2007-04-28 DE – Essen - Klangwelt Studios
 

Im Winter 2004 gegründet, entpuppt sich THE VERY END auf dem ersten Blick als Sammelbecken bekannter, vermeintlich gestrandeter Musiker. So kennt man Sänger Bjoern Goosses von Night In Gales (oder auch The Rules, Infliction), Gitarist René Bogdanski von Ninnghizhidda, Basser Marc Beste von Deafinit, Axeman Volker Rummel von Flaming Anger und Drummer Lars Janosch von Destillery, alles Bands, die mehr oder weniger das Zeitliche gesegnet haben. Aber... die Katze lässt bekanntlich das Mausen nicht ;)

„Ihren mitreißenden Mix aus fettem Death Metal und knackigem Thrash lockert der Fünfer gekonnt mit jeder Menge sattem Groove, einigen Prog-Einsprengseln, viel Feeling und vor allem variablem Gesang auf und pustet der Hörerschaft somit eine ordentliche Portion Frischluft durchs Schubladendenken-verseuchte Hirn!“

Genau! Das erste Demo in 2005 hat dann auch mächtig für Begeisterung gesorgt, nur mit einem Labeldeal wollte es noch nicht klappen, so dass die Pläne zur ersten Langrille erst mal wieder auf Eis gelegt wurden und man sich stattdessen an ein zweites 3-Track-Demo machte. Selbiges wurde gar lieblich mit Soundcheck For Your Funeral betitelt, weil – so Bjoern: „...wir nicht wieder das Promo stumpf „Promo 2007“ betiteln aber den Charakter eines Promos einbringen wollten“.

Das ist es nun, das zweite Demo, fix und fertig und wartet nur darauf, unter die Leute gebracht zu werden ;) Da THE VERY END immer nur sporadisch im Studio waren, konnte man ihnen schwerlich direkt auf den Pelz rücken. Stattdessen wurde kurzerhand eine kleine Listening Session einberufen, um sich das neueste Werk für einen ersten Eindruck im ausführenden Klangwelt-Studio zu Gemüte zu führen...

Gesagt, getan. An einem sonnigen Apriltag schlag ich also zu frühabendlicher Stunde in Essen im Klangwelt-Studio auf, dessen Belegschaft sich gerade mit Currywurst und Pommes vergnügt. Danach geht’s rein ins kleine aber feine Studio, exakt zwischen die beiden Boxen platziert und los geht’s...

Und jawoll! THE VERY END entwickeln mit ihrem 3-Tracker einmal mehr wahres Suchtpotential. Flatline, The Loss Theory und Gravity treten so dermaßen Arsch und machen Laune, dass das Ganze umgehend wieder vorbei ist und man instinktiv nach der Fernbedienung mit der Repeat-Taste greifen möchte. Soundcheck For Your Funeral ist eine Ecke melodischer als der Vorgänger geworden, was hauptsächlich am cleanen Gesang von Bjoern liegt. Die vor allem schwedische Thrash-Note wurde zurückgeschraubt und macht dem typisch amerikanischen Groove, wie man ihn von Machine Head, Fear Factory, Pantera und Co. kennt, Platz.

René und Volker hören das fertige Demo auch zum ersten Mal; Bjoern kennt’s schon. Das Grinsen in den Gesichtern signalisiert Zufriedenheit. Zu Recht. Ein geiles Demo!
Danach geht’s wieder raus in den sonnigen Abend zum netten Plausch...

