Ende
September konnte man in Essen im Turock
ein ziemlich geniales Tourpackage bewundern, wenn man sich denn
Karten vorbestellt hatte oder sehr zeitig an der Abendkasse war.
Denn was ich bisher in dieser Location nur selten erlebt hatte,
trat ein: der Laden war schon kurz nach dem (leider um über
eine Stunde verspäteten) Einlass restlos ausverkauft. Nachdem
sich die ersten Leute in den Club gequetscht hatten, ging es dann
auch direkt ohne umschweife, aber leider bereits knappe 40 Minuten
nach dem geplanten Beginn mit...
...::
SWORN
:: los. Die Norweger waren kurzfristig für
Disparaged in den Tross aufgenommen worden, und wie sich herausstellte,
war das eine gute Wahl. Die Mannen um den musikalischen Kopf der
Band, Christoffer, und den mit viel Bühnenpräsent glänzenden
Sänger Jens können zwar auf keine besonders umfangreiche
Diskographie mit der aktuellen Band zurückgreifen, ließen
aber gleich erkennen, dass sie dennoch alles andere als Anfänger
sind. Angefangen mit Alleviation boten die Norweger eine
gute Show und konnten aufgrund des bereits zahlreich vorhandenen
Publikums schon mächtig Leben und Bewegung in die Bude bringen.
Und das, obwohl wohl nicht viele der Anwesenden das Album Alleviation
kannten, aber die eingängige Mischung aus Black und Death
zündete auch so. Für den Opener war auch der Sound schon
sehr ausgewogen, und dass SWORN sich mit einem
kleineren Schlagzeug mitten auf der Bühne begnügen musste,
fiel hauptsächlich optisch auf. Das erste mal so richtig
rund ging es am Abend jedoch, als SWORN zum Abschied
des leider recht kurzen Sets dann den Dissection-Knüller
Night’s Blood in einer wirklich gelungenen Version
zum Besten gaben. Entsprechenden Abschiedsapplaus gab es dann
auch, sicher weil viele den letzten Song einfach geil finden,
aber auch der Rest der Darbietung hatte durchaus Beifall verdient.
Setlist: Alleviation, Vivid Visions, Silhouttes
Of A Broken World, Beauty Of My Funeral, Night’s Blood (Dissection
Cover)
::
HELRUNAR
:: aus meiner ehemaligen Heimat Münster standen
als nächstes auf dem Programm. Ich hatte die Jungs seit ihrem
Auftritt vor knapp eineinhalb Jahren ebenfalls in Essen nicht
mehr live gesehen, und war vor allem auf Songs vom für Oktober
angekündigten neuen Werk Baldr Ok Iss
gespannt. Los ging es jedoch nach vorbildlich kurzem Umbau zunächst
mit dem Titelstück vom aktuellen Album Frostnacht,
bei dem leider zu Beginn der Gesang noch sehr dünn abgemischt
war, was sich aber glücklicherweise noch während des
Songs besserte. Beim folgenden Älter Als Das Kreuz
ließ Sänger Skald Draugir das Publikum, von dem verdammt
viele das Album zu kennen schienen, mal beim Refrain mitmachen.
Mitsingende Black Metaller sind ja auch nicht alltäglich
*g* Ausblicke auf das neue Album gab es mit Iss, Glamr
und Til Jarda. Die Songs sind in punkto Songwriting in
der Tradition des bisherigen Materials gehalten, aber ich hatte
den Eindruck, dass die Gitarrenarbeit ein Stück „schwärzer“
und roher geworden ist. Passt gut!
