Nachdem
ARCTURUS unverhofft wieder aus der Versenkung
aufgetaucht und eine grandiose Headliner-Show auf der letztjährigen
deutschen Nebelmondparty hingelegt hatten, sind
die Norweger zurück: als gewachsene Band und mit neuem Sänger
(Simen Hestnæs – hat schon sein Unwesen auf der La
Masquerade Infernale getrieben) gaben ARCTURUS
ihren Einstand beim Indoor Inferno Festival in
London im Januar diesen Jahres vor ausverkauften Hause. Nun, mit
dem gerade veröffentlichten neuem Album Sideshow
Symphonies ist die Band endlich und zum ersten Mal auf
ausgedehnter Europatour. Das hat beim NH nahezu einen Run ausgelöst
so dass wir uns die Jungs mal näher unter die Lupe genommen
und gleich 3 Shows besucht haben (Ein dickes Dankeschön an
Ann Frestad - cheers!). Der Support kam größtenteils
von RED HARVEST, die aber 6 Tage vor Schluss
aussteigen mussten, um ihren Jobs nachzugehen. Dafür sprangen
die Franzosen KILL THE THRILL ein…
Fotos
:: Hamburg
:: Wien
:: Essen
::
Hamburg
- Markthalle
Der
2. Oktober 2005 war ein malerischer Tag, und nachdem Moonchild
und ich noch einen schönen Spaziergang durch die Hamburger
Innenstadt gemacht hatten, dachten wir, es könnte nur noch
besser werden, da man ja wirklich nicht allzu häufig einen
ARCTURUS-Gig besucht. In der Markthalle fand
am selben Tag noch ein regionaler Bandcontest statt, für
den auch prompt der große Saal in Beschlag genommen wurde,
so dass ARCTURUS und RED HARVEST
dazu verdammt waren, im kleinen Marx direkt nebenan zu spielen.
Sei es drum,
kurz nach 21 Uhr kamen dann auch schon ::
RED
HARVEST :: auf die Bühne und boten ein
regelrechtes Klanggewitter, welches durch stimmungsvolle Beleuchtung
und bedrohliche Mimik des Frontmans Ofu Kahn eindrucksvoll in
Szene gesetzt wurde. Obwohl ihre interessante Mischung aus Industrial,
Thrash- und Death-Metal nicht ganz unseren Geschmack traf, waren
wir uns doch einig, dass diese Band ihr Handwerk versteht und
nicht umsonst inzwischen einen gewissen Kultstatus besitzt. Dem
Publikum gefiel es auf jeden Fall und auch ich musste mich hin-
und wieder dabei ertappen, Gefallen an der Show zu finden. Besonders
positiv stachen mir das Bandlogo und die geschmackvollen T-Shirts
ins Auge. Nach einer guten Dreiviertelstunde verzog sich die Band,
wie es sich für Extremmetaller schickt, ohne große
Abschiedszeremonien von der Bühne und eine etwas längere
Umbaupause begann.
Mit ein wenig
Verspätung kamen :: ARCTURUS
:: dann in skurrilen Verkleidungen auf die Bühne.