Dajana: Ok, wieso wieder nur 3 Tracks? Eigentlich habt ihr ja inzwischen genügend Material.
Bjoern:
Also wir haben im Prinzip Material für eine ganze Scheibe. Aber es sollte ja nur ein Promo werden. Und wie man das eben so von Labeln und Promotern hört, kann man froh sein, wenn die diese 3 Songs überhaupt durchhören. Mit 5 oder 6 neuen Songs und dem alten Demo dazugerechnet, hätten wir dann schon fast zwei drittel unseres Debütalbums verballert. Sozusagen. 3 Songs ist ne gute Anzahl, um einen Querschnitt zu präsentieren, der kurzweilig genug ist, damit die Leute bei der Stange bleiben. Das Promo soll ja zweckdienlich sein, ist nicht für den Verkauf gedacht, sondern schlicht und ergreifend, um damit einen Deal zu bekommen. Früher oder später.
René: Und zum anderen... weil sich bisher einfach kein Label gefunden hat, um uns ein Album zu finanzieren.
Dajana: Da ist also noch nichts in Aussicht...
Bjoern: Also, da waren zwei oder drei Interessenten am Start, zum ersten Demo, aber das ist dann irgendwie alles wieder im Sande verlaufen. Wenn das einen A&R cool findet, dann aber der Chef erst noch überzeugt werden muss, ist das im Endeffekt dann doch ne harte Nuss. Von daher blieb es halt bei wohlwollendem Interesse, was uns natürlich nen Scheiß gebracht hat, deswegen jetzt noch mal 3 Tracks.
Dajana: Ah ja. Ich kann mich noch erinnern, das zum ersten Demo die Rede davon war, Mitte 2007 das Debütalbum zu veröffentlichen...
René: Genau das war der Plan... ;)

Dajana: Warum habt ihr das Studio gewechselt? Das erste Demo hattet ihr ja im Total Recall Studio aufgenommen...
Bjoern:
Obwohl wir Produktionstechnisch mit dem ersten Demo für meinen Geschmack schon ganz gut vorgelegt haben und es keinen direkten Grund gab, Studio oder Engineer zu wechseln, wollten wir einfach mal was anderes ausprobieren, da sich diese Möglichkeit eben einfach ergeben hat. Genau wie Rene bereits eine gemeinsame musikalische Vergangenheit mit Sascha Risseler, dem Produzenten des ersten Demos, hat, so hat Lars auch eine mit Corny, der hat nämlich die ersten beiden Destillery Scheiben aufgenommen. Und da der Corny hier als freischaffender Tontechniker im Studio arbeitet, hat er auch ein gewisses Kontingent an Stunden zur Verfügung, die er beliebig nutzen kann, was unter anderem auch dem zeitlichen Ablauf unserer Produktion zugute kam. Und da die technischen Rahmenbedingungen im Klangwelt Studio auch ansprechend sind, haben wir uns diesmal halt eben dafür entschieden.
Dajana: Das heißt, Du hast das Promo in Deiner Freizeit aufgenommen...
Corny: Nee, nee [Gelächter]
Helge: (seines Zeichens ebenfalls Knöpfchendreher beim mixen) Freizeit is was anderes…
Corny: Also es war schon nicht umsonst...
Dajana: Aber außerhalb Deines offiziellen Dienstplanes...
Corny: Es ist halt so, dass das Studio mir nicht gehört, ich es aber nutzen kann, wenn Freiräume da sind.
