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2004-07-03 DE – Mühlheim - Schloss Broich

Haggard ~ Diary Of Dreams ~ ASP ~ Saltatio Mortis ~ Chamber ~ Adorned Brood ~ The Cascades

Irgendwann musste es ja einmal passieren: nachdem das CASTLE ROCK in den letzten Jahren vom Wetter geradezu verwöhnt worden war, deuteten diesmal die Zeichen am Himmel auf ein etwas stürmischeres Event hin. Und unsere schlimmsten Befürchtungen schienen sich zunächst zu bewahrheiten, denn kaum eingetroffen brach auch bereits ein heftiger Regenschwall aus den Wolken hervor, der uns zur Flucht unter einen der Verkaufsstände zwang...

:: Fotos ::

Pünktlich zum Auftritt von THE CASCADES hörte es jedoch wieder auf, so dass die Band auf deutlich mehr Publikum vor der Bühne bauen konnte. Mit ihrem relativ straighten, aber gerade live höchst effektiven Gothic Rock in der Schnittmenge zwischen alten The Mission und z.B. Funhouse erwiesen sich die vier Musiker schon bald als der ideale Opening Act, der zu der doch ziemlich frühen Stunde (13 Uhr) die Lebensgeister der Anwesenden perfekt zu wecken vermochte und so direkt für gute Laune sorgte. Kein Wunder, das die Zeit so wie im Flug verging!

Auch ADORNED BROOD hatten Glück mit dem Wetter und konnten sich so gänzlich auf ihren Auftritt konzentrieren. Musikalisch bot die Band dabei eine gute Mischung aus alten Klassikern und Stücken der letzten Scheibe Erdenkraft, zudem hatte man noch zwei neue Tracks im Gepäck, die mir durchaus zu gefallen wussten. Die Performance selber war aber leider etwas durchwachsen: der neue Gitarrist Thorsten wirkte nicht nur optisch noch wie ein Fremdkörper in der Band, zumal auch der zweite Gitarrist Benjamin zumeist wie angenagelt auf seinem Platz stehen blieb und sich kaum bewegte. Dagegen wirkte Frontmann/Bassist Frost mit seiner guten, aggressiven Show fast schon wie eine Frontsau, während das etwas zurückhaltende Agieren von Flötistin/Sängerin Ingeborg Anna dazu einen durchaus reizvollen Kontrast bildete. Leider war ihr Gesang meistens zu leise abgemischt, so dass Frost auch stimmlich deutlich mehr im Vordergrund stand, dabei aber sowohl die Keif- als auch die cleanen Passagen sehr gut meisterte. Da ADORNED BROOD sehr Metal geprägt sind, gab es dann doch bei diversen energetischen Ausbrüchen hier und da hochgezogene Augenbrauen im Publikum, die uns alte Metal-Asseln das eine oder andere erheiternde Grinsen entlockte. Insgesamt eine recht gelungene Vorstellung...

Danach war es allerdings mit der trockenen Phase vorbei; es regnete praktisch während zwei Dritteln des Auftrittes von CHAMBER. Aber trotz dieses Umstandes und einiger technischer Probleme zu Beginn des Sets war das Konzert des Kammerorchesters eines der Highlights des diesjährigen Castle Rock! Sänger/Gitarrist Marcus Testory hatte einen absoluten Sahnetag erwischt und faszinierte nicht nur mit tiefer Stimme und noch tieferer Leidenschaft, sondern er unterhielt das Publikum auch mit viel Wiener Schmäh, reichlich Anekdoten und Dönekes und versuchte zwischendurch sogar, den vermaledeiten Regen wegzutanzen. Zudem wurden die Stücke von einer geradezu mitreißenden Spielfreude getragen, die sich quasi sofort auf das Publikum übertrug und einen so den Regen fast vergessen ließ. Lediglich beim Geburtstagsständchen für Kontrabassistin Natalie Eis wollte die Menge nicht so recht mitgehen, ansonsten gefielen mit CHAMBER aber in dieser Verfassung noch viel besser als auf CD!

