Vor
4 Jahren sah ich BLIND GUARDIAN zum ersten Mal.
Zusammen mit 40.000 Metalfans verfolgte ich begeistert das Spektakel
vor der True Stage in Wacken. Nach dieser atemberaubenden Show
war ich natürlich sehr gespannt, ob es die Jungs auch vor
einer gerade mal 1.000 köpfigen Schar schaffen würden,
eine derartige Magie zu kreieren.
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Fotos ::
Doch zuvor
waren die Schweden :: ASTRAL
DOORS :: an der Reihe. Die Truppe um Nils
Patrik Johansson hatte die nicht ganz einfache Aufgabe den Fans
das Warten auf ihre Lieblinge zu versüßen. Der lockere
Hard Rock kam auf jeden Fall gut an, die Menge feierte mit ASTRAL
DOORS eine lässige Party. In der Mitte des Sets
wechselte der Sänger sogar sein Outfit und betrat die Bretter
der Bühne anschließend mit weißem Rüschenhemd.
Ihre Musik war nicht ganz mein Fall, vielleicht auch, weil ich
sie zuvor nicht kannte. Nach einer knappen Stunde war die Show
von ASTRAL DOORS vorbei und wie es sich gehört,
verbeugten sich die Bandmitglieder vor dem aufgeheizten Publikum.
Die Besucher
des heutigen Abends im großen Saal des Linzer
Posthofs entpuppten sich als wahre Die-Hard-Fans.
Selten habe ich bei einem Konzert so viele Headliner-Bandshirt
tragende Menschen gesehen. Dabei ist dies doch angeblich die schlimmste
Sünde, die man bei einem Konzertbesuch begehen kann (*zwinker*).
Mit lauten Sprechchören rief die Meute ihre Helden herbei.
Immer wieder stimmte jemand einen Klassiker wie The Bard’s
Song an und nach und nach sang der ganze Saal andächtig
mit.
Doch das Warten
hatte sich gelohnt. Die Bühnendeko war zwar nicht so prunkvoll
wie damals in Wacken, jedoch punkteten die Jungs mit einer Videowall.
Ich hatte mich schon gewundert, dass kein einziger Banner oder
Backdrop im Hintergrund befestigt wurde. Doch die abwechslungsreichen
Videoprojektionen sorgten für eine interessante Untermalung
der Songs.
Metal muss
nicht immer böse sein. Dies bewiesen mir Hansi Kürsch,
Marcus Siepen, André Olbrich, Frederik Ehmke und ihre beiden
Mitmusiker im Hintergrund. Der Frontmann kündigte die Songs
nicht selten mit einem Lächeln auf den Lippen an und man
merkte, dass es den Jungs großen Spaß bereitete, uns
ein wenig einzuheizen. Nichts desto trotz war das Konzert an diesem
Abend eines der letzten auf der aktuellen Tour und man kann es
:: BLIND
GUARDIAN :: nicht übel nehmen, dass sie
schon etwas müde waren. Immer wieder betonte Hansi, dass
sie froh wären bald wieder zu Hause anzukommen. Mit Nummern
wie Fly oder Another Stranger Me von der aktuellen
Scheibe A Twist In The Myth vermochten
es BLIND GUARDIAN genauso die Fans in ihren Bann
zu ziehen wie bei alten Klassikern a la Valhalla und
dem grandiosen Welcome To Dying. Ich muss an dieser Stelle
zugeben, dass ich keinesfalls eine große Bewunderin dieses
Genres bin, im Gegenteil. Aber diese Band hat etwas Besonderes
an sich, denn sogar ich war in den letzten Wochen vor dem Gig
im absoluten BLIND GUARDIAN Fieber.
Nach And
Then There Was Silence vom Album A Night At The
Opera war vorerst einmal Schluss. BLIND
GUARDIAN verabschiedeten sich so überzeugend, dass
viele Fans schockiert um sich blickten. Aber ich hatte den Vorteil,
die Setlist vor dem Auftritt schon gesehen zu haben. Nach nur
wenigen Minuten und verzweifelten Rufen der Fans kamen die Mannen
zurück, um das kraftvolle Punishment Divine zu performen.
Einen magischen Höhepunkt des Sets bildete Imaginations
From The Other Side, bei dem man den Jungs jedoch die Müdigkeit
schon ein wenig anmerkte. Außerdem waren Hansi’s Stimmbänder
nach der langen Tour schon hörbar angeschlagen. Aber dies
wurde selbstverständlich alles verziehen und wir feierten
eine Metalparty voller Emotionen. Besonders aufgefallen ist mir
ein junger Mann vor mir, der bei jedem Lied wortwörtliche
Luftsprünge vollzog und sich richtig verausgabte, was recht
nett anzuschauen war. Vor den letzten beiden Nummern des Konzertes
gönnten sich die Krefelder erneut eine kleine Pause um dann
mit Akustikgitarren bewaffnet wieder zu kommen.
Doch die Krönung
eines jeden BLIND GUARDIAN Konzertes hatte für
mich einen schlechten Beigeschmack. Hansi kündigte den Bard’s
Song mit den Worten an: „Nun kommen wir zu dem Teil
des Abends, warum wir alle hier sind. Eigentlich hätten wir
ja nur diesen Songs spielen müssen und könnten dann
gleich wieder abhauen.“ Diese Selbstreduzierung muss wirklich
nicht sein, auch nicht im Spaß. Der Chor des Publikums wurde
von den zarten Akustikgitarrenklängen begleitet und alle
waren begeistert. Ganz besonders Hansi, denn so konnte er seine
Stimme schonen und ließ die Fans singen. Trotzdem war es
natürlich bewegend, dass 1.000 Leute wie aus einer Kehle
die Geschichte des Barden erzählten.
Nach einem
meiner Lieblingsstücke Mirror Mirror von Nightfall
In Middle-Earth war dann aber endgültig Schluss.
Die Truppe verbeugte sich unter tosendem Applaus der zufriedenen
Fans. Ich finde, BLIND GUARDIAN ist eine Band,
die auf eine richtig große Bühne gehört, aber
trotzdem schafften sie es auch in Linz, dass der Funke übersprang.
Setlist:
Into The Storm, Mourning Hall, Nightfall, Fly, Bright Eyes,
Valhalla, Time Stands Still, And The Story Ends, Another Stranger
Me, Welcome To Dying, Silence // Punishment Divine, Harvest Of
Sorrow, Imaginations From The Other Side // The Bard’s Song
– In The Forest, Mirror Mirror, Outro