RAVENHORST
zählen zu den eher unbekannteren Bands im österreichischen
Underground, was wohl daran liegt, dass es die Band noch nicht
lange gibt. Doch trotzdem konnten sie mich besonders bei ihrem
Auftritt im Linz mit Astaroth überzeugen, weshalb ich Drummer
Ravager mit einigen Fragen löcherte.
Dunja:
Erzähl mir mal ein bisschen etwas über die Band und eure Geschichte.
Ravager: Zur
Bandhistory gibts auch was auf unserer Homepage, aber ich versuch
das Entstehen mal aus einer anderen Sicht zu schildern. RAVENHORST
im heutigen Sinne besteht aus den Gründungsmitgliedern Naagrahl
und Ravager, Armagh kam bereits wenige Tage später dazu, Shadowstorm
im August etwa 4 Monate nach Bandgründung. Eigentlich war das
erste musikalische Aufeinandertreffen nur eine einfache Jamsession
(ich hatte bis dahin nur ein-zweimal an einem Schlagzeug gesessen),
welche uns dann aber dermaßen begeistert hat, dass wir weitergemacht
und somit die Band gegründet haben. Wir haben alle praktisch bei
Null angefangen, außer dem Naagrahl, der schon ein paar Jahre
Gitarrenunterricht gehabt hat. Hört man sich also unsere Nummern
an, kann man, denke ich, immer wieder eine gewisse Weiterentwicklung
feststellen.
Dunja:
Euch gibt es ja noch nicht lange, in der kurzen Zeit habt ihr
doch schon einiges geschaffen. Wie erklärt ihr euch das? Seid
ihr alle so hypermotiviert oder steckt einfach ein überdimensionaler
Verwirklichungsdrang dahinter?
Ravager: Beides
spielt da eine Rolle, aber sicherlich auch, dass wir eigentlich
keine Anfänger mehr sind, was Musik an sich betrifft - ich habe
mit 6 Jahren angefangen Keyboard zu spielen - und wir anfangs
sehr viel geprobt haben, um einen gewissen Standard zu erreichen,
auf dem wir jetzt endlich weiter aufbauen können.
Dunja:
Obwohl Keyboard doch etwas anderes als Schlagzeug ist - habt ihr
irgendwann vor, deine Keyboardtalente auch noch irgendwo einzubauen?
Ravager: Auch
beim Keyboarden ist Rhythmusgefühl sehr wichtig, deshalb fehlts
von dieser Seite auch nicht an Kreativität! Ob wir Keyboards einbauen
werden, kann ich nicht sicher sagen, sehr wahrscheinlich zuerst
in Form eines Intros, später vielleicht auch in den Liedern selbst,
man wird sehen...
Dunja:
Ihr habt auch bereits 2 "offizielle" Liveautritte hinter euch:
wie waren die Reaktionen bzw wie habt ihr euch gefühlt?
Ravager: Der
erste Gig beim YBC im Planet Music war sicherlich alles Andere
als gelungen, der Sound war miserabel, die Nervosität war noch
recht groß, und die Reaktionen sind auch dementsprechend eher
mittelmäßig bis negativ ausgefallen. Das Konzert mit Astaroth
in Linz war wahrscheinlich DER Bandhöhepunkt bis jetzt, vom Gefühl
her hat dort alles gepasst, wir haben uns direkt in einen Spielrausch
versetzt, den auch die kleinen technischen Probleme nicht stören
konnten. Die Reaktionen waren durchwegs positiv, was uns sehr
gestärkt hat.
Dunja:
Ja, da kann ich nur zustimmen, der Gig war sehr gelungen! Aber
davon können sich, zumindest die Wiener, in nächster Zukunft gleich
zweimal überzeugen ...
Ravager: Richtig!
Am 8.März gehts in der Zu-Ga-Be als Support von DESASTER los,
drei Wochen später am 30.März im Planet Music mit SIEBENBÜRGEN,
EISREGEN, HOLLENTHON und unseren Warbrothers von VARGSRIKET. Für
beide Konzerte ist was Besonderes vorgesehen! Verraten wirds aber
nicht. Karten kann man selbstverständlich bei uns erstehen!!!
Dunja:
Dann darf man mal gespannt sein! Im April (wenn ich richtig informiert
bin) soll ja eure Split mit EMPYRE rauskommen. Wie zufrieden seid
ihr mit dem Ergebnis bzw. was können die Leute von der Split erwarten?
