SOTAJUMALA sind sicherlich den meisten Hörern noch unbekannt, da die Band anscheinend eher unregelmäßig Alben veröffentlicht, was dem Aufbau einer treuen Käuferschar eher hinderlich ist. Außerdem wird man so auch von der Presse gerne mal übersehen. Dabei ist die letzte Scheibe Teloitus ein echter Kracher geworden, und die 2004er Veröffentlichung Death Metal Finland war auch alles andere als schlecht. Wer auf amerikanisch geprägten, technisch anspruchsvollen Death Metal steht, sollte die Band unbedingt mal anchecken.
Auf jeden Fall höchste Zeit, dem finnischen Five-Piece mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen...

Timo: Viele Grüße aus Finnland! SOTAJUMALA dürfte den meisten von euch in der Tat noch nicht bekannt sein.
Michael:
Erst mal herzlichen Glückwunsch zur starken Leistung auf Teloitus, die bei uns verdiente 9 von 10 Punkten eingeheimst hat!
Timo: Danke schön! Ich hätte wahrscheinlich die gleiche Wertung gezogen, haha.

Michael: Wieso ist denn das Album nur mit einjähriger Verzögerung außerhalb Finnlands erschienen?
Timo:
Wir wollten das Album in Finnland so schnell wie möglich rausbringen. Zur gleichen Zeit hat unser Label versucht, einen ausländischen Lizenznehmer zu finden. Das hat natürlich seine Zeit gedauert und letztendlich auch nicht zum Erfolg geführt, warum auch immer. Also haben Woodcut das Album über ihre eigenen Vertriebspartner im Ausland veröffentlicht. Ich denke, es war ein Hin und Her bzgl. eines normalen Vertriebs und der Möglichkeit, einen guten Lizenzdeal einzufahren.

Michael: Wie kam es zu den Besetzungswechseln seit Death Metal Finland?
Timo:
Auf diesem Album war ich ja nur als Session Musiker dabei. Ich habe fast ein Jahr gebraucht um zu erkennen, dass ich vollständig in dieser Band sein sollte (einmal überhaupt und dann noch wegen die ständigen Nachfragen der anderen). Der alte Sänger wurde dann genau zu diesem Zeitpunkt gefeuert, er hatte Motivationsprobleme und wir davon eindeutig genug. Kurz darauf wurde Mynni unser neuer Session Sänger, und nach einem weiteren Jahr schließlich ein vollwertiges Band-Mitglied.

Michael: Musikalisch seid Ihr seit der letzten Full-CD deutlich komplexer geworden. War das Euer Ziel, oder handelt es sich um einen stetigen Prozess, der immer noch weitergeht?
Timo:
Eigentlich denke ich, dass DMF komplexer war, haha. Aber wir hatten keine konkreten Vorstellungen, als wir mit dem Songwriting zu Teloitus begannen. Wir schreiben Songs mehr aus dem Bauch heraus, und diese acht Songs fühlten sich für uns einfach richtig an. Es war halt eine natürliche Entwicklung im Laufe der Zeit.

Michael: Ihr singt ausschließlich in Finnisch, auf dem Info-Flyer Eures Labels waren hingegen sämtliche Songtitel nur in Englisch angegeben. Ärgert Euch das, oder ist das als dezenter Hinweis zu betrachten, dass demnächst englischsprachige Songs von SOTAJUMALA zu erwarten sind?
Timo:
Ich weiß nicht, warum die Songtitel im Info in Englisch angegeben wurden. Wir haben einen guten Freund, der alle Texte und Songtitel für uns übersetzt. Diese Übersetzungen könnt ihr im CD-Booklet neben den Original-Texten finden. Ich vermute, unser Label wollte mit der Angabe der englischen Titel Rückfragen vorbeugen wie: "Worum geht es in diesen Songs überhaupt?" haha! (Anmerkung Michael: da wäre es doch in meinen Augen sinnvoller gewesen, dem Promo einfach das Booklet beizulegen…)
Nach DMF waren wir sehr offen gegenüber der Idee, Songs in Englisch zu schreiben (haben wir sogar schon einmal gemacht, und zwar 2005 auf der Split mit Torture Killer). Damals dachten wir, die nächste CD würde viele englischsprachige Songs enthalten, aber als es an der Zeit war, an dem Album zu schreiben, erschien die weitere Nutzung der finnischen Sprache einfach als die natürlichere Wahl. Man soll zwar nie nie sagen, aber momentan denke ich, dass wir bei Finnisch bleiben werden.

Michael: Erzählt doch mal etwas mehr zu Euren Texten. Ich weiß nur, dass Ihr Kriegsthematiken verarbeitet, aber was steht dabei im Mittelpunkt: die historische Betrachtung, die Menschen, die Brutalität der Krieges… Immerhin schien es Euer Label Woodcut im Info zu Death Metal Finland für nötig zu halten darauf hinzuweisen, dass Eure Texte nichts mit Faschismus zu tun hätten.
Timo:
Dazu kann ich nicht so viel sagen, da ich die Texte nicht schreibe. Aber es stimmt, sie drehen sich hauptsächlich um Kriege und Tod. Auf Teloitus sind verschiedene Situationen beschrieben; dabei geht es mehr um die Menschen und ihre Taten, um die Brutalität des Ganzen als um historische Fakten. Krieg ist eine schmutzige Angelegenheit, sehr passend also, um im Death Metal darüber zu singen, findest Du nicht?
Michael: Wären für Euch textlich auch zukünftige Szenarien wie z.B. die immer wieder beschriebenen Kriege um Ressourcen (Energie, Wasser etc.) interessant?
Timo: Auch wenn unser Bandname übersetzt Kriegsgott bedeutet wollen wir uns nicht auf ein spezifisches Themenspektrum beschränken. So lange die Texte gut sind und zur Musik passen, ist es mir egal, worüber sie handeln. Das liegt vollständig in den Händen desjenigen, der die Texte schreibt (also in der Regel unser Sänger Mynni und manchmal auch unser Basser Tomi).

