Nachdem
ANATHEMA noch immer labellos ein mehr als karges Schattendasein
fristen und tief im Underground rumwuseln, war es purer Zufall,
dass ich über die aktuellen Tourdaten stolperte, und das
auch erst, als die Hälfte der Tour schon vorbei war. Glücklicherweise
standen die Deutschland-Dates noch an und glücklicherweise
fand sich kurzfristig ein Kollege zum Dienst tauschen, so dass
ich mich ebenso kurzfristig noch auf den Gig in Osnabrück
einbuchen konnte :)
Es ist ein
wunderschöner warmer Spätsommertag, ich genieß
den Nachmittag auf dem Balkon und mach mich zu abendlicher Stunde
dann auf nach Osnabrück. Die Kleine
Freiheit war mir dato kein Begriff, war aber einfach zu
finden, da direkt hinter dem Hauptbahnhof gelegen. Und das ganze
Areal hat schon einiges zu bieten ;) Der ehemalige Güterbahnhof
wurde in eine Club’n’Beach Anlage umgewandelt, überall
Palmen - die zugegebenermaßen ziemlich zerfleddert aussahen
– Strandsand und jede Menge Clubs mit Namen wie Strandwerk,
Zeitzone oder Osnacabana... und eben die Kleine Freiheit. Der
Eingang funktioniert nur durch einen alten Bus, am Steuer die
Ticketmaus, am Ein- und Auslass Security. Im Freiheit-Areal wieder
zauselige Palmen, Strandatmosphäre, Kuschelecken, Stühle,
Sessel, Hängematten, viele Lichter und Kerzen... ne ausgesprochen
schöne Chill-Out Atmosphäre, passt perfekt zum Wetter
:)
::
Fotos ::
Die ANATHEMA
und LEAFBLADE Jungs sitzen draußen zusammen und genießen
ebenfalls den lauen Abend, Danny singt lauthals zur Pausenuntermalung
mit und wärmt schon mal seine Stimmbänder an ;) Alle
scheinen bester Laune zu sein.
Der Club ist
winzig, ne ehemalige Kantine, die Bühne noch kleiner, oder
besser gesagt niedriger, keine Fingerspanne hoch. Davor umgedrehte
und zusammengetapte Bierkisten als Absperrung und es ist heiß
innen drin. Aber dafür haben die Getränke äußerst
zivile Preise ;)
Kurz nach
9 geht’s endlich los, als Sean Jude, kreativer Kopf hinter
:: LEAFBLADE
:: mit Danny Cavanagh die Bühne entert, welcher
den im Januar ausgeschiedenen Pete Gilchrist nun komplett ersetzt.
LEAFBLADE, seinerzeit aus der walisischen Band Valle Crucis
hervorgegangen, haben nach unendlich langer Zeit endlich ihr Debütalbum
fertig gestellt, welches frisch am 10. September veröffentlicht
wurde. Beyond, Beyond heißt und davon gab
es dann natürlich auch die Mehrheit der Songs wie z.B. The
Roots And The Stones, Rune Song und Sunset Eagle. Ersterer
erinnerte mich ziemlich an Bob Dylan. Insgesamt gab es eine gute
halbe Stunde lang eine ruhige akustische Mischung aus Singer/Songwriter
Material mit folkigem Einschlag. Allerdings gab es live keine
Flöten, nur zusätzliche Drums und da gab es ein reges,
fast rein familiäres Kommen und Gehen. Mick Reedan machte
den Anfang an den Djembés, später folgten Jamie Cavanagh
am Bass, John Douglas und Vincent Cavanagh an den Drums ;) Vincent
versuchte es zunächst inkognito, aber mit runtergezogener
Mütze lässt sich schlecht spielen und Seans Hinweis
„someone you might recognize“ machte die Vermummung
eh überflüssig ;)
Die Kleine Freiheit ist jetzt schon voll, so dass Danny die ersten
Reihen bat sich hinzusetzen, damit die hinteren Reihen auch noch
was sehen können. Gesagt getan, schließlich saßen
die beiden Jungs auch, und das recht tief. Es wurde hinten viel
gequatscht, was den Musikgenuss doch um einiges störte. Fotogrienfieren
war nahezu unmöglich. Kaum das man endlich einen Platz gefunden
und Platz genommen hatte, kam auch schon ne Security-Lady und
verbot weitere Knipsereien. Hm. Schade. Alles in allem eine intensive
Show, die mit Going To California ihren Abschluss fand.
Fand ich toll :)
Auf Grund
des knappen Platzangebots blieb ich wo ich war, in meiner Ecke,
während :: ANATHEMA
:: fix das Equipment vervollständigten. Vor der
„Bühne“ wurde es eng, so dass ich mich mit den
Jungs um mich herum arrangieren musste, um wenigstens in der rechten
Ecke fotografieren zu können. Danach gab es eine fast 2-stündige
Show, wie ich sie noch nie vorher von ANATHEMA erlebt habe,
mit einer atemberaubenden Setlist und einer wahnsinnig lebhaften
wie intensiven Performance. Einfach unglaublich! Zwischen den
Songs gab es jede Menge Spass, Frotzeleien und coole Sprüche.
Wie gesagt, die Jungs waren in prächtiger Laune. Insbesondere
Vincent glänzte mit lustigen Ansagen und vor allem Grimassen.
Der erste Teil schloss mit Flying, danach blieb nur Danny
für ein unter die Haut gehendes Are You There? auf
der Bühne. Bevor es mit der ersten Zugabe und One Last
Goodbye weiterging, tobte Vincent mit ner Piratenflagge und
was paillettenbesetztes Glitzerndes auf dem Kopf über die
Bühne, sah aus wie ein Lampenschirm oder so was in der Art,
im 70iger Stil, passte perfekt zu den Discokugeln im Raum, die
hin und wieder „aktiviert“ wurden ;) Von jetzt auf
gleich schlug die Stimmung um für One Last Goodbye,
ohne die Gags, ebenfalls eine der intensivsten Versionen, die
mir live bisher untergekommen ist. Ein weiteres Highlight war
der brandneue Song Universal, der dem Vernehmen nach der
Feder von Drummer John entstammt und den Vincent zunächst
mit spitzer Zunge als nen Song von Oasis ankündigte ;) Er
mag die Briten wohl nicht… Wenn man diesen Song als Referenz
für das neue Album nehmen darf, dann erwartet uns was Großes.
Der Kopfschmuck wurde indes an Keyboarder Les weitergegeben, der
das nicht wirklich lustig fand und sich des Dingens fix entledigte.
Die ganzen Sprüche zwischendrin konnte man sich gar nicht
alle merken, so was hätte man filmen müssen! ANATHEMA
wurden – wie üblich – enthusiastisch abgefeiert
und insbesondere die Klassiker lauthals mitgesungen. Ich sag nur:
Fragile Dreams! Gänsehaut pur! Ebenso der finale Song
A Dying Wish. Was für ein grandioses Konzert! Wirklich.
Unglaublich!
Setlist: Intro, Balance, Closer, Empty, Lost Control,
Oceans, Angels Walk Among Us, Deep, Temporary Peace, Anyone, Anywhere,
Judgement, Panic, Hope, A Fine Day To Exit, Flying // Are You
There?, One Last Goodbye, Universal, Hindsight Fragile Dreams
// Sleepless, A Dying Wish