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SOFT KILL ~ FOTOCRIME

 
2019-04-10 DE – Köln - Luxor
 

| Einlass: 18:30 Uhr | Beginn: 19:30 Uhr | Tickets: 20 Euro + Gebühren |

 

[BRT] Alle Jahre wieder reist das englische CRIPPLED BLACK PHOENIX Kollektiv über den Kontinent und bringt dabei immer wieder sehr feine Vorbands mit. Beim Headliner befürchte ich ja immer wieder ein gewisses „too much“. Zu viele zu lange Platten in zu kurzer Zeit, und eine wenig Überpräsenz. Nun ja, bisher waren die meisten Auftritte ziemlich knorke, aber auf Tonträger machen sich hier und da durchaus schon mal Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Dieses Jahr finde ich im Vorfeld die Vorbands deutlich spannender und super ausgesucht. Chapeau!

[Dajana] Ein neues Album verlangt nach einer Tour. Und ich persönlich finde es völlig ok, CRIPPLED BLACK PHOENIX wenigstens einmal im Jahr live zu sehen. Tatsächlich war meine letzte CBP Show 2017. Soviel zur Überpräsenz, ne? ;)
Dennoch, an BRT‘s Aussage ist was dran – CBP haben schon einen hohen Veröffentlichungsturnus und nicht jedes Album ist wirklich ausgegoren. Aber in Anbetracht des Zustandes der Musikindustrie und der Tatsache, dass Justin Greaves und Co. davon leben will/muss, wundert es wenig.
Ich kannte bis dato keine der beiden Vorbands, noch nicht mal dem Namen nach und war daher sehr gespannt. Ich liebe es neue Bands zu entdecken.

[Dajana] Gestern Köln, heute Köln… öhm, ja. Nach dem Desaster vor einem Monat bei Brendan Perry haben wir dieses Mal (fast) alles richtig gemacht. Ok, einmal falsch abgebogen und damit dank Kölner Einbahnstraßensystems quasi eine Ehrenrunde um die Stadt gedreht, stolperten wir trotzdem noch recht pünktlich in das :: Luxor ::. Es war ein bisschen schwer abzuschätzen, wie voll es heute werden würde, da ein Großteil der Klientel vermutlich bereits beim Roadburn weilte. Bei FOTOCRIME mag das Publikum noch recht übersichtlich gewesen sein, was aber auf Grund der Nebelwand wohl niemand wahrnahm, bei CRIPPLED BLACK PHOENIX war der Laden jedenfalls voll.

:: Fotos :: FOTOCRIME ::

[BRT] Mr. Ryan Pattern hatte mit den wunderbaren Coliseum ja schon reichlich geile Platten herausgebracht, die jedoch weit mehr Punk und Hardcore beeinflusst waren, als sein neues Spielfeld :: FOTOCRIME ::, welches im Post-Punk und Wave zu Hause ist. Seine erste Europatournee wollte der Mann unbedingt alleine durchziehen, nur begleitet von seiner Gitarre und ein paar Samples, Synthies und Mother, der Drumcomputer(-in). Ich war erst skeptisch, da ja schon Zwei-Mann-Kommandos schnell langweilen können, wenn auf der Bühne nix passiert. Aber weit gefehlt! Mr. Patterson hat Ausstrahlung, einen Coolness-Faktor von 1000 und die trockensten Dance-Moves, die man an Gitarre und Sampler gefesselt nur so vollbringen kann. Dazu jede Menge Nebel und eine arschcoole Lichtshow. So kann man auch Solo die Leute fesseln. Ist ja auch alles schön und gut, aber der gute Herr unter dem alias FOTOCRIME hatte auch noch eine ganze Palette geiler Songs in petto, die live noch mal ein bisschen fetziger als auf Platte rüberkamen.
Meine Favoriten: Always Hell von der gleichnamigen EP und der Grower Confusing World. Toller und überragender Auftritt. Bitte häufiger in Europa vorbeikommen!

[Dajana] Ich finde es ja schon krass, so ne Tour mal eben ganz alleine durchzuziehen. Denn eigentlich ist FOTOCRIME ein Trio, zu dem noch Shelley Anderson und Nick Thieneman gehören. Letzten Endes dürfte es sich aber ausgezahlt haben, denn insbesondere FOTOCRIME konnte an diesem Abend viele Neu-Fans einheimsen - mich eingeschlossen. Damit sei auch gleich das Debüt der Amis, Principle Of Pain, welches im Mai letzten Jahres veröffentlicht wurde, jedem Post Punk Fan ans Herz gelegt.
Sehr, sehr geile Show! Ich bin hin und weg!

Setlist: Love In A Dark Time, Always Hell, Don't Pity The Young, Duplicate Days, Chaos In Cosmos, Autonoir, Gods In The Dark, Hold Me In The Night, Plate Glass Eyes, Confusing World, Nadia (Last Year's Men)

:: Fotos :: SOFT KILL ::

[BRT] Der Nebel blieb, die Lichtshow war vor allem rot…
[Dajana] Wassn für’n Licht? Die Zeile müsste eigentlich heißen: Der Nebel wurde noch um einiges dichter und verschluckte das Licht fast ganz und gar… So!
[BRT] Die :: SOFT KILL :: Jungs auf der Bühne hätten auch ne Punkrock-Band aus England sein können. Nee, sind sie aber nicht, sie kommen aus Portland, Oregon, USA und rotzten ihren Post-Punk doch deutlich gitarrenlastiger unter das Publikum, als ich gedacht hätte.
Die Songs haben Drive, Energie und viel Dynamik aber auch gern mal hypnotisch-psychedelische Elemente, die einen gefangennehmen. Von der tranigen Selbstverliebtheit vieler Gothic/Wave Bands sind SOFT KILL meilenweit entfernt. Hier regierte dreckige urbane Musik, die überraschend eingängig aber nie cheesy rüberkam. Ich war mehr als positiv überrascht! Ebenfalls ein toller Auftritt, auch wenn den etwas introvertierteren SOFT KILL Jungs die Ausstrahlung eines Herrn Patterson ein wenig fehlte.

