Billy Bob und THE LUCIFER PRINCIPLE… eine interessante Kombination. Die Newcomer aus holländischen Landen sind mit ihrem Debüt Pitch Black Dawn gerade ordentlich dabei eine Menge Staub aufzuwirbeln. Gerade zurück von ihrer Tour mit Entombed und Mother Misery haben Earik (Vocals) und Thomas (Guitar) fleißig in die Tasten gehauen um uns ihre Version des Bösen näher zu bringen.

Torsten: Hallo Männer, zu allererst meine Gratulation! Ich war so frei und habe in meiner Review Pitch Black Dawn als erste Überraschung 2008 tituliert – hell yeah – ich liebe das Album!
Earik/Thomas:
Vielen Dank dir! Das Album wurde vor 3 Monaten in Belgien und Holland veröffentlicht und jetzt im Januar in den USA und Deutschland. Wir sind sehr glücklich mit den klassen Reaktionen die Pitch Black Dawn bisher bekommen hat.

Torsten: Bevor wir über Euren Sound sprechen: Euch gibt’s seit Ende 2004. Wenn ich mir Eure Musik anhöre, kommt mir Gedanke, dass Ihr alle Eure verschiedensten professionellen Elemente im Leben vor THE LUCIFER PRINCIPLE einfach mitgenommen habt. Also, was habt Ihr vorher gemacht? Erzählt uns Eure Story.
Earik/Thomas:
Ich hoffe du hast Zeit?… Spaß. Wir haben vor THE LUCIFER PRINCIPLE alle in unterschiedlichen (Metal) Bands gespielt. Wir kennen uns aus der lokalen Szene. Als wir zusammenkamen haben wir uns erst mal zusammengesetzt und dachten es wäre besser, an einem Konzept zu arbeiten anstatt alles zu überstürzen. Um mit unserer Musik arbeiten zu können wollten wir uns eine sichere und stetige Basis schaffen. Als wir dann die Strukturen in das Songwriting brachten konnten wir so unsere klaren Visionen umsetzen. Unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit haben wir somit tatsächlich auch nur als solche angesehen. Wir versuchen immer nach vorne zu schauen und wollen uns nicht die Köpfe mit alten Sachen einschlagen.

Torsten: Und natürlich ist es auch interessant zu wissen, warum Euch gerade Howard Blooms THE LUCIFER PRINCIPLE inspiriert hat. Wo seht Ihr die Parallelen zu Howard Blooms Story und der heutigen Welt?
Earik/Thomas:
Sieh dich doch nur um, unsere Gesellschaft verwandelt sich in eine Welt in der das Individuum wieder die Kontrolle übernimmt. Je mehr individuelle Ideen es gibt, umso mehr Gründe gibt es auch für Konflikte. Wir behaupten nicht das Gewalt und Aggression prima Dinge sind, aber die Historie zeigt uns auch dass diese Probleme lösen können. Wir haben nicht vor Howard Blooms Ideen eins zu eins in unserer Musik umzusetzen, aber der Mann hatte einige interessante Gedanken die helfen das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. In unserem Fall bedeutet das einen anderen Zugang zu unseren Lyrics.

Torsten: Wenn ich mir eure Cover anschaue, durch Eure Homepage (The Flesh, The Others…) surfe, Eure Pitch Black Story lese (The Ignition, The Fire…) und dazu die Musik höre… alles ist absolut professionell und durchdacht und hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Es scheint so, als wollt Ihr nichts zu dem Zufall überlassen? Ihr folgt einem bestimmten Konzept?
Earik/Thomas:
Ja, wir folgen einem Konzept, allerdings nicht in unseren Texten. Das Konzept bestehend aus Gewalt, Angst und Aggression ist die Verbindung zwischen den Songs. Wie das Leben voller Überraschungen ist, ist auch Pitch Black Dawn in seiner Musik und in seinen Texten voller Überraschungen. Das konzeptionelle Denken hatten wir schon bei unseren beiden Demos Burn! und Flamethrower. Auf beiden Covern haben wir den leicht entzündlichen Charakter unserer Musik durch Feuer visualisiert. Auch das Konzept hinter Pitch Black Dawn kann in der Art und Weise wie das Artwork kreiert wurde festgemacht werden. „Billy Bob“, die Hauptfigur, steht für das pure Böse im Manne. Er ist das Abbild der genannten Verbindungen zwischen den Songs. Und dazu kommt die unterschiedliche Herangehensweise mit unserer klaren Vision. Jedes Detail musste stimmen um sicher zu gehen, dass die Leute Notiz von unserem Album nehmen und natürlich auch von uns, der Band. Deswegen entschieden wir uns Pitch Black Dawn im Sinne eines Neuanfangs zu sehen, als einen weiteren Schritt.

