Mittelalter
mit Metal zu mischen ist im Moment stark im Kommen. Hinter den
etablierten In Extremo oder Subway To Sally (ok, sie haben sich
ja davon inzwischen schon ziemlich weit entfernt) macht sich eine
ganze Garde von jungen, hungrigen Bands bereit, die Könige vom
Thron zu stürzen. Adaro, Schandmaul oder Morgenstern sind nur
einige davon. SCHATTENTANTZ gehören allerdings auch dazu
und sie haben ihre Ambitionen mit ihrem Album Galgenfrist sehr
nachdrücklich unterstrichen und lassen Erinnerungen an Weckt die
Toten - Zeiten wieder zum Leben erwachen. Mehr als genug Gründe
als Dominik Oelke von SCHATTENTANTZ einmal auf den Zahn
zu fühlen und etwas mehr über die Band zu erfahren.
Markus:
Hi, sagt doch bitte zuerst etwas zu Eurer Bandgeschichte und stellt
Euch persönlich etwas vor. Dominik: Gegründet wurde Schattentantz
Mitte 1999. Mit dabei waren damals schon Dome (Gitarren, Schalmei,
Backgroundgesang), Max (Gitarren, Bouzouki, Dudelsack, Backgroundgesang),
Fred (Schlagwerk, Dudelsack, Backgroundgesang) und eine Geigerin
namens Inga. Nach einiger Zeit kamen ein Sänger (Aaron), ein Bassist
(Sören) und eine Flötistin (Imke) hinzu, und die Geigerin wurde
durch einen Cellisten (Lasse) ersetzt. Imke hat die Band jedoch
vor kurzem aus Zeitgründen verlassen.
Markus:
Habt Ihr vor Schattentantz schon in anderen Bands gespielt und
wenn ja in welchen Stilrichtungen lagen diese? Dominik: Eigentlich
hat jeder von uns vor Schattentantz schon irgendwo gespielt, wobei
von Rock über Thrash-Metal bis hin zum klassischen Orchester alles
vertreten war. Zwei von uns studieren auch Musik, machen das Ganze
also zum Beruf.
Markus:
Seid Ihr von der Mittelalter Szene zur Musik gekommen oder umgekehrt?
Dominik: Schattentantz wurde mit der Absicht gegründet, Musik
zu machen, die in die Mittelalter/Folk Richtung geht, wobei es
am Anfang von der Besetzung her noch recht wenig mittelalterlich
war, obwohl sich die Lieder schon um mittelalterliche Themen drehten.
Die mittelalterliche Instrumentierung kam nach und nach hinzu,
bis es dann auch möglich war ein eigenständiges, rein mittelalterliches
(Akustik-)Set auf die Beine zu stellen.
Markus:
Worin lag die Faszination das eine mit dem anderen zu verbinden?
Dominik: Der Reiz liegt darin, dass zwar einerseits Jahrhunderte
zwischen den Stilen liegen, sie sich aber andererseits charakteristisch
gar nicht so voneinander unterscheiden. Gerade der derbe, laute
Klang von mittelalterlichen Dudelsäcken und Schalmeien lässt sich
sehr gut mit dem Sound von Bratgitarren verbinden.
Markus:
Wie lange habt Ihr für Galgenfrist insgesamt gebraucht (Songwriting,
Aufnahme etc.) und was für Stationen durchlief die Scheibe?
Dominik: Begonnen haben wir mit den Aufnahmen Ende April 2001,
damit waren wir auch relativ schnell fertig, am längsten hat der
Mix gedauert. Die Songs sind eigentlich alle nach und nach entstanden
und wurden unserem Repertoire hinzugefügt. (Wobei wir die Songs
meistens gemeinsam im Proberaum schreiben, aber es kommt schon
vor, dass jemand, wenn er eine zündende Idee hat, ein fertiges
Lied mitbringt, an dem man nur noch etwas feilen muss.) Man kann
also nicht einschätzen wie lange wir für's Songwriting gebraucht
haben, die Aufnahmen und der Mix haben zusammen etwa 7 Monate
gedauert.
