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2007-09-22 DE – Essen - Turock

Ende September konnte man in Essen im Turock ein ziemlich geniales Tourpackage bewundern, wenn man sich denn Karten vorbestellt hatte oder sehr zeitig an der Abendkasse war. Denn was ich bisher in dieser Location nur selten erlebt hatte, trat ein: der Laden war schon kurz nach dem (leider um über eine Stunde verspäteten) Einlass restlos ausverkauft. Nachdem sich die ersten Leute in den Club gequetscht hatten, ging es dann auch direkt ohne umschweife, aber leider bereits knappe 40 Minuten nach dem geplanten Beginn mit...

...:: SWORN :: los. Die Norweger waren kurzfristig für Disparaged in den Tross aufgenommen worden, und wie sich herausstellte, war das eine gute Wahl. Die Mannen um den musikalischen Kopf der Band, Christoffer, und den mit viel Bühnenpräsent glänzenden Sänger Jens können zwar auf keine besonders umfangreiche Diskographie mit der aktuellen Band zurückgreifen, ließen aber gleich erkennen, dass sie dennoch alles andere als Anfänger sind. Angefangen mit Alleviation boten die Norweger eine gute Show und konnten aufgrund des bereits zahlreich vorhandenen Publikums schon mächtig Leben und Bewegung in die Bude bringen. Und das, obwohl wohl nicht viele der Anwesenden das Album Alleviation kannten, aber die eingängige Mischung aus Black und Death zündete auch so. Für den Opener war auch der Sound schon sehr ausgewogen, und dass SWORN sich mit einem kleineren Schlagzeug mitten auf der Bühne begnügen musste, fiel hauptsächlich optisch auf. Das erste mal so richtig rund ging es am Abend jedoch, als SWORN zum Abschied des leider recht kurzen Sets dann den Dissection-Knüller Night’s Blood in einer wirklich gelungenen Version zum Besten gaben. Entsprechenden Abschiedsapplaus gab es dann auch, sicher weil viele den letzten Song einfach geil finden, aber auch der Rest der Darbietung hatte durchaus Beifall verdient.
Setlist: Alleviation, Vivid Visions, Silhouttes Of A Broken World, Beauty Of My Funeral, Night’s Blood (Dissection Cover)

:: HELRUNAR :: aus meiner ehemaligen Heimat Münster standen als nächstes auf dem Programm. Ich hatte die Jungs seit ihrem Auftritt vor knapp eineinhalb Jahren ebenfalls in Essen nicht mehr live gesehen, und war vor allem auf Songs vom für Oktober angekündigten neuen Werk Baldr Ok Iss gespannt. Los ging es jedoch nach vorbildlich kurzem Umbau zunächst mit dem Titelstück vom aktuellen Album Frostnacht, bei dem leider zu Beginn der Gesang noch sehr dünn abgemischt war, was sich aber glücklicherweise noch während des Songs besserte. Beim folgenden Älter Als Das Kreuz ließ Sänger Skald Draugir das Publikum, von dem verdammt viele das Album zu kennen schienen, mal beim Refrain mitmachen. Mitsingende Black Metaller sind ja auch nicht alltäglich *g* Ausblicke auf das neue Album gab es mit Iss, Glamr und Til Jarda. Die Songs sind in punkto Songwriting in der Tradition des bisherigen Materials gehalten, aber ich hatte den Eindruck, dass die Gitarrenarbeit ein Stück „schwärzer“ und roher geworden ist. Passt gut!
Auch HELRUNAR mussten sich übrigens noch mit dem kleinen Schlagzeug auf der Bühne begnügen, was das Stageacting ein wenig einschränkte. Aber dennoch hatte man bei den Jungs den Eindruck, dass sie die Show (die, was die Besucherzahlen anging, übrigens wohl der Höhepunkt der Tour war) sehr genossen. Leider war nach sechs (zugegebenermaßen natürlich recht langen) Stücken schon Schluss, obwohl das Publikum - mich eingeschlossen - gerne noch mehr gehört hätte, denn es gab massive Forderungen nach Zugaben. Wird Zeit, dass HELRUNAR mal als Headliner nach Essen oder Umgebung kommen :)
Setlist: Frostnacht, Älter Als Das Kreuz, Iss, Glamr, Dreifach Dorn, Til Jarda