Helge: Das senkt natürlich die Kosten. Wenn die Jungs die Zeit bei mir kaufen, ist es günstiger, als wenn sie direkt ins Studio gehen würden. Und deswegen passt das auch ganz gut. Hat ja auch Spaß gemacht, keine Frage ;) So oft bekommt man ja auch keine guten Bands, das ist eher selten.
Dajana: Wollte ich grad fragen... inwieweit hast Du Erfahrungen mit solchen Bands?
Corny: *pffff*....
Dajana: Oder was machst Du sonst so im Studio?
Corny: Hörbücher, Schlager... [Gelächter]... ich mach auch manchmal Metal, aber eben nicht sooo viel. Die meisten Bands können sich das einfach nicht leisten, oder, wenn sie sich mal so was leisten wollen, dann sind sie halt nicht so gut und da hab ich überhaupt keinen Bock drauf. Das ist einfach so.
Dajana: Du musst also schon vorher von der Band überzeugt sein...
Corny: Auf jeden Fall. Also wenn so ein Jugendzentrum ne Ausschreibung macht: „Hey, wir wollen unsere Band mal zu euch schicken...“ das mach ich nicht! Da krieg ich Depressionen. Geld hin oder her... das muss schon Spaß machen.
Dajana: Hast Du es denn schon erlebt, das Du was machen musstest, wo Du überhaupt keinen Bock drauf hattest?
Corny: So ungefähr 2-3000 Mal... [Gelächter]
Dajana: Wo Du dann auch nicht mit Deiner Arbeit zufrieden warst?
Corny: Mein Gott, jetzt kommt der Spruch, den ich auswendig gelernt habe. Den musst du unbedingt abdrucken, ganz toll: „Das Mischpult ist keine Kläranlage! Wo Scheiße rein kommt, kommt auch Scheiße wieder raus!“ *lach*
Das ist die Wahrheit! Wenn halt ne Band kommt, mit scheiß Equipment, die scheiße spielt, da reicht auch schon ein Faktor... dann kannst du damit auch nix anfangen. Und ein ganz großer Faktor ist dann auch noch die Zeit. Das ist ganz einfach: je höher der Zeitaufwand ist und der Restaufwand, mit Helge und vier Ohren zusammen, je höher die Kosten.
Helge: Ja, ich hab schon ganz oft Sachen gemacht, da schäm ich mich für *grins* Ich meine, hier mit THE VERY END waren wir schon ein bisschen skeptisch, was den zeitlichen Ablauf betraf, da wir nur dann ins Studio konnten, wenn offiziell nichts gebucht war. Es war also klar, das wir das Promo nicht am Stück aufnehmen konnten, sondern immer nur Häppchenweise. Letztendlich hat das aber dem Promo gut getan. Man kann korrigierend eingreifen, wenn was nicht läuft, kann sich bis zum nächsten Termin neue Gedanken machen…
Dajana: …oder zuhause üben…
Corny: …das unter Umständen auch *lach*
Helge: So ein Deal ist halt auch ein gewisser Luxus, wenn es wie hier auf die Zeit nicht so sehr ankommt. Bands, die feste Studienzeiten buchen haben diesen Luxus nicht, bis auf die ganz großen vielleicht. Und so ähnlich war es hier halt auch. Für ein 3-Track-Promo war der Aufwand sicherlich hoch, aber es hat sich auch gelohnt.
Dajana: Das heißt, Du bist zufrieden ;)
Helge: Ja, ich bin zufrieden. Ich finde es super und bin da auch sehr stolz drauf. Ich mag die Mucke, ich mag den Sound, was will man mehr? Und wie gesagt… es ist wirklich schade, das es nach 3 Liedern schon wieder aufhört…