[Dajana] Ich hätte schwören können, dass dies Briten aus dem tiefsten Industriesektor Englands sind. Das Aussehen, der dermaßen trockene und schwarze Humor und die verwaschene Sprache… Aber nu… dann eben Portland, Oregon ;)
SOFT KILL gibt es schon seit knapp 10 Jahren und sie haben bereits einiges an Veröffentlichungen draußen. Das aktuelle Album heißt Savior und wurde ebenfalls im Mai letzten Jahres veröffentlicht. Hier ist aus dem Trio mittlerweile ein Quartett geworden.
Nebel und die Abwesenheit von Licht passten perfekt zur Stimmung der Musik, der Begriff Introvertiertheit passt hier gut als umfassende Eigenschaft zur Band. Tolle, aber irgendwie viel zu kurze Show.

Band: Tobias Grave (vocals/guitar/synths), Conrad Vollmer (guitar), Owen Glendower (bass), Adam Bulgasem (drums).

Setlist: Hit The Floor, Wanting War, Wake Up, Bunny Room, Savior, Do You Feel Nothing?, Dancing On Glass, Heresy

:: Fotos :: CRIPPLED BLACK PHOENIX ::

[BRT] Meine Bedenken schienen sich zu bewahrheiten. :: CRIPPLED BLACK PHOENIX :: kamen nur schwerfällig aus den Pötten, die Songs saßen noch nicht, der Gesang war schief. Dazu war der Sound am Anfang noch nicht sonderlich gut austariert. Aber die Mannen um Justin Greaves und Daniel Änghede sind Profis genug und so fingen sich die Briten schnell und fanden zu alter Form. Aber so richtig können sie mich nicht vom Ofen weglocken. Zu stark war die Performance der Vorbands. Nun ja, wer ein Live-Set mit einem Klassiker a la Burnt Reynolds beenden kann, hat vermutlich trotzdem nicht viel falsch gemacht.
CRIPPLED BLACK PHOENIX
sind und bleiben eine tolle Band, aber manchmal würde ich mir grad auf Tonträger ein bisschen mehr Kompaktheit wünschen.

[Dajana] Stimmt, die Band hatte gewisse Anlaufschwierigkeiten. Da es die letzte offizielle Show der Tour ist, würde ich dem ganzen Trek ein gewisses Maß an Erschöpfung und Müdigkeit unterstellen wollen, die sich hier bemerkbar machte. Außerdem war es auf der kleinen Luxor-Bühne für das 8-köpfige Ensemble doch recht eng. Bewegungsfreiheit ist was anderes.
Wie auch immer, CRIPPLED BLACK PHOENIX korrigierten fix nach und dann passte alles. Die Band war nichtsdestotrotz in bester Laune, allenthalben grinsende Gesichter. Allerdings war nicht jedes Gesicht vertraut. Ben Wilsker war nicht dabei, Jonas Stålhammar auch nicht. Gut, der dürfte mit At The Gates als Kuratoren beim Roadburn beschäftigt gewesen sein. Und Tom Greenway fehlte, der durch Fotocrime’s Ryan ersetzt wurde.
Ich fand die Zusammenstellung der Setliste super. Es gab natürlich, selbstredend, viel Material vom neuen Album Great Escape, aber auch vor der knapp 20-minütigen Echoes Coverversion machte man nicht halt. Großartig auch das Swans Cover The Golden Boy.
Da es sich, wie bereits erwähnt um den letzten regulären Tourtag handelte, wurde auch allerlei Schabernack getrieben. Jede Band bekam ihr Fett weg und zum Schluß, zum monumentalen Burnt Reynolds, tobte wirklich die gesamte Entourage auf der Bühne rum ;) Ich würde sagen: großartiges Finale!
Und natürlich wanderte auch wieder Vinyl über die Ladentheke in meine Tasche ;)

Band: Justin Greaves, Daniel Änghede, Mark Furnevall, Helen Stanley, Belinda Kordic + Ryan Patterson (bass), Gaspar (drums), Andy (git)

Setlist: You Brought It Upon Yourselves (Intro), To You I Give, No Fun, Champions Of Disturbance, Caring Breeds The Horror/Poznan, Rain Black Reign Heavy, Nebulas, Great Escape Pt.1, You Take The Devil Out Of Me, The Golden Boy That Was Swallowed By The Sea (Swans cover), Fantastic Justice, We Forgotten Who We Are, Echoes (Pink Floyd cover) // Burnt Reynolds

[BRT] Ein toller Konzertabend welcher von der Stimmung perfekt ins Kölner Luxor gepasst hat. Tagessieger meiner Meinung nach FOTOCRIME.

[Dajana] Jawoll! Das war einfach fantastisch! Und das FOTOCRIME die Nase vorn hatte, dürfte bereits in obigen Zeilen deutlich geworden sein ;) Nur Köln ist irgendwie immer nervig…

 

 

story © BRT & Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography