POWER
QUEST sind eine echte Sensation. Nicht, weil sie melodischen
Power Metal spielen - heutzutage gibt es davon Dutzende, nein,
sie spielen melodischen Power Metal in einem Land, das für
seine Black/Gothic/Dark Acts bekannt ist, nämlich Großbritannien.
OK, da gibt’s ’ne Band namens Iron Maiden, aber ihr
wisst schon, was ich meine ... Oh, und die Tatsache, das es sich
hier um großartige Musiker handelt, die brillante, knackige
und eingängige Songs schreiben und das Alte mit dem Neuen
verschmelzen, sollte ebenfalls erwähnt werden. Kurz vor der
Veröffentlichung des Zweitwerkes Neverworld
im März bekam ich die Gelegenheit, Bandleader, Keyboarder
und Hauptsongwriter Steve Williams über britisch-italienische
Beziehungen, alte und neue Metal Helden und die wachsende englische
Metal Szene auszufragen. Und hier kommt, was Steve dazu zu sagen
hatte ...
Alex:
Was würdest Du sagen, waren die 3 einflussreichsten Album
bezüglich Eures Songwritings und warum?
Steve: Die 3 einflussreichsten Alben? Right, da muss
ich mit Iron Maiden anfangen, aber mit einem Album, das vielleicht
nicht viele Leute erwähnen würden ... Somewhere In Time.
Ich denke, es hat nicht wirklich die Beachtung gefunden, die es
verdient hat. Ich bin vielleicht als Keyboarder ein Weichei in
Sachen Gitarren Synths, aber das Songwriting auf diesem Album
war fantastisch. Da gibt’s eingängige Melodien wie
Wasted Years oder Stranger In A Strange Land, zusammen mit epischen
Harmonien wie Alexander The Great und Caught Somewhere In Time.
Da ist sogar eine Mitsingnummer in Heaven Can Wait und Sea Of
Madness hab ich auch nicht erwähnt!
Das zweite Album wäre wahrscheinlich Images And Words von
Dream Theater. Nicht nur vom Songwriting her gesehen, das ist
eins meiner all-time Lieblingsalben. Die Arrangements und Melodien
sind durchweg auf dem ganzen Album brillant. Songs wie Surrounded,
Pull Me Under und Take The Time... was soll man da noch sagen?
Das ist fantastische Musik von großartigen Musikern gespielt.
Das dritte Album wäre Return To Heaven Denied von Labyrinth.
Ich schätze, das ist ein weniger offensichtlicher Einfluss,
denn ich denke, POWER QUEST klingt nicht allzu
sehr nach Labyrinth. Es ist einfach ein hervorragendes Power/Speed
Album, vollgepackt mit eingängigen Songs, von denen einige
zwar nicht sofort zünden, aber sich im Laufe der Zeit entwickeln.
Lady Lost In Time ist einer meiner absoluten all-time Lieblingssongs.
Alex:
Erzähl mal was über das Zusammentreffen mit Andrea (Martongelli,
guitars) und Alessio (Garavello, vocals). Wie kam es dazu?
Steve: Wir trafen zuerst Alessio über Maurizio Chiarello
(Labelboss von Underground Symphony Records). Maurizio wollte
uns unter Vertrag nehmen, aber wir hatten damals keinen permanenten
Sänger. Also fragten wir ihn, ob er uns jemanden empfehlen
könnte. Er gab uns ein paar CD’s von verschiedenen
Sängern, aber sobald wir Alessio gehört hatten, haben
die ganze Sache gestoppt. Uns war klar, das er der Richtige für
POWER QUEST ist. Als Alessio 2002 rüber
kam, um Wings Of Forever aufzunehmen,
war Andrea mit dabei. Wir dachten, das es keine schlechte Idee
wäre, wenn er ein Gastsolo aufnehmen würde. Am Ende
jedoch sind wir ihm so auf den Leib gerückt, das er - glaub
ich - 4 Solos gemacht hat. Ein paar Wochen später haben wir
entschieden, das dieser Kerl in unsere Band gehört und glücklicherweise
hat er auch so gedacht! Das war im August 2002. Ich kann gar nicht
genug Gutes über die beiden sagen ... tolle Musiker und wirklich
gute Freunde.
Alex:
Alessio und Andrea sind permanente Bandmitglieder in POWER QUEST
und Arthemis, dazu leben sie noch in Italien. Wie bekommt Ihr
das auf die Reihe? Fliegen sie für die Gigs zwischen England
und Italien hin und her? Oder wie macht Ihr das?
