Nach zwei fantastischen Konzerten legt der April noch einmal nach und offerierte mit dem skandinavischen Trio BORKNAGAR, KAMPFAR und DIABOLICAL ein weiteres Killerpackage, dass man auf keinen Fall hätte verpassen sollen. Und so pilgere ich einmal mehr in den :: Kulttempel :: nach Oberhausen.
Das Wetter ist frühlingshaft mild und sonnig, was den Andrang am Kulttempel doch sehr in Grenzen hielt. Allerdings hatte ich mich auch vertan und war eine Stunde zu früh vor Ort (was am Ende wieder gut war…). Sommerzeit is a bitch. Und es war wieder einer dieser Tage, an denen im Ruhrgebiet Konzerte gleich dutzendweise stattfanden und die Fanschar zerstreuten. Denn obwohl eigentlich jede Band für sich alleine schon den Club hätte vollstopfen können, schaffte es das Trio gerade mal, den Kulttempel zur Hälfte zu füllen, wenn überhaupt. Schade, schade, schade, denn alle drei Bands hätten wirklich weit mehr verdient…
:: Fotos :: DIABOLICAL ::
Den Auftakt zelebrieren leider viel zu früh - nämlich eine halbe Stunde vor der angegebenen Zeit - die schwedischen old school Death Metaller :: DIABOLICAL ::. Buddha sei Dank war ich viel zu früh am Kulttempel, sonst hätte ich die Schweden wohl verpasst. Wie so manch anderer…
DIABOLICAL hatten sich in der letzten Zeit rar gemacht, was daran liegen mag, dass sich die Band zur Zeit im Studio befindet, um den Nachfolger des 2013er Albums Neogenesis einzutrümmern, von dem hier auch gleich zwei vielversprechende Songs vorgestellt wurden. DIABOLICAL haben es nicht verlernt, grooven noch immer, und haben so manch tolles Riffing zu bieten. Dennoch wollte - trotz aller Kommunikations- und Aufmunterungsversuche von Fronter Sverker "Widda" Widgren - keine Stimmung aufkommen. Das Publikum blieb reserviert und zurückhaltend. Schade. Ich fand DIABOLICAL ziemlich geil. Ich bin dann mal auf das neue Album gespannt…
Setlist: Into Oblivion, Requiem (new), Reincarnation Of The Damned, Wolves' Choir, new song, Eye, Metamorphosis
:: Fotos :: KAMPFAR ::
Die norwegischen Grammy-Gewinner :: KAMPFAR :: hatten da weit mehr Anziehungskraft. Kaum das man ein Getränk in der Hand hatte, ging es auch schon weiter. Und endlich füllte sich auch der Kulttempel einigermaßen, rutschten die Fans dichter an die Bühne.
KAMPFAR veröffentlichen ja seit Jahren auf gleichbleibend hohem Niveau ihre Alben und haben sich damit auch zu Recht eine riesige Fangemeinschaft erspielt. Mit dem aktuellen Werk Profan haben sich die Norweger noch einmal gesteigert und höchst verdient so manchen Preis abgeräumt. Wie auch immer, Fronter Dolk hatte keine Mühen, das Publikum schon mit dem ersten Song, dem Opener des neuen Albums, zu begeistern. Mehr noch bei den daraufhin folgenden Klassikern. Da wurden die Fäuste gereckt und flogen die Matten. Die blackmetallisch nordische Kälte ließ dem Frühling den Atem gefrieren.
Das nenne ich mal Energie und Kraft. Als Dolk auch noch sein Shirt auszieht und seinen KAMPFAR tätowierten Waschbrettbauch zur Schau stellt, sind auch die Mädels im Rund hin und weg. Wie macht der Mann das bloss? Ist ja auch nicht mehr der Jüngste… ;)
Während Schlagzeuger Ask weitestgehend hinter seinem Kit verschwand, waren es Jon und Ole, die mit finsterer Miene den Gegenpart zu Dolk bildeten.
Wer zu einer KAMPFAR Show geht, erwartet ein energiegeladenes blackmetallisches Inferno, und genau das bekamen die Fans auch: eine gewohnt druckvolle Show. Klasse!
Setlist: Gloria Ablaze, Ravenheart, Troll, Død Og Trolldom, Daimon, Tornekratt, Hymne, Mylder, Our Hounds, Our Legion
:: Fotos :: BORKNAGAR ::
An :: BORKNAGAR :: als Headliner des Abends hatte ich irgendwie überhaupt keine Erwartungen. Nach Quintessence hatte ich die Norweger aus den Augen verloren und diverse Liveshows danach waren immer eine Enttäuschung gewesen.
Ich war wegen Kampfar und Diabolical gekommen und mit deren Shows bereits bestens zufrieden, was den Konzertabend betraf :)
Im Januar haben BORKNAGAR ihr zehntes Album Winter Thrice veröffentlicht, welches - für mich - überraschend stark ausgefallen ist und mit dem sie nun hier auf Tour sind.
Allerdings liefen BORKNAGAR an diesem Abend eher als halbe Invalidentruppe auf ;) ICS Vortex war am Bein verletzt, humpelte und musste beim Spielen sitzen. Vintersorg und Lazare fehlten ganz. Als hauptamtliche Frontröhre fungierte der Chrome Division Sänger Athera, der ja regulär zur Live-Crew gehört. Er brauchte zwar ein Textbuch, löste diese Unannehmlichkeit optisch aber sehr geschickt und konnte auch als alleiniger Sänger überzeugen. Der Knaller der Show war allerdings und ganz ohne Zweifel Schlagzeuger Baard Kolstad, der Pi mal Daumen genauso alt wie die Band sein dürfte. Zwischen Dauden und dem offiziellen Finale, The Dawn Of The End, legte er ein dermaßen explosives Drum-Solo hin, dass es einem die Sprache verschlug. Was für ein Talent. Wow! Hier gab es dann auch endlich mal eine entsprechend lebhafte Resonanz vom Publikum.
Insgesamt muss man sagen, dass BORKNAGAR trotz der Umstände eine tolle Show ablieferten. Der epische Charakter der Band kam super rüber. Auch ICS Vortex, der live beim Gesang ja schon mal derbe daneben liegen kann, enttäuschte nicht.
Im Set gab es neben den nur drei neuen Songs überraschend viel vom 1998iger Album The Archaic Course, natürlich auch Tracks von Quintessence, und sogar ganz alte Klamotten vom selbstbetitelten Debüt. Klasse Zusammenstellung! Das hat wirklich Spaß gemacht!
Insgesamt hatten Kampfar an diesem Abend aber die Nase vorn. Dafür konnten BORKNAGAR bei mir persönlich wieder ordentlich punkten. Wie bereits erwähnt, hätte das Konzert weit mehr und enthusiastischere Gäste verdient, es war dennoch ein toller Abend!
Setlist: The Rhymes Of The Mountain, Epochalypse, Oceans Rise, Cold Runs The River, Ad Noctum, Universal, The Eye Of Oden, Frostrite, Icon Dreams, Ruins Of The Future, Dauden, The Dawn Of The End // Colossus, Winter Thrice
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