Spark*n
Bow ~ Tears Of Mystigma ~ Eve Of Destiny ~ Anonymus IV
Ich
weiß nicht, ob die erste Ausgabe des ASTAN
FESTIVALS im Juni diesen Jahres ein so großer
Erfolg gewesen war, dennoch wagte sich das im Münsterland
beheimatete Gothic Magazin nur vier Monate später an die
zweite Edition heran. Und welch ein Tag wäre für ein
Gothic Mag passender, als Halloween! Einmal mehr hat man dafür
die Cultura in Münster gebucht, eine recht großzügige
und zentrale Location direkt neben dem Hauptbahnhof. Ebenfalls
Wiederholungstäter sind die Japaner EVE OF DESTINY,
die schon bei der ersten Ausgabe des ASTAN FESTIVALS
die Menge regelrecht zum ausflippen brachten. Ob der Abend erfolgreicher
ausgefallen ist, wage ich allerdings zu bezweifeln, denn das Astan
2 litt leider an akutem Besuchermangel. Bei einem (recht teuren)
Obolus von 15 € (das erste Astan Fest kostete noch 8 €)
ließen sich ca. 100 Geschöpfe der Nacht in eine Halle
hineinlocken, in die ca. 500 hineinpassen dürften (ok, falsch
geschätzt, lt. Veranstalter waren über 200 zahlende
Gäste dabei). Dafür gab es praktisch für alle Anwesenden
2 ältere Astan Ausgaben (mit beiliegender CD) und einen Sampler
gratis dazu.
::
Fotos ::
::
ANONYMUS IV :: mit dem - in musikalischer
Hinsicht - schon historischen Namen (selbiger Kleriker zählt
zu den ersten Quellen des Terminus „Bordun“) ist die
frischgegründete Band unseres Rezensenten Ole, der früher
bei der heimischen Gothic Rock Formation Neon Dream über
die Tasten flog. Da der heutige Abend dann auch das Livedebüt
von ANONYMUS IV war, liefen die Beteiligten entsprechend
nervös herum. Ole überlässt zumindest live die
Tasten jemand anderem und hat den Job hinter dem Mikro übernommen.
Zusätzliche gesangliche Unterstützung kam von Sängerin
Julia, so dass es auf der winzigen Bühne dann doch furchtbar
eng wurde. Keine Ahnung, warum man in der Cultura nicht den gesamten
Bühnenbereich auch für eine Bühne ausnutzt... (ganz
zu schweigen vom halsbrecherischen Bühnenaufgang). Stilistisch
versuchen es die Lady und Gentlemen mit einer gelassenen, düster-rockigen
Note, tangieren mal den Gothic Bereich, mal Rock, Alternative
und Hard Rock; natürlich alles extra düster und reichlich
pathetisch. A IV haben sich in kurzer Zeit ein
recht anspruchsvolles Repertoire zugelegt, von denen man erste
Auszüge auf dem im Sommer aufgenommenen Demo Larger
Than Life genießen kann. An den Ansagen müsste
man sicher noch feilen aber musikalisch gab es nix zu meckern.
Ein gelungenes Debüt!
Setlist: Tragic Hero, Belief, Another Racking
Call, Legacy, Irony Of Fate
::
EVE OF DESTINY :: waren zur anvisierten Zeit
noch gar nicht eingetroffen und sorgten so für einige Unruhe.
Man hatte die Band extra an die zweite Stelle des Billings gesetzt,
da viele nicht volljährige und teils weitgereiste Fans anwesend
und somit diverse Jugendschutzauflagen zu beachten waren. Nach
einer etwas längeren „Umbaupause“ standen die
Fans echten japanischen Legenden gegenüber, da man Sänger
Haruhiko Ash (ex The Zolge) und Gitarist Kozi (ex Malice Mizer)
schon als Kultfiguren der japanischen Visual kei Szene bezeichnen
kann, die nun langsam (nach ca. 20 Jahren) auch nach Europa überschwappt
und so was wie ein Revival auslöst. EVE OF DESTINY
hauten mich dann auch regelrecht mit wildem, eigenwilligen Industrial-beeinflussten,
noisigen EBM um. Ich konnte nicht genug bekommen, denn die Musik
liegt perfekt auf meiner Wellenlänge. Die Fans mussten sich
ebenfalls sehr zügeln, da es vor der Show die Ansage gab,
das man das Ganze sofort abbrechen würde, wenn (hysterische)
Fans die Bühne stürmen. Das ekstatische Chaos wurde
noch intensiviert, als Kozi eine Saite riss und sich das Duo einfach
von der Bühne machte. Die beiden Herren wirkten etwas unmotiviert,
genervt und schienen auch betrunken zu sein (vielleicht noch der
Jet Lag und die lange Fahrt von Berlin?) und zeigten somit eine
recht unhöfliche Seite, die bei Japanern eigentlich nicht
üblich ist. Nach lautstarken minutenlangen „Mo ichido“
Rufen, kamen die beiden dann aber doch zurück und hatten
am Ende eine fette Headliner Show abgeliefert. Ich fand’s
einfach nur genial und ich kann es kaum erwarten, die erste EP
Nervous And Innocence in die Finger
zu bekommen (VÖ 05.12.2004).
