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2005-10-02 DE – Hamburg - Markthalle
2005-10-13 AT – Wien - Planet Music
2005-10-26 DE – Essen - Zeche Carl
 

Nachdem ARCTURUS unverhofft wieder aus der Versenkung aufgetaucht und eine grandiose Headliner-Show auf der letztjährigen deutschen Nebelmondparty hingelegt hatten, sind die Norweger zurück: als gewachsene Band und mit neuem Sänger (Simen Hestnæs – hat schon sein Unwesen auf der La Masquerade Infernale getrieben) gaben ARCTURUS ihren Einstand beim Indoor Inferno Festival in London im Januar diesen Jahres vor ausverkauften Hause. Nun, mit dem gerade veröffentlichten neuem Album Sideshow Symphonies ist die Band endlich und zum ersten Mal auf ausgedehnter Europatour. Das hat beim NH nahezu einen Run ausgelöst so dass wir uns die Jungs mal näher unter die Lupe genommen und gleich 3 Shows besucht haben (Ein dickes Dankeschön an Ann Frestad - cheers!). Der Support kam größtenteils von RED HARVEST, die aber 6 Tage vor Schluss aussteigen mussten, um ihren Jobs nachzugehen. Dafür sprangen die Franzosen KILL THE THRILL ein…

Fotos :: Hamburg :: Wien :: Essen ::

Hamburg - Markthalle

Der 2. Oktober 2005 war ein malerischer Tag, und nachdem Moonchild und ich noch einen schönen Spaziergang durch die Hamburger Innenstadt gemacht hatten, dachten wir, es könnte nur noch besser werden, da man ja wirklich nicht allzu häufig einen ARCTURUS-Gig besucht. In der Markthalle fand am selben Tag noch ein regionaler Bandcontest statt, für den auch prompt der große Saal in Beschlag genommen wurde, so dass ARCTURUS und RED HARVEST dazu verdammt waren, im kleinen Marx direkt nebenan zu spielen.

Sei es drum, kurz nach 21 Uhr kamen dann auch schon :: RED HARVEST :: auf die Bühne und boten ein regelrechtes Klanggewitter, welches durch stimmungsvolle Beleuchtung und bedrohliche Mimik des Frontmans Ofu Kahn eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Obwohl ihre interessante Mischung aus Industrial, Thrash- und Death-Metal nicht ganz unseren Geschmack traf, waren wir uns doch einig, dass diese Band ihr Handwerk versteht und nicht umsonst inzwischen einen gewissen Kultstatus besitzt. Dem Publikum gefiel es auf jeden Fall und auch ich musste mich hin- und wieder dabei ertappen, Gefallen an der Show zu finden. Besonders positiv stachen mir das Bandlogo und die geschmackvollen T-Shirts ins Auge. Nach einer guten Dreiviertelstunde verzog sich die Band, wie es sich für Extremmetaller schickt, ohne große Abschiedszeremonien von der Bühne und eine etwas längere Umbaupause begann.

Mit ein wenig Verspätung kamen :: ARCTURUS :: dann in skurrilen Verkleidungen auf die Bühne. Die Erwartungen der Zuschauer waren ins Unermessliche gewachsen, und man bretterte auch direkt los mit Ad Absurdum vom Album The Sham Mirrors, welches sicherlich einer der populärsten Songs der Band ist. Hierbei fiel uns allerdings auf, dass irgendwas mit Sänger Simen (alias Vortex) nicht stimmte. Er torkelte relativ unbeholfen über die Bühne, vergeigte so manchen Einsatz und war auch stimmlich alles andere als auf der Höhe. Man könnte sagen, dass er bereits am Anfang der Show in einem Zustand war, den eine Band wie Dream Theater am Ende eines 4-Stunden-Sets gerade mal zur Hälfte erreicht hat. Das wirkte sich natürlich ein wenig negativ auf die Stimmung im Publikum aus. Der Rest der Band konnte diesen Umstand allerdings auch nicht ignorieren, befand sich Drummer Hellhammer doch regelmäßig in Lebensgefahr, weil Simen nach hinten rannte und drohte, das Gerüst des mächtigen Drumkits durch Abstützversuche zu Fall zu bringen. Keyboard-Legende Sverd lachte am Anfang noch und alberte herum, allerdings konnte man schon eine gewisse Anspannung bemerken, da sich das, was hier geschah, nur sehr schwer als Showeinlage tarnen ließ. Simen war offenbar sturzbetrunken, zwischen den Songs machte er völlig unverständliche Ansagen in einer Mischung aus norwegisch, englisch und deutsch und entgegnete Publikumsrufen mit einem schlichten „Shut up!“. Der Gitarrentechniker am Rande der Bühne lachte sich die ganze Zeit tot und schaute nur ab und zu sorgenvoll auf die Boxen, die vorne am Rand der Bühne aufgehängt waren und ebenfalls von Simen dazu benutzt wurden, Halt zu finden. Diese groteske Darbietung wurde durch einen matschigen und undifferenzierten Sound bereichert, der zudem viel zu laut aus den Boxen quoll und sämtliche Versuche, auch nur ansatzweise nachzuvollziehen, in welchem Teil eines Songs man sich gerade befand, zunichte machte. Es ist uns schon mal aufgefallen, dass der Sound im Marx oft alles andere als gut ist, was diese Location für Bands vielleicht auch nicht gerade attraktiv macht. Hinzu kam sicher noch, dass eine Band wie ARCTURUS in einen Nebenraum gedrängt wurde, während der Hauptsaal mit Teenagern regelrecht überflutet war. Klar, dass man dann in Erwägung zieht, sich unter Umständen zu besaufen, vor allem, wenn der nächste Tag frei ist. Wir finden es ehrlich gesagt ein wenig schade und sind uns einig, dass wir, wenn wir für diese Show den recht stolzen Eintrittspreis von 17 Euro gezahlt hätten, erzürnt gewesen wären. Trotzdem war es natürlich ein Erlebnis, welches man nicht alle Tage hat, und das exzellente Spiel der anderen fünf Musiker der Band entschädigte ein wenig für den aus der Bahn geworfenen Sänger. Ich hoffe wirklich, dass so ein Ereignis nicht noch häufiger vorkommt, denn ich glaube kaum, dass Perfektionisten wie Sverd oder Hellhammer es gerne sehen, wenn ihre abendliche Show durch einen betrunkenen Sänger zur Farce wird.
Setlist: Ad Absurdum, Nightmare Heaven, Alone, Deception Genesis, Chaos Path, Demonpainter, Nocturnal Vision Revisited, Painting My Horror, Hufsa, Master Of Disguise [Reverend, moonchild]

