Haris: Hallo Patrik,
gleich einmal vorweg: wie habt Ihr den Weggang von Thomas (Gesang)
und Henrik (Gitarre) verkraftet? Immerhin hat Thomas Eurem Sound
mit seinen charakteristischen Vocals einen ureigenen Stempel
aufgedrückt.
Patrik: Wir
haben niemals in Anbetracht gezogen, wegen dem Weggang der Beiden
aufzugeben – unser erster Gedanke war eher „lasst
uns so bald wie möglich Ersatz finden!“. Und auch
wenn Thomas ein großartiger Sänger und Frontmann
ist, haben wir THYRFING niemals als Band gesehen, die
auseinander fallen würde, sollte ein einziges Mitglied
aussteigen. Natürlich war es für uns wichtiger, einen
Sänger als einen zweiten Gitarristen zu finden, so dass
wir zunächst unseren Schwerpunkt darauf richteten.
Haris: Ihr habt
ja damals ein kurzes Statement zur Trennung rausgegeben, in
dem es hieß, dass Ihr Euch friedlich getrennt hättet
und dass beide schlicht keinen Bock mehr hätten, weitere
Platten aufzunehmen. Nachdem Thomas Mitte 2006 aber gar als
Gastsänger bei Moonsorrows Hävitetty Album zu hören
war, klingt das nicht unbedingt nach fehlender Motivation. Kannst
Du den Weggang von Thomas und Henrik etwas genauer erläutern?
Patrik:
Das ist ehrlich der Grund, den sie uns nannten und ich zweifelte
diesen auch niemals an. Natürlich gibt es immer mehrere
Gründe, warum jemand eine Band verlässt und dies war
sehr wahrscheinlich auch der Fall bei Thomas und Henrik, aber
das war nun mal der Grund, den sie uns nannten, also... In Bezug
auf Thomas Beitrag zu Hävitetty würde ich sagen, dass
dies schon etwas anderes ist als wenn man als Leadsänger
für ein ganzes Album schreibt, probt und aufnimmt.
Haris: Inwiefern
hat sich denn die Tatsache, dass Ihr mit Dir nunmehr nur einen
Gitarristen in der Band habt, auf das Songwriting ausgewirkt?
Patrik:
Nicht so sehr. Natürlich kam Henrik mit großartigen
Riffs an – sowohl was das eigentliche Schreiben als auch
Inspiration, Denkweisen und frische Ideen angeht – aber
letzten Endes war er nicht der „musikalische Motor“
der Band. Wenn man ein Album für zwei Gitarren schreibt,
ergeben sich immer andere Ideen und Gelegenheiten, so dass das
Album anders klingen würde, wäre Henrik noch in der
Band. Aber alle Songs wurden als Demos aufgenommen und vorab
roh produziert, so dass man gewissermaßen sagen kann,
dass sie letztendlich für zwei Gitarren geschrieben wurden.
Haris: Gespannt
darf man sein, zu hören, wie sich Jens Gesang, der im Gegensatz
zu Thomas eher aggressiven und tiefer angesiedelten Vocals eher
für sein Black Metal-typisches hohes Gekreische bekannt
ist, in das Soundgefüge THYRFINGs einfügt. Wie weit
hat Euch der neue Gesangsstil beim Songwriting für Hels
Vite beeinflusst?
Patrik:
Ich würde nicht sagen, dass es uns darin beeinflusst hat,
wie wir komponieren. Jens Art und Weise, bei THYRFING
zu singen, ist nicht unbedingt die gleiche, wie dies bei Naglfar
oder Profundi der Fall gewesen ist bzw. nach wie vor ist und
wenn Du die Black/Death Metal Szene mal außen vor lässt
und dies aus einer weiteren Perspektive betrachtest, so wirst
Du sehen, dass sich Thomas und Jens Vocals letztendlich gar
nicht so sehr voneinander unterscheiden. Demnach mussten wir
die Musik nicht nach den Vocals abstimmen.
Haris: Stilistisch
seid Ihr ja meilenweit entfernt vom schnellen und melodischen
Black/Death Metal von Jens ehemaliger Hauptband. Glaubst Du
nicht trotzdem, dass sich zwangsweise ein gewisser Einfluss
von Naglfar in Euren Sound mit eingeschlichen hat?
Patrik:
Nicht, dass es mir aufgefallen wäre. Jens war am Songwriting
des Albums beteiligt, aber ich bezweifle, dass seine Ideen zu
Naglfar oder Profundi gepasst hätten und andersrum. Und
er hat ja nach wie vor sein „Baby“ Profundi. Dort
kann er die schnellen Parts unterbringen... ;-)
Haris: Ihr habt
ja (den vorab veröffentlichten Songtiteln nach zu urteilen)
wieder zwei englischsprachige Songs (Isolation und Becoming
The Eye) am Start. Hat das einen bestimmten Grund? Auf Farsotstider
habt Ihr die Texte ja bewusst schwedisch gehalten.
