Als
ich mal wieder in Oberhausen im Saint kurz vor offiziellem Beginn
auftauchte, war noch nichts davon zu erkennen, dass es bald losgehen
sollte. Stattdessen traf ich grummelige Mitglieder der Bands,
die sich schon nach dem Soundcheck mit dem Schlimmsten abgefunden
zu haben schienen. Auf der Bühne standen indessen viele sehr
junge Leute herum, die etwas verloren und hilflos wirkten…
ich erfuhr dann, dass es sich dabei um die kurzfristig ins Programm
aufgenommenen junge Kapelle DYRATHOR handelte,
die (wenn es denn mal weiterginge) heute ihre Live-Premiere feiern
würden, die eigentlich erst für den folgenden Tag bei
der Eröffnung des Helvete etwas weiter in der Innenstadt
geplant war.
Nach einer
Weile konnten die Jungs, angefeuert unter anderem von einige Kumpels
und offenbar auch von einigen mitgereisten Elternteilen (süß,
gell?) loslegen. Soundtechnisch war das Ganze nicht so der Hit,
vor allem die eingespielten Synthies schienen nur aus einer Box
zu kommen, und auch der Klang der Geige hätte durchaus etwas
klarer sein dürfen. Das war aber wie bereits weiter oben
angedeutet wohl nicht die schuld der Band. ::
DYRATHOR
:: waren verständlicherweise bei ihrer Premiere
sichtlich nervös, was sich in einigen kleinen Verspielern
und vor allem auch während der dargebotenen Soli und der
Ansagen zu den einzelnen Songs niederschlug, alles andere wäre
aber auch für eine Premiere verwunderlich gewesen. Insgesamt
gab es jedoch recht solide und ansprechend gemachte Viking-Metal
Songs, die zwar noch nicht durchgängig eigenständig
wirkten und hier und da bekannte Vorbilder durchblicken ließen,
aber dennoch ganz gut gemacht waren. Bedenkt man, wie jung DYRATHOR
im Schnitt sind, kann man ihnen jedenfalls durchaus Potential
zusprechen und gerade bei Live-Premieren habe ich schon manch
schlechteren Auftritt gesehen.
Setlist: Intro, Der Hinterhalt, Im Auge des
Sturms, Schicksalsschlacht, Wintersonnenwende, Blutraserei, Kampf
auf Samsey
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MINJAR
:: waren als zweites an der Reihe und boten ein
ähnliches Set wie ich es schon einige Wochen zuvor an gleicher
Stelle mitbekommen hatte. Glücklicherweise waren die Umstände
dieses Mal (wenn auch alles andere als perfekt aber immerhin)
weniger katastrophal als damals. Stücke gab es hauptsächlich
vom anstehenden Demo From Thane To King.
Enthalten sind fünf mir zumeist schon von Liveauftritten
bekannte Songs, insgesamt eine gelungene Mischung aus Heavy, Folk
und Black Metal. Der Song Eisenfaust allerdings, bei
dem Sänger Öl die Mikrofongewalt zu Beginn an seine
Saitenfraktion übergab, ist mir eine Spur zu pathetisch.
