Mit Obsidian konnten die Thrash Deather von SLOWMOTION APOCALYPSE weit über die italienischen Landesgrenzen hinaus punkten. Durchweg gute Reviews gibt es zu verzeichnen, u.a. auch bei uns. Der Erfolg bleibt konsequenterweise nicht aus – die Bühnenbretter werden mittlerweile mit den ganz Großen der Szene geteilt. Wächst da wieder was Weltmeisterliches in Italien heran? Schauen wir doch mal nach was uns Chef-Brüller Alberto „Albi“ Zannier zu sagen hat!

Slowmotion Apocalypse

Torsten: Na, wie läufts bei Euch? Habt Ihr Euch nach den Touraktivitäten nach dem Release von Obsidian wieder gut in Italien akklimatisiert?
Albi:
In Italien geht alles klasse, fühlen wir uns sehr wohl. Wir sind eine der am meisten abgefeierten Newcomer in unserem Land. Die Leute kennen uns und wir haben gute Crowds bei unseren Gigs. Als nächstes werden wie die anderen Länder bearbeiten.

Torsten: Ein Höhepunkt war sicher Euer Eröffnungsgig beim Gods Of Metal Festival Part II. Das Billing war mit Ozzy Osbourne, Sadist, Megadeth, Korn, der Black Label Society und Type O Negative ein richtiger Knaller! Ein Genuss für Euch, oder?
Albi:
Natürlich war es das für uns. Dieser Gig ist einer der Gründe für unseren Bekanntheitsgrad in Italien. Das Gods Of Metal ist das wichtigste Metal Event in Italien und da zu spielen bedeutet für die Metalheads, dass du unter den Großen bist. Eine Ehre für uns.

Torsten: Wie ist Euer Set bei den Fans und bei den Bands angekommen?
Albi:
Das Publikum war klasse und mit Leidenschaft dabei. Es ist absolut traumhaft vor tausenden von Menschen zu spielen. Die sind ausgerastet und wenn man die Leute dazu bringt, alle zusammen zu schreien hört es sich an, als wenn was explodiert.

Torsten: Es gibt doch sicher leckere Touranekdoten zu berichten?! ;-)
Albi:
Da gibt’s eine Menge! Aber lass mich diese erzählen: Wir waren nach dem Gig in Wien auf dem Weg nach Budapest. Als wir die Vororte erreichten waren alle bis auf Nicolas und Tommy am schlafen. Die beiden fragten den Busfahrer ob er an der nächsten Tanke für einen gepflegten Schiss halt machen kann (sowas geht im Bus nicht oder es riecht wie Hölle). O’Beast, Mnemic’s Basser ging auch mit. Nach ein paar Minuten fuhr der Bus dann weiter ohne die Jungs an Bord. Die hatten natürlich keine Handys, keine Kohle, keine ID oder Pass bei sich. Sie mussten den ganzen Weg zum Club zu Fuß gehen und sind am Morgen angekommen, und das bei kaltem Wind und nur mit Shorts und T-Shirts bekleidet. Ich hab von all dem nichts mitbekommen, denn ich hab ja die ganze Zeit geschlafen. Aber Pech kommt niemals alleine: An diesem Abend hatten wir eine der besten Shows und eine der besten Partys auf der gesamten Tour!

Torsten: Für euer erstes Album My Own Private Armageddon gab’s mit Last Generation Humans (live) einen exklusiven Japan-Song… Plant Ihr da Größeres?
Albi:
Momentan ist nichts geplant aber wir würden das sehr gerne machen. Die japanischen Fans sind berühmt dafür auszuflippen und wir sind guter Dinge das mal erleben zu können. Bonus Tracks sind wie eine Regel bei Japan-Versionen. Auch die japanische Version von Obsidian ist mit einem bisher unveröffentlichten Song ausgestattet – der Song heißt Prey.

Torsten: Sprechen wir über Obsidian. Waren die Kritiken schon gut für Euer erstes Album My Own Private Armageddon, sind die Kritiken für Obsidian noch besser ausgefallen. Das die Qualität gesteigert wurde, steht außer Frage. Was wolltet Ihr im Gegenzug zu Eurer ersten Scheibe anders machen und habt Ihr alles umsetzen können?
Albi:
Obsidian ist das zweite Album und wie so ziemlich alle zweiten Alben ist dieses durchdachter. Als wir anfingen die Songs zu schreiben, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht ein Album zu schreiben, mit einer Live-Attitüde, etwas langsamer und dafür abwechslungsreicher als der Vorgänger. Wir erreichten dadurch ein besseres Songwriting aber ich weiß wirklich nicht, ob das Tempo tatsächlich gedrosselt wurde. Obsidian ist um einiges brutaler als MOPA!

Torsten: Kann es sein das ein Garant für Eure Entwicklung ist, dass Ihr seid Gründung in 2002 im selben Line-Up zusammenspielt?
Albi:
Natürlich ist es das. Wir sind nicht nur Band-Members sondern auch noch sehr gute Freunde. Einige von uns zocken schon seit 15 Jahren zusammen und wir kannten uns alle schon bevor dieses Projekt gegründet wurde. Line-Up Wechsel sind immer große Zeitverschwendung und ich hoffe, dass wir immer so weiter machen können solange SLOWMOTION APOCALYSE existiert.