Markus:
Wo habt Ihr Galgenfrist aufgenommen und gab es durch Eure ungewöhnliche
Instrumentierung irgendwelche Probleme?
Dominik: Galgenfrist wurde in einem Privatstudio aufgenommen.
Die größten Schwierigkeiten gab es eigentlich beim Mix. Es war
sehr schwer alles so unter einen Hut zu bringen, dass es nicht
breiig klingt, man aber trotzdem noch jedes Instrument hört, deshalb
hat der Mix auch so viel Zeit in Anspruch genommen.
Markus:
Was für Reaktionen bekamt Ihr bisher auf Galgenfrist zurück?
Dominik: Im großen und ganzen sehr positive. Den meisten Leute,
die sich die CD gekauft haben, hat sie gefallen. Und auch die
Kritiken in Magazinen (Karfunkel, Zillo, etc.) waren durchweg
positiv. Natürlich gab es auch Punkte die kritisiert wurden, aber
war die Kritik immer konstruktiv und einleuchtend.
Markus:
Seid Ihr selbst mit dem Album zufrieden oder was würdet Ihr noch
ändern wollen?
Dominik: Mit ein bisschen Abstand kann man sagen, dass wir
zufrieden damit sind. Natürlich hätte man an einigen Stellen noch
etwas besser machen können; und hie und da haben sich Fehler eingeschlichen,
über die man sich ärgert, weil man weiß, dass man es hätte besser
machen können, aber man muss halt einen Kompromiss finden zwischen
dem Ausmerzen solcher kleinen Fehler (die der Hörer später sowieso
nicht bemerkt) und der Zeit (und somit auch dem Geld), die man
dafür braucht.
Markus:
Es macht auf jeden Fall den Anschein, dass zu Galgenfrist ein
ganzes Konzept gehört. Eure Homepage ist zumindest auch sehr mittelalterlich
aufgemacht. Wieweit geht dieses Konzept?
Dominik: Hinter der Band steht natürlich das Mittelalterliche
als Konzept, und das geht soweit, dass wir auch live in Gewandung
spielen und auf der Bühne (mit Fackeln usw.) für das passende
Ambiente sorgen. Hinzu kommt noch, dass wir auch ein komplett
mittelalterliches (akustisches) Set haben. Die CD ist in dieses
Konzept natürlich eingebunden, aber es ist kein Konzeptalbum in
dem Sinne, dass die Lieder durch einen roten Faden oder eine Geschichte
verbunden sind.
Markus:
Würdet Ihr sagen, dass man anders ans Songwriting herangeht, wenn
man in einer Mittelalterband spielt, da man doch ein ganz spezielles
Ziel erreichen will?
Dominik: Eigentlich läuft das bei uns relativ normal ab, wir
jammen meistens im Proberaum und sehen was dabei herauskommt.
Dadurch dass wir dabei eben auch mittelalterliche Instrumente
verwenden, ergibt sich das "Mittelalterliche" ganz von selbst.
Natürlich muss man sich beim Texten schon mehr Gedanken machen,
weil ja nicht alle Ausdrücke und Begriffe passend sind, und die
Lieder sich um mittelalterliche Themen drehen sollten.
Markus:
Ihr verwendet nur wenig traditionelles Songmaterial, sondern mehr
eigenes Zeug. Woran liegt das?
Dominik: In einigen unserer Songs finden sich Elemente die
aus traditionellem Lied- bzw. Textmaterial stammen (z.B. "Ouwe",
"Bauernknecht",...). Aber im Metal-Set muss man natürlich vor
allem für die modernen Instrumente Sachen komponieren (weil's
die ja noch nicht gab). Im Akustik Set (wovon leider noch keine
CD existiert) sind 90% der Sachen traditionell.