::
TEARS
OF MYSTIGMA :: hatten danach quasi die Arschkarte
gezogen, da so ziemlich jeder Anwesende dem japanischen Duo zur
anschließenden Autogrammstunde folgte und die melancholischen
Gothic Rocker aus Rheine stumpf zurück ließ. Ebenfalls
sehr unhöflich und ziemlich unfair. TEARS OF MYSTIGMA
waren darüber nicht gerade begeistert, zumal sie bei den
Verbliebenen kaum Eindruck hinterlassen konnten. Ich muss auch
ehrlich gestehen, das mir die Songs (z.B. Insomia vom
anstehenden Album Universal Surrender)
auf der Homepage deutlich besser gefallen, als das, was live geboten
wurde. Eigentlich recht schade.
Setlist: Intro/Insomnia, Universal Surrender,
Mirrorblade, Tomorrowless, Heart Broken - Left And Thrown Away,
Wrong With Me, Thoughts Unspoken, Higher Circumstances, The Corridor,
I’m IN Hate
::
SPARK*N
BOW :: waren ohne Zweifel die zweite Überraschung
des Abends, zumindest für mich. Der Name der Münsteraner
Formation war mir zwar geläufig, aber ich hatte bisher weder
was von ihnen gehört, noch die Band jemals live gesehen.
Und da habe ich offensichtlich was verpasst... SPARK*N
BOW versprühten mit einer Mischung aus Gothic, Wave,
Folk und schwermütiger Geige unheimlich viel Energie und
rissen das verbliebene Auditorium einfach mit. Besonders die charismatische
Frontfrau Bibi mit ihrer fantastischen Stimme wusste ganz genau,
wie man das Publikum verzaubert und beeindruckt, agierte mit Lichtspielerein
und Kerzenschein, wuselte durch das gebannte Publikum und kokettierte
mit den Fans oder rezitierte. Eine einmalig schöne Show!
Ich hoffe doch, das es auch hier bald etwas in Form einer Silikonscheibe
geben wird. Und noch viel mehr hoffe ich, SPARK*N BOW
noch einmal live zu sehen. Kann ich nur empfehlen!
Setlist: Parents Mad Song, When May’s
Inside You, Ballad Of The Butcher’s Son, Folsom, Shadows
Will Survive, I Saw I Heard I Died, Down, Highlands, Summerroses
And Winterdreams // Direction Nowhere, Come On Board
Völlig
egal, ob das ASTAN FESTIVAL für die Organisatoren
ein Erfolg war oder nicht (was natürlich schade wäre,
wenn nicht), ich jedenfalls hatte eine tolle Halloweenparty, konnte
meinen musikalischen Horizont mal wieder um einiges erweitern
und bin dann ganz gepflegt in der Sputnikhalle des Haverkamps
versackt, wo die offizielle Aftershowparty des ASTAN HALLOWEEN
FESTVALS stattfand. Zum Glück hatte ich den Frühdienst
mit dem Spätdienst getauscht, denn diesmal hätte ich
es auf keinen Fall pünktlich zur Arbeit geschafft! ;) Und
natürlich verging auch dieses Konzert nicht ohne irgendwelchen
chaotischen Wirrungen und Verwirrungen. Anstoß des Abends
war diesmal ein lila Bändchen, das man mir am Eingang um
das Handgelenk schnallte, welches ich für ein Presseband
hielt, bis man mir zu fortgeschrittener Stunde auftischte, das
dieses Bändchen alle über 18 Jährigen kennzeichnet,
denen es somit erlaubt war, bis 1 Uhr in der Cultura zu verbleiben
und Alkohol zu trinken. Da ich das natürlich nicht glaubte,
fragte ich den Veranstalter... und naja... genauso war es! Das
mein verduztes Gesicht ein paar Leute lachenderweise auf die Bretter
schickte, muss ich wohl nicht erwähnen... Alkoholbändchen...
tststs... Cheers!