Das es im Kern der dunklen deutschen Musikszene derzeit kräftig brodelt, dass untermalten die vier Jungs von THE COUNT jüngst mit ihrem neuen Output Zero, welches in etlichen Szene-Blättchen mächtig gute Kritiken einheimsen konnte. Seither gelten THE COUNT als vielversprechende Newcomer und ihr einzigartiger, musikalischer Stilmix verspricht einen wahren Ohrenschmaus, sowie einen perfekten Soundtrack für regnerische Abende bei Kerzenlicht. Grund genug den vier Herren mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen, um sie zu ihrer Entstehungsgeschichte und ihren Zukunftsplänen zu befragen...

The Count

Shirin: Euer erstes Demo Leave Humanity In Dust wurde bereits in 2000 veröffentlicht… Wie lange seid Ihr denn allgemein schon musikalisch interessiert und wer hat Euch dann letzten Endes unter einen Hut gesteckt?
Oliver:
THE COUNT gibt es seit 1999 aber wir haben natürlich schon vorher Musik gemacht. Martin und Jens seit 1995 in ihrer ersten Band. 1997 kam Oliver dazu und Manuel, der seit 1996 in einer Gothic Metal Band spielte, stieß dann 1999 dazu, als wir vier zusammen THE COUNT gründeten.

Shirin: Eure Musik zeichnet sich vor allem durch einen recht fulminanten und umfassenden Mix von verschiedenen Richtungen aus - von elektronischen Einflüssen bis hin zu Darkwave-Passagen findet man alles, was das Herz begehrt. Könnt Ihr vielleicht kurz erklären, wie es zu der Idee kam, so viele verschiedene Musikrichtungen miteinander zu vereinen?
Oliver:
Man kann das eigentlich nicht als geplante Idee oder Konzept bezeichnen. Wir verbinden in THE COUNT einfach alles was uns gefällt - eine konkrete Idee, viele Stile miteinander zu mixen, gab es nicht. Das Ergebnis ist einfach so, auf sehr natürlichem Wege entstanden und dürfte die Schnittmenge unserer musikalischen Vorlieben sein.

Shirin: Nach Music For The Slaved New World, findet sich mit Zero nun Euer erstes Album, welches unter den Fittichen von Dark Wings produziert wurde. Inwieweit erleichtert Euch die Zusammenarbeit mit besagtem Label Euer musikalisches Schaffen? Seht Ihr Euch durch diese Zusammenarbeit an irgendwelche musikalischen Vorgaben gebunden, oder könnt Ihr weitergehend autonom über Eure Musik bestimmen?
Oliver:
Das musikalische Schaffen von Zero war im Grunde schon abgeschlossen als unsere Zusammenarbeit mit Dark Wings begann. Wir sind auch sehr froh, dass wir, was unsere Musik angeht, vollkommen freie Hand haben. Sonst hätten wir auch den Schritt hin zu einem Label nicht vollzogen. Der Plattenvertrag erleichtert alles was außer der Musik noch mit der Veröffentlichung einer CD zu tun hat und mit denen man sich als Musiker eigentlich nicht so gerne beschäftigt. Wir sind also sehr froh, jetzt einen erfahrenen Partner an der Seite zu haben, der uns dabei unterstützt.

Shirin: Mit Gastsängerin Nicole habt Ihr eine bombastische, weibliche Unterstützung bekommen! Ist sie als fester Bestandteil des Line-Up’s zu betrachten, oder war Ihr Auftritt auf Zero eher eine einmalige Sache?
Oliver:
Nicole ist eine gute Freundin von uns aber nicht als festes Bandmitglied zu betrachten. Bei der Komposition zu Lost bemerkten wir schnell, dass wir hier sehr gerne einen weiblichen Gegenpart zu Oliver’s Stimme einbinden würden. Da wir Nicoles Gesangsqualität kannten, lag es für uns nahe sie zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen. Konkrete Pläne, weiter mit weiblichem Gesang zu arbeiten, gibt es bisher nicht. Allerdings wollen wir das auch nicht kategorisch ausschließen.