Dann wurde es mit geänderter musikalischer Ausrichtung eine Spur heftiger: :: ABORTED :: aus Belgien schickten sich an, das Turock mit ihrem Brutal Death Metal in Schutt und Asche zu legen. Und das kann man ohne viel Übertreibung so sagen, denn immer dann, wenn ABORTED ihr wildes Geprügel für eines ihrer monströsen Riffs unterbrachen, bebten im Club tatsächlich die Wände. Zwar bestehen zwischen den einzelnen Songs keine weltbewegenden stilistischen Unterschiede, aber ähnlich wie beispielsweise bei Bolt Thrower ist das vollkommen wurscht, denn wenn man dafür eine derartige Power und derartige Soundwalzen produzieren kann, kräht kein Hahn nach möglichst viel Abwechslung. Die Belgier selber hatten sichtlich Spaß an der Darbietung und schienen vom Essener Publikum, das wie ein Mann vor der Bühne tobte, auch etwas beeindruckt. Sven (der zu Beginn direkt mal mitten ins Publikum sprang), Seb und Co. hielten die Meute jedenfalls konstant in Bewegung, sei es mit Songs vom aktuellen Album Slaughter & Apparatus: A Methodical Overture oder älteren Stücken wie The Saw And The Carnage Done oder Hecatomb. Nur von den ersten beiden Alben fehlte leider jeglicher Song.
Insgesamt ein überzeugender Auftritt mit gewaltigem Sound. So muss das.
Setlist: A Methodical Overture, Meticulous Invagination, Gestated Rabidity, Avenious, The Saw & The Carnage Done, Sanguine Verses, Threading The Prelude, Blood Fixing The Bled, Hecatomb // A Cold Logistic Slaughter, Dead Wreckoning

:: BEHEMOTH :: zeigten dann anschließend, warum sie der Headliner dieser Tour waren, denn man konnte in Punkto Sound und Bühnenpräsenz selbst gegenüber Aborted noch eine Schüppe zulegen. Musikalisch lässt sich das natürlich nicht ganz vergleichen, aber auch BEHEMOTH machten da keine Gefangenen, gleich begonnen mit dem ersten richtigen Song Antichristian Phenomenon (vorher gab es selbstverständlich das Intro der aktuellen Platte The Apostasy). Nergal und seine Mannen bangten sich genau wie das Publikum permanent die Seele aus dem Leib, und in den kurzen Ruhepausen, die sie sich und dem Publikum nach geilen Stücken wie Demigod oder Christgrinding Avenue gönnte, gab es am laufenden Band Ansagen, die doch in deutlichem Gegensatz zum martialischen Aussehen der Band standen. Es wirkt doch mal verdammt ulkig, wenn ein Song wie der letztgenannte mit der frechen Behauptung „BEHEMOTH is all about peace and love“ eingeleitet wird *lol*. Warum man allerdings nach ein paar Songs bei der ohnehin schon knappen Zeit den Backdrop wechseln musste, wüsste ich doch mal gerne. Nach knapp 50 Minuten sollte dann schon regulär Schluss sein, aber dass zumindest noch zwei Zugaben kommen würden, war natürlich Ehrensache und von vornherein klar. Dass aber der erste dieser beiden Songs mit I Got Errection eine Coverversion von Turbunegro sein würde, war dann doch eine Überraschung *g* Nach dieser schon fast komödiantischen Einlage verabschiedeten sich die Polen dann allerdings auch noch standesgemäß und schwer abgefeiert mit einem eigenen Song: Pure Evil And Hate.
Setlist: Slaying The Prophets Ov Isa, Antichristian Phenomenon, Demigod, Christgrinding Avenue, Slaves Shall Serve, Chant For Eschaton // I Got Errection (Turbonegro Cover), Pure Evil And Hate

Leider war ziemlich pünktlich um 23 Uhr schon Schluss, da im Turock anschließend noch regulärer (Metal-) Discobetrieb angesagt war. Nach einem Abend mit vier gut aufgelegten Bands der einzige Wermutstropfen, denn die durch den verspäteten Einlass und Beginn verlorengegangene Spielzeit wurde leider auch durch die zumeist lobenswert kurzen Umbaupausen nicht ganz wieder wettgemacht. Gerade vom Headliner kann man ja normalerweise schon etwas mehr als nicht ganz eine Stunde erwarten. Aber Schwamm drüber, insgesamt mal wieder „Daumen hoch!“

 

story © Seb