Das
Debüt The Morning Never Came der Finnen
SWALLOW THE SUN ist für mich das Newcomer
Album des Jahres 2003. Einmal gehört, lässt es einen
nicht mehr los. Passend zur Winterzeit, wo der graue Himmel förmlich
nach Melancholie schreit, kommt dieses Album gerade richtig und
füllt Lücken, die Bands wie My Dying Bride, Paradise
Lost, Anathema und Saturnus in alten Tagen hinterlassen haben.
The Morning Never Came steht ziemlich konkurrenzlos
im Raum, ist das der Schlüssel zum Erfolg? Wir fragen nach
... und Keyborder A. Munter ziemlich tiefstapelt ;)
Dajana:
Ihr existiert gerade mal seit 2000, habt nur ein Demo veröffentlich
(Out Of This Gloomy Light) und konntet schon eine Deal
bei Firebox an Land ziehen. Nun verursacht Euer Debüt The
Morning Never Came ein mittleres Chaos in den oberen Chart-Rängen
aller gängigen Metalmagazine, wurde überall extrem gut
bewertet, war Album des Monats oder Ihr seid Newcomer des Jahres
geworden ... etc. Das ist ja schon ein ziemlich rasanter Aufstieg.
Beängstigt Euch diese Geschwindigkeit?
A. Munter: Ja schon, in einem gewissen Ausmaß.
Aber wir sind zum Glück schon eine Weile in der Musikbranche,
haben in verschiednen Bands gespielt, so dass wir bereits ein
gewisses Maß an Erfahrungen haben. Hätten wir gerade
erst angefangen, wäre das alles sicher total beängstigend.
Und natürlich sind wir sehr glücklich, wie die Dinge
für uns laufen. Und wir hoffen, dass das für die Zukunft
auch so bleibt.
Dajana:
Das schraubt natürlich die Erwartungen für alles, was
nach dem Debüt kommt mächtig in die Höhe. Macht
sich der Druck bemerkbar? Wie geht Ihr damit um?
A. Munter: Natürlich haben die Leute gewisse Erwartungen,
was zukünftige Veröffentlichungen betrifft und das beschert
uns auch einen gewissen Druck. Aber, umso mehr du darüber
nachdenkst, um so mehr wird es dich beeinflussen. Also versuche
ich nicht daran zu denken, was die Leute von uns erwarten könnten.
Dajana:
Könnt Ihr bereits was über verkaufte Einheiten oder
sonstige Aktivitäten sagen, was die hochbewerteten Rezensionen
unterstreicht?
A. Munter: Die erste Auflage ist bereits ausverkauft
und die zweite ging letzte Woche in die Läden. Es scheint,
das sich die Scheibe gut verkauft. Und das sogar in einem Ausmaß,
das selbst das Label überrascht ist, weil denen jetzt ebenfalls
die CD’s ausgehen ...
Dajana:
Was denkst Du, ist das Geheimnis Eures Erfolges?
A. Munter: Naja, ich würde nicht unbedingt von Erfolg
an sich sprechen wollen. Aber die Resonanz ist so gut, weil alle
Bestandteile des Albums hervorragend zusammenpassen. Raivo’s
Kompositionen kombiniert mit den Arrangements, an denen wir alle
zusammen gearbeitet haben. Die Platte klingt einfach gut, ist
heavy, nicht zu klinisch und Tuomo Lehtonen hat wirklich ausgezeichnete
Arbeit mit dem Cover Artwork geleistet.
Dajana:
Musikalisch klingt Ihr nach einer ganz großen Portion Saturnus,
gewürzt mit alten My Dying Bride, alten Anathema und ein
bisschen Opeth. Lag das in Eurer Absicht oder habt Ihr das erst
hinterher realisiert?
A. Munter: My Dying Bride sind für uns immer die
Hauptinspiration gewesen. Aber natürlich war es nie unsere
Absicht, irgend jemanden zu kopieren. Wir spielen einfach nur
eine ähnlich gelagerte Art von Musik, wie diese Bands. Die
einzelnen Bandmitglieder hören die unterschiedlichsten Sachen
und diese Einflüsse kann man ebenfalls heraushören.
Dajana:
Wie viel Freiraum bietet dieses Genre, um sich weiterzuentwickeln
und wie groß ist das Risiko sich entweder selbst zu kopieren
oder ein Abklatsch der Bands, die Euch beeinflussen, zu werden?
A. Munter: Dieses Genre limitiert Entwicklungsmöglichkeiten
in keinster Weise. Ich meine, wir hatten bereits auf dem ersten
Album viele verschiedene Einflüsse. Wir spielen das nur in
einer Art, das viele uns mit diesem Genre am häufigsten assoziieren.
