"20-jähriges Jubiläum für die einen, AHAB - 10-jähriges Jubiläum für die anderen, ULTHA. Eine einmalige Kollaboration für einen einmaligen Abend(ok, es waren vier Abende ;)). In zusammen 30 Jahren haben sie eine Menge dunkler Sounds in die Welt gejagt. Als sei das Weiß “unfasslich” und könne deshalb nur mit viel Dunkel gekontert werden."
[Dajana] Ja, in der Tat, eine ungewöhnliche Kombination an Bands und Sounds in einer ungewöhnlichen Location. Die an diesem Abend fast ausverkaufte :: Christuskirche :: hat ja schon viele Künstler live gesehen, wir dort auch. Musikalisch waren die meisten Bands aber eher "lärmreduziert", also von Natur aus ruhiger oder präsentierten Akustik- bzw. Unplugged-Versionen. Das war an diesem Abend tatsächlich das erste Mal, dass wir in der Christuskirche "Krach-Bands" live sehen ;)
Andersherum hörte ich von einem In Flames Konzert an diesem Ort, bei welchem die Fans seinerzeit die Kirchenbänke aufrecht stellten…
Öhm, ja, kann man so machen ;) Wie dem auch sei, wir sind spät dran in diesem Jahr. Das NOCTURNAL HALL Team fand sich heute zum ersten Konzert des Jahres zusammen :)
[BRT] Bei ULTHA direkt vor der Haustür kann ich natürlich nicht nein sagen. Mit den Nautik-Doomern AHAB tue ich mich seltsamerweise eher schwer. Und dann beide Bands in der Christuskirche, da war ich schon sehr gespannt, ob der Sound nicht im Hall untergehen würde. Denn eines war klar, beide Bands kann man sich unplugged schwer vorstellen.
:: Fotos :: ULTHA ::
[Dajana] Es ist (heiliger) Sonntag, die Türen der Kirche öffneten und schlossen sich zeitig. Also so war es wohl geplant. 22 Uhr sollte Schluß sein, wegen der Anwohner und so. Wurde ein bisschen später ;) Ich hatte mich besonders auf :: ULTHA :: gefreut. Ich habe die Kölner noch nie live gesehen. Wüster, rasend schneller Black Metal in einer Kirche. Das sorgte schon per se für Gänsehaut.
Und tatsächlich, der hallige Kirchenklang gab der eh schon grossartigen Musik das gewisse Etwas. ULTHA haben es in der Hälfte der Zeit, im Vergleich zu Ahab, auf genauso viele Alben gebracht, konzentrierten sich aber an diesem Abend auf das 2022 veröffentlichte aktuelle Werk, All That Has Never Been True. Dazu gab es je einen Song von den beiden Alben davor.
Um 19 Uhr standen ULTHA bereits auf der Bühne. Gitarrist und Sänger R rezitierte erst passenderweise einen Segensspruch (war aber nicht wirklich ernstgemeint) und dann wurde es höllisch laut in der Kirche. Bei dem durchdringenden Kreischgesang von Bassist C fragte ich mich schon so manches Mal, was wohl Passanten vor der Kirche denken würden ;)
Ich fand, die Kirchenorgel bei Der alte Feind (Jeder Tag reißt Wunden) hätten gerade an diesem Ort etwas dominanter sein können. Keine Ahnung, wie gut das hinten klang. BRT? Auch andere spielerische Finessen sind ein bisschen untergegangen.
Was mich, und das nur aus fotografischer Perspektive, gestört hat, war das einheitlich rote Licht bei kompakter Benebelung. Will heißen, viel gesehen hat man nicht. Gut, ULTHA sind dafür bekannt, das möglichst gar nichts von der Musik ablenkt. Aber man hat gehört. Und das mit Macht. Für gute 60 Minuten. Sagte ich schon Gänsehaut? Ja? Gut!
[BRT] Der Sound war hinten spitze, die Synthies sehr prägnant zu hören, und auch wenn diese und Meister Schaubs Drumming etwas präsenter waren als sonst, war der Sound insgesamt sehr homogen und sauber, alles sehr gut zu hören. Was das rote Licht angeht, gibt es bei ULTHA eigentlich nie etwas anderes (sieht ja auch geil aus, ist nur doof zu fotografieren ;) - Dajana). Rotlicht und Nebel bis zum Abwinken, kommt in einer Kirche natürlich doppelt gut. Leider wurde die echte Kirchenorgel nicht ins Konzert integriert...