Michael: Was hat es mit dem doch eher ungewöhnlichen Cover von Teloitus auf sich?
Timo:
Wir wollten halt was ganz anderes machen. Wir wussten schon sehr früh, dass es möglichst einfach, aber eben auch ungewöhnlich sein sollte. Nach der Entwicklung der Idee, Silhouetten zu benutzen und der Festlegung auf den Album-Titel (bedeutet übersetzt Hinrichtung), dachten wir daran, entweder eine Hinrichtung zu zeigen oder aber Orte, wo solche stattgefunden haben. Diese Ideen haben wir dann unserer AD (Art Director) Anna-Kaisa Reed gegeben, und sie entwickelte daraus das rot-weiße Motiv und die Bilder, die ihr im Booklet sehen könnt. Falls ihr nur das Cover kennt: das Booklet enthält eine in Bildern dargestellte Geschichte, die sich optisch an der Covergestaltung anlehnt. Beim Umblättern kann man so der Geschichte folgen, bis mit dem letzten Track Teloitus alles endet. (Anmerkung Michael: anscheinend gibt es also noch mehr Gründe, Woodcut für das fehlende Booklet "dankbar" zu sein…)
Wir waren extrem begeistert, als wir Anna-Kaisa's Arbeiten gesehen hatten, und wir sind sehr, sehr glücklich damit, wie das Booklet gestaltet wurde. Das wurde auch bereits von vielen Leuten mit Recht anerkannt.

Michael: Wie würdet Ihr heute klingen, wenn es z.B. Death, Morbid Angel, Obituary etc. nicht gegeben hätte? Wäre die heutige DM-Szene dann überhaupt möglich gewesen? Oder haben Euch eher andere Band/Sounds beeinflusst?
Timo:
Alle diese Bands haben uns sehr beeinflusst. Mehr noch als wegen des musikalischen Einflusses waren sie für uns deswegen wichtig, weil wir mit ihnen aufgewachsen sind und sie ein Grund dafür sind, warum wir begonnen haben, Death Metal zu spielen und diese Band zu gründen. Aber auch wenn diese Bands sehr wichtig für uns waren und den Death Metal als Genre stark beeinflusst haben: wenn es sie nicht gegeben hätte, wäre ihre Rolle von anderen Bands eingenommen worden. Nur so hat es halt genau diese Bands getroffen.
Wir haben schon immer verschiedene Bands und Genres gemocht, und auch wenn wir Death Metal spielen, gehen wir doch sehr offen mit Musik um, genauso damit, woher eventuelle Einflüsse kommen

Michael: Müssen wir auf die nächste CD wieder vier Jahre warten? In der Zwischenzeit sollten doch reichlich neue Songs entstanden sein!
Timo:
Wir haben erst einen neuen Song seit Sommer 2007 geschrieben und arbeiten momentan an weiteren Stücken. Das Sammeln von Ideen dauert; wir schauen, wo jeder musikalisch steht und sind gespannt darauf, wo wir am Ende landen werden. Wir haben keinen Druck von außen, und wir bräuchten eigentlich nicht so lange, um eine bestimmte Art von Musik zu machen. Aber wir schreiben die Songs einfach so, dass sie sich für uns richtig anfühlen; so haben wir es schon immer gemacht. Das neue Album soll dann Anfang 2010 erscheinen.

Michael: Ansonsten könntet ihr die Wartezeit doch wenigstens mal mit einer Tour überbrücken…
Timo:
Wir touren sehr gerne, aber das ist für eine kleine Band mit einer kleinen Plattenfirma eine schwierige Sache. Aber wir arbeiten daran und können hoffentlich 2010 in Europa spielen. Mit dem aktuellen Line-Up haben wir schon eine Menge Shows gespielt, und alles, was ihr auf den Alben hört, bringen wir auch live rüber. Dazu kommen noch jede Menge Live-Energie, viel Gemosche und Bühnenpräsenz. Ich garantiere euch: wir zerlegen die CD bei unseren Auftritten! (Anmerkung Michael: was ich so auf YouTube gesehen habe sah wirklich gut aus; vielleicht klappt's ja tatsächlich im nächsten Jahr)

Michael: Das war's von mir, das Schlusswort habt ihr!
Timo:
Vielen Dank für eure Unterstützung. Wäre prima, wenn wir 2010 ein neues Interview machen könnten: Backstage in irgendeinem Club in Verbindung mit einer Live Review! "Danke schön und guten nacht!"

Michael: Das sollte an uns nicht scheitern… ;-) Schönen Dank dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Bis zum nächsten Mal eine gute Zeit!

 

7/2008© Michael Cichocki • Sotajumala