Wien - Planet Music

Es gibt eigentlich kaum noch Bands, die ich unbedingt sehen will und noch nicht gesehen habe – ARCTURUS zählten bis zu diesem Tag definitiv dazu. Zwar können mich die neuesten beiden Werke auf CD nicht mehr ganz so mitreißen, allerdings war ich auf eine außergewöhnliche Show gespannt – die ich auch bekommen sollte.

Zuerst galt es allerdings :: RED HARVEST :: zu „überstehen“. Die Norweger, deren letztes Gastspiel als Support von Mayhem schon fünf Jahre zurückliegt, hatten seit damals einen Haufen an neuen Fans gewonnen. Meine Musik ist der Spaß ja nicht, ich empfand den Auftritt als teilweise sehr schleppend, was mir einige, die die Musik besser kennen bestätigt haben. Gespielt wurden Songs aus der gesamten Ära der Band, allerdings wurden hauptsächlich langsamere Nummern gebracht, dem Zielpublikum dürfte es allerdings trotzdem gefallen haben.
Tracklist: Omnipotent, Fall Of Fate, Mekanizm, Godtech, Cybernaut, Absolut Dunkelheit, Junk-O-Rama, IPP, Cold Dark Matter, Beyond The End

Als die letzten Töne verklungen waren, war die Spannung des recht spärlich erschienenen Publikums schon groß: würde Simen die Songs auch wirklich authentisch bringen, oder würde seine Stimme wie desöfteren aufgrund des übermäßigen Alkoholkonsums eher stören und was für eine Show würden :: ARCTURUS :: wohl vorbereitet haben? Als Ad Absurdum ertönte, stiegen die Erwartungen. Mit großen Hüten und Masken standen die Musiker nun auf der Bühne, während Simen es schaffte trotz seines permanenten Herumhampelns dennoch glaubhaft und nicht peinlich herüberzukommen. Die Sorgen um seine Stimme erwiesen sich als unbegründet – zwar wurde gerade bei den höheren Passagen bei Chaos Path nicht immer der richtige Ton getroffen, allerdings war die sonstige Leistung recht solide. Das Programm war zwar auf die „neueren“ ARCTURUS ab dem La Masquerade Infernale Album ausgerichtet, nachdem aber mit ganzen vier Songs dieses göttlichen Albums deutlich mehr als erwartet auf dem Programm standen, war ich mit der Songauswahl sehr zufrieden. Auch die Show kam nicht zu kurz: zwei mit Blut geschminkte Harlekin-Tänzerinnen, die mit typischen Tänzerinnen eher wenig zu tun hatten versüßten einige Songs durch ihre ganz besonderen Tanz- und Showeinlagen – eine nahezu perfekt passende Maskerade für diese Band. Nach über einer Stunde Spielzeit wurde die Band von den wenigen, aber dafür umso begeisterteren Fans erneut auf die Bühne gerufen, um ihren Hit Master Of Disguise zum Besten zu geben. Nach einem Gitarrensolo und einem Song des neuen Albums Sideshow Symphonies wurden auch die alten Fans mit zumindest einem Song – Raudt Og Svart vom Aspera Hiems Symfonia Album zufriedengestellt.
Tracklist: Ad Absurdum, Nightmare Heaven, Alone, Deception Genesis, Chaos Path, Deamonpainter, Nocturnal Vision Revisited, Painting My Horror, Hufsa // Master Of Disguise, Shipwrecked Frontier Pioneer, Raudt Og Svart