Dajana: Und damit wären wir wieder bei der ersten Frage ;)
Bjoern:
Und genau das ist die positive Bilanz, die wir hier ziehen können. Wir hoffen, das die anderen Leute, die das hören genauso denken, das die 3 Songs Bock auf mehr machen und wir so Interesse wecken.

Dajana: Wie lange habt ihr nun letztendlich an Soundcheck For Your Funeral gefeilt?
René:
Kann man im Nachhinein so gar nicht genau sagen…
Bjoern: Innerhalb von 4 Wochen war es dann wohl letztendlich…
René: 9 Tage zusammengerechnet, glaube ich...
Dajana: Innerhalb von 4 Wochen...
Bjoern: Genau...
René: Aber inklusive Mix und mastern und so...

Bjoern: Wenn man jetzt als deutsche Nachwuchsband mit so nem Promo n Deal bekommt, wird man natürlich auch kein Mörder-Budget haben, um dann irgendwie 4 Wochen in nen Topstudio aufnehmen zu können. Da hat man dann vielleicht auch nur 9, 10 oder 11 Tage, um alles aufzunehmen...
Dajana: Wenn überhaupt...
Bjoern: ...und je nachdem, wo man dann hingeht, hat man dann auch seine Vorbereitungszeit. Wir haben uns jetzt halt auf diese drei Songs beschränkt und im Studio dann auch das eine oder andere ausprobiert. Auch was den Gesang angeht, z.B. wo ein paar melodische Sachen dabei sind, was funktioniert und was nicht. Da wird dann auch schon mal was über den Haufen geschmissen, auch wenn nicht grundsätzlich was umstrukturiert wird.
René: Manche Sachen funktionieren halt nicht so, wie man sich das die ganze Zeit gedacht hat. Du meinst, das klingt gut und im Studio klingt es dann ganz anders...
Bjoern: Genau. Oder bestimmte Sachen hat man z.B. im Proberaum gar nicht gehört, weil wir da nicht so einen differenzierten Sound haben... Wie auch immer... Wir hatten ja schon gute Reaktionen auf das erste Demo und da war es an der Zeit endlich mal wieder mit was aus dem Arsch zu kommen. Wenn wir jetzt ein ganzes Album aufgenommen hätten, wäre der zeitliche Abstand noch größer geworden und als deutsche Nachwuchsband arbeitet die Zeit ja nicht gerade für einen, sag ich mal.

Dajana: Apropos erstes Demo. Da habt ihr ja wirklich durch die Bank positives Feedback von allen Seiten bekommen... hat euch das eigentlich sonst irgendwas gebracht?
Bjoern:
Das hat natürlich insofern was gebracht, das du außerhalb deines Freundes- und Bekanntenkreises eine Bestätigung bekommst. Ich meine – ohne Dir jetzt an den Karren pissen zu wollen – es gibt ja auch Journalisten, die auch den letzten Dreck über den grünen Klee loben, ist ja so... aber wir haben uns schon gefreut, das die Reaktionen durch die Bank gut bis sehr gut waren.
René: Es waren ja keine Ausreißer dabei...
Bjoern: Stimmt. Es gab zwar Leute, die waren nicht total begeistert, sondern fanden’s gut, mehr auch nicht, aber das ist ja auch gut ;) Von daher hat es uns als Band insofern vorangebracht, das wir wussten: ok, das Ding, was wir machen scheint nicht so schlecht zu sein, wir machen weiter so. Andererseits, wenn die Reaktionen anders gewesen wären, hätten wir aber auch nicht überlegt, was man unbedingt anders machen muss oder wo man was am Stil ändern könnte. Wir hatten von vornherein sowieso die Maxime, das wir etwas härteren, modernen und vielseitigen Metal machen, das war’s dann aber auch schon, was wir uns an Limitierungen auferlegt hatten. Da wir alle fünf relativ verschiedene Geschmäcker und unterschiedliche musikalische Backgrounds haben, ist auch – wenn man alle Songs, die wir jetzt so rumzuschwirren haben, zusammennimmt – so ziemlich alles dabei an Stilistiken.
René: Das finde ich auch ganz gut jetzt beim neuen Demo... das unsere stilistische Bandbreite hier besser zur Geltung kommt.
Bjoern: Das erste Demo waren ja die ersten drei Tracks, die wir jemals zusammen geschrieben haben...
Gravity zum Beispiel ist bis dato der einzige Song, der nen Blastpart hat, wenn auch nur kurz und The Loss Theory ist vom Timing her und der Songstruktur einer der Mädchenmäßigsten... sag ich mal...
Dajana: *lacht sich kaputt*
Bjoern: ...von daher haben wir auch bewusst die Songs ausgewählt. Flatline wiederum ist für unsere Verhältnisse ein sehr moderner Track, ist auch der Neueste auf dem Promo...