SALTATIO MORTIS waren bereits im letzten Jahr dabei und damals irgendwie an mir vorbeigegangen. In diesem Jahr war das allerdings unmöglich, gaben sich die 7 Musikanten doch alle erdenkliche Mühe, als die Stimmungskanonen des Castle Rock V in die Geschichte einzugehen. Das könnte ihnen fürwahr gelungen sein, denn obwohl auf Platte nicht unbedingt originell oder besonders eigenständig, erwies sich die mit lockerer Hand inszenierte Mischung aus etwas Mittelalter-Theater und kraftvollem Medieval-Rock als fast schon beängstigend perfekt. Zudem noch beglückt durch eitlen Sonnenschein gelang den Mannen somit ein denkenswürdiger Auftritt, der die Menge in prächtige Party-Laune versetzte und daher auch leider viel zu früh zu Ende war. So stelle ich mir gelungenes Entertainment vor! Und, mal nebenbei bemerkt: musizieren können sie ja alle prima, die Leute in diesen Mittelalter-Kapellen, aber die Dudelsäcke von SALTATIO MORTIS sehen echt am besten aus... :-)

Nach so einem Parforce-Ritt auf der Bühne hätte es eigentlich jeder Künstler schwer gehabt. Aber ASP gaben sich ziemlich unbeeindruckt und hatten dann das Publikum auch tatsächlich in relativ kurzer Zeit fest im Griff. Hilfreich war dabei sicherlich, dass der Auftritt einfach deutlich runder und stimmiger, aber auch viel emotionaler rüberkam als z.B. das Konzert während des Black Elben-Festivals in Hamm, wo ich ASP das letzte Mal gesehen habe. Folglich wurde man zu Recht abgefeiert und vor allem der Meister selbst dürfte nach seiner explosiven Vorstellung ganz schön kaputt gewesen sein.

Anschließend folgte dann der letzte Auftritt von DIARY OF DREAMS vor der Veröffentlichung des neuen Albums im Herbst; vielleicht sogar für das gesamte Jahr 2004. Leider erwischten Adrian Hates und seine Mitstreiter einen nicht ganz so guten Tag. Zwar gab man sich redlich Mühe und spielte einen eigentlich wunschfreien Best Of Set der letzten drei Alben, aber ich habe die Band wirklich schon deutlich besser gesehen. Das ging großen Teilen des Publikums wohl ähnlich, denn so richtig dolle Stimmung wollte bis zum Schluss nicht aufkommen. Ich schätze einfach mal, dass DIARY OF DREAMS noch zu sehr in der Studioarbeit stecken, als dass sich das notwendige Live-Feeling entwickeln konnte. So war es aber immer noch grundsolide, und ich bin mir absolut sicher, dass wir bei den Konzerten zum neuen Album eine ganz andere Performance erleben werden!

Als diesjährigen Headliner konnten die Organisatoren die Münchener HAGGARD verpflichten. Die waren zwar nur mit 16 Personen angereist (da fehlte also einer, es sei denn, ich hab mich verzählt...), passten aber rein optisch natürlich ganz wunderbar in das vorhandene Burgambiente. Musikalisch war ich allerdings dann doch etwas enttäuscht, da mir die derben Death Metal-Passagen zu simpel erschienen und die klassischen Teile so entweder nach Staffage klangen oder aber die Stücke alleine tragen mussten (sollten?), was aber m.E. nach nicht so recht funktionierte. Fairer Weise sei aber erwähnt, dass große Teile des Publikums da ganz anderer Ansicht waren und HAGGARD nach allen Regeln der Kunst abfeierten. Die ließen sich denn auch nicht lumpen und spielten sogar ein wenig länger als vom Veranstalter erlaubt, aber wenn die Stimmung nun mal so prächtig ist...

Insgesamt war es wieder ein rundherum gelungenes Festival, mit 1700 Besuchern einmal mehr ausverkauft, mit interessanten Bands und einer genialen Location. Das Wetter hätte deutlich schlimmer ausfallen können, die Preise waren zivil und die Verkaufsstände eine willkommene Abwechslung. Lediglich bei den Toiletten besteht Handlungsbedarf: sie sind zwar sehr sauber, aber von der Kapazität her nicht ausreichend, was dann z.T. extrem lange Warteschlangen zur Folge hat. Nach dem Festival fand dann noch eine Aftershow-Party im Ringlokschuppen statt, bei der dann auch der eine oder andere Musiker gesichtet wurde bzw. CHAMBER und ASP für Autogrammstunden anwesend waren.
Da die Tickets gewöhnlich auf ca. 1700 begrenzt sind (mehr Platz ist auch einfach nicht da – das macht ja auch die heimelige Atmosphäre aus), kann ich jedem unserer Leser nur empfehlen, sich 2005 rechtzeitig eine Karte zu organisieren. Wir werden auf jeden Fall wieder dabei sein!

 

story © Psycho & Dajana • pics © Dajana