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2005-01-14 AT Wien - Planet Music

Unglaublich, was man mit billigen Ticketpreisen erreichen kann – das war mein erster Gedanke, als ich an dem Tag des Planet Music betrat. Hatte ich heute Abend mit einem gemütlichen Konzert unter alten Bekannten gerechnet, so wurde ich eines besseren belehrt: die Halle war zum Bersten gefüllt und es waren Leute anwesend, die ich seit Urzeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Natürlich, BOLT THROWER kommen nicht alle Tage nach Österreich, allerdings war der Satz „Um den Preis schau ich ma schon wieder ein Konzert an“ an dem Tag desöfteren zu Hören.

:: Fotos ::

Der erste Act an diesem Abend waren die Deathmetaller von NECROPHAGIST, die mit ihrem im Jahr 2004 erschienenen Album Epitaph in der internationalen Deathmetal-Szene durch ihr extrem komplexes und vertracktes Songwriting für Aufregung gesorgt haben. Wer die zwei Alben der Deutschen Todesmetaller kennt muss sich zwangsläufig fragen, wie es überhaupt möglich ist, derart kompliziert zu spielende Songs live zu performen ohne dabei völlig den Überblick zu verlieren. Tja, die Antwort liegt in der Perfektion und ich muss sagen, dass ich noch nie eine derart tighte Liveband erlebt habe. Die 4 Ausnahmemusiker arbeiten mit einer Präzision von einer Atomuhr, anders kann man es nicht beschreiben, da jeder Stopp auf die Hundertstel-Sekunde genau getimet ist. Gespielt wurden natürlich vor allem Songs vom neuen Album, jedoch kamen auch Fans von Onset Of Putrefaction auf ihre Kosten, von der immerhin zwei Nummern dargeboten wurden. Einfach genial!

Nach dem technischen Gefrickel wirkten die Schweden von NIGHTRAGE doch etwas kümmerlich, und das nicht nur angesichts der Tatsache, dass der typische Schweden-Death einfach schon ziemlich abgedroschen ist. Frontman Jimmie Strimmel schrie sich zwar die Seele aus dem Leibe, allerdings wollten seine Shouts nicht so ganz zum Rest der Musik passen. Auf diese Band hätte problemlos verzichtet werden können bzw. wäre es nicht ungeschickt gewesen sie anstelle von NECROPHAGIST als Opener ins Rennen zu schicken.

Bei MALEVOLENT CREATION war nicht ganz klar, wie das Line-Up denn nun aussehen würde, nachdem spekuliert wurde, dass Ex-Member Jason Blachowicz wieder mit dabei sein würde. Dieser war dann allerdings definitiv nicht auf der Bühne mit dabei, als die Death-Granate ihr Set herunterspielte. Gebracht wurden sowohl ältere Songs des Debüts, sowie neuere Stücke der The Will To Kill-Scheibe und es schien, als würde die Band einen sehr zweigespaltenen Eindruck hinterlassen: Während die einen wie wild ihre Köpfe schüttelten, standen andere eher lethargisch daneben, da sie die Band schon besser gesehen hatten.

Witziges Detail am Rande: Vor dem Headliner gab es zum Geburtstags des Planets Music eine Verlosung – nach dieser wurden vom Moderator die Headliner „Bolt Thunder“ angekündigt.

Dass die Rückkehr der englischen Death Metal - Dampfwalze BOLT THROWER nach Wien ein Triumph werden würde, war schon beim Lärm, der das Intro begleitete, klar, und als man dann bei den ersten Tönen von At First Light auch noch den außergewöhlich guten Sound bemerken durfte, war es Gewissheit, dass auch diese Schlacht nur mit einem vernichtenden BOLT THROWER - Sieg enden konnte. Nach Entrenched und dem umjubelten Mercenary wurde mit World Eater ein absolutes Kultstück ausgepackt, allerdings nur als instrumentale Kurzversion, die bald in Cenotaph überging, gefolgt von The Killchain und Powder Burns. Der glücklicherweise in die Band zurückgekehrte Karl Willets war stimmlich leider nicht gerade in Bestform, ging aber dafür mit umso mehr Begeisterung zur Sache. Ihm war deutlich anzusehen, wie gut ihm (und nicht nur ihm) die Rückkehr in die Band tut. Bei all meiner Wertschätzung für Martin van Drunen und Dave Ingram – Willets ist einfach der einzig wahre BOLT THROWER – Frontmann. Gegenüber dem Auftritt in Wels am Vortag fehlten diesmal leider Where Next To Conquer und No Guts – No Glory, dafür wurde aber nach dem Titelstück der aktuellen Scheibe Those Once Loyal der Warmaster persönlich in den Kampf geschickt, der in Wels nicht am Start war. Nach Auskunft von Gavin Ward (g) gibt es ziemlich häufig Änderungen in der Setlist. Die Berücksichtigung mancher unerwarteter Klassiker wertet diese Tournee gegenüber den letzten, wo meistens hauptsächlich das jeweils gerade aktuelle Album und der Vorgänger rauf und runter gespielt worden waren, noch zusätzlich auf – vielleicht auch ein Verdienst von Karls Rückkehr. Nach The 4th Crusade und When Cannons Fade und einigen überschwenglichen Dankesworten von Herrn Willets war erst einmal Rückzug angesagt, was natürlich zu heftiger Gegenwehr aus dem Publikum führte, sodass man sich seitens der Band gezwungen sah, mit Contact – Wait Out und …For Victory auch noch die letzten Ecken des Schlachtfeldes dem Erdboden gleichzumachen. Beim letzten Stück waren statt der üblichen Pommesgabeln viele „Victory“ – Zeichen im Publikum wahrzunehmen. Nach dem Ende des Auftritts sah man wie üblich einige aus der Band noch lange Zeit auf der Bühne arbeiten, und dass Gitarrist Barry Thomson davor stundenlang selbst den Verkaufsstand betreut hatte, beweist noch zusätzlich, wie weit BOLT THROWER trotz ihres Status von jeglichem Star-Gehabe entfernt sind. Aber noch wichtiger: Nichts und niemand hat live eine Chance gegen die Macht aus Birmingham, und es wäre sehr zu hoffen, dass es bis zum nächsten Beweis dieser Tatsache nicht wieder 4 Jahre dauert.

 
story © Xaphir, Gunnar, Dunja • pictures © Dunja