Dajana: Spürt Ihr eigentlich nen gewissen Druck auf Euch? Ich meine, Ihr seid ja alle durch diverse und teils bekannte Bands vorbelastet, so dass man von Euch was Bestimmtes erwartet, zumindest ein qualitativ hohes Level?
Bjoern:
Das ist kein Druck, das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, eben weil wir den Background haben, dies nicht unsere erste Band oder erste Veröffentlichung ist. Wir würden uns selbst ein Armutszeugnis ausstellen, wenn wir Schrott abliefern würden.
René: Ich sehe das auch eher als Vorteil, weil da schon viele Kontakte da sind, man viele Sachen schneller und einfacher in die Wege leiten kann, als das ein Newcomer könnte... Also Newcomer vom Alter her... *g*... ich meine, wir sind ja im Endeffekt ja auch eine Newcomerband...
Dajana: ...ne erfahrene Newcomerband...
René: genau... [Gelächter]

...welches mit Altersfrotzeleien angereichert wird. So landet man von AOK-Shoppern und Rollatoren über die Mini-Motorädern von SOD bei Manowar, um selbige zu ächten und dann wieder bei der Stilvielfalt von THE VERY END anzukommen... ;)

Bjoern: Jedenfalls... die verschiedenen musikalischen Geschmäcker sind bei uns definitiv von Vorteil. Es gibt mit Sicherheit ein paar Bands, die der eine mag und der andere zum Kotzen findet (huh... Manowar??? *lol* - Cal), aber das bringt uns im Proberaum wirklich voran. Also, wir sind jetzt nicht die klassische Proberaumband, die rumjamt und dann entsteht ein Song daraus. Ein paar Sachen entstehen sicherlich im Proberaum, aber es ist auch schon oft so, das Volker und René zuhause Riffs erarbeiten, von denen sie dann auch ne Vorstellung haben, wie man sie arrangieren könnte. Die werden dann quasi vorgestellt, in einen Topf geworfen...
Volker: ...und durch den Fleischwolf gedreht...
René: ...und hinterher wieder zusammengesetzt...
Bjoern: ...und hat dann ein spontanes Ergebnis mit nicht spontanen Ausgangsmaterial...sozusagen.. und da bringen die unterschiedlichen Geschmäcker schon was. Volker hat z.B. bei Flatline viel vorgearbeitet, der Mittelteil kam von René... Da war es dann so, das Volker den Song quasi weitestgehend fertig hatte, damit in den Proberaum kam, wir dran herumprobiert haben und letztendlich mit einem Riff herauskamen, den Volker so nie eingeplant hätte – der Mittelteil von René eben. Das hat den Song dann komplettiert. Und so was passiert bei uns eigentlich regelmäßig.

Dajana: Was wären denn bei Euch so die krassesten Gegensätze musikalisch?
René:
Ich glaub, der Bjoern hat da ein bisschen übertrieben... *lol*... Im Grunde genommen haben wir mehr Gemeinsamkeiten. Wir stehen alle auf Arch Enemy und Testament... ich spreche doch für alle, oder?
Bjoern: Na ja, aber das ist doch schon so... Volker hat halt mehr den 80iger Background... [Gelächter]... (Volker ist mein Jahrgang ;) – Cal)
Ja, aber wir stehen ja auch alle auf Kiss und Danzig und solche Sachen z.B. Die kommen zwar nicht in unserer Musik vor, aber wenn man die im Hinterkopf hat, schleichen sich die Einflüsse dann doch wieder irgendwie ein, über Umwege halt. Aber wenn z.B. René nen Jazz-Gitaristen cool findet, den ich mir live zwar ansehen aber nie zu Hause hören würde, dann sind das auch musikalische Gegensätze; so was inspiriert einen dann als Musiker im Endeffekt trotzdem.
Dajana: Genau deswegen ja meine Frage zu den Gegensätzen...
Bjoern: Öhm... also bei René Stevie Ray Vaughan, ne? Kommt hin... ist aber auch nicht in unserer Musik drin
René: Na ja... manche Solos z.B. sind dann schon etwas Blues-lastig, weil ich eben viel Blues höre. Dann ein bisschen Black Metal...
Volker: Also bei Black Metal kommen wir auch nicht zusammen, weil Black Metal ist gar nicht mein Ding. Ich hab früher total viel Dream Theater gehört, bevor ich hier eingestiegen bin. Das ist dann immer weniger geworden... [Gelächter]
Bjoern: Also im Prinzip ist es so, das jeder von uns fünf auf Gitarrenmucke jeglicher härteren Gangart steht und eben jeder auch einen etwas anderen Background hat, weil wir uns ja auch nicht schon seit dem Sandkasten kennen. Und wir hängen auch nicht den ganzen Tag miteinander rum und spielen uns gegenseitig unsere neuesten Scheiben vor...
Volker: Wir wohnen ja auch alle in unterschiedlichen Städten...