Markus:
Das Mittelalterliche würde sich doch eigentlich hervorragend für
ein Konzeptalbum eignen. Meint Ihr, sowas wäre machbar und wenn
ja, unter welchem Thema?
Dominik: Das wäre sicherlich machbar, und wir haben über so
was auch schon mal nachgedacht, zumal es ja in der mittelalterlichen
Geschichte und Literatur genug Konzepte gibt, die man verfolgen
könnte, aber konkret haben wir noch keine Vorstellungen, und das
nächste Album wird mit Sicherheit (noch) kein Konzeptalbum.
Markus:
Inwiefern kann man in einer Szene, die so auf das Alte fixiert
ist, immer noch neue Akzente setzen?
Dominik: Die neuen Akzente bestehen ja gerade darin, dass
man das Alte mit dem Neuen verbindet. Es gibt zwar immer mehr
Bands, die das machen, aber diese Musikrichtung ist wohl noch
lange nicht so ausgelutscht wie die meisten anderen.
Markus:
Ihr tretet auch auf Mittelaltermärkten auf. Inwiefern unterscheidet
sich dies von anderen Konzerten (Publikum, Atmosphäre etc.).
Dominik: Solche Gigs unterscheiden sich von den anderen allein
schon dadurch, dass wir dort ein komplett akustisches Set mit
rein mittelalterlicher Instrumentierung spielen, das mit dem Metal-Set
nicht viel zu tun hat. Und natürlich ist das Klientel auf Märkten
ein anderes als auf den Metal Gigs. Auf Märkten sind die Leute
viel passiver, sie schauen sich das ganze gerne an, aber sich
bewegen und tanzen wollen sie meistens nicht, das ist, wenn wir
auf Larps spielen (und natürlich beim Metal-Set) ganz anders.
Die Gigs mit dem Metal-Set sind von der Atmosphäre her auch eher
etwas düsterer, als die Akustikauftritte. Markus: Steht auch mal
eine Tour oder ein Festival an, auf dem Ihr in nächster Zeit zu
sehen seid? Dominik: Wir spielen in nächster Zeit einige Konzerte
(sowohl akustische, als auch andere). Die genauen Daten und Orte
stehen auf unserer Homepage (www.schattentantz.de)
. Im Sommer ist auch eine kleinere Tour mit einer befreundeten
Band geplant, steht aber noch nix fest.
Markus:
Würdet Ihr sagen, dass man das Mittelalter im Moment etwas glorifiziert?
Dominik: Sagen wir, es wird im Moment etwas kommerzialisiert,
es ist also quasi "im Kommen". Dadurch passiert, dass es etwas
verklärt wird, und teilweise als "heile Welt" dargestellt, die
das Mittelalter zweifelsohne nicht war. Wir für unseren Teil verarbeiten
auch die gesellschaftlichen und politischen Probleme die es damals
gab, in unseren Texten ("Hexe", "Bauernknecht"), nicht weil wir
eine politische Band sein wollen, sondern weil sie einfach ein
Teil dieser Zeit sind und dazugehören.
Markus:
Welche historische Person aus dem Mittelalter würdet Ihr gerne
mal treffen?
Dominik: Merlin der Zauberer, Siegfried ...und Roy. Also im
Ernst? Walther von der Vogelweide wäre eine interessante Persönlichkeit,
weil er quasi ein "Kollege" von uns ist und man ihm viele mittelhochdeutsche
Lieder zu verdanken hat. Außerdem waren seine Texte für die Entstehungszeit
recht fortschrittlich.
Markus:
Irgendwelche letzten Worte?"Ist
das Fallbeil auch in Ordnung ?" (Letzte Worte des Henkers) "Man,
ist die Königin hässlich..." (Letzte Worte des Hofnarren)
"Du triffst mich doch sowieso nicht!!" (Letzte Worte eines Bogenschützen)
Vielen
Dank
Bitte,
kein Problem, tut uns leid, dass es so lang gedauert hat ... -
Dominik |