Ich denke nicht, das die Gefahr besteht uns selbst zu kopieren,
dafür sind wir zu selbstkritisch mit unserer Arbeit.
Dajana:
Habt Ihr schon Ideen für neues Material?
A. Munter: Einige. Wir haben ein paar Songs halbfertig.
Das ist aber nix, was vom aktuellen Album übriggeblieben
ist. Das ist alles brandneu komponiert. Wahrscheinlich wird das
neue Material auch Songs von den anderen Bandmitgliedern enthalten,
nicht nur ausschließlich von Raivo.
Dajana:
Eure Texte beschäftigen sich hauptsächlich mit (toten)
Frauen und Horrorszenarien. Werdet Ihr da von ganz bestimmten
Geschichten, Autoren oder Filmen beeinflusst? Wenn ja, von welchen.
Und warum dieser Hang zu toten Frauen, hat das eine bestimmte
Ursache?
A. Munter: Raivo ist der Haupttexter und es wäre
passender, wenn er die Frage beantworten würde. Ich versuch
es trotzdem mal: Die Lyrics zu The Morning Never Came
sind hauptsächlich Horror Stories oder Geschichten über
die Apokalypse, mit Vibes aus den 19. Jahrhundert. Und die meisten
Horrorstories featuren nun mal Frauen, tot oder untot. Die klassischen
Horrorthemen eben ...
Dajana:
Ihr habt ja nun endlich die ersten Gigs gespielt. Wie ist es gelaufen
und wann bekommen wir Euch mal zu sehen?
A. Munter: Die Shows sind ausgezeichnet gelaufen. Die
Resonanz war sehr gut, insbesondere im Lutakko in Jyväskylä,
weil wir da alle wohnen ;) Wir haben jetzt eine Booking Agentur,
also wird es eine Menge mehr Gigs geben, hoffentlich auch welche
jenseits der finnischen Grenze.
Dajana:
Ihr habt alle Tracks des ersten Demos mit auf das Debüt gepackt.
Habt Ihr die Songs dafür überarbeitet und geändert?
A. Munter: Nein, nicht wirklich. Nur ein paar Kleinigkeiten
hier und da. Das wurde auch ein bisschen zum Problem im Studio,
zumindest für mich. Denn die Stimmung auf dem Demo war so
gut, das es schwierig war, diese wieder einzufangen, als wir das
Album gemacht haben.
Dajana:
Mein Lieblingssong auf The Morning Never Came ist Out
Of This Gloomy Light. Erzähl mir mal das Drehbuch für
ein (mögliches) Video.
A. Munter: Oh, darüber habe ich noch nie nachgedacht...
Es könnte sich möglicherweise um eine Geschichte im
Haus von unserem Cover handeln und einer schönen toten Frau
...
Dajana: Ja ne, is klar ... ;)
Dajana:
Was interessiert Dich sonst so, neben der Musik?
A. Munter: Lesen, Filme, Computer und ein bisschen Sport.
Aber die meisten Aktivitäten, mal abgesehen von meinem Job,
haben mit Musik zu tun.
Dajana:
Zurückblickend auf das letzte Jahr: was waren die besten
5 Dinge, die Dir wiederfahren sind?
A. Munter: Ohne eine bestimmte Rangfolge würde ich
sagen: Iron Maiden live sehen, alle Sachen, die mit Swallow The
Sun zu tun haben, live spielen, Festivals wie z.B. das Ilosaarirock
Festival und ... Iron Maiden live sehen. Das war so fantastisch.
Ich hab’s irgendwie geschafft, alle Maiden Shows in Finnland
zu verpassen, bis dieses Jahr.
Dajana:
Mal vorwärts ins neue Jahr schauend: gibt’s spezielle
Vorsätze?
A. Munter: Nein, nicht wirklich.
Dajana:
Begeistere mich mal für die Schönheit eines kalten,
dunklen finnischen Winters, der die Sonne verschlingt.
A. Munter: Nun ja, die Natur in Finnland ist einfach
nur schön aber es ist einfach verdammt zu kalt. Und der Winter
verschlingt wirklich die Sonne hier. Man sieht sie praktisch kaum
im Herbst/ Winter.
Dajana:
So, mir gehen jetzt die Fragen aus. Die letzten Worte gehören
Dir. Jetzt kannst Du uns alles erzählen, das die Leser noch
wissen sollten ...
A. Munter: Hört euch unser Album an und wir sehen
uns hoffentlich bei unseren Shows. Let’s metal! |