TERROR
2000 haben mich mit Terror For Sale
wirklich überraschen können. Selten konnte mich ein
Thrash-Album derart begeistern, wie es die Schweden mit ihrem
dritten Output tun. Dass man aber Qualität auf hohem Level
von dieser Band erwarten darf, merkt man bereits, wenn man das
Line-Up näher betrachtet. Leute wie Speed Strid (Soilwork)
oder Klas Ideberg (Darkane) stellen kein unbeschriebenes Blatt
mehr in der extremeren Metal-Szene dar. Basser Dan (Hatelight)
stand mir deshalb Rede und Antwort, um mehr über das Allstar-Thrash-Projekt
zu erfahren.
Clemens:
Hallo, Leute! Gratulation zu Eurer neuen CD, die ein richtiges
Killer-Album geworden ist. Wie zufrieden seid Ihr selbst damit?
Gibt’s irgendwas, das Ihr nachträglich anders gemacht
hättet?
Dan: Hi! Danke, freut mich, dass Dir das Album gefällt.
Wir sind sehr zufrieden und stolz, was wir mit Terror
For Sale abgeliefert haben. Es ist in allen Belangen
viel besser geworden, als wir uns anfangs überhaupt vorgestellt
hatten, darum gibt’s eigentlich nichts, was wir anders geplant
gehabt hätten.
Clemens:
Da ich (und wahrscheinlich auch einige unserer Leser) nicht Eure
anderen Alben kennen... wo siehst Du die Unterschiede zwischen
dem neuen und den älteren Alben? Wie hat sich Eure Musik
im Laufe der Zeit entwickelt?
Dan: Nun, der Kern der Musik ist eigentlich immer derselbe
geblieben: Hyper-schneller und sehr brutaler Thrash Metal! Mit
dem neuen Album haben wir versucht, unsere Musik auf ein neues
Level zu hieven ohne unseren Grundsound zu verlieren. Aber die
meiste Entwicklung hat definitiv im Bereich der Vocals stattgefunden.
Bjorn ist ein wirklich guter Sänger mit einer riesigen Bandbreite
in der Stimme, so dass wir unbedingt Nutzen daraus ziehen wollten.
Deshalb haben wir auch während der Aufnahmen hierfür
sehr viel Zeit verwendet und das Ergebnis sind nun eben sehr coole
und einzigartige Vocal-Styles. Ein weiterer Faktor, der immer
wichtig für TERROR 2000 war, ist Humor und
Ironie. Wir haben uns immer über alles und jeden, einschließlich
uns, lustig gemacht. Aber auf Terror For Sale
ist das Ganze noch deutlicher geworden und die Ironie ist diesmal
mehr „in your face“!
Clemens:
Wann habt Ihr beschlossen, die Band zu gründen?
Dan: TERROR 2000 wurde 1999 von Bjorn,
Klas, Nick und Henry Ranta ins Leben gerufen. Sie waren seit langem
Freunde, spielten aber davor nie in einer Band zusammen. Deshalb
fanden sie, dass es an der Zeit war, dies zu ändern, weshalb
TERROR 2000 gestartet wurde, um hyper-schnellen
Thrash Metal zu spielen und eine Menge an Spaß zu haben.
Clemens:
Da TERROR 2000 eigentlich als Projekt diverser schwedischer Musiker
angesehen werden kann... wie bewertest du da die Position der
Band? Ich denke mir, dass Eure Hauptbands wie Soilwork oder Darkane
Priorität haben. Wie wichtig ist da TERROR 2000? Nur zum
Zeit-Totschlagen oder ist es eine ernstzunehmende Angelegenheit?
Dan: Nun, wir haben alle andere Bands, die wir als unser
Hauptbetätigungsfeld ansehen. Bei TERROR 2000
geht’s darum, eine gute Zeit mit Metal-Liebhabern zu haben,
so gesehen, schlagen wir damit unsere Zeit tot. Aber wir nehmen
den kreativen Prozess sehr ernst und wollen uns als Musiker neu
definieren und gleichzeitig Spaß dabei haben. TERROR
2000 ist eine gute Möglichkeit, um uns neben unseren
Hauptbands kreativ ausleben zu können.