Die Erwartungen der Zuschauer waren ins Unermessliche gewachsen,
und man bretterte auch direkt los mit Ad Absurdum vom
Album The Sham Mirrors, welches sicherlich
einer der populärsten Songs der Band ist. Hierbei fiel uns
allerdings auf, dass irgendwas mit Sänger Simen (alias Vortex)
nicht stimmte. Er torkelte relativ unbeholfen über die Bühne,
vergeigte so manchen Einsatz und war auch stimmlich alles andere
als auf der Höhe. Man könnte sagen, dass er bereits
am Anfang der Show in einem Zustand war, den eine Band wie Dream
Theater am Ende eines 4-Stunden-Sets gerade mal zur Hälfte
erreicht hat. Das wirkte sich natürlich ein wenig negativ
auf die Stimmung im Publikum aus. Der Rest der Band konnte diesen
Umstand allerdings auch nicht ignorieren, befand sich Drummer
Hellhammer doch regelmäßig in Lebensgefahr, weil Simen
nach hinten rannte und drohte, das Gerüst des mächtigen
Drumkits durch Abstützversuche zu Fall zu bringen. Keyboard-Legende
Sverd lachte am Anfang noch und alberte herum, allerdings konnte
man schon eine gewisse Anspannung bemerken, da sich das, was hier
geschah, nur sehr schwer als Showeinlage tarnen ließ. Simen
war offenbar sturzbetrunken, zwischen den Songs machte er völlig
unverständliche Ansagen in einer Mischung aus norwegisch,
englisch und deutsch und entgegnete Publikumsrufen mit einem schlichten
„Shut up!“. Der Gitarrentechniker am Rande der Bühne
lachte sich die ganze Zeit tot und schaute nur ab und zu sorgenvoll
auf die Boxen, die vorne am Rand der Bühne aufgehängt
waren und ebenfalls von Simen dazu benutzt wurden, Halt zu finden.
Diese groteske Darbietung wurde durch einen matschigen und undifferenzierten
Sound bereichert, der zudem viel zu laut aus den Boxen quoll und
sämtliche Versuche, auch nur ansatzweise nachzuvollziehen,
in welchem Teil eines Songs man sich gerade befand, zunichte machte.
Es ist uns schon mal aufgefallen, dass der Sound im Marx oft alles
andere als gut ist, was diese Location für Bands vielleicht
auch nicht gerade attraktiv macht. Hinzu kam sicher noch, dass
eine Band wie ARCTURUS in einen Nebenraum gedrängt
wurde, während der Hauptsaal mit Teenagern regelrecht überflutet
war. Klar, dass man dann in Erwägung zieht, sich unter Umständen
zu besaufen, vor allem, wenn der nächste Tag frei ist. Wir
finden es ehrlich gesagt ein wenig schade und sind uns einig,
dass wir, wenn wir für diese Show den recht stolzen Eintrittspreis
von 17 Euro gezahlt hätten, erzürnt gewesen wären.
Trotzdem war es natürlich ein Erlebnis, welches man nicht
alle Tage hat, und das exzellente Spiel der anderen fünf
Musiker der Band entschädigte ein wenig für den aus
der Bahn geworfenen Sänger. Ich hoffe wirklich, dass so ein
Ereignis nicht noch häufiger vorkommt, denn ich glaube kaum,
dass Perfektionisten wie Sverd oder Hellhammer es gerne sehen,
wenn ihre abendliche Show durch einen betrunkenen Sänger
zur Farce wird.
Setlist: Ad Absurdum, Nightmare Heaven, Alone,
Deception Genesis, Chaos Path, Demonpainter, Nocturnal Vision
Revisited, Painting My Horror, Hufsa, Master Of Disguise
[Reverend, moonchild]
Wien
- Planet Music
Es
gibt eigentlich kaum noch Bands, die ich unbedingt sehen will
und noch nicht gesehen habe – ARCTURUS
zählten bis zu diesem Tag definitiv dazu. Zwar können
mich die neuesten beiden Werke auf CD nicht mehr ganz so mitreißen,
allerdings war ich auf eine außergewöhnliche Show gespannt
– die ich auch bekommen sollte.
Zuerst
galt es allerdings ::
RED
HARVEST :: zu „überstehen“.
Die Norweger, deren letztes Gastspiel als Support von Mayhem schon
fünf Jahre zurückliegt, hatten seit damals einen Haufen
an neuen Fans gewonnen. Meine Musik ist der Spaß ja nicht,
ich empfand den Auftritt als teilweise sehr schleppend, was mir
einige, die die Musik besser kennen bestätigt haben. Gespielt
wurden Songs aus der gesamten Ära der Band, allerdings wurden
hauptsächlich langsamere Nummern gebracht, dem Zielpublikum
dürfte es allerdings trotzdem gefallen haben.
