Ein neues Jahr mit einem AMORPHIS Konzert zu beginnen ist nie eine schlechte Idee. 2014 haben wir auch schon mal ein Jahr mit AMORPHIS an Silvester beendet, was ebenfalls großartig war. Das nächste Level dürfte dann wohl eine Doppelshow zu Silvester und Neujahr sein ;)
Tagträume beiseite, kommen wir zur aktuellen Tour, um das noch taufrische Jahr 2019 zu begrüßen. Nuclear Blast hat da ein exzellentes Package zusammengestellt. Stilistisch abwechslungsreich und mit haufenweise neuem Material, denn alle drei Labelbands haben neue Alben veröffentlicht, die nun live vorgestellt werden wollen. Aber auch JINJER stehen den anderen in nichts nach. Um für diese Tour perfekt gerüstet zu sein und die eigenen Fans glücklich zu machen, wurde hier ebenfalls eine brandneue EP mit komplett neuen Tracks herausgebracht. Damit hätten wir drei Bands mit drei neuen Veröffentlichungen just an diesem Freitag, dem 11. Januar und AMORPHIS mit dem im Mai 2018 veröffentlichten Album, Queen Of Time, mit dem sie bis dato noch nicht in Europa unterwegs waren (Festivals mal außen vor gelassen).
Wie groß die Zugkraft dieser Tour ist, beweisen die vielen ausverkauften Shows. Auch die :: Turbinenhalle 2 :: ist restlos ausverkauft. Bereits zu früher Stunde schlängeln sich bei fiesem winterlichem Regenwetter 1600 Fans um den Parkplatz der Halle. Der erste Tourtag bereitet offensichtlich so manches Problemchen, so dass der gesamte Zeitplan eine gute halbe Stunde nach hinten verlegt wurde. Und hiermit gelangen wir zu einem immer wiederkehrenden Problem der Turbinenhalle: die katastrophale Organisation des Eigentümers! Egal, ob in der großen oder kleinen Halle... Hier wird mit minimalstem Einsatz versucht das große Geld zu machen und aus den Fans auch noch den letzten Cent herauszuquetschen (ich sag nur: Bon-System). Dazu lange Wartezeiten an den Theken, verschlossene Türen (ist das überhaupt aus Brandschutzsicht erlaubt?), und null Kommunikation bei Verzögerungen. Viele Fans waren stinksauer! Oh, beim Merchandise sah es ähnlich mies aus: Einheitspreise für alle Bands, Hoodies für fette 50 Euros zum Beispiel… hmpf.
:: Fotos :: NAILED TO OBSCURITY ::
Und natürlich fallen einem solchen Orga-Desaster immer die Supportbands zum Opfer. An diesem Abend waren das :: NAILED TO OBSCURITY ::, die entgegen der Ankündigung, das alles eine halbe Stunde nach hinten geschoben wird, zeitiger anfangen mussten - vor nur spärlich gefüllter Halle. Die Death/Doom Metaller aus Niedersachsen ließen sich zum Glück davon nicht beirren. Meist in tiefblaues Bühnenlicht getaucht, versanken NAILED TO OBSCURITY in melancholischer Kontemplation und eröffneten den Abend mit dem Titeltrack des brandneuen Albums Black Frost. Wunderbare Melodiebögen, dezent proggige Ansätze und massives Riffing umspülten das Publikum. Ein bisschen Paradise Lost und auch ein bisschen Opeth waren herauszuhören. Der klare Gesang von Raimund Ennenga schwächelte allerdings ein bisschen, da fehlte es an Kraft und Volumen in der Stimme, besonders bei Tears Of The Eyeless. Vielleicht lag das aber auch am unausgewogenen Sound. Man fühlte noch ein wenig Unsicherheit bei der Band auf der Bühne, gut, das ist erst der erste Tourtag, da gibt sich schon ;) Schöner Auftakt!
Setlist: Black Frost, Feardom, The Aberrant Host, Tears Of The Eyeless, Desolate Ruin
:: Fotos :: JINJER ::
Kompletter Equipmentwechsel, der ordentlich Zeit fraß. :: JINJER :: hatte ich im letzten Jahr als Arch Enemy Support hier in der Turbinenhalle leider verpasst (guess what – das lag seinerzeit ebenfalls an der katastrophalen Orga, denn ich war pünktlich da). Nun also meine zweite Chance am selben Ort und mein erstes Date mit den Ukrainischen Metalcore Senkrechtstartern. Und ich muss sagen, ich war schon erstaunt über die große und vor allem agile Fangemeinschaft der Band an diesem Abend. Sogar eine ukrainische Flagge wurde wild herumgewirbelt. JINJER selbst waren nicht ganz so agil. Die Jungs um Frontfrau Tatiana Shmaylyuk sind scheinbar auch noch nicht richtig angekommen. Der Sound blieb unausgewogen, das Licht wurde noch weniger und dafür der Nebel mehr. Optisch eher ein Tiefpunkt. Technisch sind JINJER allerdings der Knaller und ihre stilistische Mixtur eine ziemliche Achterbahnfahrt. Krass. Respekt! Natürlich lag der Schwerpunkt auf der neuen EP Micro und dem vorangegangenen Album King Of Everything. Mit dem rasend schnellen Sit Stay Roll Over und einem Reggae-Outro verabschiedeten sich JINJER kurz und knackig.