Clemens:
Die Produktion von Terror For Sale ist wirklich transparent
und erinnert mich irgendwie an das neue System Of A Down Album,
das ebenso einen sehr trockenen Sound hat. Was mir aber fehlt,
ist der Groove und die Heaviness im Vergleich zu Bands, wie, sagen
wir, Soilwork. War es Euer Ziel, so zu klingen? Wenn ja, warum?
Dan: Nun ja, die Musik ist so schnell und intensiv, sodass
wir einen Sound wollten, der dies noch mehr hervorhebt und alles
brutal und verrückt klingen lässt (was es eben eigentlich
nicht tut IMO, Anm. d. Verf.). Unsere Songs sind so weit entfernt
vom Metal der Marke Soilwork, weshalb eine Produktion wie die
ihrige bei uns nicht passen würde. Aus diesem Grund wollten
wir eine druckvolle, trockene, crispy Produktion, yeah!
Clemens:
Das Artwork schaut ziemlich schräg aus, aber man kann ihm
eigentlich keine Bedeutung zumessen. Gibt’s irgendeine Message
dahinter oder handelt es sich nur um ein Cover, das gut aussehen
soll, um ins Auge zu stechen?
Dan: Es ist hauptsächlich ein cooles Bild und hat
nichts mit Lyrics oder Konzept des Albums zu tun. Wir wollten
einfach ein Cover, das deutlich macht, dass sich auf der CD ziemlich
brutale Songs befinden. Wenn du es siehst, weißt du, dass
es sich um verdammte Thrash Metal Madness handelt!
Clemens:
Da mir keine Lyrics vorliegen, kann ich nur einige Songtitel aufzählen...
King Kong Song, Wrath Of The Cookie Monster
oder Mummy Metal For The Masses... Kannst Du mir ein
wenig über die Inhalte dieser Songs erzählen? Worum
geht’s generell in den Texten – sind sie alle als
ironisch zu bewerten oder werden auch ernsthafte Themen angeschnitten?
Dan: King Kong Song dreht sich um einen Typen,
der total frustriert über seinen Job ist und seine Familie
und seinen Boss hasst. Er hat aber einen Plan, denn er will ein
millionenschwerer Rockstar werden, einige Heavy-Metal-Songs schreiben
und daneben seinen Bong rauchen. Wrath Of The Cookie Monster
schlägt in dieselbe Kerbe. Es geht um einen Kerl, der mit
ein paar Freunden eine Band startet, die Riffs von At The Gates
stiehlt. Sie verwenden ein paar Hardcore- und Cookie Monster-Vocals
(?!?!? – Anm. d. Verf.) und erobern die Welt im Sturm. Mummy
Metal For The Masses dreht sich um eine beschissene Power-Metal-Combo,
die überzeugt ist, dass sie Arsch tritt. Sie spielen einen
Gig in Ägypten und erwecken die Pharaonen während sie
spielen.
Wenn man die genannten Songs betrachtet, würde man meinen,
es dreht sich alles eigentlich immer um Musik in irgendeiner Form,
aber das stimmt nicht ganz. Tracks wie Five Star Prison,
Satan’s Barbecue, Fed Up Anthem und Felsh
Fever Fiesta, zum Bespiel, verwenden auch andere Themen.
Aber ja, die Lyrics sollte man als ironisch und lustig betrachten.
Es gibt keine einzige ernste Textzeile auf Terror
For Sale, aber eigentlich gab’s auch noch
nie einen ernsthaften Songtext in TERROR 2000
-Lyrics! Sie sind einfach dazu gedacht, Dich zu Lachen zu bringen,
Bier zu trinken und wie ein Verrückter zu singen…
Clemens:
Eigentlich mag ich Thrash Metal ja überhaupt nicht. Ich höre
mir so was nur selten an, aber TERROR 2000 scheinen da ein bisschen
anders zu sein, denn ich mochte das Album bereits, als ich es
zum ersten Mal hörte. Was könnte Deiner Meinung nach
ein Grund dafür sein? Was macht Euch so „anders“?
Dan: Ich denke, wir versuchen uns vom gängigen Pfad,
der bei Thrash Metal erwartet wird, abzuheben. Wir machen uns
nie Gedanken darüber, welche Vocals oder Riffs wir verwenden
können – wenn es gut klingt, wird’s in den Song
mit rein genommen, Thrash Metal hin oder her. Wir schreiben Musik,
die wir hören wollen, Musik die frisch ist und inspirierend
wirkt.