Auch HELRUNAR mussten sich übrigens noch
mit dem kleinen Schlagzeug auf der Bühne begnügen, was
das Stageacting ein wenig einschränkte. Aber dennoch hatte
man bei den Jungs den Eindruck, dass sie die Show (die, was die
Besucherzahlen anging, übrigens wohl der Höhepunkt der
Tour war) sehr genossen. Leider war nach sechs (zugegebenermaßen
natürlich recht langen) Stücken schon Schluss, obwohl
das Publikum - mich eingeschlossen - gerne noch mehr gehört
hätte, denn es gab massive Forderungen nach Zugaben. Wird
Zeit, dass HELRUNAR mal als Headliner nach Essen
oder Umgebung kommen :)
Setlist: Frostnacht, Älter Als Das Kreuz,
Iss, Glamr, Dreifach Dorn, Til Jarda
Dann wurde
es mit geänderter musikalischer Ausrichtung eine Spur heftiger:
:: ABORTED
:: aus Belgien schickten sich an, das Turock mit
ihrem Brutal Death Metal in Schutt und Asche zu legen. Und das
kann man ohne viel Übertreibung so sagen, denn immer dann,
wenn ABORTED ihr wildes Geprügel für
eines ihrer monströsen Riffs unterbrachen, bebten im Club
tatsächlich die Wände. Zwar bestehen zwischen den einzelnen
Songs keine weltbewegenden stilistischen Unterschiede, aber ähnlich
wie beispielsweise bei Bolt Thrower ist das vollkommen wurscht,
denn wenn man dafür eine derartige Power und derartige Soundwalzen
produzieren kann, kräht kein Hahn nach möglichst viel
Abwechslung. Die Belgier selber hatten sichtlich Spaß an
der Darbietung und schienen vom Essener Publikum, das wie ein
Mann vor der Bühne tobte, auch etwas beeindruckt. Sven (der
zu Beginn direkt mal mitten ins Publikum sprang), Seb und Co.
hielten die Meute jedenfalls konstant in Bewegung, sei es mit
Songs vom aktuellen Album Slaughter & Apparatus:
A Methodical Overture oder älteren Stücken
wie The Saw And The Carnage Done oder Hecatomb.
Nur von den ersten beiden Alben fehlte leider jeglicher Song.
Insgesamt ein überzeugender Auftritt mit gewaltigem Sound.
So muss das.
Setlist: A Methodical Overture, Meticulous
Invagination, Gestated Rabidity, Avenious, The Saw & The Carnage
Done, Sanguine Verses, Threading The Prelude, Blood Fixing The
Bled, Hecatomb // A Cold Logistic Slaughter, Dead Wreckoning
::
BEHEMOTH
:: zeigten dann anschließend, warum sie
der Headliner dieser Tour waren, denn man konnte in Punkto Sound
und Bühnenpräsenz selbst gegenüber Aborted noch
eine Schüppe zulegen. Musikalisch lässt sich das natürlich
nicht ganz vergleichen, aber auch BEHEMOTH machten
da keine Gefangenen, gleich begonnen mit dem ersten richtigen
Song Antichristian Phenomenon (vorher gab es selbstverständlich
das Intro der aktuellen Platte The Apostasy).
Nergal und seine Mannen bangten sich genau wie das Publikum permanent
die Seele aus dem Leib, und in den kurzen Ruhepausen, die sie
sich und dem Publikum nach geilen Stücken wie Demigod
oder Christgrinding Avenue gönnte, gab es am laufenden
Band Ansagen, die doch in deutlichem Gegensatz zum martialischen
Aussehen der Band standen. Es wirkt doch mal verdammt ulkig, wenn
ein Song wie der letztgenannte mit der frechen Behauptung „BEHEMOTH
is all about peace and love“ eingeleitet wird *lol*. Warum
man allerdings nach ein paar Songs bei der ohnehin schon knappen
Zeit den Backdrop wechseln musste, wüsste ich doch mal gerne.
Nach knapp 50 Minuten sollte dann schon regulär Schluss sein,
aber dass zumindest noch zwei Zugaben kommen würden, war
natürlich Ehrensache und von vornherein klar. Dass aber der
erste dieser beiden Songs mit I Got Errection eine Coverversion
von Turbunegro sein würde, war dann doch eine Überraschung
*g* Nach dieser schon fast komödiantischen Einlage verabschiedeten
sich die Polen dann allerdings auch noch standesgemäß
und schwer abgefeiert mit einem eigenen Song: Pure Evil And
Hate.
Setlist: Slaying The Prophets Ov Isa, Antichristian
Phenomenon, Demigod, Christgrinding Avenue, Slaves Shall Serve,
Chant For Eschaton // I Got Errection (Turbonegro Cover), Pure
Evil And Hate
Leider war
ziemlich pünktlich um 23 Uhr schon Schluss, da im Turock
anschließend noch regulärer (Metal-) Discobetrieb angesagt
war. Nach einem Abend mit vier gut aufgelegten Bands der einzige
Wermutstropfen, denn die durch den verspäteten Einlass und
Beginn verlorengegangene Spielzeit wurde leider auch durch die
zumeist lobenswert kurzen Umbaupausen nicht ganz wieder wettgemacht.
Gerade vom Headliner kann man ja normalerweise schon etwas mehr
als nicht ganz eine Stunde erwarten. Aber Schwamm drüber,
insgesamt mal wieder „Daumen hoch!“