Im September veröffentlichte eine der bemerkenswertesten Dark Metal Bands ihr viertes Album: Die finnischen TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS. Putziger Titel des Werks: Hartes Land, nach Aus Frostigen Tälern bereits ihr zweites Album mit deutschen Texten. Ein guter Grund für einen Plausch mit Bassmann Nils Ursin.

Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus

Ole: Hartes Land ist Euer zweites Album in Deutsch. Warum habt Ihr die Texte nicht ins Englische übersetzt?
Nils:
Ich weiß, die meisten finnischen Bands machen das. Aber wir wollten einfach nicht das machen, was andere vor uns schon gemacht haben. Darüber hinaus klingt Deutsch einfach aggressiver, deswegen erschien es uns perfekt zu passen. Vielleicht könnten wir mit englischen Lyrics international weiter kommen, aber darüber haben wir – ehrlich gesagt – noch gar nicht nachgedacht.

Ole: Ich kenne einen Finnen, der deutsch singt: M.A. Numminen. Aber der ist Komiker (Manche nennen ihn auch den „Helge Schneider des Nordens“). Habt Ihr keine Angst, von den Deutschen einfach nicht ernst genommen zu werden?
Nils:
Klar besteht die Gefahr. Aber, wenn es jemandem nicht gefällt, soll er es halt lassen.

Ole: Lass uns über die Hauptthemen von Hartes Land sprechen. Mein Lieblingssong ist Nyt On Mies (nicht zuletzt wegen des finnischen Refrains), ein Stück über einen Jungen, der zum Mann wird. Wer ist darin gemeint mit „der Allerhärteste“ bzw. dem Allerstolzesten?
Nils:
Es geht nicht nur um das Mann werden. In Finnland sagen wir aber auch „nyt on mies!“, wenn wir meinen „was für ein Kerl!“. Wir meinen das durchaus positiv. Außerdem steckt eine wahre Geschichte dahinter. Aber wenn Du mehr wissen willst, fragst Du besser Timo selbst. Ich bin nur der Bassist.

Ole: Im Titelsong heißt es: Das kalte und harte Land, Mein Heimatland. Der Väter Land. Geht es um Patriotismus?
Nils:
Zum Teil. Wir wollten aber hauptsächlich damit eine traurige, mythische Atmosphäre kreieren. Es geht um Finnland. Das merkt man vielleicht ein bisschen an der Gitarren-Melodie, einer Coverversion von A.P. Sarjanto, einem finnischen Folk-Songwriter.

Ole: Was denkt Ihr über Patriotismus? (immerhin stehen auf dem CD-Cover fünf Männer, im dunklen, verschneiten Birkenwald) Außerdem tragt Ihr Militärklamotten. Sieht ein bisschen aus wie der Natur-Mystizismus der Nazis in den 30ern und 40ern.
Nils:
Wir sind keine politische Band. Aber wir mögen alle die Natur. Kommt vielleicht daher, dass wir in der Stadt wohnen.

Ole: Es scheint so, als stelltet Ihr Euch auf eine höheren, distanzierten Standpunkt zu den Hauptpersonen in Euren Songs, fast wie die Singer/ Songwriter in den 60ern...
Nils:
Wir alle haben unsere besonderen Musikgeschmäcker, aber direkte Bezüge zu der Hippie-Generation haben wir nicht. Ich denke, wenn man eine Distanz zu den Dingen in den Songs einnimmt, kann es leichter sein, persönliche Gedanken und Gefühle auszudrücken.

Ole: Auf dem Album hattet Ihr ein paar Gastmusiker, unter anderem von Nightwish und Apocalyptica. Erzähl uns ein bisschen von diesem Kontakt.
Nils:
Das sind alles Freunde von uns. Zum Beispiel Eicca (Toppinen [Apocalyptica], Anm.) haben wir ein paar Mal zuhause getroffen. Sie haben mit uns auch schon auf Tour gespielt.

Ole: Was ist das besondere an der finnischen Musikszene? Ich meine, Ville Valo singt Backing Vocals bei den 69 Eyes, The Rasmus fragen bei Eläkeläiset an, Falling zu covern...
Nils:
Ich glaube, das liegt daran, dass wir so ein kleines Land haben. Als Musiker sitzt man einfach näher zusammen...

Ole: Warum benutzt Ihr drei Gitarren? Andere Bands haben zwei und fügen nach Bedarf einfach ein paar Gitarrenspuren dazu.
Nils:
Timo hat schon immer Gitarre gespielt. Heute spielt er nicht mehr so viel, aber besonders auf Gigs hat er eine um den Hals. Vielleicht braucht er etwas zum Festhalten?!

Ole: Ihr seid momentan auf Tour mit Nightwish. Wie läuft es denn so?
Nils:
Kein Zweifel: Es läuft toll und wir sind alle sehr zufrieden damit.

Ole: Mag es für Euch so weitergehen. Danke für das Interview.
Nils:
Danke. Tschüß.

 

9/2004 © Ole Arntz • Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus