Bei
manchen Musikern frage ich mich, woraus sie ihre schier unermessliche
Kreativität schöpfen. So auch bei Wolfgang Rothbauer,
der in insgesamt 6 Bands seine musikalischen Visionen umsetzt.
Gerade eben ist mit Dimorphic Cynosure das
neue Werk der Linzer THIRDMOON erschienen und
wie auch schon mit In Slumber schaffte es die Scheibe bei uns
zur Platte des Monats gekürt zu werden.
Leo:
Könntest Du den Werdegang von THIRDMOON von der einstigen
Black Metal Partie bis zum heutigen Tag kurz skizzieren?
Wolfgang: Hmm?! Skizzieren? Wäre schwer, aber
ich denke, dass es eine reine musikalische Weiterentwicklung
war, die THIRDMOON durchwandern musste. Wir
versuchten unseren Stil immer wieder aufs Neue zu veredeln und
zu verbessern um uns letztendlich immer selbst darin zu finden!
Leo:
Schon zum zweiten Mal hast Du es nun geschafft, mit einer „Deiner“
Bands die Platte des Monats bei Nocturnal Hall abzuliefern.
Wie groß ist Dein Ego jetzt? ;-)
Wolfgang: Haha! Natürlich freue ich mich sehr
darüber, dass meine Bands und unsere Arbeit darin, so hoch
gelobt werden. Es macht mich stolz und gleichzeitig ermutigt
es mich, noch mehr schaffen zu wollen.
Leo:
Dem Erfolg Eurer neuen CD Dimorphic Cynosure steht
womöglich nur der ungewöhnliche und schwer auszusprechende
Titel im Weg. Was bedeutet er, auch im übertragenen Sinne?
Wolfgang: Dimorphic Cynosure
bedeutet: „Zweigestaltiger Gegenstand der Bewunderung“
oder „Zweigestaltiger Leitstern“.
Die Entscheidung ist die Schwierigkeit!
Leo:
Die Texte sind sehr emotional und helfen Dir sicher, schwierige
Situationen rückblickend zu verarbeiten. Welche Gefühle
liegen Dimorphic Cynosure zugrunde?
Wolfgang: Verzweiflung, Wut, Feindseligkeit, Frust,
Trauer, Hass, Niedergeschlagenheit,... Menschen, die mal ähnliches
wie ich erleben mussten, werden die Texte so interpretieren
wie sie gemeint sind, und das dürften nicht wenige sein.
Leo:
Wer Dich schon einmal bei einem Konzert erlebt hat, sieht einen
Wolfgang der sich in eine andere Welt versetzt. Hat die Bühnenshow
eine reinigende Wirkung für Dich?
Wolfgang: Ja! Während des Konzerts erlebe ich
wieder, was mich dazu gebracht hat die jeweiligen Texte und
die emotional angepasste Musik zu schreiben. In der Zeit während
des Auftritts, stehe ich gefühlsmäßig über
meinen Problemen, die mich ohne diese Möglichkeit, live
zu spielen, erdrücken würden. Hier kann ich sagen
was ich denke und fühle, ohne mich gleich darauf rechtfertigen
zu müssen. Ohne meine Bands würde ich den ganzen Frust
in mir lassen und irgendwann psychisch explodieren.
Leo:
Wie wäre es mal mit einem Konzert, bei dem alle Bands hintereinander
spielen, in denen du mitwirkst? [Naja, Du wärst vermutlich
nach der Hälfte der Shows kaputt, oder?]
Wolfgang: Haha, das wären dann 6 Auftritte an
einem Abend. Ich denke, das würde ich nicht schaffen, denn
ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Interessant allerdings
wäre das schon einmal.
Leo:
Kannst Du Dich noch erinnern wie Euer erstes bzw. kleinstes/größtes
Konzert gelaufen ist?
Wolfgang: Puuuh! Meinst du mit THIRDMOON
oder überhaupt mein Erstes? Nun, an mein erstes Konzert
kann ich mich nicht mehr sooo genau erinnern, war aber sicher
damals sehr aufgeregt und betrunken. Mit THIRDMOON
haben wir 1997 das erste Mal im Welser Sch8hof gespielt. Damals
war ich auch sehr aufgeregt aber nicht betrunken. Ich sag mal,
wir konnten die Leute von uns überzeugen!
Leo:
Welche abendfüllende Tour mit ausschließlich österreichischen
Bands würdest Du zusammenstellen?