Setlist: Words Of Wisdom, Ape, I Speak Astronomy, Dreadful Moments, Teacher, Teacher, Who's Gonna Be The One, Pisces, Perennial, Sit Stay Roll Over
:: Fotos :: SOILWORK ::
Jetzt war ich selbst sehr gespannt. Allerdings ließen sich :: SOILWORK :: geschlagene 45 Minuten Zeit für ihre Show. Ich mag SOILWORK ganz gerne, auch das neue Album Verkligheten, das ebenfalls heute veröffentlicht wurde. Jeder Song dieses Albums (5 von 12) erlebte heute also seine World-Live-Prämiere. Natürlich wäre es überaus charmant gewesen, wenn SOILWORK auch Needles And Kin mit Tomi Joutsen gespielt hätten, liegt ja nahe… Aber nun, man kann nicht alles haben. Vielleicht zum Tourende… Der Einstieg mit Verkligheten war entsprechend flott, gefolgt von zwei Klassikern (von Stabbing The Drama) und dann im Wechsel zwischen alt und neu. Ich muss sagen, auch live machen sich die neuen Songs extrem gut. Der klare Gesang von Björn Strid mag manchen zu soft und zu poppig sein - ich mag gerade das an SOILWORK sehr. Aber auch hier gab es Probleme, da er oft zu kraftlos rüberkam. Das Publikum wollte sich derweil überhaupt nicht so richtig begeistern lassen und reagierte trotz verschiedener Animationen sehr verhalten. Demzufolge gab es dann auch keine Zugabe. Das war sicherlich keine schlechte Show, aber so richtig gut war sie auch nicht. Auch hier meine ich: der Fluch des ersten Tourtages.
Setlist: Verkligheten (Intro), Arrival, The Crestfallen, Nerve, Full Moon Shoals, Death In General, Like An Average Stalker, The Akuma Afterglow, Drowning With Silence, The Phantom, The Nurturing Glance, Bastard Chain, As We Speak, The Living Infinite II, Stålfågel, Witan, Stabbing The Drama
:: Fotos :: AMORPHIS ::
:: AMORPHIS :: brauchten hernach zum Glück nicht so lange und starteten ebenfalls direkt mit neuem Material. Die Reaktionen der Fans vielen nun ungleich lebhafter aus, auch weil sich das neue Album Queen Of Time bereits in vielen Gehörgängen festgesetzt haben dürfte. Gut, AMORPHIS sind generell eine sehr sympathische und vor allem tolle Liveband, da kann man nichts verkehrt machen, die Stimmung war super. Allerdings war mein AMORPHIS Besuch dann auch nur von kurzer Dauer, da wir nach unserer fotografischen Arbeit die Kameras ins Auto bringen mussten (meins stand weit außerhalb). Also trödelte ich so lange wie möglich, um dann unter den Klängen von Silver Bride von dannen zu ziehen. Insgesamt ein eher durchwachsener erster Konzertabend im neuen Jahr mit vielen Wartezeiten, teils frustrierte Fans und teils wenig enthusiastischen Standardshows. Die Show am 2. Februar in Köln dürfte um einiges besser laufen. Über die Setlisten lässt sich natürlich vortrefflich streiten, gerade bei Bands mit großem Backkatalog. Dass man bei der Live-Premiere von neuen Songs diesen nicht die ultrabeliebten Klassiker gegenüberstellt, erscheint logisch, dennoch dürfte der geneigte Fan mit dem einen oder anderen Leckerbissen aus der Vergangenheit zufriedengestellt worden sein. Ansonsten muss man halt mal auf eine Best-Of-Tour warten ;)
Setlist: The Bee, The Golden Elk, Sky Is Mine, Sacrifice, Message In The Amber, Silver Bride, Bad Blood, Wrong Direction, Daughter Of Hate, Heart Of The Giant, Hopeless Days, Black Winter Day // Death Of A King, House Of Sleep |