In PENDARAGONs Musik kann man ganz klar die Einflüsse von
verschiedenen bekannten Bands erkennen. Ich persönlich
mag die Art und Weise, wie Du diese wegweisenden progressiven
Ideen weiterentwickelst und sie mit Deinem sehr eigenen Stil
verbindest. Aber es gibt immer wieder Leute, die Dir vorwerfen,
dass Du zu nah am Original bist und sogar Ideen kopierst. Was
fühlst Du, wenn Du so etwas hörst und was hast Du
dazu zu sagen?
Nick: Zeig mir eine Band, die das nicht macht!!!!!
Heutzutage kann nicht jede einzelne Band für sich in Anspruch
nehmen, das Original zu sein; sie verwerten den Sound von anderen
Bands nur wieder und präsentieren die Musik in anderer
Weise. Okay, das ist nicht unbedingt SCHLECHT. So ist es einfach.
Und so lange es EINIGEN Menschen etwas gibt, hat es seine Berechtigung.
Manche sagten, dass Marillion wie ein Genesis-Plagiat klangen.
Gut, sie mögen ein wenig wie Genesis geklungen haben, aber
die hundete von Leuten, die sich ihre Gigs ansehen und ihre
Platten kaufen, können nicht falsch liegen!!!!!!!!!!!!
Marillion "kamen irgendwo her" (hatten ihre Vorbilder),
Bob Dylan auch - genauso Madonna und Pink Floyd... last uns
realistisch sein.
Isabel:
Wo noch, außer in Bands wie Pink Floyd, Camel usw. findest
Du Inspiration?
Nick: Nun, ich mag Pink Floyd und Camel, aber Genesis
war wirklich meine Band, sie sind diejenigen welche. Gerade
die Songs von Tony Banks haben mich umgehauen! Außer diesen
höre ich kaum progressive Musik. Wir haben aber auch eine
Menge anderer Einflüsse von Bands, die ich mag. Zum Beispiel
Queen, Pat Metheny, The Who, Sade, klassische Musik, Al Di Meola,
UFO, es sind zu viele, um sie alle aufzuzählen.
Isabel:
PENDRAGONs Musik hat viele Einflüsse. Einer ist Marillion.
Wie ich gelesen habe, hatte PENDRAGON eine recht enge Beziehung
zu dieser Band. Habt ihr immer noch Kontakt?
Nick: Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Ich habe
Mark vor ein paar Jahren in Rotherham bei einem Konzert gesehen
- und Pete... ähm, irgendwo...in einer Bar, denke ich!
Steve Rothery habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Wir redeten
immer über Gitarren und Riffs und Amps, es war großartig.
Wir haben mal ein bisschen zusammen gejammt im Studio, als sie
Script For A Jester's Tear in London aufnahmen. Ich habe Steve
Hogarth nie richtig kennengelernt, aber von Fish habe ich vor
ein paar Jahren was gehört. Ja, es war großartig
mit ihnen zu arbeiten in den 80ern. Als Mick Pointer noch in
der Band war, hat er PENDRAGON wirklich gefördert,
glaube ich, und ich werde ihm seine Bemühungen, uns als
Support für Marillon zu bekommen, nie vergessen.
Isabel:
Wo wir gerade über Beziehungen zu anderen Musikern sprechen:
vor allem die Musiker der "Progressive Rock Szene"
scheinen recht enge Verbindungen zu haben, überall auf
der Welt. Wo steht PENDRAGON in diesem Kontext?
Nick: Tja, Clive hat ja ungefähr eine Million
Projekte an denen er arbeitet, also ist er sehr präsent
in der Prog-Szene. Peter arbeitet an seinem Solo-Projekt und
hat eine Reihe Prog-Musiker auf seinen Alben. Fudge spielt Sessions
mit Tim Burness und La Host.
Isabel:
Bist Du in Kontakt mit der "Szene"?
Nick: Ja... ein wenig. Manchmal habe ich das Gefühl,
ich wäre da raus, wie die letzten vier Jahre, als ich "auf
einer Reise" war. Aber ich halte Kontakt zu einigen der
Jungs. Ich kenne Martin von IQ und sehe ein paar von den Pallas-Jungs
hier und da. John Jowitt natürlich... jeder kennt John
- und die Arena- und Jadis-Jungs fallen mir gerade ein... das
sind fast alle, oder?