Steven: Im Wesentlichen ist es genau so, Kumpel. Jedes
mal wenn wir Shows in UK haben, fliegen die beiden ein paar Tage
vorher rüber und wir nutzen die Zeit für Proben. Das
gleiche gilt für’s Studio. Ganz offensichtlich bedeutet
das, das wir nicht so oft zusammenhocken und proben, als wenn
wir in einer Stadt leben würden. Die UK Jungs proben ein
bisschen öfter ... na ja, ein kleines bisschen mehr. Hehe!
Alex:
Wie werden bei Euch die Songs geschrieben. Startet Ihr mit einer
Gesangslinie, einem Riff oder Keyboard Arrangement?
Steven: Der Großteil der Ideen kommt vom am Keyboard
sitzen und jammen. Währenddessen kommt mir vielleicht eine
Melodie oder Textzeile in den Sinn, das ist der Anfang. Natürlich
gibt es Songs, die sich beinahe von alleine schreiben und sehr
schnell zustande kommen. Eine Melodie kann Dir irgendwann in den
Kopf kommen und oft versuche ich mich daran zu erinnern. Generell
gesprochen denke ich, wenn man sich an eine Melodie nicht erinnern
kann, war sie auch nicht eingängig! Into The Light vom Neverworld
Album stammt von Steve Scott (Bass) und die Keyboard Parts kamen
erst nach den Gitarren udn Drums bei diesem Song.
Alex:
Kannst Du mir was über die Entstehung von Temple Of Fire
erzählen? Der Song ist ein solcher Ohrwurm und es ist ein
beinahe unmöglich, ihn aus den Kopf zu bekommen.
Steven: „Days of old...“ hehe! Du magst diesen
Song? Cool! Dieser war einer, die am schnellsten zustande kamen
und einer der letzten, die für dieses Album geschrieben wurden
– sofern ich mich recht erinnere. Der Song entstand aus
der Idee heraus, einen Blick auf die Vergangenheit zu erhaschen.
Der „Temple Of Fire“ war ein Platz für Pilgerreisen
in alten Tagen. Und der Song ist darüber, wie man diese Vergangenheit
sieht, für einen Moment, in der Gegenwart. Es ist eine Freude,
diesen Song live zu spielen, nur ist er meistens schon wieder
zu Ende, bevor er richtig gestartet ist.
Alex:
Was ist mit Sam (Totman, guitars, DragonForce) und Adam (Bickers,
guitars) passiert? Sind sie noch Teil der Band oder nicht?
Steven: Adam hat leider die Band verlassen, um seine
medizinische Karriere weiterzuverfolgen. Es war einfach unmöglich
für ihn, die Band und seine Arbeit als Junior Arzt unter
einen Hut zu bringen. Er hat viel in seine Zukunft investiert
und wir wünschen ihm das Beste. Wir sind noch immer in Kontakt
und treffen uns so oft es unser Arbeitsplan zulässt. Sam
ist kein „permanentes“ Mitglied mehr. Aber er ist
solch ein großartiger Typ und Musiker, das wir hoffen, das
er auch weiterhin zumindest als Gastmusiker in POWER QUEST
auftaucht. Er hat ein paar fantastische Melodien und Leads auf
Neverworld eingespielt und ich bin der Meinung, das Sam und Andrea
hervorragend zusammen spielen. Natürlich hat Sam sich hauptsächlich
mit DragonForce zu befassen, aber es ist toll Sam zu treffen,
wann immer wir können.
Alex:
Wie seid Ihr auf Gavin (Ward, drums) gekommen und was ist seine
Vergangenheit?
Steven: Tatsächlich traf Steve Scott Gavin, in Deutschland
meine ich. Gav war auf Tour mit seiner Band Last Hours Of Torment
und Steve hat zufällig eine dieser Shows gesehen. Es war
nur ein paar Monate später, als wir jemanden brauchten, der
Andre Bergmann auf Tour ersetze, da dieser die Band verließ.
Steve kontaktierte Gav. Er lernte das ganze Zeugs in 2 Wochen
und spielte praktisch alles blindlings auf der Tour. Und wieder,
nach einer Woche ... haben wir ihm den Job als Vollzeit angeboten.
Gavin kommt aus der Death Metal/ Hardcore Szene, also ich denke,
ihm gefällt diese Power Metal Geschichte. Und noch ’ne
andere Sache ... ich denke, Gavin ist einer der lustigsten Leute,
die ich bisher getroffen habe.