Ravager: Mit
dem Endresultat ist jeder von uns denke ich zumindest zu 99% zufrieden!
Die Tage im EMPYRE-Proberaum waren zwar anstrengend, haben sich
aber voll ausgezahlt! DIe Produzenten Adam Duben und Markus Zemlicka
(beide Ex-ESOPHAGUS) haben hervorragende Arbeit geleistet, und
wirklich einen Sound zustandegebracht, der im Metalbereich in
Österreich seinesgleichen sucht! Diejenigen, die bereits das Gewitterwind-Demo
in ihrem Besitz haben, können eine Steigerung von Geschwindigkeit
(was zwar Nebensache ist, jedoch einige Nummern erst interessant
macht) und Atmosphäre erwarten, die Leute, die uns noch nicht
kennen, sollten die Split-CD unbedingt erstehen, sie ist auf insgesamt
500 Stück limitiert und es gibt wirklich jede Menge Abwechslung
und Bang-Spaß auf dieser CD, sowohl Empyre als auch wir haben
das Beste gegeben!
Dunja:
Den Tempowechsel hast du ja bereits angesprochen: auf eurem Demo
"Gewitterwind" seid ihr eher ruhiger, mit vielen langsamen Passagen,
während auf der Split CD eher geholzt wird. In welche Richtung
werdet ihr in Zukunft einschlagen? Live seid ihr ja eigentlich
die Mitte zwischen Demo und Split, die ich persönlich eigentlich
auch am besten finde.
Ravager: Alles
in allem werden wir schon in der Nähe der Split CD bleiben, doch
sollen auch von unserer Seite her die akkustischen Parts häufiger
werden, sowie die eher tragenden Teile. Was jedoch genau kommen
wird, kann keiner von uns sagen, wir komponieren einfach weiter
und weiter, und das was uns gefällt bzw. zur derzeitigen Stimmung
passt, wird verwertet.
Dunja:
Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, mit EMPYRE aufzunehmen
- ihr Stil unterscheidet sich ja doch einigermaßen von eurem?
Ravager: Unser
Sänger ist ein guter Freund von den EMPYRE Leuten, wir haben uns
in den Anfangstagen oft gewünscht, mit ihnen eine Split aufzunehmen,
bis dann im November einer von Empyre selbst das Angebot gemacht
hat. Und der Unterschied im Stil hat ja auch was Gutes an sich,
nämlich, dass sowohl Black- als auch Deathmetal auf der CD vertreten
ist und diese dadurch ein breiteres Publikum anspricht.
Dunja:
Wie entstehen die Songs bei euch bzw. wer ist für die Lyrics zuständig?
Sind die Texte eher misanthropisch angehaucht, geben sie Gefühle
wieder?
Ravager: Früher
waren es immer Fragmente, einzelne Riffs von mir oder Naagrahl,
die wir zu einem Ganzen kombiniert haben. Die Texte waren oft
schon vor den Riffs da, und wurden dann einfach angepasst. In
letzter Zeit kümmern wir beide uns getrennt um die Nummern, sprich
eine kommt von ihm, eine von mir, die Texte dazu entweder von
Armagh, Naagrahl, oder mir. In unseren Texten ist so ziemlich
alles vorhanden, außer klar religiöse Themen. Ich persönlich schreibe
meistens über die Stellung der Menschen bzw. der Erde im Universum,
oder schlicht und einfach über die Nacht. Summerfrost hingegen
ist ein versteckter Selbstmordtext geworden.
Dunja:
Soweit ich weiss, sind 2 eurer Einflüsse die Bands ISENGARD und
EMPEROR - was liegt euch an den Bands so?
Ravager: Nunja,
beide Bands haben am meisten mich beeinflusst, was ich dann auf
RAVENHORST etwas übertragen habe, denke ich. Mit ISENGARD spielt
Fenriz einfach haargenau jene Musik, die mir im letzten Jahr am
stärksten zugesagt hat, deswegen ist es leicht möglich, das eine
Ähnlichkeit in Bezug zur Atmosphäre in unseren Liedern besteht.