Der heutige Abend wird auf jeden Fall dauerhaft in meiner Erinnerung bleiben, denn eine solch ausgefallene und eigenständige Show gibt es nicht mehr all zu oft - und allen Leuten, die aus welchen Gründen auch immer nicht dabei waren: Ihr habt wirklich was versäumt! [Dunja]

Essen - Zeche Carl

Auch ich konnte es kaum erwarten, ARCTURUS wieder live zu sehen. Die London Show war zwar nicht schlecht aber räumlich sehr beengt, zumal das Underworld ja ausverkauft war. Ich wollte endlich die Norweger ohne den beengten zeitlichen Rahmen eines Festivals mit einer atemberaubenden Bühnenperformance live als Headliner auf den klassischen Bühnen in Europa sehen! Nach den ersten Eindrücken, die mir von Hamburg zu Ohren kamen war ich allerdings doch ein wenig besorgt… völlig zu Unrecht, den ARCTURUS räumten tierisch ab …

:: KILL THE THRILL :: waren der überraschende Support, nachdem eigentlich jeder Red Harvest erwartet hatte (bzw. Red Harvest nach dem vermeintlichen lokalen Support). Nach den üblichen zeitlichen Wirrungen in der Zeche Carl in Essen (Einlass und Beginn wichen mal wieder reichlich von der ausgewiesenen Zeit ab) starteten die Franzosen um 20.30h vor vielleicht 50 Leuten. Obwohl sich das Trio (bestehend aus Nicolas Dick, git, vox; Frédéric De Benedetti, git, vox, und Marylin Tognolli, bass) alle Mühe gab, konnten sie kaum den üblichen Höflichkeitsapplaus ergattern. Das lag vermutlich daran, dass zum einen deren musikalischer Stil (eine Metal/Psychedelic/Industrial/DarkWave/PostRock-Mischung mit Anleihen von Devin Townsend und viel Neurosis) zu schwer, zu monoton und zu noisy für herkömmliche Metallerohren war, und zum anderen ein aktiver Schlagzeuger wirklich soundtechnisch fehlte. Außerdem hätte ich mir im Nachgang gewünscht, das auch Bassistin Marylin vielleicht ein paar Töne singt, was sie offensichtlich schon auf früheren Veröffentlichungen getan hat. Während 3 Songs vom 2001er Album 203 Barriers stammten, kam der Rest vom aktuellen Album Tellurique. Nach 45 Minuten war Schluss und die Meinungen sehr geteilt. Die meisten fanden es langweilig, ich fand’s toll, da mir oben beschriebener Stil bekanntermaßen unheimlich liegt ;)
Setlist: Stase, Non Existence, Mistaken Solutions, Head, Body, 2003 Barriers, An Indefinite Direction, Diaphragme, A Little Salt For A Better Feeling, Antique Tools

:: ARCTURUS :: enterten die Bühne nach halbstündiger Umbauzeit und versprühten vom ersten Moment an unheimlich gute Laune und Spielfreude. Die inzwischen auf ca. 150 Leute angewachsene Fanschar gab dann auch alles, damit sich die Band wie vor ausgeverkauftem Hause fühlen konnte ;) Ganz besonderer Hingucker waren diesmal die beiden Harlekin-Tänzerinnen, die wesentlich aktiver und aggressiver waren, als ich sie noch von der Nebelmond Party her in Erinnerung hab. Sie tanzten und kullerten munter auf der Bühne umher, schnitten Grimassen, bespuckten und traten nach den Bandmitgliedern und mussten sich selbst ernsthaft das Lachen verkneifen. Vortex sprang ebenfalls in üblicher Manier wie ein norwegischer Waldtroll (oder Waldclown) auf der Bühne rum und flachste mit dem Publikum. Sein Gesang ließ allerdings sehr zu wünschen übrig, was allerdings auch am Sound und an der Aussteuerung gelegen haben mag, das es viele Laut-Leise-Schwankungen gab. Der Rest der Band spielte sich wie gewohnt den Arsch ab und hatte sichtlich Freude. Hellhammer hat sich weitestgehend hinter seiner enormen Schießbude vergraben und war nur mal flüchtig auszumachen. Wie man sehen kann, hat man mit der Setliste alle Alben und meisten Klassiker abgedeckt, zur Freude aller Fans, und präsentierte trotzdem noch 4 Tracks vom brandneuen Album Sideshow Symphonies. Insgesamt also einmal mehr eine grandiose, kurzweilige Show, welche die zwar magere Audienz aber äußerst zufrieden zurückließ :) Das hat Laune gemacht. Beim nächsten Mal dürfen ARCTURUS als Headliner - gerade bei einem 2-Band-Programm - ruhig ein wenig länger spielen. 80 Minuten sind doch recht kurz gehalten… *schnief*
(P.S. Was zur Hölle hat eigentlich Knut Magne Valle bei seinem Show Off zu Masters Of Disguise geraucht? Dem Geruch nach zu urteilen, jedenfalls nix legales *lol*)
Setlist: Ad Absurdum, Nightmare Heaven, Alone, Deception Genesis, Chaospath, Deamonpainter, Nocturnal Vision Revisited, Painting My Horror, Hufsa // Master Of Disguise, Shipwrecked Frontier Pioneer, Raudt Og Svart  [Dajana]