Dajana: Apropos Experimente... Backingvocals habe ich von den anderen noch keine gehört, oder?
Bjoern:
Die trauen sich alle nicht...
Dajana: Immer noch nicht?
René: Zwischen Trauen und Können ist ein Unterschied...
Dajana: Ok, das heißt, Bjoern Du schichtest Deinen Gesang im Studio, und live?
Bjoern: Hmmm...[Gelächter] Also... die Sachen, die live so nicht reproduzierbar sind, sind logischerweise die Harmoniestimmen beim melodischen Gesang. Und wenn ich halt bei den Brüll-Geschichten die Hoch-Tief-Doppler habe, die wären live reproduzierbar, wenn einer von den Jungs mal ein bisschen ins Mikro brüllen würde. Das würde auf jeden Fall funktionieren. Aber da hab ich wohl noch nicht genug Überzeugungsarbeit geleistet...
Aber es ist insgesamt auch nicht so wichtig, das alles so klingt, wie auf der Scheibe. Ich such mir dann irgendwie nen Mittelweg, so dass es passt...
René: Wobei, ich hab mir überlegt – das wollte ich Dir noch vorschlagen – was ich mir mal zutrauen würde... was von den melodischen backing Vocals. Das würde ich mal probieren wollen...
Bjoern: Das haben wir jetzt auf Band... [Gelächter]

Dajana: Da fällt mir grad ein, ich hab mal bei einem von Euch ein Zitat von Steve Lukather gesehen...
René:
Bei mir... hab die Frage grad auf Deinem Zettel gesehen...
Dajana: Du warst das? Ah ja... ;) Also mit dem Klauen... sinngemäß: „klaust du nur von einem, ist es Diebstahl, bedienst du dich bei mehreren, ist es Kunst.“
René: Das Zitat hat er selber geklaut, von daher ist das schon Kunst! [Gelächter]
Dajana: Kommt es denn bei Euch oft vor, das Ihr mit nem Riff ankommt und Euch sagt: „Scheiße, das klingt ja XY?“
René: Ja klar, das passiert ständig. Da ist Bjoern immer ein Kandidat für. Du kommst mit nem Riff an wo du denkst: „Boah, was für ein geiles Teil“ und er dann: „Das kenn ich doch, von der Scheibe XY“ und ner Band, von der ich noch was gehört habe „Song 5 und irgendwie Sekunde 33“. *lol*
Bjoern: Naja, nicht ganz so genau. Aber ist ja auch logisch, das wir nun nicht gerade das Metal-Rad neu erfinden, sondern einfach nur unser eigenes Süppchen kochen. Zum einen hat man die eigenen Vorlieben im Ohr, die einen dann beeinflussen und zum anderen gibt es ja viele Riffs, die es in ähnlicher Version schon mal gegeben hat. Das ist dann halt ne Gradwanderung. Wenn es zu offensichtlich ist, dann ändern wir das Ganze eben, weil, das wär dann schon blöd.
René: Wenn ich hier mal unterbrechen darf... Das Zitat hatte ich ja in einem anderen Zusammenhang gemeint... Aber wo wir grad dabei sind... Also ich werde schon stark beeinflusst von dem, was ich aktuell gerade so höre. Ist ja, glaube ich, bei jedem so. Oft mach ich es dann sogar ganz bewusst, das, wenn ich was Cooles höre, mich dann auch damit auseinandersetze, sei es z.B. das ich mir nen Schlagzeugbeat rausnehme und programmiere und dazu selber einfach was spiele, um zu sehen, wohin mich das dann hinführt. Gerade bei genialen Gitarrensolos aus völlig Metal-fremden Arten probiere ich das gerne, wie man so was z.B. umstrukturieren könnte, dass es vielleicht zur Band passt.
Dajana: ...quasi bewusst geklaut aber integriert verarbeitet...
René: Genau!
Volker: Nee, so was mach ich nicht... [Gelächter] Bei mir geht so was eher unterbewusst. Ich hab ne andere Arbeitsweise. Ich setz mich mit so was einfach nicht so intensiv auseinander. Ich spiele immer nur so für mich...
René: Der Volker spielt auch wesentlich intuitiver...
Volker: Genau! Ich kann auch gar nicht covern... das darfst Du jetzt aber nicht schreiben... [Gelächter]
René: Das ist ja auch das Geile, das wir eine unterschiedliche Herangehensweise haben. Das macht die Vielfalt aus...