Torsten: Professionell und durchdacht geht Ihr auch musikalisch ans Werk. Und dabei folgt Ihr nicht nur einem bestimmten Stil. Ihr schafft es in Euren Death Metal einen gehörigen Groove, Brutalität und technische Feinheiten einzubauen, und doch hört es sich an wie aus dem Ärmel geschüttelt…
Earik/Thomas:
Nun ja, unserem Gitarristen Giedo fehlte was in der Metal Szene. Dadurch das wir unsere Musik offen und zugänglich halten ist es uns möglich, Musik mit einem breiten Spektrum an Einflüssen zu schreiben. Und das ohne es zu kompliziert zu machen. Unsere Musik ist weit weg vom Original, wir haben lediglich verschiedene Old School Elemente mit einigen fremden Stilen wie Rock’n Roll oder altertümlichen Metal kombiniert. Und so klingt unsere Musik wie etwas Neues und originelles. Wir möchten keine Musik spielen die irgendeinem Trend folgt oder die den meisten Leuten gefällt. Wir machen wozu wir Lust haben und wir schreiben Musik für die Leute, die Bock drauf haben sich einen STOMPING Groove zu geben.

Torsten: Als ich den Opener The Pitch Black Dawn hörte dachte ich „ok, eine weitere Six Feet Under Scheibe“. Aber erst die Vielfalt Eures Songwritings macht die Scheibe so interessant. Wo nehmt Ihr die vielen Ideen her?
Earik/Thomas:
Wie schon gesagt, wir glauben nicht dass unsere Musik das Original ist. Aber die Kompositionen basieren sicherlich nicht oder wurden auch nicht von anderen Schädelspaltern genommen. Die Songs sind alle von THE LUCIFER PRINCIPLE geschrieben, geschrieben von 5 Menschen mit einem unterschiedlichen musikalischen Background: Kiss, Six Feet Under, In Flames, Megadeth, Aborted usw. Ich gehe davon dass der Hörer das Element fängt, das ihm das Gefühl gibt als wäre er bei einer anderen Band.

Torsten: Bei dem Solo-Gewitter von Soul Saviour Throat Cut bekomme ich immer noch Gänsehaut… ein genialer Song! Verdammt gute Arbeit von Euren Gitarristen!
Earik/Thomas:
Wenn du einfach zugängliche Musik machst ist ein großer Vorteil wenn du einigen technischen overhead hast. Wir haben diesen Overhead genutzt um den Songs einen angemessenen Gehalt zu geben und interessante Solos einzubauen. Solche, die bestens zu den Songs und deren Gefühl passen. Und Soul Saviour Throat Cut ist einer dieser Reißer, bei dem ein altes „Give them hell“ Solo nicht fehlen darf.

Torsten: Ein Besonderheit ist natürlich das Ihr Euch für einen Stand-Up Bass entschieden habt. Wie und wann kamt Ihr auf die Idee keinen E-Bass zu nutzen?
Earik/Thomas:
Als klar war, in welche Richtung sich unsere Musik entwickeln wird, wollten wir jeden unserer Gedanken mit unserer Musik unterstreichen, zum Beispiel das konzeptionelle Denken. Einen Stand-Up Bass zu nutzen unterstreicht den fetten Groove im Song, der Sound ist wärmer und greift um einiges mehr an. So ein Bass hat auf der Bühne eine logische Wirkung: Er sieht extrem aus und er klingt extrem. Also ein doppelter Vorteil.

Torsten: Ich habe leider keine Texte zu The Pitch Black Dawn vorliegen. Welche Themen beschäftigen euch?
Earik/Thomas:
Die Texte haben eine große Bandbreite. Alle haben mit dem Menschentum zu tun oder aber mit der damit das die Menschlichkeit bei einigen Leuten fehlt. Als eine Death Metal Band beschreiben wir natürlich den extremeren Teil des Lebens mit unseren Worten. So kann ein Mord aus der Sicht des Opfers beschrieben werden oder aber auch von der psychologischen Sichtweise des Killers. Es gibt aber auch Texte auf unserem Album die direkt auf den Punkt kommen. Allerdings hat der Hörer die Möglichkeit, sich seine eigene Geschichte zu kreieren wenn er die Lyrics liest. Wir haben versucht diese so offen wie möglich zu strukturieren.

Torsten: Wie wichtig sind Euch die Lyrics? Und gibt es einen Song der Euch etwas Besonderes bedeutet?
Earik/Thomas:
Die Texte sind sehr wichtig, sie beenden das was durch die Stimme eingekippt wird und drücken eine spezielle Emotion, ein spezielles Gefühl aus. Es macht keinen Sinn über Vögel und Blumen zu singen oder über einen Strandspaziergang zu lamentieren, wenn die Gitarren sägen und die Drums dich wegblasen. Das Bild das ich habe ist um einiges unruhiger und extremer. Ein spezieller Song… schwere Frage. Ich verbinde mit jedem Song ein spezielles Gefühl, aber meine favorisierten Songs auf der Bühne sind Pitch Black Dawn oder Into Decay. Die Songs sind für sich gesehen verschieden aber die Texte folgen der Musik in einer perfekten Weise. Ich mag den fingierten Charakter innerhalb der Songs.