Emperor verkörpern derzeit den perfekten Metal, doch gefallen
uns die alten Alben mehr, welche uns auch leicht im Riffing beeinflusst
haben. Sie bringen einfach Emotionen mit ihrer Musik hervor, wie
es keine andere Blackmetal Band vermag.
Dunja:
Obwohl es sich da streiten lässt. Ich würde das neue EMPEROR Album
zB nicht mehr wirklich als Black Metal bezeichnen, eher als extremen
Metal..
Ravager: Das
ist vollkommen richtig, ich habe auch eigentlich mehr die Alben
"In The Nightside Eclipse" und "Anthems..." gemeint. "Prometheus"
ist praktisch kein Metal mehr, sondern nurmehr ein Wahnsinn! -
natürlich im positiven Sinne!
Dunja:
Ihr seid ja eine der wenigen schwarzmetallischen Bands in Österreich.
Was sagt ihr zu den anderen Bands in dem Bereich bzw. was stört/gefällt
euch an der Szene? Welche Bands könntet ihr weiterempfehlen?
Ravager: Es
gibt mehr Bands im Untergrund als die meisten wissen, nur schaffen
es diese einfach nicht, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu überschreiten,
was sich durch das mangelnde Interesse und die schlechten Connections
erklären lässt, denn Bands wie ASMODEUS, SANGUIS, VARGA etc. hätten
sich schon längst einen Vertrag verdient, da sie an internationale
Größen wie MARDUK od. IMMORTAL herankommen, wenn nicht sogar übertreffen!
Auch VARGSRIKET erzeugen mit ihrer Musik eine Energie, die Seltenheitsstatus
genießt... Äußerst beschissen in der Szene ist der schlechte Zusammenhalt
bzw. das Herumgerede hinter den Rücken von anderen, obwohl sogar
das sich in letzter Zeit gebessert zu haben scheint. Und das leidige
alte Thema mit mangelndem Konzertbesuch etc. ist ebenso traurig.
Über 1500 stürmen zum Antichristmas bzw. No Mercy in die Arena,
aber für ein Underground Konzert, bei dem oft weit mehr die Post
abgeht, heben selten mehr als 100 Leute ihren Arsch.
Dunja:
Dein Vater ist ja Priester - wie steht er denn zu dem musikalischen
Schaffen seines Sohnes, wo doch gerade der Black Metal sich eigentlich
gegen die Kirche und die gesamte kirchliche Institution wendet?
An was glaubst du?
Ravager: Ich
persönlich glaube an überhaupt nichts, sprich ich halte die großen
Weltreligionen ebenso für Schwachsinn wie Satanismus oder irgendwelche
Naturkulte. Niemand kann wissen, was der Mensch tatsächlich ist,
was das Universum darstellt, was dahinter ist, wie es entstanden
ist etc, meine Anschauung ist, dass wir Menschen schlichtweg Tiere
sind, die die Fähigkeit haben komplex zu denken, und sich so eine
Scheinwelt erschaffen, die über die Tatsachen hinausgeht. Ich
versuche mich davon zu entfernen, auch wenn das fast unmöglich
ist, und mich damit abzufinden, dass beim körperlichen Tod auch
die Seele stirbt. Mein Vater ist über all das genau informiert,
nimmt es aber zur Kenntnis, was ich sehr schätze, da er kein blinder
Gläubiger ist, sondern Stärke in Sachen Toleranz zeigt und auch
andere Anschauungen akzeptiert. Er begegnet den modernen religiösen
Strömungen auch sehr kritisch und macht sich Gedanken über ein
Glaubensthema.. Bei Ravenhorst gehts ja auch nicht um Antichristentum,
sondern um andere Ecken des Blackmetal. Vielleicht ist dieser
Begriff auch die falsche Definition unserer Musik, der Naagrahl
nennt das was wir machen schon seit geraumer Zeit nurmehr Pure
Action Metal, hahaha.
Dunja:
Was denkst du, wenn du Aussagen wie zb von Nattefrost / CARPATHIAN
FOREST liest, der meinte, man solle Priester umbringen, um ein
Zeichen gegen das Christentum zu setzen?
Ravager: Ich
halte das für hirnlosen Schwachsinn, grundsätzlich weil gewalttätige
Auseinandersetzungen nie zum Ziel führen, zweitens da ich der
Ansicht bin, das Christentum wird sehr bald seine Bedeutung endgültig
verloren haben, und nur noch so quasi Attraktion sein. Wenn ich
etwas gegen christliche Anschauungen habe, dann diskutiere ich
mit den betreffenden Personen und knalle sie doch nicht ab.