Isabel:
Gibt es eine "junge" Progressive Rock Band, die Du
besonders schätzt? Und Warum?
Nick: Da sind ein paar, einige der mehr Grunge-mäßigen
Prog Bands, da ist es heutzutage, denke ich: Bands wie Riverside
aus Polen. Ihr neuestes Album Out Of Myself ist wirklich gut.
Auch eine neue Band von hier, Pure Reason Revolution auf deren
Konzert in Bath ich gerade gestern war. Ich hatte den A+R-Typen
von Sony Records in den Ferien auf Lanzarote getroffen und der
hatte mir von denen erzählt. Er hatte mir eine CD geliehen,
die sind wirklich gut.
Isabel:
PENDRAGON haben in der Vergangenheit Probleme mit dem kommerziellen
Erfolg ihrer Musik gehabt. Hat sich das geändert?
Nick: Nein. Es ist noch härter geworden!! Wir
verkaufen heute noch weniger und haben weniger Einkommen, weil
die Leute Musik herunterladen und CDs brennen. Es ist schwer,
finanziell zurecht zu kommen. Ich musste mein Motorrad verkaufen,
um die Aufnahmen der Drums und das Mixing für Believe zu
bezahlen. Ich weiß, die "Computer Kultur" sagt
"Ja und?"... aber ich sage Dir, wenn die Menschen
den Lebensunterhalt der Musiker nicht respektieren, können
die Bands es sich nicht leisten Alben zu produzieren und Touren
mit vernünftigen Shows zu machen. Wie viele eurer Leser
würden zur Arbeit gehen, ohne dafür bezahlt zu werden
und wären damit glücklich? Bitte ladet keine Musik
runter, wenn ihr die Musik wollt... kauft die CDs!!!!!
Isabel:
Seit wann arbeitet ihr mit InsideOut zusammen? Wie kam es zu
dieser Verbindung?
Nick: Ich kenne Thomas und Michael aus den Tagen, als
sie den IQ Fanclub "Magic Roundabout" in Deutschland
organisierten. So war es unvermeidlich, dass wir mit ihnen in
Deutschland zusammenarbeiten würden, als sie ihr Record
Label gründeten. Wir hatten bis dahin keinen großen
Vertrieb. Ich würde sagen, dass wir um 1990 begannen mit
InsideOut zu arbeiten.
Isabel:
Was für einen Einfluss hat eine Zusammenarbeit wie diese
auf Werbung und Erfolg?
Nick: Es ist eine Notwendigkeit. Ohne Werbung kann
man die Menschen nicht erreichen, wie also soll man CDs verkaufen?
Es hängt alles voneinander ab: Du brauchst Werbung, um
Alben zu verkaufen, um Publikum in die Konzerte zu bekommen,
so geht es immer weiter... So ist es klar, dass die Zusammenarbeit
mit einer Firma, die gute Connections zu den Journalisten hat,
bedeutet, dass sie gute Möglichkeiten hat, den Bands, mit
denen sie arbeitet, gute Promotion zu bieten.
Isabel:
Wenn man die Tatsache bedenkt, dass ihr nicht jedes Jahr oder
jedes zweite Jahr ein Album rausbringt, fragt man sich, ob ihr
genug Geld für eure Musik und die Touren bekommt. Könnt
ihr von der Musik leben?
Nick: Es ist ein echter Kampf. Die letzten Jahre habe
ich von dem Geld gelebt, das ich für den Verkauf meines
Hauses und für Reportagen bekommen hatte. Von der Musik
hatte ich nur ein ganz kleines echtes Einkommen. Außerdem
haben wir jedes Mal einen Haufen Schulden abzulösen, wenn
wir ein neues Album rausbringen, bevor wir sagen können,
dass wir etwas davon verdient haben. Man kann von der Musik
leben, gerade eben, aber dann muss man jedes Jahr ein Album
rausbringen. Das heißt, Dein kreativer Output ist unter
Druck und das kann bedeuten, dass die Musik nicht so gut ist,
wie sie sein könnte. Das ist ein weiteres Problem, das
sich aus dem Download von Musik und freier Musik ergibt. Manche
Musiker müssen möglicherweise mehr Alben aufnehmen,
um zu überleben, die dann vielleicht nicht mehr von so
hoher Qualität sind.