Ansonsten war es genau der intensive Orkan, den ich mir erwünscht habe, nur dass die Location noch etwas ganz Besonderes draus machte. Mit dem besonderen Augenmerk auf All That Has Never Been True spielten die Jungs Songs von einem der stärksten Alben des Jahres 2022 und meiner Meinung von ihrem besten. Die Resonanz spiegelte das deutlich wider und schien wiederum die Band zu befeuern.
Gänsehaut? Ja und wie.
Band: R (git, vox), C (bass, vox), L (git), M (drums), A (electronics)
Setlist: The Night Took Her Right Before My Eyes, Der alte Feind (Jeder Tag reißt Wunden), Dispel, Bathed In Lightning - Bathed In Heat, The Avarist (Eyes Of A Tragedy), Rats Gorged The Moon... And All Fell Silent
:: Fotos :: AHAB ::
[Dajana] :: AHAB :: standen schon bei den letzten Klängen von Ultha in den Startlöchern und hatten die Bühne hernach ruck zuck umgebaut. AHAB haben sich für ihr neues Album viel Zeit gelassen. The Coral Tombs erschien vor gut einem Jahr nach achtjähriger Pause und wurde, wie schon die Vorgänger, von Fans und Presse hochgelobt. An diesem Abend aber präsentierten AHAB eine wunderbare Reise durch alle fünf Alben, also quasi eine Werkschau. Insgesamt war das aber keine speziell für die Jubiläumsshows zusammengestellte Setlist, sondern eine, wie sie auch schon in den letzten Monaten live vorgestellt worden ist. Allerdings hatte dies dann aber auch den Vorteil, dass die Tracks in dieser Reihenfolge grossartige und dynamische Spannungsbögen aufbauten, so dass die Aufmerksamkeit bei den für Funeral Doom üblichen extralangen Tracks selten abschweifte.
Es wurde etwas ruhiger, es gab längere Akustikpassagen (in denen das laute Geplapper von zwei notgeilen Besoffskis mit einer ebenfalls betrunkenen Dame echt auf die Nerven ging), die für viel Atmosphäre sorgten. Es gab ein bisschen mehr Licht, aber auch noch mehr Nebel - die drei Jets wurden dummerweise genau vor die Nasen der Saitenfraktion gestellt. Vier davon mit den Gitarristen/Bassisten jeweils in der Lücke wäre optisch viel attraktiver gewesen ;)
[BRT] Mit Funeral-Doom tue ich mich meistens schwer, komischerweise mit AHAB ganz besonders. Leider, denn allein die literarischen Themen kicken mich total. Aber die Musik erreicht mich leider nicht. Ich habe AHAB schon oft live gesehen und es auch mit den Platten versucht, aber insgesamt ist mir das Material wohl zu sperrig, obwohl die Zutaten eigentlich genau richtig sind. So war es auch in der Christuskirche, alles war am richtigen Fleck, nur berührt hat es mich leider nicht.
Komischerweise wurde Prof. Arronax Descent Into The Vast Ocean vom aktuellen Album The Coral Tombs nicht gespielt, bei dem Chris von Ultha die Guestvocals übernommen hat. Wäre doch eigentlich ideal gewesen… Nun gut, insgesamt kamen auch AHAB gut an, also werden sie ja wohl schon etwas richtig machen.
[Dajana] Ja, das war schon eine fulminante Show, auch wenn es mir am Ende etwas zu langatmig wurde. Das mit den Gastgesang von Chris bei AHAB wusste ich gar nicht. Verdammt, DAS wäre definitiv ein jubiläumstaugliches Highlight gewesen!
Insgesamt war das aber schon ein großartiger Konzertabend und ein schöner Auftakt für das Jahr 2024. Judas Priest next ;)
Band: Daniel Droste (vox, git), Chris Hector (git), Stephan Wandernoth (bass), Cornelius Althammer (drums)
Setlist: Further South, Like Red Foam (The Great Storm), The Sea As A Desert, Old Thunder, Redemption Lost, Colossus Of The Liquid Graves, The Divinity Of Oceans, Antarctica The Polymorphess, The Hunt
|