Dunja:
Abgesehen von deinem Vater - hast du schon mal versucht, mit einem
wirklich überzeugtem Christ zu reden? Ich erinnere mich da nur
an Gespräche mit Jugendlichen Christen, die mich versucht haben
umzustimmen - mit denen KANN man nicht diskutieren, egal was du
sagst, sie hören dir nicht zu, und kommen nur mit Bibelzitaten,
die eigentlich nichts damit zu tun haben...
Ravager: Überzeugte
Christen sind Träumer. Und mit Träumern kann man meist halt wirklich
nicht reden, es sei denn man schafft es, sie aufzuwecken, was
praktisch unmöglich sein dürfte, da niemand beweisen kann, dass
es Gott nicht gibt. Ebenso kann auch keiner beweisen, DASS es
ihn gibt, also ignoriert und toleriert man sie einfach.
Dunja:
Da liegt wohl das Problem - so einfach ignorieren und tolerieren
kann man sich wohl nicht: Tagtäglich trifft man auf Konflikte
oder neue Vorurteile. Nun aber zu etwas anderem: Ihr habt auch
einmal gemeint man soll den Black Metal nicht zu ernst nehmen
- wie ist das gemeint? Schliesslich ist doch gerade der Black
Metal eine Musik, die man mit Kopf und Geist lebt und nicht nur
spielt. Denkt ihr nicht, dass euch einige deswegen nicht ernstnehmen
werden?
Ravager: Wie
ich vorhin schon gesagt habe, vielleicht ist Blackmetal wirklich
eine falsche Bezeichnung für uns, da wir uns wirklich nur auf
das musikalische konzentrieren. Meiner Meinung nach ist der echte
Blackmetal, der von den Musikern auch gelebt wurde, schon fast
ausgestorben. In Wahrheit haben nur Bands wie MAYHEM (früher),
DARKTHRONE oder CLANDESTINE BLAZE Blaze die Bezeichnung dieser
Stilrichtung verdient, und wenn du zum Vergleich DIMMU BORGIR,
EMPEROR, CRADLE OF FILTH oder MARDUK hernimmst, wirst du verstehen,
was ich meine. Es ist etwas komplett Anderes, mit dem Schwerpunkt
auf der musikalischen Ebene, und nicht in Richtung Lebenseinstellung.
Dunja:
Obwohl ja der Black Metal heutzutage nicht durch diese Bands weiterlebt
- ich denke da eher an die doch sehr aktive deutsche oder tschechische
Szene, ausserdem gibt es auch noch "richtige" norwegische Bands
wie TSJUDER oder TAAKE..
Ravager: Das
sind eben noch Klassiker... nur werden die neuen Bands dieser
Richtung seltener. Bzw. sie bleiben noch stärker im Underground,
da sie von den Großen überschattet werden.
Dunja:
Würde ich nicht sagen - sie werden eben nur nicht mehr so bekannt,
weil der Großteil momentan lieber auf Deathmetal usw. steht, aber
der Spirit ist sicherlich noch vorhanden (wenn es auch leider
mittlerweile in eine politische Richtung geht, was ich absolut
nicht okay finde)...
Ravager: Ich
bin nicht der Meinung, dass der Spirit noch in der Art und Weise
vorhanden ist wie früher. Nicht nur aufgrund dessen, was du gerade
angesprochen hast, sondern weil ich nicht glaube, dass heutzutage
noch mehr als eine Hand voll Bands Blackmetal macht, wie einst
Darkthrone. Die Entwicklung macht das ja ziemlich unmöglich, auch
Blackmetal hat die große Spalte der Öffentlichkeit erreicht und
wird immer mehr mit Geld und Berühmtheit in Verbingung gebracht.
Dunja:
Darüber lässt sich wohl noch lange streiten - aber da auch die
Zeit begrenzt ist, müssen wir an der Stelle Schluss machen. Danke
für die Zeit - die letzten Worte bleiben dir.
Ravager: Unterstützt
den österreichischen Underground-Metal und hört euch die Split
an!!!! In diesem Sinne, Total Desssssss!
www.ravenhorst.at.tt
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