Isabel:
Es würde mich sehr interessieren, womit Du und die anderen
Band-Mitglieder ihr Geld verdienen?
Nick: Wie schon gesagt, ich habe von der Belastung
meines Hauses gelebt, das heißt, ich habe Geld im Gegenwert
meines Hauses von der Bank geliehen. Um ehrlich zu sein, als
ich geschieden wurde, musste ich die Hälfte von allem an
meine Ex-Frau geben, so war ich so gut wie bankrott.
Peter arbeitete mit mir bei Toff Records, musste aber doch einen
normalen Job annehmen. Fudge hat eine Menge ... Clive hat, wie
ich sagte, einige Projekte und sein Studio, wodurch er immer
wieder Geld hereinbekommt.
Isabel:
Ich habe mich immer gefragt, wie Musiker ihr berufliches Leben
mit dem Privatleben vereinbaren, wenn man bedenkt, dass sie
auf Tour sind, oder in einem Studio, das nicht gleich um die
Ecke liegt, und sie nicht immer in der Lage sind ihre Lieben
mitzunehmen usw. Es ist kein Geheimnis, dass Du selbst eine
Scheidung erlitten hast. War die Arbeit mit PENDRAGON auch verantwortlich
dafür?
Nick: Puh...ja.
Ich war mit der Band verheiratet! Ha ha.
Wirklich, ich vermute, obwohl meine Frau eine Affäre hatte
- es ist ähnlich wie bei Phil Collins, die Frau hatte eine
Affäre, aber wenn man die ganze Sache in der Rückschau
betrachtet, denke ich, dass ich noch verheiratet wäre,
wenn ich mich nicht so intensiv mit PENDRAGON
beschäftigt hätte. Ich bereue nichts, so ist das Leben
eben. Aber seit 1978, als es los ging mit PENDRAGON,
hatte ich beschlossen ein Profi-Musiker zu werden, es dauerte
bis 1990, bis ich sagen konnte: ja, ich kann jetzt Geld von
der Bank holen und meinen Lebensunterhalt davon bezahlen. Zwischen
'78 und '90 tourten wir ständig; wir investierten alles
in die Band, wir probten, gaben Konzerte, schrieben Musik, beantworteten
Fanpost - es war die totale Hingabe. Es gab auch eine Menge
Enttäuschungen, wie die Tatsache, dass wir nie einen Plattenvertrag
mit einem renommierten Label bekamen, oder das Unterschreiben
von schlechten Verträgen, um finanziell zurechtzukommen,
oder dass wir mit dem Auto in 30 cm hohem Schnee liegen blieben
auf dem Weg zu einem Konzert... Mann, es war hart! So kam es,
dass ich die Chance wahrnahm die uns gegeben wurde, als wir
1991 den Durchbruch mit The World
hatten, und jedes bisschen Energie und Mühe in PENDRAGON
steckte; ich war besessen davon, es ans Laufen zu bringen. Wir
konnten jetzt nicht mehr zurück! Von da an wurden wir von
Album zu Album erfolgreicher. Dann kamen die Eheprobleme und
brachten uns wieder an den Anfang, aber jetzt sind wir bereit,
wieder zu starten...
Isabel:
Ist ein gesundes Privetleben einer der Gründe, warum PENDRAGON
nicht so viele Alben veröffentlicht?
Nick: Ha ha... NEIN!
Trotzdem eine gute Frage!!
Ich würde gerne mehr Musik veröffentlichen, ich habe
mich der Band verschrieben. Nach einer Scheidung geraten viele
Menschen in eine totale Abwärtsspirale. Ich habe kürzlich
über Peter Grant, den Zep-Manager, gelesen, der sich nie
wirklich von seiner Scheidung erholt hatte und in einem Whirlpool
aus Drogen und Depressionen unterging. Was mich betrifft: ich
kam zurück zum Surfen und Motocross fahren... das hat geholfen!
