Nach
dem Neurosis Konzert in London ging es weiter nach Kopenhagen,
um sich eines der famosesten Doom Packages der letzten Jahre anzuschauen
(Doom Festivals mal ausgenommen ;)). Da die heißgeliebten
SATURNUS nur bei 4 Gigs dabei waren und sie es
trotz ungemeiner Popularität und langjähriger Existenz
bisher nicht geschafft haben, mal ordentlich die europäischen
Lande zu betouren, musste der Berg mal wieder zum Propheten. Aber
wer kann solch einem Line-up schon widerstehen... ;) Ich hätte
so ja auch sonst nach Holland fahren können, dummerweise
war da grad der Gig in London...
An einem recht frischen Montag Mittag setzte ich dann über,
doch bevor ich das Königsreich verlassen durfte, wurde ich
erst mal komplett auseinander gepflückt. Nachdem man auf
deutscher Seite sogar die extra Kontrollen der Briten inzwischen
abgeschafft hatte und sich auch sonst keine Sau für mein
Handgepäck interessierte, wanderte bei der Ausreise ein Großteil
des Inhalts in den Müll und wurde meine Fotoausrüstung
komplett auseinander genommen. Selbst kosmetische „Kleinigkeiten“
wie Mascara und Lip-Gloss gelten heuer als gefährliche Flüssigkeiten
und wurden mit spitzen Fingern entsorgt. Also aufgepasst Mädels!
Danach hatte aber niemand was dagegen, das ich mich im Duty Free
Shop wieder komplett eindeckte. Da wurde nix mehr kontrolliert,
musste nix in eingeschweißte Plastiktüten oder ähnliches
transportiert werden. Die spinnen die Briten...
In Kopenhagen angekommen erwartete mich bei eiskalten Temperaturen
eine 5-Sterne Jugendherberge. Was für ein Genuss! Und Kopenhagen
selbst? Eine wunderbare Stadt! Ich kann nur jedem empfehlen, sich
mal diese Hauptstadt anzutun. Ihr werdet begeistert sein :)
Das Loppen
zu finden war allerdings nicht ganz so einfach und beim Rumfragen
traf ich ausgerechnet auf 2 doomfreudige Schweden, die es auch
nicht besser wussten ;) Nachdem wir dann aber 2 mal dran vorbeigelaufen
waren, fanden wir unseren Bestimmungsort, einen gemütlichen
familiären Club für ca. 200 Leute...
::
Fotos ::
:.
THURISAZ
~ eröffneten den Reigen viertel vor 9 (laut
Webseite sollte es um 8 losgehen) und hatten den etwas undankbaren
Job, das Publikum aufzuwärmen. Die frisch unter Vertrag genommenen
Jungspunde aus Belgien ließen sich davon aber nicht abschrecken
und gingen vom ersten Augenblick an in die Vollen. Bis auf 2 Tracks
des letzten Albums Scent Of A Dream
kamen alle Songs vom Labeldebüt Circadian Rhythm,
welches in Kürze über die Ladentheke wandern sollte.
Die Songs waren sehr abwechslungsreich, mal mit kurzen Highspeed
Attacken, wundervollen erhabenen Melodien, Solos, akustischen
Einsprengseln hier, symphonischem Background dort. Gleichermaßen
abwechslungsreich war auch der Gesang, wobei THURISAZ
Chef, Gitarist und Sänger Peter den größten Anteil
hatte mit seinen Grunts und cleanem Gesang. Der zweite Gitarist
Mattias gab die tiefen Growls, während Keyborder Kobe hier
da und mit etwas höheren cleanen Gesang Akzente zu setzen
versuchte. Gelang ihm live aber nicht so gut, da sein Gesang irgendwie
neben der Spur klang. Ansonsten gab es aber nix zu meckern ;)
Das neue Material klingt ein bisschen straighter, während
die Keys nicht mehr ganz so plakativ sind. Fand ich durchaus überzeugend!
Dem Publikum hat es auch gefallen, auch wenn die Reaktionen noch
eher zurückhaltend waren und sich die Mehrheit das Spektakel
erst mal von der Theke aus ansah...
Setlist: When Images Are Fading, Circardian
Rhythm, Scent Of A Dream, Drowning, Point Of No Return
:.
SATURNUS ~
setzten der Zurückhaltung dann aber augenblicklich ein Ende.
Hier wurde deutlich, wie unglaublich beliebt diese Band ist. Das
ist vermutlich eine der Triebfedern, die SATURNUS
die Kraft gaben, all die Jahre immer weiter zumachen, trotz der
einen oder anderen schlechten Periode. Die Jungs sind aber auch
so was von sympathisch. Sie schwirrten vor und nach der Show ständig
im Loppen herum, kümmerten sich liebevoll um Fans, Merchandise
und die anderen Bands. Toll! Perfekte Gastgeber!