Torsten: Ihr haut eine ordentliche Aggressivität raus, das wird nicht zuletzt durch Titel wie Fuel For My Hatred untermauert. Was ist es, das Euch so dermaßen auf den Sack geht?
Albi:
Unsere Musik ist voller Wut. Wir wollen so klingen und dieses Gefühl auch im Hörer wecken. Wir wollen dass man sich mit unseren Texten befasst und darüber nachdenkt. Fuel For My Hatred ist ein Sinnbild dafür. Du kannst extreme Musik als eine Waffe benutzen um für die Dinge zu kämpfen, an die du glaubst und es ist auch bestes Mittel um Partys mit deinen Freunden zu feiern. Es ist der gute alte Punk/Hardcore Spirit und wir sind alle Legions Of The Extreme hahaha! Was uns auf den Sack geht? Schau dir die Menschheit an und du siehst eine Menge Ungerechtigkeit und Dummheit. Menschen sterben für Nichts, Menschen kämpfen für Nichts, Menschen verhungern zwangsläufig, Kriege und Morde verstecken sich unter der Schlacht zwischen Gut und Böse, Religionen erzählen von Liebe, dealen aber die ganze Zeit nur mit Geld und um Macht.

Torsten: Euer erstes Album war noch ein Konzeptalbum. Davon seid Ihr abgegangen. Woran liegt’s? Und worum genau drehen sich Eure Songs auf Obsidian?
Albi:
Wir haben kein Konzeptalbum mehr gemacht, weil die Themen über die ich auf Obsidian erzählen wollte, nicht in ein Konzept unterzubringen sind. Die Message die Obsidian beinhaltet ist die, dass das Leben für uns ein endloser Kampf ist, den wir immer und überall kämpfen, ohne dabei irgendjemanden zu töten sondern unser Hirn einsetzen und unsere Augen offen halten.

Torsten: Dementsprechend sind Euch Eure Texte wichtig als Botschaft?
Albi:
Sicher. Wir sind keine der Bands die Lyrics nur zum füllen benutzen. Lyrics zu schreiben ist bedeutet für mich über Themen zu schreiben, die mir wichtig sind und wichtig erscheinen.

Torsten: Bei Eurem Sound verwundert es nicht, dass niemand geringeres als Tomas Lindberg seine Stimme auf Obsidian verewigen durfte. Wie kam’s zu der Kooperation? Ihr seid gute Freunde?
Albi:
Tommy und Nicolas supporteten eine Show von The Great Deceiver vor einigen Jahren mit ihrer damaligen Band. So kam der Kontakt zustande. Als wir mit dem Songwriting von The Blessing fertig waren dachten wir uns das Tomas’ Stimme sehr gut zu dem Song passen würde und fragten ihn. Er sagte zu. Für uns ist er „The Voice“ und ein sehr cooler Typ. Wir sind sehr stolz drauf das er auf unsere Platte zu hören ist.

Torsten: Ihr habt ohnehin noch weitere Gast-Musiker auf der Scheibe. Ihr scheint in Italien eine gut funktionierende und zusammengeschweißte Szene zu haben?!
Albi:
Es gibt eine Menge Bands und in den letzten Jahren bewegt sich der Underground. Das Problem ist, dass wir nicht genügend gute Labels haben, die die Bands in Europa und der Welt promoten. Und dazu kommt, dass diese Art von Musik in unserem Land nicht sehr geschätzt wird. We’re pretty fucked ahahah!

Torsten: Wie ich auf Euerem MySpace Profil sehe, zeigt Ihr Euch in der Marketingstrategie zu Obsidian äußerst zielgruppenorientiert ;-) Wenn die Dame die CD persönlich überreicht, dürfte die Auflage bald vergriffen sein!
Albi:
Ahahahah! Welche? Wir haben viele in unserem Profil. Weißt du was?! Wir stehen auf Titten!

Torsten: Wie geht’s jetzt nach Euren Touraktivitäten weiter? Bastelt Ihr schon an einem neuen Killer?
Albi:
Ja, wir haben schon einige neue Songs geschrieben und wir schreiben noch weitere in den nächsten Monaten. Ich hoffe wir touren Europa noch mal bevor wir wieder ins Studio gehen.

Torsten: Und nun noch deine/eure aktuellen Top 5 der Musicplaylist:
Albi:
Ok, zwar keine Charts, dafür aber eine Top-Scheibe von jedem von uns… Nicolas (rhythm guitar) “All Shall Perish – The Price Of Existence”, Ivo (bass) “The End - Elementary”, Ivan (lead guitar) “Dååth – The Hinderers”, Tommy (drums) “Three Inches Of Blood – Fire Up The Blades”, und meine: “Twisted Sister – Big Hits And Nasty Cuts”.

Torsten: Ihr habt ein letztes Wort für unsere Leserschaft?
Albi:
Danke für das Interview und Gratulationen für deine Fragen. Du hast einige interessante Themen rausgepickt und mir hat es Spaß gemacht die zu beantworten. Die meisten Interviews haben dieselben vorgegebenen Fragen und die werden fucking langweilig aber hier war das nicht der Fall! Ich hoffe wir spielen bald live in deiner/eurer Gegend.

Vielen Dank für das Interview! Wir sehen uns im Endspiel der Europameisterschaft ;-)
Rock on!

 

9/2007 © Torsten Parzich • Slowmotion Apocalypse