Michael:
Wieso ist denn das Album nur mit einjähriger Verzögerung
außerhalb Finnlands erschienen?
Timo: Wir wollten das Album in Finnland so schnell wie möglich
rausbringen. Zur gleichen Zeit hat unser Label versucht, einen
ausländischen Lizenznehmer zu finden. Das hat natürlich
seine Zeit gedauert und letztendlich auch nicht zum Erfolg geführt,
warum auch immer. Also haben Woodcut das Album über ihre
eigenen Vertriebspartner im Ausland veröffentlicht. Ich
denke, es war ein Hin und Her bzgl. eines normalen Vertriebs
und der Möglichkeit, einen guten Lizenzdeal einzufahren.
Michael:
Wie kam es zu den Besetzungswechseln seit Death Metal Finland?
Timo: Auf diesem Album war ich ja nur als Session Musiker
dabei. Ich habe fast ein Jahr gebraucht um zu erkennen, dass
ich vollständig in dieser Band sein sollte (einmal überhaupt
und dann noch wegen die ständigen Nachfragen der anderen).
Der alte Sänger wurde dann genau zu diesem Zeitpunkt gefeuert,
er hatte Motivationsprobleme und wir davon eindeutig genug.
Kurz darauf wurde Mynni unser neuer Session Sänger, und
nach einem weiteren Jahr schließlich ein vollwertiges
Band-Mitglied.
Michael:
Musikalisch seid Ihr seit der letzten Full-CD deutlich komplexer
geworden. War das Euer Ziel, oder handelt es sich um einen stetigen
Prozess, der immer noch weitergeht?
Timo: Eigentlich denke ich, dass DMF komplexer
war, haha. Aber wir hatten keine konkreten Vorstellungen, als
wir mit dem Songwriting zu Teloitus begannen.
Wir schreiben Songs mehr aus dem Bauch heraus, und diese acht
Songs fühlten sich für uns einfach richtig an. Es
war halt eine natürliche Entwicklung im Laufe der Zeit.
Michael:
Ihr singt ausschließlich in Finnisch, auf dem Info-Flyer
Eures Labels waren hingegen sämtliche Songtitel nur in
Englisch angegeben. Ärgert Euch das, oder ist das als dezenter
Hinweis zu betrachten, dass demnächst englischsprachige
Songs von SOTAJUMALA zu erwarten sind?
Timo: Ich weiß nicht, warum die Songtitel im Info
in Englisch angegeben wurden. Wir haben einen guten Freund,
der alle Texte und Songtitel für uns übersetzt. Diese
Übersetzungen könnt ihr im CD-Booklet neben den Original-Texten
finden. Ich vermute, unser Label wollte mit der Angabe der englischen
Titel Rückfragen vorbeugen wie: "Worum geht es in
diesen Songs überhaupt?" haha! (Anmerkung Michael:
da wäre es doch in meinen Augen sinnvoller gewesen, dem
Promo einfach das Booklet beizulegen…)
Nach DMF waren wir sehr offen gegenüber der
Idee, Songs in Englisch zu schreiben (haben wir sogar schon
einmal gemacht, und zwar 2005 auf der Split mit Torture Killer).
Damals dachten wir, die nächste CD würde viele englischsprachige
Songs enthalten, aber als es an der Zeit war, an dem Album zu
schreiben, erschien die weitere Nutzung der finnischen Sprache
einfach als die natürlichere Wahl. Man soll zwar nie nie
sagen, aber momentan denke ich, dass wir bei Finnisch bleiben
werden.
Michael:
Erzählt doch mal etwas mehr zu Euren Texten. Ich weiß
nur, dass Ihr Kriegsthematiken verarbeitet, aber was steht dabei
im Mittelpunkt: die historische Betrachtung, die Menschen, die
Brutalität der Krieges… Immerhin schien es Euer Label
Woodcut im Info zu Death Metal Finland für nötig
zu halten darauf hinzuweisen, dass Eure Texte nichts mit Faschismus
zu tun hätten.
Timo: Dazu kann ich nicht so viel sagen, da ich die Texte
nicht schreibe. Aber es stimmt, sie drehen sich hauptsächlich
um Kriege und Tod. Auf Teloitus sind verschiedene
Situationen beschrieben; dabei geht es mehr um die Menschen
und ihre Taten, um die Brutalität des Ganzen als um historische
Fakten. Krieg ist eine schmutzige Angelegenheit, sehr passend
also, um im Death Metal darüber zu singen, findest Du nicht?
Michael: Wären für Euch textlich auch zukünftige
Szenarien wie z.B. die immer wieder beschriebenen Kriege um
Ressourcen (Energie, Wasser etc.) interessant?
Timo: Auch wenn unser Bandname übersetzt Kriegsgott
bedeutet wollen wir uns nicht auf ein spezifisches Themenspektrum
beschränken. So lange die Texte gut sind und zur Musik
passen, ist es mir egal, worüber sie handeln. Das liegt
vollständig in den Händen desjenigen, der die Texte
schreibt (also in der Regel unser Sänger Mynni und manchmal
auch unser Basser Tomi).
