2008-07-04-06 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
<< back

Lacrimosa - Schandmaul - The Crüxshadows - [:SITD:] - Spetsnaz - Assemblage 23 - Heimaterde - Reaper - Schelmisch - Solitary Experiments

:: Fotos ::

[Cal] Mit Rob Zombie als Pausenbeschallung zum wach werden ging es um 12 mit :: SOLITARY EXPERIMENTS :: am Tag 3 weiter. Und ich wurde Zeuge desselben Phänomens vom Vortag: Die Brandenburger krachten mal so richtig rein und das Fußvolk honorierte das mit üppiger Anwesenheit und ebenso ausgelassener Tanzfreude.
Setlist: No Surrender, Delight, Road To Horizon, Rise And Fall, Pale Candle Light, Seele bricht

[Cal] Man muss bei diesem Festival mal ganz klar sagen... den meisten Zuspruch hatten jeweils die Mittelalterbands! So auch :: SCHELMISH ::, die trotz der frühen Stunde wirklich alles von den Beinen holten, was anwesend war. Rimsbold von Tiefentann sprach, das Publikum sprang ;) Buchstäblich! Und mit solch einer Energie... das war kaum zu glauben. Auch der Rest der 7-köpfigen (Rock)Band fegte wie Derwische über die Bühne, animierte sich selbst und das Publikum zu körperlichen Höchstleistungen. Höhepunkt der SCHELMISH Show war sicherlich die unglaubliche Verwandlung von Luzi das L. in Daphne. Mit einem zum Schreien komischen Outfit angetan legte Luzi... ähm... Daphne nen astreinen Striptease an der Stange hin! Grandios! Das Publikum kriegte sich gar nicht mehr ein!
Setlist: Das Moor, Der Narr, Rotta, Kreuzzug Gegen Die Verlogenheit, Die Marionette, Der Letzte Kuss, Tanz Mit Mir, Wir Werden Sehen

[Kerstin] Nach den grauenhaften The Crow Bemalungen der CD Werbung stellte ich mich auf ein genauso grauenhaftes Konzert ein und wurde positiv überrascht. :: REAPER :: rummsten richtig rein und sammelten schnell Pluspunkte beim Publikum dank des sympathisch rüberkommenden Vasi. Die Showeinlagen des Keyboarders waren auch lustig anzuschauen. Mann, war der breit...
[Cal] Boah, ich hab im Fotograben fast nen Herzinfarkt gekriegt, die Bässe haben einen förmlich weggeblasen ;) Und laut war’s, hat richtig auf der Haut gekribbelt. Key-Whiz Gregor war so dermaßen am Ausflippen, dass er doch glatt seine Tasten runtergehauen hat. Hatte er aber auch genauso schnell wieder oben, ohne Soundlücke... klingt nach Playback. Vasi ließ ebenfalls nix anbrennen und fegte über die Bühne. Lediglich Alex legte mehr Gelassenheit an den Tag ;) Oh, und Ronan war natürlich mal wieder da und servierte Bier ;)
Setlist: Angst, Execution Of Your Mind, Robuste Maschine, Twisted Trophy Hunter, X-Junkie, She Is A Devil And A Whore

[Kerstin] :: HEIMATERDE :: erwiesen sich als totaler Schuss in den Ofen! Tempelritter mit stilechtem Firlefanz und nicht einzuordnender Elektro geht mal gar nicht. Da haben HEIMATAERDE eine echte Nische gefunden und können von mir aus auch dort bleiben. Mittelaltermucke ist schon unerträglich und wenn man das dann noch mit Elektro mischt, treibt man die Leute einfach zum nächsten Bierstand. Eigentlich hatte ich mir von der Band einiges mehr erhofft und war dementsprechend enttäuscht.
[Cal] *lol* Jau. Mittelalterritter in voller Montur auf dem Techno-Trip? Hatte ebenfalls echt Probleme, das Visuelle mit dem Akustischen übereinander zu kriegen ;) Aber sie scheinen beliebt zu sein, denn der Zuspruch vom Publikum war groß.
Setlist: Intro, Der Verfall, Vater, Gib mir, In alle Ewigkeit, Heimaterde, Sie zerrt an mir, Lebloser Körper Ritter auf dem Boden

