Wer
auch nur halbwegs in der Punkszene rumfleucht, sollte BALZAC
mindestens einmal im Leben live gesehen haben, was – zugegebenermaßen
– nicht einfach ist. Die „stylischeren japanischen
Misfits“ haben ihre Idole gewissermaßen überholt
und haben – vielleicht gerade auf Grund der Legitimation
durch die Misfits selbst – Kultstatus ... und das nicht
nur in Japan und Amerika. In Europa streiten sich zwar noch ein
paar Geister, ob BALZAC nun Klon oder Kult sind,
aber mit dem neuen Album Came Out Of The Grave
im Gepäck, sind die Horror Punks nun zum aller erstenmal
in Europa und insbesondere in deutschen Landen unterwegs, Show
für Show eine begeisterte Fangemeinschaft hinterlassend.
Auch meine Wenigkeit ließ sich nicht zweimal bitten, als
direkt vor der Haustür der japanische Atom-Age Vampire Express
308 einen Stop einlegte. Und der Abend hatte es in sich! Es gab
einiges zu sehen und vieles zu lernen, nicht nur beim Interview
mit einer japanischen Band (mein erstes und vermutlich einzigstes),
sondern auch über die japanische Kultur an sich (die mich
ja schon seit längerem reizt), subkulturellen Randerscheinungen
und einer absolut genial Show.
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Fotos ::
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THE
OTHER ::
sind eigentlich weit bekannter unter ihrem alter ego Ghouls –
Europas Misfits Coverband Nr. 1. Aber ob nun THE OTHER
oder Ghouls, die Rheinländer leben die Misfits und führen
deren Vermächtnis fort. Musikalische Unterschiede zu den
beteiligten Protagonisten gibt es kaum, bis auf die Tatsache,
das es sich bei THE OTHER um eigenes Songmaterial
handelt. Das ist jetzt keinesfalls nachteilig gemeint, denn THE
OTHERS stehen hinter dem was sie tun mit einer Ehrlichkeit,
die zu überzeugen weiß. Aber irgendwie wollte der Funke
an diesem Abend nicht so richtig überspringen. Entweder war
das Publikum zu lahm oder den Herren Roderich Usher – Vocals;
Sargeant von Rock – Guitar, Backing Vocals; Andy Only –
Bass, Backing Vocals und Dr. Caligari – Drums fehlte das
gewissen Quäntchen Energie und Esprit, um wirklich abzuräumen.
Generell gefallen hat es trotzdem, denn die Band bekam mehr als
nur den Anstandsapplaus. Die Fans dürfen sich derweil freuen,
denn das erste Album von THE OTHER nimmt langsam
Formen an, wird They’re Alive
heißen und soll am 16.08.2004 weltweit über Fiendforce
Records veröffentlicht werden.
Setlist: Ripley 8, Army Of Machines, Tarantula,
Imp Of The Perverse, Beware Of Ghouls, Wolf, Arise Undead, Return
Of The Repressed, Hyde Inside, Down, Invasion, 666 Ways To Die,
Dead Boys // Misfits – Halloween
Wer
:: BALZAC
:: bisher immer vorgeworfen
hatte, ein Misfits Plagiat zu sein, hat entweder die Misfits oder
BALZAC noch nie gehört. Selbstverständlich
sind die Einflüsse stringent, da die Misfist die großen
Vorbilder und Idole sind. Dennoch haben es BALZAC
in nunmehr 12 Jahren geschafft, sich zu emanzipieren, weiter zu
entwickeln und ihr ganz eigenes Ding zu machen. Während die
Jungs im Vorfeld unheimlich diszipliniert und professionell zu
Werke gingen, explodierten sie förmlich auf der recht engen
und kleinen Bühne und lieferten ein absolut geniales Feuerwerk
launigen Punks ab. Ich steck nicht tief in der Szene drin, aber
ich war im Handumdrehen in den Bann gezogen. Bereits beim Intro
war es um die Fans im gutbesuchten Gleis 22 geschehen, die stehenden
Fußes völlig ausflippten, was mir wiederum reichlich
Blessuren einbrachte ;) Da die Japaner schon 4 Wochen auf Tour
waren, kannten sie offensichtlich derartige Ausbrüche und
wussten, wie man dem noch eins draufsetzt, um aus den Fans auch
das letzte herauszuholen und lieferten eine energiegeladene Wahnsinns
Show! Sowas muss man gesehen haben! BALZAC sind
live ein absolutes Erlebnis!
Setlist: Zetsubou No Ano Basho; Day The Earth
Caught Fire, In Your Face, Silence Of Crows, Season Of The Dead,
Inside My Eyes, Zennou Naru Musuu No Me Ha Shi Wo Yubisasu, Came
Out Of The Grave, Art Of Dying, The World Without End - The Pain
Is Not, The End Of Century, Into The Light
Das
Gleis
22 war mit ca. 130 Leuten wirklich gut besucht, das
Publikum recht gemischt. Spaß hatten sie alle, denke ich,
auch wenn ein paar Bierflaschen zu Bruch gegangen sind, die den
Boden reichlich mit Scherben übersäten, was für
eine solch pogende Menge nicht ungefährlich ist. Nach der
Show wurde ich noch auf eine subkulturelle Randerscheinung namens
Trash-Girl aufmerksam gemacht. Das sind Mädels, gekleidet
in einer Mischung aus Punk und Gothic, die mit bunten Plüsch-
oder Szenetäschchen (mit vielen Buttons drauf), losziehen,
um sich Autogramme in ihr Poesiealbum! eintragen zu lassen oder
ein Foto mit ihren Lieblingen zu ergattern. Laut Tilo von G-Force
Records eine klassische Erscheinung in Japan, die nun wohl auch
nach Europa übergeschwappt ist. Aber wie bei so vielen Dingen
japanischer Lebensart versteht man diese wohl erst dann so richtig,
wenn mal „drüben“ gewesen ist und das alles vor
Ort live erlebt hat. Lustig war es alle mal und Japaner sind ja
ausgesprochen höflich und geduldig.
Zum Schluss noch mal ein Dankeschön an Jörg „Lobi“
Lobedan für seine Übersetzungsfdienste beim BALZAC
Interview und beiden – also auch Tilo Drescher von G-Force
für ihre vielen Erklärungen und Erläuterungen zur
japanischen Lebensart. Ich hab viel dabei gelernt. Schöner
Abend! |