Michael:
Was hat es mit dem doch eher ungewöhnlichen Cover von Teloitus
auf sich?
Timo: Wir wollten halt was ganz anderes machen. Wir wussten
schon sehr früh, dass es möglichst einfach, aber eben
auch ungewöhnlich sein sollte. Nach der Entwicklung der
Idee, Silhouetten zu benutzen und der Festlegung auf den Album-Titel
(bedeutet übersetzt Hinrichtung), dachten wir daran, entweder
eine Hinrichtung zu zeigen oder aber Orte, wo solche stattgefunden
haben. Diese Ideen haben wir dann unserer AD (Art Director)
Anna-Kaisa Reed gegeben, und sie entwickelte daraus das rot-weiße
Motiv und die Bilder, die ihr im Booklet sehen könnt. Falls
ihr nur das Cover kennt: das Booklet enthält eine in Bildern
dargestellte Geschichte, die sich optisch an der Covergestaltung
anlehnt. Beim Umblättern kann man so der Geschichte folgen,
bis mit dem letzten Track Teloitus alles endet. (Anmerkung
Michael: anscheinend gibt es also noch mehr Gründe, Woodcut
für das fehlende Booklet "dankbar" zu sein…)
Wir waren extrem begeistert, als wir Anna-Kaisa's Arbeiten gesehen
hatten, und wir sind sehr, sehr glücklich damit, wie das
Booklet gestaltet wurde. Das wurde auch bereits von vielen Leuten
mit Recht anerkannt.
Michael:
Wie würdet Ihr heute klingen, wenn es z.B. Death, Morbid
Angel, Obituary etc. nicht gegeben hätte? Wäre die
heutige DM-Szene dann überhaupt möglich gewesen? Oder
haben Euch eher andere Band/Sounds beeinflusst?
Timo: Alle diese Bands haben uns sehr beeinflusst. Mehr
noch als wegen des musikalischen Einflusses waren sie für
uns deswegen wichtig, weil wir mit ihnen aufgewachsen sind und
sie ein Grund dafür sind, warum wir begonnen haben, Death
Metal zu spielen und diese Band zu gründen. Aber auch wenn
diese Bands sehr wichtig für uns waren und den Death Metal
als Genre stark beeinflusst haben: wenn es sie nicht gegeben
hätte, wäre ihre Rolle von anderen Bands eingenommen
worden. Nur so hat es halt genau diese Bands getroffen.
Wir haben schon immer verschiedene Bands und Genres gemocht,
und auch wenn wir Death Metal spielen, gehen wir doch sehr offen
mit Musik um, genauso damit, woher eventuelle Einflüsse
kommen
Michael:
Müssen wir auf die nächste CD wieder vier Jahre warten?
In der Zwischenzeit sollten doch reichlich neue Songs entstanden
sein!
Timo: Wir haben erst einen neuen Song seit Sommer 2007 geschrieben
und arbeiten momentan an weiteren Stücken. Das Sammeln
von Ideen dauert; wir schauen, wo jeder musikalisch steht und
sind gespannt darauf, wo wir am Ende landen werden. Wir haben
keinen Druck von außen, und wir bräuchten eigentlich
nicht so lange, um eine bestimmte Art von Musik zu machen. Aber
wir schreiben die Songs einfach so, dass sie sich für uns
richtig anfühlen; so haben wir es schon immer gemacht.
Das neue Album soll dann Anfang 2010 erscheinen.
Michael:
Ansonsten könntet ihr die Wartezeit doch wenigstens mal
mit einer Tour überbrücken…
Timo: Wir touren sehr gerne, aber das ist für eine
kleine Band mit einer kleinen Plattenfirma eine schwierige Sache.
Aber wir arbeiten daran und können hoffentlich 2010 in
Europa spielen. Mit dem aktuellen Line-Up haben wir schon eine
Menge Shows gespielt, und alles, was ihr auf den Alben hört,
bringen wir auch live rüber. Dazu kommen noch jede Menge
Live-Energie, viel Gemosche und Bühnenpräsenz. Ich
garantiere euch: wir zerlegen die CD bei unseren Auftritten!
(Anmerkung Michael: was ich so auf YouTube gesehen habe sah
wirklich gut aus; vielleicht klappt's ja tatsächlich im
nächsten Jahr)
Michael:
Das war's von mir, das Schlusswort habt ihr!
Timo:
Vielen Dank für eure Unterstützung. Wäre prima,
wenn wir 2010 ein neues Interview machen könnten: Backstage
in irgendeinem Club in Verbindung mit einer Live Review! "Danke
schön und guten nacht!"
Michael:
Das sollte an uns nicht scheitern… ;-) Schönen Dank
dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Bis zum nächsten
Mal eine gute Zeit!