Tracklist: Omnipotent, Fall Of Fate, Mekanizm,
Godtech, Cybernaut, Absolut Dunkelheit, Junk-O-Rama, IPP, Cold
Dark Matter, Beyond The End
Als die letzten
Töne verklungen waren, war die Spannung des recht spärlich
erschienenen Publikums schon groß: würde Simen die
Songs auch wirklich authentisch bringen, oder würde seine
Stimme wie desöfteren aufgrund des übermäßigen
Alkoholkonsums eher stören und was für eine Show würden
:: ARCTURUS
:: wohl vorbereitet haben? Als Ad Absurdum
ertönte, stiegen die Erwartungen. Mit großen Hüten
und Masken standen die Musiker nun auf der Bühne, während
Simen es schaffte trotz seines permanenten Herumhampelns dennoch
glaubhaft und nicht peinlich herüberzukommen. Die Sorgen
um seine Stimme erwiesen sich als unbegründet – zwar
wurde gerade bei den höheren Passagen bei Chaos Path
nicht immer der richtige Ton getroffen, allerdings war die sonstige
Leistung recht solide. Das Programm war zwar auf die „neueren“
ARCTURUS ab dem La Masquerade Infernale
Album ausgerichtet, nachdem aber mit ganzen vier Songs dieses
göttlichen Albums deutlich mehr als erwartet auf dem Programm
standen, war ich mit der Songauswahl sehr zufrieden. Auch die
Show kam nicht zu kurz: zwei mit Blut geschminkte Harlekin-Tänzerinnen,
die mit typischen Tänzerinnen eher wenig zu tun hatten versüßten
einige Songs durch ihre ganz besonderen Tanz- und Showeinlagen
– eine nahezu perfekt passende Maskerade für diese
Band. Nach über einer Stunde Spielzeit wurde die Band von
den wenigen, aber dafür umso begeisterteren Fans erneut auf
die Bühne gerufen, um ihren Hit Master Of Disguise
zum Besten zu geben. Nach einem Gitarrensolo und einem Song des
neuen Albums Sideshow Symphonies wurden
auch die alten Fans mit zumindest einem Song – Raudt
Og Svart vom Aspera Hiems Symfonia
Album zufriedengestellt.
Tracklist: Ad Absurdum, Nightmare Heaven,
Alone, Deception Genesis, Chaos Path, Deamonpainter, Nocturnal
Vision Revisited, Painting My Horror, Hufsa // Master Of Disguise,
Shipwrecked Frontier Pioneer, Raudt Og Svart
Der heutige
Abend wird auf jeden Fall dauerhaft in meiner Erinnerung bleiben,
denn eine solch ausgefallene und eigenständige Show gibt
es nicht mehr all zu oft - und allen Leuten, die aus welchen Gründen
auch immer nicht dabei waren: Ihr habt wirklich was versäumt!
[Dunja]
Essen
- Zeche Carl
Auch ich
konnte es kaum erwarten, ARCTURUS wieder live
zu sehen. Die London Show war zwar nicht schlecht aber räumlich
sehr beengt, zumal das Underworld ja ausverkauft war. Ich wollte
endlich die Norweger ohne den beengten zeitlichen Rahmen eines
Festivals mit einer atemberaubenden Bühnenperformance live
als Headliner auf den klassischen Bühnen in Europa sehen!
Nach den ersten Eindrücken, die mir von Hamburg zu Ohren
kamen war ich allerdings doch ein wenig besorgt… völlig
zu Unrecht, den ARCTURUS räumten tierisch
ab …
::
KILL
THE THRILL :: waren der überraschende
Support, nachdem eigentlich jeder Red Harvest erwartet hatte (bzw.
Red Harvest nach dem vermeintlichen lokalen Support). Nach den
üblichen zeitlichen Wirrungen in der Zeche
Carl in Essen (Einlass und Beginn wichen mal wieder
reichlich von der ausgewiesenen Zeit ab) starteten die Franzosen
um 20.30h vor vielleicht 50 Leuten. Obwohl sich das Trio (bestehend
aus Nicolas Dick, git, vox; Frédéric De Benedetti,
git, vox, und Marylin Tognolli, bass) alle Mühe gab, konnten
sie kaum den üblichen Höflichkeitsapplaus ergattern.
