Dajana: Broken
Grid ist ja ein sehr vielfältiges und abwechslungsreiches
Album geworden. Es scheint, Du hast Dich mal so richtig ausgetobt
und ausprobiert hast, was Dir in den Sinn kam, um Dir diesen
lang gehegten Traum endlich zu erfüllen, zumindest hab
ich Dir das mal so unterstellt…
Sven: Ja, stimmt. Ich mag viele Richtungen elektronischer
Musik und sah ganz einfach keinen Grund, mich auf eine zu beschränken.
Ich finde abwechslungsreiche Alben irgendwie spannender *g*.
Das führt natürlich zu einer gewissen Spaltung, weil
die einen die heftigen Songs mehr mögen, andere die eingängigen.
Aber so wird’s nicht langweilig *g*.
Dajana: War dem
so, oder hattest Du ein gewisses Konzept oder einen Rahmen,
in dem Du Dich bewegen wolltest?
Sven: Ich hab mir eigentlich nur die eine Grenze gesetzt,
dass außer der Stimme nur 'generierte' Sounds stattfinden
sollen, keine natürlichen. Das hab ich so auch durchgezogen.
Ansonsten habe ich eigentlich nur Songs geschrieben. Die passen
zwar alle zusammen, folgen aber keinem wirklichen Konzept.
Dajana: Nun läuft
ja auch die Promotion-Maschinerie und als Solo-Künstler
musst Du alle Interviews selbst beantworten ;) Ich schätze,
das frisst ziemlich viel Zeit…
Sven: Ja schon, wobei ich für Zeraphine die meisten
Interviews auch selbst beantworte. Insofern ist das ungefähr
der gleiche Aufwand. Es ist schon sehr zeitintensiv, aber es
macht ja auch Spaß.
Dajana: Du hast
viele mit diesem Album überrascht, weil ja doch mehr in
Dir steckt, als man gemeinhin „sehen“ konnte ;)
Damit wird quasi Dein lyrisches Konzept bestätigt, das
vieles nicht so ist, wie es scheint, manchmal mehr, manchmal
weniger dahintersteckt oder alles sowieso ganz anders ist. Ist
das erschreckend oder eher ein Grund sich zurückzulehnen,
weil man Recht hatte?
Sven: Es zeigt sich halt sehr häufig, dass Dinge anders
sind, als sie erscheinen und Menschen anders, als man denkt.
In den wenigsten Fällen ist das allerdings positiv *g*.
Ich bin eigentlich niemand, der sich freut, wenn er mit ner
negativen Einstellung Recht behält. Es macht mich eher
fassungslos oder auch traurig. Aber es zeigt mir auch, dass
es gut und wichtig ist, zu hinterfragen und zu zweifeln, anstatt
alles in warmem Sonnenlicht zu sehen.
Dajana: Ok, das
ist vielleicht ein bisschen früh dies zu fragen, aber wirst
Du musikalisch diesen Multi-Kulti-Stil beibehalten oder vielleicht
doch Schwerpunkte setzen? Ich persönlich finde ja die harscheren,
aggressiveren Songs sehr charismatisch… ;)
Sven: *g* siehst Du, das ist genau das, was ich vorhin meinte.
Andererseits ein ganzes Album davon würde mich und wahrscheinlich
auch die Zuhörer und Fans eher langweilen. Also werd ich
mich sicher nicht der Möglichkeit berauben, Stile zu vermischen
und unterschiedlich klingende Songs zu einem Album zu vereinigen.
Dajana: Gab es
beim komponieren schon Momente, wo Du Dir gesagt hast: „hmm…
das klingt gut, da könnte man noch mehr draus machen“
oder „hier würde ein bestimmtes Instrument super
reinpassen“… etc.? Oder andersherum, wie groß
ist Deine Experimentierfreudigkeit? Was willst Du noch ausprobieren?
Sven: Da der Kompositionsprozess bei SOLAR FAKE parallel
zur Produktion verläuft, hört das Experimentieren
eigentlich bis zum fertigen Mix nicht auf. Allerdings habe ich
meist recht konkrete Vorstellungen von Sounds und setze diese
dann um. Ich finde es frustrierend, ins Blaue Sounds zu machen,
ohne zu wissen, wofür sie gut sein sollen *g*. Aber meine
selbstauferlegte Restriktion auf elektronisch generierte Klänge
werde ich wahrscheinlich nicht aufgeben. Es gibt so viele Möglichkeiten,
die gleiche Wirkung zu erzielen, dass ich die lieber komplett
nutzen will, anstatt z.B. zu einer Gitarre zu greifen. Dafür
gibt es ja Zeraphine *lol*
Dajana: Die ersten
Liveshows liegen nun auch hinter Dir. Ist von der Performance
her sicher ein komisches Gefühl, nur mit einem Keyboarder
auf der Bühne zustehen.