Vom Publikum wurde aber wie gefordert zu großen Teilen brav
der Refrain „Hey ja, hey hey ja“ etc. mitgesungen/gegrölt,
es scheint also nicht jeder meine Auffassung zu teilen *g* Wozu
allerdings die mit auf die Bühne gebrachten Nikolausmützen
gut waren, konnte mir hinterher keiner sagen, zum Einsatz kamen
sie jedenfalls nicht und hingen nur an den Mikroständer herum
und herab ;)
::
OBSCURITY
:: muss man zu allererst mal ein großes
Lob aussprechen, dass sie überhaupt angetreten sind. Sänger
Nezrac war erst kurz vor der Veranstaltung ernstlich erkrankt
ausgefallen, aber anstatt wie es die meisten wohl gemacht hätten,
einfach abzusagen, haben OBSCURITY in den paar
verbleibenden Stunden ein immerhin sechs Songs umfassendes Ersatzset
auf die Beine gestellt. Bei den ersten fünf Songs fungierte
dabei Agalaz als Sänger, der zudem zu Beginn auch noch seine
etatmäßige Arbeit als Gitarrist verrichtete. Und dabei
machte er seine Sache gesangstechnisch wirklich gut, wenn man
die Alben nicht kennt und dementsprechend nicht weiß, dass
dort normalerweise jemand anders die Stimmbänder strapaziert,
hätte man nicht unbedingt merken müssen, dass der eigentliche
Sänger fehlt. Nachdem mit Die Letzte Schlacht vom
aktuellen Album Schlachten und Legenden
das dritte Stück verklungen war, gab Agalaz dann erstmal
seine Gitarre an einen eilends für die nächsten drei
Stücke angelernten Freund der Band ab. Wenn ich es richtig
in Erinnerung habe, spielte derjenige normalerweise alles, nur
keinen Metal, zeigte sich aber ziemlich sicher und sah sogar entsprechend
metallisch aus ;) Für die folgenden zwei Songs bat Agalaz
dann um Verständnis, falls er einfach nur doof rumstehen
und nicht wisse was er mit seinen Händen anfangen solle,
da er es nicht gewohnt sei, ohne Gitarre in der Hand auf der Bühne
zu stehen. Das funktionierte aber doch ganz gut, offenbar hat
er sich die Böse-Metaller-Gestik bei seinem eigentlichen
Sänger unbewusst erfolgreich abgeguckt ;) Als sechstes gab
es dann sogar trotz der widrigen Umstände mit Battle
Metal noch einen neuen Song zu hören, bei dem dann glaube
ich Basser Ziu den Gesangspart übernehmen „musste“.
Das Stück war noch eine ganze Ecke härter und schwarzmetall-lastiger
als das zuvor Gebotene, was mich einerseits überraschte,
mir aber andererseits auch sehr zusagte. Dann war Feierabend,
und ich muss sagen, dass OBSCURITY unter den
Bedingungen wirklich das Beste aus dem Auftritt gemacht haben,
mir hat’s wirklich gut gefallen. Auch das Publikum sah das
genauso und honorierte den Auftritt entsprechend.
Setlist: Ydalir, Götterdämmerung,
Die letzte Schlacht, Ruhm & Ehr.., Lost Paradise, Battle Metal
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BLACK
MESSIAH :: aus dem nahen Essen machten dann
den Abschluss des Abends, mit ihrem vom Dong Open Air und dem
Rage Against Racism abgesehen einzigen Auftritt des Jahres im
Ruhrgebiet. Frontmann Zagan drückte auch sein Bedauern darüber
aus, dass es 2007 nicht häufiger in heimischen Gefilden geklappt
hat, und gelobte für's kommende Jahr Besserung. Zum Jahresabschluss
gab es dann quasi als Entschädigung ein extra langes Set,
in dem neben den Songs vom aktuellen Album Of Myths
And Legends auch mal wieder erfreulich viele Stücke
vom Vorgänger Oath Of An Warrior
vertreten waren. Los ging es mit dem Intro In Remembrance
gefolgt von Erik Der Rote und dann quer durch die letzten
beiden Alben. Besondere Begeisterung beim inzwischen größtenteils
nach vorne gekommenen Publikum rief erwartungsgemäß
der Mittelteil des Sets, in dem Zagan zur Geige griff, hervor.
Klar, dass beim Sauflied gut was los war in punkto Haare
schwingen und Mitgrölen, und auch Christenfeind
mit seinem langen Geigensolo und Irminsul von der aktuellen
Scheibe wurden mächtig abgefeiert. Nach sage und schreibe
10 nicht gerade kurzen Songs und drei nicht minder langen Zugaben
war dann, wie hätte es anders sein können, zum Abschluss
die Coverversion von Moskau dran, bei der sich sowohl
Band als auch Publikum noch einmal richtig ins Zeug legten.
Ein wirklich gelungener Jahresabschluss für BLACK
MESSIAH, wie ich finde, der allerdings mehr Publikum
verdient hätte. Dass dieses aber nicht so zahlreich erschienen
war, ist wohl weniger den einzelnen Bands, denn eher der Tatsache
anzurechnen, dass im Vorfeld nur sehr spärlich für die
Veranstaltung geworben wurde. Bei Konzerten im Saint scheint das
offenbar in letzter Zeit Standard zu werden, dass man nur zufällig
davon erfährt…
Setlist: In Remembrance, Erik Der Rote, Setting
Sails/Riding The Drakkar, Howl Of The Wolves, Bury The Lambs Of
Christ, Of Myths And Legends, Sauflied, Christenfeind, Irminsul,
Die Sühne Des Feuerbringers // Götterdämmerung,
Blutsbruder, Burn Vanheim, Moskau