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2012-01-15 NL – Hengelo - Metropool

The Beginning Of Times

Im November hatten sie angefangen, mit der Beginning Of Times Tour durch europäische Lande. Zweieinhalb Monate später, beim allerletzten Tourtag, bekomme ich dann auch meine Chance, das Finnisch-Norwegische Package livehaftig zu bewundern. Dafür ging es um die Ecke ins holländische Hengelo, um im altehrwürdigen Metropool (das längst ein neues bauliches Zuhause gefunden hat, meine Wenigkeit kennt es noch aus den frühen 90igern).

:: Fotos ::

Ich bin einen Augenblick zu früh dran und habe daher Zeit mich entsprechend umzuschauen. Das Merch wurde auf einen „letzter-Tag-unschlagbar-Preis“ reduziert und fand reissenden Absatz. Das Metropool selbst ist sehr schön angelegt, wenn auch etwas verwirrend. Beim ersten Mal…

Da wir Sonntag haben und es scheinbar eine recht zeitige Speerstunde gibt, besteigen :: THE MAN-EATING TREE :: schon um 7 die Bühne, nachdem kurz vorher noch das Schlagzeug liebevoll mit Weihnachtsdeko bestückt wurde. Ähm… ja… quasi als Ausgleich für das entgangene Fest der Liebe schätze ich. Dennoch erstaunlich, dass die Weihnachtsbaumkugeln beim Spiel nicht kaputt gegangen sind. Auch sonst gönnten sich die Jungs reichlich Vodka und Bier statt Wasser, während Sänger Tuomas Tuominen was von „einem freien Land in dem man frei atmen kann“ erzählte, also Holland, da haben wohl diverse Kräuter seinen Verstand ein wenig benebelt ;) Die Finnen haben im November ihr zweites Album Harvest veröffentlicht, dass nun auch hier dem noch recht spärlich anwesenden Volk ans Herz gelegt wurde. Musikalisch gab es wie zu erwarten finnische Melancholie in Reinkultur: Dark Gothic Rock/Metal, eine Mischung aus Katatonia, Anathema und Swallow The Sun. Glücklicherweise klingt die Musik live um einiges druckvoller als auf dem Album und beschert so eine angenehme Show. Die Jungs rocken ordentlich, bedanken sich lang und breit bei allen Beteiligten der Tour und werden mit ordentlichem Beifall verabschiedet.
Setlist: Harvest Bell, At The Green Country Chapel, Down To The Color Of The Eye, Armed, Amended, Of Birth For Passing, Code Of Surrender

Flinker Umbau, dann stehen die wilden Norweger von :: LEPROUS :: auf der Bühne. Von den Avantgarde-Metallern hatte ich schon viel Positives gehört und war sehr neugierig. Was dann aber über das werte Auditorium hereinbrach war… keine Ahnung… war… eine Explosion, ein stilistisches Feuerwerk, musikalische Raserei. Das war wild! Das Publikum ist zunächst absolut verblüfft, fängt dann an mitzuwippen und honoriert jeden Song mit lauterwerdendem Applaus. Ich bin platt! Einfach unglaublich diese Jungs. Vor allem, wenn man weiß, dass sie sonst live Ihsahn unterstützen, dessen Solopfade musikalisch… nun ja… deutlich gezähmter klingen. Wie dem auch sei, auch LEPROUS haben ein neues Album im Gepäck namens Bilateral, von welchem dann auch mehrheitlich die Songs in den Saal geschleudert werden. Die Band spielt sich buchstäblich die Seele aus dem Leib, rockt und tobt auf der Bühne, als wäre es der erste Tourtag nach einem Jahr Zwangspause. Besonders Sänger und Keyboarder Einar Solberg verausgabt sich enorm und das an mehreren Fronten. Die Bühne ist für LEPROUS definitiv zu klein ;) Die Musik ist sicherlich nicht eingängig, wenn auch nicht zu vertrackt, fordert den Hörer, aber wenn man sich drauf einläßt, dann sind LEPROUS eine Macht! Klasse!
Setlist: Thorn, Restless, Passing, MB. Indifferentia, Waste Of Air, Dare You, Forced Entry

Pause, Merch, Getränke und wieder rein, Licht aus und dann beginnt auch schon der Headliner an zu zaubern: :: AMORPHIS :: Man steigt mit dem neuen Album ein, natürlich, und lässt dann das Publikum entscheiden, ob Against Widows oder On Rich & Poor gespielt werden soll. Für mich klang der Lautstärkepegel eigentlich mehr zugunsten des ersteren, gespielt wurde letzterer Song. Egal, beides gut. Danach geht es kreuz und quer durch die Historie. Das Metropool ist jetzt bis hinten voll aber so richtig große Stimmung will nicht aufkommen. AMORPHIS sehen müde aus und agieren auch so. Würde Sänger Tomi nicht soviel Fetz auf der Bühne veranstalten, wäre gar keine Bewegung zu sehen. Dafür zelebrieren die Finnen eine fast 2-stündige Show und kredenzen uns auch noch drei Zugaben mit alten Klassikern :) Ja, ein würdiger Tourabschluss will ich meinen! Schöner Abend :)
Setlist: Intro, Song Of The Sage, Mermaid, The Smoke, Against Widows vs On Rich & Poor, Sampo, You I Need, Sky Is Mine, Vulgar Necrolatry, Into Hiding, Crack In A Stone, Alone, (Introduction) Silver Bride // Black Winter Day, My Kantele, House Of Sleep

Um 23 Uhr ist bereits alles vorbei. Gut, ein bisschen Schlaf kann ja nicht schaden. Draussen hat es inzwischen gefroren und dicker Nebel macht sich breit. Ich muss zwar noch eine Drogenkontrolle irgendwo im nirgendwo kurz nach der holländischen Grenze über mich ergehen lassen, aber ansonsten fahr ich schon mit einem breiten Grinsen nach Hause.

 

story & pics © Dajana