Sven: Ja, es ist auf jeden Fall ungewohnt, macht aber nicht
weniger Spaß.
Dajana: Versuchst
Du das optisch auszugleichen? Gibt es eine spezielle Lightshow?
Ich hab was von einer Leinwand mit Visualisierungen gelesen…
Sind das extra für SOLAR FAKE entwickelte Projektionen?
Sven: Ja, na klar. Ich hab diese Videos selbst gemacht,
weil ich dann am ehesten die visuelle Umsetzung steuern kann,
die ich haben will. Die Clips sind genau so unterschiedlich,
wie die Musik. Es ist auch nicht ein Stil, der sich komplett
durchzieht, eher das Gegenteil. Ich glaube, ich habe da extrem
songbezogen gearbeitet. Die Lichtshow ist genau darauf abgestimmt,
so dass der Zuschauer immer einen Fokus hat. Zumindest versuchen
wir das und ich glaube, bei unserem zweiten Konzert, der Releaseparty
in Berlin, ist das schon ziemlich gut gelungen.
Dajana: Da fällt
mir grad ein, wie sieht es mit einem Video aus?
Sven: Da ist erstmal nichts geplant. Mal schauen, vielleicht
später.
Dajana: Schaust
Du Dich auch mal um, was es sonst so Neues in der Szene gibt,
nach Leuten für eine mögliche Zusammenarbeit zum Beispiel?
Sven: Ja klar. Man lernt ständig neue und interessante
Leute kennen. Ich hab z.B. letztens ein Duett mit Leandra gemacht.
Da eröffnen sich eigentlich immer irgendwelche Möglichkeiten
zu einer Zusammenarbeit. Es ist halt nur oftmals schwierig,
das zeitlich zu koordinieren.
Dajana: Wieviel
bekommt man als Vollzeitmusiker überhaupt noch von der
„Szene“ mit? Von Trends, Entwicklungen, neuen Bands,
Musikern, diversen Ideen eben rund ums Business.
Sven: Ach, schon so einiges. Für gute Musik- Tipps
gibt es ja Freunde und Bekannte *g*
Dajana: Apropos
Business… jeder redet drüber, über mangelnde
Verkaufszahlen, kränkelnde Labels, illegales Runterladen
von Musik… etc. Inwiefern übt der derzeitige Trend
auf Dich als einzelnen Künstler Druck aus?
Sven: Zumindest insofern, als dass es immer schwieriger
wird, von der Musik leben zu können, um sich voll darauf
zu konzentrieren. Solche Acts wie Zeraphine oder SOLAR FAKE
kann man aber nicht so nebenbei machen, schon gar nicht neben
einem regulären Job… Auf der anderen Seite muss halt
auch bei der Plattenfirma am Ende irgendwie ein 'Plus' rauskommen,
sonst wird ganz einfach kein neues Album mehr gemacht. Das sollten
die Leute, die mit dem Gedanken spielen, sich Musik illegal
aus dem Netz zu ziehen, im Kopf behalten. Die schaden nämlich
am meisten den Künstlern und auch sich selbst, wenn es
keine neue Musik mehr von ihrer Lieblingsband zu hören
gibt…
Dajana: Ok, dann
wäre ich am Ende mit meiner Fragerei. Wie ich lesen konnte,
arbeitest Du jetzt erstmal an neuem Zeraphine-Material, aber
für Mai stehen bereits die ersten SOLAR FAKE Tourdates
an, neben dem WGT und später dem Blackfield Festival. Zeraphine
werden ja auch noch ein paar Liveshows haben ;) Und die Dreadful
Shadows gibt es auch noch auf dem ZITA. Ähm… kennst
Du den Begriff Freizeit? ;)
Sven: Ich hab mir sagen lassen, dass das was ganz Angenehmes
ist… *g*
Dajana: Gibt es
noch was Kreatives oder sonstiges, nicht Musikalisches in Deinem
Leben? Bleibt dafür überhaupt Zeit?
Sven: Ja, ich bin noch Mediendesigner und bearbeite verschiedene
Projekte in den Bereichen Print, Computeranimation und Video
und noch so einiges mehr.
Dajana: Dann wünsch
ich Dir viel Erfolg mit SOLAR FAKE. Ich bin echt gespannt, was
da noch kommen mag und freu mich schon mal auf die ersten Livedates.
Lass es Dir gut gehen Sven :)
Sven: Dank Dir sehr, Du auch!