[Daniel] Noch etwas vom nebulösen künstlerischen Konzept hinter Heimaterde verwirrt, sollten sich spätestens mit den ersten Takten von :: ASSEMBLAGE 23 :: die Nebel wieder lichten. Futurepop wie er schnörkelloser nicht sein kann, tönte in lieblichen Melodien von der Bühne und verzückte die tanzende Meute vor der Bühne. Die ewigen Nörgler werden sagen, dass sich doch alle Songs gleich anhören und in den letzten Jahren keine wirkliche Weiterentwicklung im Sound von Tom Shears Projekt stattgefunden hat. Egal! Der Herr ist zwar live stimmlich immer etwas neben der Spur und hatte zudem noch beim ersten Song mit der Technik zu hadern, aber eines muss man ihm lassen - er hat ein todsicheres Gespür für Melodien, die einem ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern und die Zeit wie im Fluge vergingen ließen. Prädikat: Einfach nur schön und dabei auch noch tanzbar. Was will man mehr?
Setlist: Binary, Naked, Opened, Sorry, Drive, Document, Let The Wind Erase Me, Disappoint

[Cal] Mal so zwischendrin gab es ne nette Flugshow-Einlage. Eine Propellermaschine übte einsam Loopings am Himmel. Hat man schließlich nicht alle Tage so was ;)

[Daniel] Wie gewohnt lieferte das Schwedische EBM-Duo :: SPETSNAZ :: exakt das ab, was von ihm erwartet wurde: straighter EBM mit ordentlich Wumms und Aggression dahinter. Frontmann Pontus mimte im Spanien-Shirt den Hardcore Hooligan und Drummer Stefan zeigte stolz seinen Perfect Body, in dem er wie immer zu diesem Song sein Shirt lupfte und den Blick auf seine stolze Wampe freigab. Die neueren und etwas gemäßigten Songs kamen beim Publikum nicht ganz so gut an wie die Klassiker Apathy oder On The Edge. Insgesamt fehlt es dem Duo an Überzeugungskraft und Bühnenpräsenz, die Energie zu 100 % von der großen Bühne bei Tageslicht auf das Publikum zu übertragen.
[Cal] Nun ja, was soll ich sagen... die gerne als Nitzer Ebb für Arme verschrienen SPETSNAZ legten einen arschgeilen, aggressiven und absolut in die Beine gehenden Gig hin. Der Sound war so heftig, das die Bretter über dem Kanalboden förmlich vibrierten. Arschgeil! Das schafft nicht mal n Bezahl-Ruckelbett in nem billigen Motel ;) Das Ganze war aber mal um Längen besser als Nitzer Ebb am Vortag!
[Daniel] Das kann ich so nicht unterschreiben! Schau Dir mal SPETSNAZ in einem kleinen Club an, dann weißt Du, wie eine schweißtreibende EBM-Show auszusehen hat. Auf großen Bühnen verpufft ein Großteil der Energie. Pontus hat einfach nicht das Format und die Bühnenpräsenz eines Douglas McCarthy, dem mit Abstand besten Frontmann im Electro-Bereich.

[Daniel] Irgendwie haben mich :: [:SITD:] :: bei ihrem Heimspiel nicht so recht vom Hocker gerissen. Professionell spulten sie vor vielen Fans ihr Programm ab. Die Stimmung war etwas besser als bei Spetsnaz, aber keinesfalls überschwänglich. Dennoch tanzte die komplette Meute vor der Bühne zu den atmosphärischen Electrosounds der Ruhrpöttler, die von neueren Songs wie Stammheim über Laughingstock, Richtfest, Rose Coloured Skies bis hin zu ihrem ersten großen Hit Snuff Machinery natürlich ordentlich Futter für die tanzwütige Masse im Gepäck hatten.
[Cal] Mit [:SITD:] stand dann schon die dritte Band von Accession Records auf den Brettern, natürlich mit Labelboss und Diary Of Dreams Mastermind Adrian Hates im Hintergrund, der mit den Auftritten seiner Schützlinge zufrieden gewesen sein dürfte ;)
Setlist: Herbsterwachen, Stammheim, Rose Coloured Skies, Lebensborn, Suffering In Solitude, Laughingstock, Richtfest, Snuff Machinery

[Cal] Rogue ist :: THE CRÜXSHADOWS :: und THE CRÜXSHADOWS is Rogue! Einfache wie zutreffende Formel. Bekannt für ihre unermüdliche Fannähe hat sich die Band einen schon fast legendären Ruf aufgebaut und fühlt sich scheinbar in Deutschland sehr heimisch ;) 2008 gibt es die Band im komplett neuen Line-up, diesmal mit 2 Violinisten an Bord, plus neuer Gitarristin, die noch etwas verkrampft aus der Wäsche schaute und ansonsten wohl gerne wie Lynz von Mindless Self Indulgence agieren möchte, aber nichtsdestotrotz eine tolle Show hinlegte und ein echter Hingucker war. Die Keyborderin ist schon ein bisschen länger dabei, auch eine der beiden Tänzerinnen (Jessica Lackey), deren neue Kollegin auch ihre Schwester hätte sein können, so ähnlich sehen sie sich. Tausendsassa Rogue kam wie üblich quer durchs Publikum auf die Bühne, kletterte an und auf allem herum (obwohl aufgrund des starken Windes fast gar nix mehr da war) und stand auch sonst keine Minute still. Sein Gesang klang ungewohnt ausgewogen, trotz all der Faxen, was sich erklärte, als der Sound mal ganz weg war. Klang nach Vollplayback. Hmmm... Fix aus den Fehlern gelernt, wurde das Playback zurückgefahren und Rogues Krächzgesang war wieder da ;) Nicht schön aber charismatisch ;) Wer noch nicht genug hat, die Truppe tingelt noch um die europäischen Festivals herum durch die Clubs.
Setlist: Intro, Immortal, Foreverlast, Sophia, Dragonfly, Deception, Marilyn My Bitterness, Winterborn, Happy Birthday