Dajana: Ich gehe mal davon, das Ihr mit diesem Promo genauso gute Kritiken bekommt...
René:
Da wette ich drauf...
Bjoern: Das hoffen wir sehr...
Dajana: Toppen lässt es sich ja schwer, da Ihr ja schon Höchstpunktzahlen bekommen habt.
Bjoern: Die Höchstpunktzahl haben wir ja nicht so oft bekommen...

Dajana: Bringt Euch das dann vielleicht ein paar Gigs ein zum Beispiel?
Bjoern:
Nö, das bringt gar nichts.
René: Das ist immer ganz nett, aber im Endeffekt bringt einem das nichts.
Dajana: Also wieder nur gut für’s Ego... Womit wir wieder bei einer der Eingangsfragen wären… ;)
Volker: Standortbestimmung. Wie man „draußen“ wahrgenommen wird...
Bjoern: Naja, das ist natürlich nicht nur was für’s Ego. In erster Linie ist es Promotion, ist klar, damit die Leute was über die Band lesen. Und wenn es gut ist, dann keimt vielleicht Interesse auf. Deswegen haben wir ja auch unser erstes Promo komplett zum Download zur Verfügung gestellt.
Dajana: Ändert aber nichts daran, das Ihr auch weiterhin fleißig Klinken putzen müsst bei den Labels, um irgendwann mal nen Vertrag abstauben zu können.
Bjoern: Das musst Du so der so. Schließlich sind wir ja noch nicht so bekannt und es gibt solch ein Überangebot an – meistens auch guten – Bands und solch eine Releaseflut bei den Labels...
René: Dazu kommt, das Du es gerade als deutsche Band doppelt so schwer hast...
Bjoern: Genau! Alle relevanten Label sitzen in Deutschland... Kämen wir z.B. ais Taiwan, hätten wir eine bessere Ausgangsbasis...

Dajana: Ok, damit wäre ich mit meinen Fragen am Ende... Die Texte hab ich grad nur überflogen. Gibt’s da ein Konzept?
Bjoern:
Inhaltlich? Nö, nicht wirklich. Ich habe mir zwar... wie soll ich sagen... eine gewisse Wortästhetik angewöhnt, so dass man irgendwann, wenn man aufmerksam liest, erkennt, das ist ein THE VERY END Song, aber inhaltlich hab ich hier nichts konstruiert, sondern spontan Texte geschrieben. Als Band waren wir noch nie darauf aus, ein bestimmtes Image aufzubauen oder nur über bestimmte Themen Texte zu schreiben.

Dajana: Gut, dann hätten wir es. Hab ich noch was vergessen zu fragen?
Bjoern:
Was über das Meeting von Merkel und Bush?
Dajana: Hä? Ähm... ja...
René: Nö, fehlt eigentlich nichts…

Dajana: Dann bedanke ich mich ganz herzlich für die geopferte Zeit und Geduld und man sieht sich hoffentlich in Kürze wieder livehaftig ;)

 

4/2007 © Dajana Winkel • The Very End