Das lag vermutlich daran, dass zum einen deren musikalischer Stil
(eine Metal/Psychedelic/Industrial/DarkWave/PostRock-Mischung
mit Anleihen von Devin Townsend und viel Neurosis) zu schwer,
zu monoton und zu noisy für herkömmliche Metallerohren
war, und zum anderen ein aktiver Schlagzeuger wirklich soundtechnisch
fehlte. Außerdem hätte ich mir im Nachgang gewünscht,
das auch Bassistin Marylin vielleicht ein paar Töne singt,
was sie offensichtlich schon auf früheren Veröffentlichungen
getan hat. Während 3 Songs vom 2001er Album 203
Barriers stammten, kam der Rest vom aktuellen Album
Tellurique. Nach 45 Minuten war Schluss
und die Meinungen sehr geteilt. Die meisten fanden es langweilig,
ich fand’s toll, da mir oben beschriebener Stil bekanntermaßen
unheimlich liegt ;)
Setlist: Stase, Non Existence, Mistaken Solutions,
Head, Body, 2003 Barriers, An Indefinite Direction, Diaphragme,
A Little Salt For A Better Feeling, Antique Tools
::
ARCTURUS
:: enterten die Bühne nach halbstündiger
Umbauzeit und versprühten vom ersten Moment an unheimlich
gute Laune und Spielfreude. Die inzwischen auf ca. 150 Leute angewachsene
Fanschar gab dann auch alles, damit sich die Band wie vor ausgeverkauftem
Hause fühlen konnte ;) Ganz besonderer Hingucker waren diesmal
die beiden Harlekin-Tänzerinnen, die wesentlich aktiver und
aggressiver waren, als ich sie noch von der Nebelmond Party her
in Erinnerung hab. Sie tanzten und kullerten munter auf der Bühne
umher, schnitten Grimassen, bespuckten und traten nach den Bandmitgliedern
und mussten sich selbst ernsthaft das Lachen verkneifen. Vortex
sprang ebenfalls in üblicher Manier wie ein norwegischer
Waldtroll (oder Waldclown) auf der Bühne rum und flachste
mit dem Publikum. Sein Gesang ließ allerdings sehr zu wünschen
übrig, was allerdings auch am Sound und an der Aussteuerung
gelegen haben mag, das es viele Laut-Leise-Schwankungen gab. Der
Rest der Band spielte sich wie gewohnt den Arsch ab und hatte
sichtlich Freude. Hellhammer hat sich weitestgehend hinter seiner
enormen Schießbude vergraben und war nur mal flüchtig
auszumachen. Wie man sehen kann, hat man mit der Setliste alle
Alben und meisten Klassiker abgedeckt, zur Freude aller Fans,
und präsentierte trotzdem noch 4 Tracks vom brandneuen Album
Sideshow Symphonies. Insgesamt also
einmal mehr eine grandiose, kurzweilige Show, welche die zwar
magere Audienz aber äußerst zufrieden zurückließ
:) Das hat Laune gemacht. Beim nächsten Mal dürfen ARCTURUS
als Headliner - gerade bei einem 2-Band-Programm - ruhig ein wenig
länger spielen. 80 Minuten sind doch recht kurz gehalten…
*schnief*
(P.S. Was zur Hölle hat eigentlich Knut Magne Valle bei seinem
Show Off zu Masters Of Disguise geraucht? Dem Geruch
nach zu urteilen, jedenfalls nix legales *lol*)
Setlist: Ad Absurdum, Nightmare Heaven, Alone,
Deception Genesis, Chaospath, Deamonpainter, Nocturnal Vision
Revisited, Painting My Horror, Hufsa // Master Of Disguise, Shipwrecked
Frontier Pioneer, Raudt Og Svart [Dajana]