Torsten: Wenn Du die Zeit in dem case i/O Studio Revue passieren lässt, gibt es Dinge die Du im Nachhinein ändern würdest?
Earik/Thomas:
Zusammen mit Cees im i/O Studio zu arbeiten hatte was perfektes Natürliches. Wir hatten eine Menge Zeit Dinge richtig zu machen und Cees ist dabei wahrlich ein klasse Mensch mit einer Menge guten Humor. Wir haben zu Anfang einige Aufnahmetechniken ausprobiert, sind dann aber bei der traditionellen Weise gelandet: Wir haben erst die Drums aufgenommen und dann Drumherum gearbeitet. Im Studio arbeiten ist immer ein schwieriger Prozess bei dem einige Entscheidungen in kurzer Zeit getroffen werden müssen. Cees hat uns immer dabei geholfen Entscheidungen in der richtigen Weise zu treffen.

Torsten: Ihr arbeitet mit Apache Productions zusammen. Apache ist ein recht junges Indie-Label. Wie seid Ihr zufrieden mit Apache? Und was steht als nächstes auf dem Zettel mit Apache?
Earik/Thomas:
Apache ist der perfekte Partner für THE LUCIFER PRINCIPLE. Ein kleineres Indie Label kann unserer Meinung nach alle seine Kraft auf ein Release konzentrieren. Deswegen sind wir auch zusammengekommen. Mit den Firmenanzeigen in der relevanten holländischen und belgischen Presse hatten wir perfekte Hilfe bei der Promotion. Die Jungs wissen was sie machen! Wir haben eine Option auf ein zweites Album, wir sind gespannt was Pitch Black Dawn THE LUCIFER PRINCIPLE bringt.

Torsten: Als nächstes habt Ihr eine kurze Tour mit Entombed auf dem Programm stehen. Wow, ein wahres Killer-Package! Death’n Roll meets Stomping Death Metal. Die Massen dürften ausrasten und zum Schluss total ausgelaugt sein…
Earik/Thomas:
Wir sind gerade erst seit ein paar Stunden zurück. Das war eine geile Detonation! Das Billing war sehr breit gefächert, Mother Misery (S), Entombed und THE LUCIFER PRINCIPLE spielen alle verschiedenen Metal, wobei Entombed und wir zusammenpassen wie der linke zum rechten Handschuh. Mother Misery mit ihrem Stoner Rock Metal lagen irgendwo dazwischen und waren so was wie die Verbindung zwischen uns. Eine große Erfahrung, wir werden ein Tourtagebuch diese Woche auf MySpace und unserer Homepage posten, also, reinschauen!

Torsten: Und wann rollt Ihr über Deutschland? Habt ihr Gigs geplant?
Earik/Thomas:
Zurzeit halten wir nach einer Booking Agency in Deutschland Ausschau, die uns für das vorausschauende Planen unter die Arme greift und unterstützt. Hoffentlich haben wir dann bald gute Neuigkeiten… Wir haben also noch keine Gigs für Deutschland geplant, aber bisher haben wir schon zwei Mal in eurem wunderschönen Land gespielt. Vor zwei Jahren waren wir auf dem FUCK THE COMMERCE und sind im Norden Deutschlands in Oldenburg aufgetreten. Wir hoffen dass wir dieses Jahr zurückkehren können!!!

Torsten: Ich bin mir sicher, 2008 wird ein gutes Jahr für Euch. Aber wenn Ihr in die Zukunft schaut, was wollt Ihr bspw. in drei Jahren erreicht haben?
Earik/Thomas:
Drei Jahre, drei Alben! Das ist sicher. Wir arbeiten gerne schnell und spielen gerne neues Material. Auf der Tour mit Entombed haben wir bereits zwei von unseren vier neuen Songs gespielt. Hoffentlich spielen auf einigen großen Festivals in Deutschland, oder noch besser: Weltweite Dominanz!!! ;-)

Torsten: Und nun, gib uns Deine aktuelle Top 5 Playlist:
Earik/Thomas:
Pffffffffffffffffffffff… da fragst du die falsche Person. Ok, ich probier’s:
1. Autopsy – Mental Funeral
2. Celestial Season – All stoner albums
3. Six Feet Under – Warpath
4. Mr. Bungle – California
5. Entombed – When In Sodom EP

PS: Frag mich nie wieder! (*hehe, da kommst beim nächsten Interview nicht Drumherum ? - the.wangacopta)

Torsten: Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte sind Eure:
Earik/Thomas:
Vielen Dank für ein sehr cooles Interview! Wir hoffen euch da draußen bald zu sehen! Ladet unser Album runter wenn ihr mögt, aber wenn ihr uns supporten wollt: kauft es!

Cheers,
Earik & Thomas

 

2/2008 © Torsten Parzich • The Lucifer Principle