Aber es bedeutet, dass man Zeit zur Heilung braucht. Die Probleme
gingen nicht weg, sie tauchten in verschiedener Weise auf nach
der Scheidung, was oft vorkommt. Ich hatte schwere Depressionen,
extreme finanzielle Probleme - ich brauchte zwei Jahre, um mein
Haus zu verkaufen - und ich häufte einen immer größeren
Schuldenberg an, ich hatte gesundheitliche Probleme mit meinen
Ohren und der Nase... es wollte einfach nicht aufhören!
Isabel:
Ist Dein Privatleben heute "gesund"? (Du brauchst
diese sehr persönlichen Fragen nicht zu beantworten. Aber
es würde uns glücklich machen, wenn wir wüssten,
dass es Dir gut geht *g*)
Nick: Ich bin letztes Jahr endlich umgezogen und ich
habe seit drei Jahren eine neue Freundin. Sobald ich in das
neue Haus eingezogen war, begann ich die Musik für Believe
zu schreiben. Also geht es bergauf. Wir alle haben diese schwierigen
Zeiten im Leben, diese unglaublichen "Lern-Phasen".
Sie sind wie Reisen, die man tun muss; aber diese Reisen müssen
auch ein Ende haben...vergiss das nie!
Natürlich, manche Leute werden durch ihr Leben getragen,
ohne irgendwelche Probleme... wie Sting!!! Der hat ein Leben.
Ich fühlte mich immer... grrrrr, der Kerl hat alles: zwölfstündige
Sex-Sessions, Berge von Geld, eine gute Musik-Karriere, Glaubwürdigkeit!!!
Oh man... und er klingt immer noch sooooo unglücklich!
Isabel:
Welche zeitgenössische Musik hörst Du heute? Welche
Bands, Solo-Künstler, Genres?
Nick: Ich höre von Zeit zu Zeit viel Jazz, und
auch klassische Musik. Im Moment gehe ich durch eine Jazz-Phase...oder
zumindest Jazz/Soul. Ich mag die Musik von George Michael und
Sade, was kommerzielle Musik angeht. Aber wahrscheinlich hauptsächlich
Rock-basierte Musik. Ich habe nie wirklich Iron Maiden gehört,
vielleicht habe ich was verpasst - ich sollte mir das mal antun.
Ich bin immer noch neugierig, was Musik angeht, und ich habe
immer noch Leidenschaft für Musik. Ich mag eine Menge Musik.
Ich mag gute Songs und ich hasse "wissenschaftliche"
Musik ... Musik ohne Gefühl und Emotion.
Isabel:
PENDRAGON feiern das 20ste Jahr nach ihrem ersten Album - und
bestehen ja sogar noch länger. Denkt ihr schon an den Abtritt
von der musikalischen Bühne, habt ihr Pläne für
die "Rente"?
Nick: Wir planen, nächstes Jahr eine DVD rauszubringen
und einige Shows zu machen, um das 21ste Jahr nach The
Jewel zu feiern. Wir konnten das 20ste nicht feiern,
weil wir keine Zeit hatten, die Auftritte zu organisieren. Ich
versuche, alle Leute, die jemals bei PENDRAGON
gespielt haben, dafür zusammenzutrommeln.
Isabel:
Na, hoffentlich lasst ihr euch auch in diesem Punkt von Camel
inspirieren: nach ihrer "Farewell-Tour" (Lebt wohl-Tour)
planen sie jetzt eine "Retirement Sucks-Tour" (Rentnerdasein
nervt-Tour) für 2006.
Nick: Ja, ich weiß!!! Wir übernahmen ein
paar Jahre lang den Versand nach Europa für Camel, daher
kenne ich Andy (Andy Latimer, Mastermind von Camel) ganz gut.
Er liebte es, auf der Bühne zu stehen und würde immer
auf Tour leben, wenn er könnte. Ich hatte mich gefragt,
wie er wohl mit dem Rentnerdasein klar kommen würde.....nun
weiß ich es!
Isabel:
Da wir gerade übers Touren sprechen: gibt es eine Chance,
euch in näherer Zukunft mal live zu sehen?
Nick: Ja, wir planen eine Tour für nächsten
Mai und da werden wir auch auf's Festland kommen.
Isabel:
Nick, ich danke Dir herzlich für dieses Interview. Wir
wünschen Dir und PENDRAGON das Beste und hoffen, in Zukunft
noch viel von euch zu hören.
Liebe Grüße.
Nick:
Cheers