[Cal] Mittelalter Rock die Zweite! Was Schelmish vorgelegt hatten, wurde nun amtlich getoppt! :: SCHANDMAUL :: waren das Highlight des dritten Festivaltages. Das Amphi tobte wie verrückt. Mit 10 Minuten Verspätung und einer riesige Lichtanlage, die bei der Sonne komplett zur Bedeutungslosigkeit verkam, erzählte Thomas Lindner immer wieder witzige Geschichten (seid vorsichtig mit Kleiderbügeln, auch diese können schmerzen *lol*), spielte die Leute in der Arena gegen die "faulen Säcke" auf den Rängen aus („so wie ihr da sitzt, sitz ich auf dem Klo“) und erklärte dem Publikum, wie ein richtiges Schlagzeug auszusehen hat. Gab ja an diesem Tage nicht so viele zu sehen ;) Besonderer Hinkucker waren sicherlich die beiden Mädels Anna Katharina und Birgit mit ihren Instrumenten, aber auch sonst kam die Band ungemein sympathisch rüber, rockte das Amphi mit Songs des aktuellen Albums Anderswelt (zur Hälfte) und den Hits quer Beet durch die Diskografie :) Hat Spaß gemacht!
Setlist: Herren der Winde, Leb, Lichtblick, Wolfsmensch, Das Tuch, Die letzte Tröte, Missgeschick, FiddleFolkPunk, Frei, Gebt 69, Letzter Tanz, Walpurgisnacht, Dein Anblick

[Cal] Bevor der Headliner ein fantastisches Festival beschließen sollte, gab es ein paar Worte vom Veranstalter, der sich bei allen für das tolle Festival bedankte und im Gegenzug mitteilte, das es ein BLACKFIELD FESTIVAL 2009 geben wird, Ende Juni und mit ASP und VNV NATION als Headliner an 2 Festivaltagen. Ich wette Ronan Haris hat den Vertrag an Ort und Stelle gemacht ;) Und ich denke, Diary Of Dreams dürfen wir im nächsten Jahr auch erwarten ;)

[Daniel] Mit :: LACRIMOSA :: sollte die erste Auflage des Blackfield Festivals ihren besinnlichen Ausklang finden. Nach der viel umjubelten locker spaßigen Show von Schandmaul mit viel Interaktion zwischen Bühne und Publikum sind LACRIMOSA schon ein etwas anderes Kaliber. Dank einer perfekten Inszenierung der meist überlangen Songs durch Videoeinspielungen im Hintergrund und zu einem stimmigen Gesamtsound beitragenden, gestandenen Metal-Musikern in der Band, wussten sich der etwas unnahbare Tilo Wolff und seine Partnerin Anne Nurmi perfekt in Szene zu setzen. So lauschten vor der Bühne und auf den gut besetzten Rängen viele interessierte Gesichter Klassikern wie Komet, Alles Lüge oder Lichtgestalt. Zu Every Pain Hurts begab sich der Sänger hinter die Synthies und überließ Anne Nurmi das Rampenlicht. Ein sicherlich gelungener, Headliner-würdiger Abschluss eines tollen Festivals, auch wenn LACRIMOSA natürlich die Meinungen spalten und so mancher (Electrofan) sicherlich vorzeitig das Gelände verlies.
[Cal] *g* Dafür haben wir aber am Auto mit Glühwürmchen spielen können… ;) Sicher, die Show war fantastisch, aber ich mochte weder den Gesang, noch die Musik so richtig, ging mir irgendwie ab… hm.
Setlist: Intro (Lacrimosa Theme), Komet, Schakal, Alleine zu zweit, Satura, Kelch der Liebe, Not Every Pain Hurts, Alles Lüge, Letzte Ausfahrt, Der Morgen danach, Lichtgestalt

 

Stories • Cal, Daniel, Kerstin • Photos © Cal