Patrik:
Nein, wir haben diesmal schlicht die Beständigkeit aus
dem Fenster geworfen und uns dazu entschieden, beide Sprachen
zu verwenden, so lange es zu Text und Song passt.
Haris: Kannst
Du uns schon vorab etwas zu den Texten erzählen? Ist Hels
Vite gar ein Konzeptalbum geworden?
Patrik:
Nö. Es ist kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinne, wo
es eine lineare Story gibt (im Sinne von Iron Maidens Seventh
Son Of A Seventh Son, Bathorys Blood On Ice oder den King Diamond
Alben usw.). Aber die Texte ähneln sich sehr in Ausdruck,
im Einsatz von Metaphern und der Sprache, so dass man in dieser
Hinsicht schon von einem Konzept sprechen könnte. Ich würde
sagen, dass die Texte einen gewissen „THYRFING
Filter“ durchlaufen müssen, um zur gesamten Atmosphäre,
dem Artwork und der ganzen Symbolik zu passen. Die Texte sind,
genauso, wie bei den letzten Alben, dunkle und vorahnende Reflektionen
oder einfach Geschichten, die aus unserem Geist und Gedanken
kommen.
Haris: Für
Dich als einzigen Gitarristen ist es ja eine durchaus ungewöhnliche
Situation, live ohne Deinen langjährigen Weggefährten
Henrik aufzutreten. Ist für Konzerte ein zusätzlicher
Sessiongitarrist geplant oder meinst Du, dass Ihr auch als Quintett
live gut einheizen könnt?
Patrik:
Ja, wir sind gerade dabei, einen Sessiongitarristen auszuprobieren,
der es auch hoffentlich bis zur Bühne schaffen wird. Wir
könnten es wahrscheinlich auch mit nur einem Gitarristen
durchziehen, aber da der Großteil der Songs zweistimmige
Parts enthalten, fühlt es sich einfach besser an, mit zwei
Gitarristen aufzutreten.
Haris: Ihr werdet
ja demnächst ein paar Gastauftritte im Rahmen der Tourneen
von Primordial und Finntroll sowie von Marduk und Morbid Angel
absolvieren. Ich nehme an, Ihr werdet das neue Album in Bälde
auch mit einer Europatour anständig live promoten. Sind
dabei auch Gigs in Deutschland geplant?
Patrik:
Nein, es wird keine ausgedehnte Tour geben. Aber wir werden
hier und da einige einzelne Gigs und Festivals im Winter und
danach abreißen. Bis jetzt sind drei Auftritte in Deutschland
bestätigt (Dortmund im November, Bamberg im Dezember und
Osnabrück im Januar), aber es werden momentan einige Angebote
verhandelt. Also, Augen auf für weitere Termine!
Haris: Warum gedenkt Ihr nicht, Hels Vite mit einer Tour
zu promoten? Liegt es an Eurem Label oder seid Ihr das Touren
satt? Ich meine, erwartet man, dass Hels Vite ein Kracher
vor dem Herrn wird, dann wäre es doch notwendig, der Welt
zu zeigen, wie talentiert Ihr seid und die Aufmerksamkeit geschenkt
zu bekommen, die Euch zusteht.
Patrik: In Anbetracht unserer momentanen privaten Situation
(Arbeit, Lebenspartner etc.) haben wir das Gefühl, dass
wir längere Touren einfach nicht fahren können. Natürlich
sind wir uns dessen bewusst, dass Touren an sich und mehr Livepräsenz
die Aufmerksamkeit der Leute auf die Band und unsere Alben ziehen
würde. Jedoch gibt es mit Internet, Myspace und dergleichen
heutzutage alternative Möglichkeiten, Musik zu verbreiten.
Zudem hoffen wir, dass das Interesse für die Shows dementsprechend
ansteigt, wenn wir seltener auftreten. Diese Lösung haben
wir durchgesprochen und jedes einzelne Bandmitglied ist zufrieden
damit.
Haris: Das war’s
dann auch schon, Patrik! Vielen Dank für das Interview
und viel Erfolg mit Hels Vite. Auf dass Ihr uns lange
erhalten bleibt!
Patrik: Danke für Euer Interesse und Eure Unterstützung.
Ich hoffe, dass ihr und alle anderen Hels Vite
genießen werdet, sobald es erschienen ist. Und schaut
doch hin und wieder einmal auf unserer Website vorbei, um über
anstehende Live Gigs und andere Events auf dem Laufenden zu
bleiben. Cheers!