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anathema

 
2009-09-19 DE – Osnabrueck - Kleine Freiheit

Nachdem ANATHEMA noch immer labellos ein mehr als karges Schattendasein fristen und tief im Underground rumwuseln, war es purer Zufall, dass ich über die aktuellen Tourdaten stolperte, und das auch erst, als die Hälfte der Tour schon vorbei war. Glücklicherweise standen die Deutschland-Dates noch an und glücklicherweise fand sich kurzfristig ein Kollege zum Dienst tauschen, so dass ich mich ebenso kurzfristig noch auf den Gig in Osnabrück einbuchen konnte :)

Es ist ein wunderschöner warmer Spätsommertag, ich genieß den Nachmittag auf dem Balkon und mach mich zu abendlicher Stunde dann auf nach Osnabrück. Die Kleine Freiheit war mir dato kein Begriff, war aber einfach zu finden, da direkt hinter dem Hauptbahnhof gelegen. Und das ganze Areal hat schon einiges zu bieten ;) Der ehemalige Güterbahnhof wurde in eine Club’n’Beach Anlage umgewandelt, überall Palmen - die zugegebenermaßen ziemlich zerfleddert aussahen – Strandsand und jede Menge Clubs mit Namen wie Strandwerk, Zeitzone oder Osnacabana... und eben die Kleine Freiheit. Der Eingang funktioniert nur durch einen alten Bus, am Steuer die Ticketmaus, am Ein- und Auslass Security. Im Freiheit-Areal wieder zauselige Palmen, Strandatmosphäre, Kuschelecken, Stühle, Sessel, Hängematten, viele Lichter und Kerzen... ne ausgesprochen schöne Chill-Out Atmosphäre, passt perfekt zum Wetter :)

:: Fotos ::

Die ANATHEMA und LEAFBLADE Jungs sitzen draußen zusammen und genießen ebenfalls den lauen Abend, Danny singt lauthals zur Pausenuntermalung mit und wärmt schon mal seine Stimmbänder an ;) Alle scheinen bester Laune zu sein.

Der Club ist winzig, ne ehemalige Kantine, die Bühne noch kleiner, oder besser gesagt niedriger, keine Fingerspanne hoch. Davor umgedrehte und zusammengetapte Bierkisten als Absperrung und es ist heiß innen drin. Aber dafür haben die Getränke äußerst zivile Preise ;)

Kurz nach 9 geht’s endlich los, als Sean Jude, kreativer Kopf hinter :: LEAFBLADE :: mit Danny Cavanagh die Bühne entert, welcher den im Januar ausgeschiedenen Pete Gilchrist nun komplett ersetzt. LEAFBLADE, seinerzeit aus der walisischen Band Valle Crucis hervorgegangen, haben nach unendlich langer Zeit endlich ihr Debütalbum fertig gestellt, welches frisch am 10. September veröffentlicht wurde. Beyond, Beyond heißt und davon gab es dann natürlich auch die Mehrheit der Songs wie z.B. The Roots And The Stones, Rune Song und Sunset Eagle. Ersterer erinnerte mich ziemlich an Bob Dylan. Insgesamt gab es eine gute halbe Stunde lang eine ruhige akustische Mischung aus Singer/Songwriter Material mit folkigem Einschlag. Allerdings gab es live keine Flöten, nur zusätzliche Drums und da gab es ein reges, fast rein familiäres Kommen und Gehen. Mick Reedan machte den Anfang an den Djembés, später folgten Jamie Cavanagh am Bass, John Douglas und Vincent Cavanagh an den Drums ;) Vincent versuchte es zunächst inkognito, aber mit runtergezogener Mütze lässt sich schlecht spielen und Seans Hinweis „someone you might recognize“ machte die Vermummung eh überflüssig ;)
Die Kleine Freiheit ist jetzt schon voll, so dass Danny die ersten Reihen bat sich hinzusetzen, damit die hinteren Reihen auch noch was sehen können. Gesagt getan, schließlich saßen die beiden Jungs auch, und das recht tief. Es wurde hinten viel gequatscht, was den Musikgenuss doch um einiges störte. Fotogrienfieren war nahezu unmöglich. Kaum das man endlich einen Platz gefunden und Platz genommen hatte, kam auch schon ne Security-Lady und verbot weitere Knipsereien. Hm. Schade. Alles in allem eine intensive Show, die mit Going To California ihren Abschluss fand. Fand ich toll :)

Auf Grund des knappen Platzangebots blieb ich wo ich war, in meiner Ecke, während :: ANATHEMA :: fix das Equipment vervollständigten. Vor der „Bühne“ wurde es eng, so dass ich mich mit den Jungs um mich herum arrangieren musste, um wenigstens in der rechten Ecke fotografieren zu können. Danach gab es eine fast 2-stündige Show, wie ich sie noch nie vorher von ANATHEMA erlebt habe, mit einer atemberaubenden Setlist und einer wahnsinnig lebhaften wie intensiven Performance. Einfach unglaublich! Zwischen den Songs gab es jede Menge Spass, Frotzeleien und coole Sprüche. Wie gesagt, die Jungs waren in prächtiger Laune. Insbesondere Vincent glänzte mit lustigen Ansagen und vor allem Grimassen. Der erste Teil schloss mit Flying, danach blieb nur Danny für ein unter die Haut gehendes Are You There? auf der Bühne. Bevor es mit der ersten Zugabe und One Last Goodbye weiterging, tobte Vincent mit ner Piratenflagge und was paillettenbesetztes Glitzerndes auf dem Kopf über die Bühne, sah aus wie ein Lampenschirm oder so was in der Art, im 70iger Stil, passte perfekt zu den Discokugeln im Raum, die hin und wieder „aktiviert“ wurden ;) Von jetzt auf gleich schlug die Stimmung um für One Last Goodbye, ohne die Gags, ebenfalls eine der intensivsten Versionen, die mir live bisher untergekommen ist. Ein weiteres Highlight war der brandneue Song Universal, der dem Vernehmen nach der Feder von Drummer John entstammt und den Vincent zunächst mit spitzer Zunge als nen Song von Oasis ankündigte ;) Er mag die Briten wohl nicht… Wenn man diesen Song als Referenz für das neue Album nehmen darf, dann erwartet uns was Großes. Der Kopfschmuck wurde indes an Keyboarder Les weitergegeben, der das nicht wirklich lustig fand und sich des Dingens fix entledigte. Die ganzen Sprüche zwischendrin konnte man sich gar nicht alle merken, so was hätte man filmen müssen! ANATHEMA wurden – wie üblich – enthusiastisch abgefeiert und insbesondere die Klassiker lauthals mitgesungen. Ich sag nur: Fragile Dreams! Gänsehaut pur! Ebenso der finale Song A Dying Wish. Was für ein grandioses Konzert! Wirklich. Unglaublich!
Setlist: Intro, Balance, Closer, Empty, Lost Control, Oceans, Angels Walk Among Us, Deep, Temporary Peace, Anyone, Anywhere, Judgement, Panic, Hope, A Fine Day To Exit, Flying // Are You There?, One Last Goodbye, Universal, Hindsight Fragile Dreams // Sleepless, A Dying Wish

 

story & pics © Dajana