Wolfgang: Hier gäbe es eine Menge an Möglichkeiten
wie:
The Sorrow, In Slumber, Collapse 7 und Before The Fall.
oder: Belphegor, Cremation, GodHateCode und Parental Advisory.
oder: Darkside, Thirdmoon, Darkfall und Lost Dreams
oder: Edenbridge, Darkwell, Olemus und Shadowcast
... und das wäre nur der Anfang der Beispiele!
Leo:
Genie und Wahnsinn liegen oft recht knapp beieinander. Kannst
Du beide Seiten genügend ausleben oder hast Du manchmal
das Gefühl Du würdest gleich explodieren?
Wolfgang: Ich denke schon das ich beide Seiten genügend
auslebe, aber ich habe trotzdem doch manchmal das Gefühl
gleich zu explodieren. Ich kann oft meinen Gefühlszustand
schwer einschätzen, da ich mit so vielen Gedanken und Dingen
beschäftigt bin. Ich geh halt meinen Weg und was auf mich
zukommen wird, kann kommen! Ich bin da.
Leo:
Bist Du eher ein Einzelgänger oder brauchst Du soziale
Kontakte?
Wolfgang: Ich bin gern unter Freunden und Menschen
denen ich vertrauen kann, aber vertrauen kann ich eigentlich
keinem mehr so wirklich, also tendiere ich eher immer mehr zum
introvertierten Einzelgänger. Ungewollt.
Leo:
Gibt es in Deiner Heimatstadt genügend Möglichkeiten
zur Abendgestaltung?
Wolfgang: Ja, Leo, gäbe es wirklich genug, wie
in jeder mittleren oder größeren Stadt, nur habe
ich leider zu wenig Zeit um dies zu genießen. Ab und zu
geh ich in die Altstadt und trink ein paar Bier mit meinen Freunden/Bandkollegen.
Das war’s aber dann auch schon.
Leo:
Du hast ja quasi nebenher einen außergewöhnlichen
Job, der eigentlich richtig „true“ ist, oder?
Wolfgang: Nun Ja, ich arbeite in einem medizinisch-diagnostischen
Blutlabor. Blut gibt’s zu genüge, aber meistens kein
Gesundes!
Leo:
Hattest Du jemals Gesangsstunden, um Deine Stimme so variabel
einsetzen zu können?
Wolfgang: Nein, find ich persönlich auch nicht
so wichtig, aber meine Bandkollegen hätten mir dies schon
des Öfteren vorgeschlagen. Keine Ahnung warum, denn ich
sehe mich ja eher als Death-Metal Sänger in einer Death-Metal
Band!
Leo:
Mich würde Dein Musikgeschmack interessieren! Welche Platten
(oder doch lieber CDs?) stehen denn in Deinen Regalen?
Wolfgang: Die aktuellste CD ist Natural Born Chaos
(2002) von Soilwork. Ansonsten, hab ich hier nur älteres
Zeug von Disincarnate, Sinister, Brutality, Septic Flesh, Edge
Of Sanity, Obituary usw., aber melancholisch melodische Musik
gefällt mir auch sehr!
Leo:
Mit welchen Überraschungen biegt Ihr um die Ecke, um die
Sache auch beim nächsten Album spannend zu halten?
Wolfgang: Mit Ehrlichkeit und der Liebe zur emotionalen
Musik!
Leo:
Gibt es Alben in Deiner Laufbahn, auf die Du besonders stolz
bist?
Wolfgang: Ich bin auf jedes Album stolz, weil jedes
einzelne, Gefühle, Emotionen und Philosophie jener Zeit,
von mir, in sich trägt! Natürlich, muss ich aber sagen,
dass mein erstes offizielles Album Grotesque Autumnal
Weepings, ein sehr besonderes Album ist, da es
eben mein Erstes war.
Leo:
Dimorphic Cynosure MUSS doch ausgiebig betourt werden!
Habt Ihr eine Tour am Haken oder fischt Ihr noch im Trüben?
?
Wolfgang: Zurzeit haben wir noch keine Tour am Haken,
aber sowas kann schnell kommen. Mal schauen, wir wollen natürlich
spielen wo/wenn es passt.
Leo:
Gibt es noch etwas, das Du noch unbedingt anbringen möchtest?
Wolfgang: Hört euch das Album Dimorphic
Cynosure an und lest auch die Texte dazu, dann
werdet ihr sehen, dass mehr dahinter steckt! Textlich sowie
Musikalisch!
Leo:
Ich gratuliere Euch nochmals und hoffe, dass wir noch viel voneinander
hören!
Wolfgang: Danke fürs Interview und hoffe auch,
dass wir uns bald mal wieder treffen! Ansonsten besuch uns halt
mal auf www.thirdmoon.com oder myspace.com/thirdmoon
Bis dann!