Clemens:
Songs wie Five Star Prison oder King Kong Song
enthalten irgendwie sehr schräge Refrains, die man eigentlich
nicht auf einem Thrash-Album erwarten würde. Ist es Euer
Ziel, experimentelles Riffing zu integrieren, versucht Ihr gar,
solche Elemente gezielt einzusetzen, um eine „TERROR 2000
-Trademark“ zu entwickeln oder sind es einfach verrückte
Ideen, die Ihr in Euren Hauptbands nie verwenden könntet
oder würdet? Wer schreibt solche psychotischen Riffs?
Dan: Wir schreiben, was uns gerade einfällt. Das
Ziel, das wir uns mit Terror For Sale gesetzt haben, war, ein
Album zu kreieren, das nicht wie das klassische schwedische Thrash-Album
klingt. Wir wollten uns ein Stück weiterpushen und die Musik
neu definieren. Deshalb haben wir Inspiration aus allem geholt,
was wir je gehört haben oder auch zurzeit hören. Aus
diesem Grund gibt’s auch Riffs mit einem Rock’n’Roll-Vibe
oder ein wenig American-Thrash. Eine Menge wurde auch improvisiert,
weil wir im Studio sehr viel Zeit damit verbrachten, spontane
Ideen einzubinden, speziell bei den Lyrics/Vocals. Alle Mitglieder
sind am Songwriting beteiligt und jeder ist Teil der demokratischen
Band.
Clemens:
Da eine Band wie Soilwork eigentlich immer was zu tun hat, gibt’s
da eigentlich jemals die Möglichkeit, TERROR 2000 live sehen
zu können?
Dan: Yeah, ich denke schon! Wir haben davon gesprochen,
live aufzutreten, seitdem wir 2003 in Japan waren. Wir hatten
eine so tolle Zeit damals und wollten das eigentlich wieder machen.
Aber aufgrund der voll gebuchten Terminkalender einiger Bandmitglieder
ist es wirklich schwer, Zeit dafür zu finden. Aber wir hoffen
immer noch darauf, dass wir unsere Ärsche irgendwann zusammen
auf Tour bewegen können. Das würde ein Chaos werden!!!
Clemens:
Was ist Euer Ziel mit TERROR 2000? Was können wir zukünftig
noch erwarten?
Dan: Unser Ziel ist es, es weiterhin „thrashen“
zu lassen und eine tolle Zeit zu haben. Solange wir Spaß
haben, werden wir weiterhin zusammen spielen und Musik machen.
Vielleicht kommen wir ja auch wirklich noch dazu, mit diesem Album
eine Tour auf die Beine zu stellen.
Clemens:
Was ist Deiner Meinung nach die Essenz des Thrash Metal?
Dan: Die wahre Essenz ist Geschwindigkeit, Brutalität,
Mosh Pits, Leder, heiße Bräute, Satan und eine große
Menge an Whiskey!!
Clemens:
Was hältst Du eigentlich vom derzeitigen Reunion-Trend von
Bands wie Exodus, Death Angel oder den Original-Lineup-Zusammenfindungen
von Bands wie Testament oder Anthrax?
Dan: Ich denke, es ist eigentlich ganz gut. Einige Acts
sollten sich nicht wieder zusammenraufen, weil sie schon zu alt
und grau sind, um noch richtig Arsch treten zu können. Aber
einige dieser Bands spielen nach wie vor ernstzunehmenden großartigen
Thrash und das ist toll! Alle von Dir genannten Bands gehören
dazu, sie sind nach wie vor stark und spielen kraftvolle Musik,
so wie es sein soll!
Clemens:
Irgendwelche Thrash-Alben, die Du unseren Lesern empfehlen kannst,
außer der Alben Eurer Hauptbands?
Dan: Sicher! Zwei Bands, an denen man einfach nicht vorbeikommt,
sind The Haunted und Defleshed. Und für weiteren schädelspaltenden
Metal sollte man natürlich auf jeden Fall unsere Hauptbands
anhören ;)
Clemens:
Weiterhin viel Erfolg mit der Band, macht auch in Zukunft so gute
Musik.
Dan: Danke für’s Interview. Stay Thrash! |