Alex:
Seid Ihr schon für irgendwelche Festivals in diesen Sommer
bestätigt? Und wenn ja, nur in UK?
Steve: Wir sind bisher für kein europäisches
Festival bestätigt, aber wir sind verfügbar, falls jemand
interessiert ist!
Ansonsten haben wir ein paar UK Shows im Juni mit unseren Freunden
Intense und Mercury Rain. Und im September spielen wir ein paar
Gigs mit Balance Of Power und Threshold, auch in UK. Wir freuen
uns wirklich, endlich mal auf Tour gehen zu können und wir
würden es lieben, eine Neverworld
Tour Europa und darüber hinaus machen zu können. Die
Band hatte wirklich ihren Spaß auf der Tour im letztes Jahr.
Das ist der Grund, warum wir alle so heiß auf’s Touren
in diesem Jahr sind.
Alex:
Ausgehend von von Wings Of Forever war Neverworld
für mich der nächste logische Schritt vorwärts.
Was denkst Du, ist der NÄCHSTE Schritt für POWER QUEST?
Steve: Das ist genau die Frage, schätze ich ...
hehe! Wir haben bereits angefangen, neues Material für unser
drittes Album zu komponieren und die Dinge laufen soweit ganz
gut. Ich will in diesem frühen Stadium noch nicht allzu viel
verraten, aber ich denke, ein paar der neuen Songs werden wirklich
echt stark. Wir werden ein wenig Zeit zwischen den Touren damit
verbringen, an dem neuen Material zu arbeiten und dann werden
wir sehen, wo wir Ende September stehen. Hoffentlich haben wir
dann das ganze Material schon in guter Form.
Alex:
Wie seid Ihr in den Kontakt mit Sabine Edelsbacher von Edenbridge
gekommen?
Steve: Wir waren ein paar Jahre mit Lanvall (Edenbridge
Gitarist) befreundet. Als ich also eine weibliche Stimme für
den Song Lost Without You dachte, kam mir Sabine als erstes in
den Sinn. Sie hat eine fantastische Stimme und ich konnte mir
ein Duett mit ihr und Alessio wirklich gut vorstellen. Sie war
entzückt darüber, dabei zu sein, also flog sie mit Lanvall
für ein paar Tage rüber und wir hatten eine großartige
Zeit im Studio. Ich meine, das Ergebnis ist wirklich cool und
ich bin froh, das Sabine mit ihrem Einsatz bei POWER QUEST
einverstanden war. Es wäre cool, mal dieses Duett live on
stage präsentieren zu können.
Alex:
Was ist Deine Meinung über die aktuelle Power Metal Szene
in UK?
Steve: Obwohl die Szene hier in UK recht klein ist, wächst
sie doch langsam, denke ich. Es gibt eine Reihe cooler Bands,
die verschiedene Arten des Power Metal spielen. Die bekanntesten
von ihnen sind vielleicht meine alten Kollegen DragonForce. Aber
es gibt auch noch andere Bands wie Intense oder Shadowkeep, die
einen mehr US Power Metal beeinflussten Stil spielen, so in Richtung
Iced Earth, Fates Warning ... etc; Mercury Rain sind eine tolle
Power Metal Band, mit leichten Gothic Touch und einer Sängerin
aus Bristol. Eine andere Band, die es Wert ist mal anzutesten,
sind die progressiven Metaller von Soliloquy aus Derby. Da gibt
es ein echtes Gefühl für Gemeinschaft in der Power Metal
Gemeinde. Nicht nur mit den Fans, sondern auch die Bands untereinander.
Das sorgt für ein paar großartige Nächte auf Tour
das Land hoch und runter.
Alex:
Schlussendlich, nachdem Ihr auf der Bühne alles gegeben habt,
wie feiert Ihr?
Steve: Um ehrlich zu sein, wir sind wahrscheinlich ziemlich
zahm und langweilig ... hehe! Ich persönlich trinke keinen
Alkohol mehr, also ist das für mich weniger ein Problem.
Vielleicht werde ich alt! Ich entspanne mich auf andere Weise
... haha! Jeder ist sehr professionell ... ein paar Bier nach
der Show und dann lasst uns in der letzten Nacht auf Tour was
runterreißen. Die Jungs hatten eine großartige Zeit
beim Party machen nach dem Bloodstock Festival im letzten Jahr.
Das hatten sie wirklich verdient, nach der ganzen harten Arbeit
in der Woche davor.
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