Shirin: Ihr seid ja eine Band, welche vor allem durch Live-Performances auf sich aufmerksam machte. Was für einen Stellenwert haben Live-Auftritte für Euch, im Vergleich zu Studioaufnahmen bzw. was genau macht den Reiz des Live-spielens aus?
Oliver:
Wir sehen uns generell mehr als Liveband denn als Studioprojekt, auch schon deshalb, weil die Studioarbeit erst viel später angefangen hat, nachdem wir schon einige Jahre die Lärmverträglichkeit von Garagen getestet hatten. Für uns ist es immer wichtig unsere Musik vor Publikum darzubieten. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, Auge in Auge mit dem Konzertpublikum die Lieder zu erleben und nicht zuletzt: Der Applaus ist des Künstlers Lohn.

Shirin: Desweiteren ist mir zu Ohren gekommen, dass Ihr Euch bereits ein eigenes “Projektstudio” eingerichtet habt. Wie kamt Ihr dazu? Ist dieses Studio nur für Euch als Band gedacht, oder plant ihr auch anderen Künstlern dort “Eintritt zu gewähren”, um ihre eigenen Projekte zu verwirklichen? Und wie finanziert sich so ein Studio?
Oliver:
Die Pläne zu unserem kleinen Projektstudio entstanden bereits kurz nach der Veröffentlichung von Music For The Slaved New World. Mit diesem können wir unsere Ideen viel besser und gezielter umsetzen. Es ist allerdings ausschließlich für unseren eigenen Bedarf gedacht. Finanziert hat sich unser Studio leider nur durch unser sauer verdientes Geld.

Shirin: Habt Ihr irgendwelche musikalischen Vorbilder, oder Künstler, welche Euch inspirieren?
Oliver:
Ja sicherlich hat jeder von uns seine Vorbilder. Wir streben aber nicht danach, einem bestimmten Künstler nachzueifern. Als Inspirationsquelle würden wir Musik von anderen Künstlern nicht unbedingt bezeichnen, das geschieht höchstens unterbewusst.

Shirin: Wenn Ihr mit irgendeinem Künstler (oder einer Band) gemeinsam auf Tour gehen könntet, wer wäre das? Und warum?
Oliver:
Das ist eine schwierige Frage, es gibt natürlich zahlreiche Bands die wir selber gerne auch live sehen, da wäre es bestimmt schön eine Tour zu begleiten. Aber da einen speziellen rauszupicken ist sehr schwer.

Shirin: Verkehrt Ihr persönlich auch in Eurer Freizeit gern in “düsteren Szenelocations”? (wenn ja: was ist Euer subjektiver Eindruck von der deutschen “Gothic-Szene”? Wie seht ihr ihre Entwicklung?)
Oliver:
Ja, wir gehen gerne in “düstere Szenelocations”. Aber in der Szene ist es wie überall, es gibt Leute mit denen man kann und es gibt Leute mit denen man nichts zu tun haben will. Wenn sich heutzutage schon Popstars als Gothic-Band bezeichnen zeigt das, dass Gothic für viele Menschen heutzutage nur mehr ein modischer, oberflächliche Trend ist. Zum Glück konnten diese ganzen Hypes den Kern der Szene nicht erschüttern: Gothic ist heutzutage immer noch weitab von der Normalität, auch wenn die Normalität ab und an versucht das zu ändern.

Shirin: Und als letztes wäre es ganz lieb, wenn Ihr unseren Lesern vielleicht ein bisschen über Eure Zukunftspläne verraten könntet…
Oliver:
Zur Zeit planen wir Konzerte, um Zero auch live zu präsentieren. Außerdem arbeiten wir bereits an einigen Liedern für den Nachfolger von Zero. Mehr wird aber noch nicht verraten.

Shirin: Ja, und wie das so ist, gehören die letzten Worte an unsere Leser allein Euch:
Oliver: Vielen Dank für das Interview und den Lesern vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Besucht uns auf unseren Konzerten!

Shirin: Vielen Dank für das Interview und alles, alles Gute für die Zukunft!

 

3/2005 © Shirin Vorsmann • The Count