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2009-10-18 AT – Graz - Seifenfabrik

Die Seifenfabrik war uns beiden bis zu diesem Tag als Veranstaltungsort völlig unbekannt und erwies sich im Verlauf des Abends ambivalent: der Barbereich und die Halle selbst boten ausreichend Platz, doch der Sound ließ mehr als zu wünschen übrig. Auch das Flair der Halle würde ich nicht als umwerfend charmant bezeichnen… doch am wichtigsten ist natürlich die Musik selbst – und das Programm wurde von drei namhaften Bands aus Finnland bestritten. Auch hier gab es (viel) Licht und (wenig) Schatten.

Fotos

AMORAL was täten wir nur ohne Windmaschine?
Ohne lange Wartezeit wurden die Ventilatoren auf Maximum aufgedreht und AMORAL rockten los. Bekanntlich haben die Herren ihren Stil ja drastisch verändert – und dieser Mischmasch gab dem Konzert auch einen durchwachsenen Eindruck. Die technischen Thrash-Stücke mit aggressivem Gesang konnten dabei weitaus mehr mitreißen, wogegen die Power-Metal Nummern mit hohem Gesang eher saft- und kraftlos durch die Boxen dröhnten. Die Menge ließ sich dann auch nur sehr wenig animieren, die einzigen Matten in Bewegung waren deshalb jene der Band selbst. Die Jungs posten dennoch was das Zeug hergab, hatten sichtlich Spaß und machten gute Miene zu den verhaltenen Publikumsreaktionen. Die Musik setzt sich aber eigentlich zwischen alle Stühle und der rote Faden fehlt, um vollends zu überzeugen. Meinen Geschmack treffen Songs aus der Ära Decrowning deutlich besser als die neueren Kompositionen.

BEFORE THE DAWN melancholische Atmosphäre mit Rock-Appeal
Nach der A-MORALischen Aufwärmrunde folgte dann ein stimmungsmäßiges Kontrastprogramm. Die nicht mehr ganz so introvertierten Mannen rund um Herrn Saukkonen agierten zwar deutlich langsamer als ihre Landsleute vorhin, doch der Funke sprang nun besser zum Auditorium über. Die gefühlvoll interpretierten Lieder, bei denen der Klargesang eine große Rolle spielt, zauberten so manche Gänsehaut auf den Körper und ein verträumtes Lächeln ins Gesicht. Dazwischen fügte Tuomas mit seinen Growls in Verbindung mit satten Gitarrenriffs eine gehörige Portion Rock-Attitüde hinzu. Die Stücke pendeln sehr gekonnt zwischen treibender Intensität und melodischen Verschnaufpausen hin und her, sodass der Zuhörer auf eine rastlose Reise mitgenommen wird. Neben erstklassiger Musik gab es neben dem opulenten Mikroständer noch einen Blickfang auf der Bühne, nämlich den dauergrinsenden Drummer, der so quasi nebenbei komplizierte Rhythmen zum Besten gab. Der Junge war schon verdammt fit unterwegs. Er tat es damit seinen beiden singenden Kollegen gleich, die gewohnt souverän bestens harmonierten. Der abschließende Deadsong setzte einen mehr als würdigen Schlusspunkt einer sehr guten Show.

AMORPHIS ein gelungener Querschnitt an alten und neuen Ohrwürmern
Können Esa, Tomi und Co. bei einer Vielzahl an so starken Alben wie Tales From The Thousand Lakes, Eclipse oder dem aktuellen Skyforger eigentlich etwas falsch machen? Nicht viel jedenfalls! Leider machte der nur durchschnittliche Sound aus dem Abend keinen Volltreffer – die Stimme war zu leise und ging genauso wie die herrlichen Gitarrenmelodien zu sehr unter. Die Drums dagegen übertrafen die übrigen Instrumente um einige Dezibel und schmälerten das Hörvergnügen. Die Show wirkte zudem ein bisschen zu routiniert, auch technisch schlich sich der eine oder andere Wurm in die Rhythmusstrukturen. Das alles konnte Ohrwürmern wie Black Winter Day oder The Smoke jedoch nichts anhaben. Mir persönlich sagten die älteren Stücke besser zu und mich freute, dass der guten alten Zeit mit The Castaway und einem Medley gehuldigt wurde. Das aggressive Majestic Beast hatte Biss, die Ballade From The Heaven Of My Heart klang rührend und als Überraschung tauchte auch das uralte Sign From The North Side in der Setlist auf. Die lautesten Reaktionen konnten bei Sky Is Mine, Silent Waters und House Of Sleep ausgemacht werden; bei letztgenanntem Song bewies das Grazer Publikum auch seine stimmlichen Qualitäten und unterstützte Tomi Joutsen nach Leibeskräften. Als sehr schönen Abschluss wählten die Finnen das wunderbare My Kantele, das sich vor allem durch seinen langen instrumentalen Ausklang ausgezeichnet als letzter Song eignet. Zusammenfassend muss man sagen, dass AMORPHIS zwar begnadete Komponisten sind, ihrer Show jedoch en bisschen der Esprit gefehlt hat, um für einen unvergesslichen Abend zu sorgen. Es war schön, doch nicht herausragend.

 

story © Stormlord • pics © Julia