Eröffnet wurde mit Pretend vom aktuellen Album Veronica
Decides To Die, danach ging es für 45 Minuten
quer durch die gesamte Historie bis hin zum 96iger Debüt
Paradise Belongs To You, wobei jedoch
die Songs vom 2000er Überflieger Matyre
die größten Emotionen heraufbeschworen. Die Fans waren
regelrecht aus dem Häuschen und feierten die Band frenetisch,
ja lagen sogar auf den Knien ;) Gänsehaut pur! Beim letzten
Song Murky Waters gesellte sich dann noch der November’s
Doom Sänger Paul Kuhr ans Mikro. Zwischendurch wurde gescherzt
und gewitzelt (hab natürlich kein Wort verstanden) und den
anderen Bands salutiert und Respekt erwiesen. Ganz großes
Kino! Tolle Show.
Setlist: Pretend, Starres, I Long, (Softly
On The Path You Fade?), I Love Thee, Empty Handed, Inflame Thy
Heart, Rain Wash Me, Christ Goodbye, Murky Waters
:.
AGALLOCH
~ wurden danach zwar ebenso herzlich empfangen,
dennoch hatte sich ein Teil des Publikums wieder zurückgezogen
und verfolgte das Geschehen aus der Theken-/Sitzposition. In Räucherstäbchenduft
geschwängerter Luft eröffneten AGALLOCH
überraschenderweise mit Of Stone Wind And Pillor von
der gleichnamigen EP aus 2001. Auch hier gab es dann neben neuen
Songs vom aktuellen Album Ashes Against The Grain
eine fantastische Retrospektive vom Schaffen der Amis. Jeweils
ein Song von jedem Album (ok, 2 von The Mantle
;)). Sänger und kreativer Kopf John Haughm hatte zwar ein
paar geringfügige Probleme beim cleanen Gesang, das schmälerte
aber in keiner Weise die emotionsgeladene Show. AGALLOCH
hatten keinerlei Schwierigkeiten die einzigartige Atmosphäre
ihrer Alben auch live rüberzubringen. Zusammen mit den Räucherstäbchen
konnte man nahezu die Wälder Oregons riechen. Dabei tobten
sie sich richtiggehend auf der Bühne aus und genossen den
Zuspruch der Fans. Der letzte Song wurde einem Freund einer deutschen
Band gewidmet, der sich 2005 das Leben nahm, und an dessen Ende
Gitarist Don Anderson samt Gitarre zu Boden ging. Das ging unter
die Haut!
AGALLOCH sind wie November’s Doom zum ersten
Mal livehaftig in Europa unterwegs. Scheint ihnen gut zu gefallen,
hoffentlich spornt sie das an, bald mal wieder vorbeizuschauen
;)
Setlist: Of Stone Wind And Pillor, Falling
Snow, Limbs, Odal, Dead Winters Days, In The Shadow Of Our Pale
Companion, Bloodbirds
:.
NOVEMBER’S
DOOM ~ hatten danach ein wenig Mühe,
das müde Fußvolk kurz vor Mitternacht wieder auf Kurs
zu bringen. Ging aber ruckzuck ;) Sänger Paul hat sich mittlerweile
zum absoluten Schwergewicht entwickelt, was aber seine Agilität
auf der Bühne keine Deut beeinträchtigte. Mit pathetischen
Posen wurde noch einmal alles gegeben, was der Doom-Sektor an
Emotionen zu wecken vermag. Die Gitarrenfront stand dem Volke
beim bangen in nichts nach – ergibt übrigens ein ziemliches
Haargewusel auf der Bühne *g* Das heißt, die Band hatte
auch ungemein viel Spaß, scherzte mit dem Publikum, ließ
eine textsichere Dame zwischendurch das Mikro übernehmen
(klang sogar ziemlich gut) oder bedankten sich an anderer weiblicher
Stelle für nackte Tatsachen ;) Wie bei jeder Band an diesem
Abend gab es einmal mehr „Liebesbezeugungen“ in Richtung
der anderen Musiker und großes Bedauern darüber, dass
dies der letzte Gig mit Saturnus war. Aber um dem noch eins draufzusetzen,
enterte Saturnus Sänger Thomas dann im Gegenzug die Bühne
und sang das letzte Stück im Duett mit Paul. Großartig!
Bleibt noch zu erwähnen, das NOVEMBER’S DOOM
im Februar ihr sechstes Album The Novella Reservoir
über The End Records veröffentlicht werden,
von welchem 2 Songs (Rain, Drown The Inland Mere) präsentiert
wurden. Jaaa, hört sich wirklich vielversprechend an…
;)
Setlist: The Pale Haunt Departure, Not The
Strong, Rain, With Rue & Fire, Autumn Reflection, The Day
I Return, Drown The Inland Mere, Within My Flesh, Lost In A Day,
Dark World Burden // In The Absence Of Grace, Dethroned Emperor
Es lässt
sich wohl nicht verheimlichen: es war ein grandioser Abend, ein
fantastisches Konzerterlebnis, für das sich die Reise mehr
als nur 100%ig gelohnt hat. Alle vier Bands haben wirklich ihr
Allerbestes gegeben, waren unglaublich sympathisch und haben zusammen
eine ganz besondere Atmosphäre erschaffen. Dieses Konzert
wird mir lange in Erinnerung bleiben! Danke Jungs!