Subway
To Sally - ASP - Xandria - Scream Silence - Thanateros - The Beautiful
Disease - Remember Twilight
Business
as usual, könnte man fast sagen, denn beinahe gewohnheitsmäßig
war das CASTLE ROCK Festival auch in seiner siebten
Auflage wieder einmal ausverkauft. Beinahe erstaunlich, schleicht
sich doch anscheinend allmählich so eine gewisse Art von
Routine ein, was man vor allem an der Bandauswahl festmachen könnte.
So spielte mehr als die Hälfte der diesjährigen Künstler
bereits ein-, zwei- oder sogar dreimal (SUBWAY TO SALLY)
auf diesem Festival; ASP waren sogar erst vorletztes
Jahr noch da. Dies ist aber der einzige etwas enttäuschende
Punkt am CASTLE ROCK VII, denn „frische“
passende und zugkräftige Bands gäbe es en mass...
Trotzdem war es, zumindest nach objektiven Gesichtspunkten, auch
diesmal wieder ein perfektes Event: die einmalige Location, das
bunt gemischte und in Partylaune befindliche Publikum, die in
jeder Hinsicht moderaten Preise und die hervorragende Organisation.
So fielen die Ordner praktisch kaum auf, während der gesamte
Ablauf größtenteils reibungslos abgewickelt werden
konnte und sogar das Wetter mitspielte. Kleine Verbesserungen
gab es noch dazu, z.B. die neu installierte Bühne für
Rollstuhlfahrer oder der leicht anders aufgeteilte Innenraum.
Ob man dann mit der Bandauswahl zufrieden ist, bleibt hingegen
reine Geschmackssache…
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Fotos ::
Los ging’s
pünktlich um 13:00 mit REMEMBER
TWILIGHT. Zu diesem Zeitpunkt war der Raum vor der
Bühne, im Gegensatz zu den Vorjahren, sogar schon recht gut
gefüllt. Die runderneuerte Truppe um Sänger/Gitarrist
Timo mühte sich denn auch nach Kräften, die Zuschauer
für sich und ihren Kammermusik-Core zu begeistern, brachte
ihre an sich sehr bewegungsfreudige Musik aber einfach zu steif
rüber, als dass der Funke so recht auf das Publikum hätte
überspringen können. Zudem trübten noch leichte
Sound- sowie Abstimmungsprobleme das Bild, so dass vor allem die
sympathische Art der Süddeutschen und ihr Sinn für Humor
(z.B. für das drei Wochen lang geprobte Gitarrensolo, welches
sich dann als kurzes Akustik-Riff entpuppte) in Erinnerung bleiben
werden. Ich bin mir aber sicher, dass sich die Band bei ihren
nächsten Auftritten deutlich steigern wird; und der zum Abschluss
gespielte neue Track K.O. machte auch durchaus neugierig
auf das zweite Album, welches wohl Ende diesen, Anfang nächsten
Jahres erscheinen wird.
Mit THE
BEAUTIFUL DISEASE gab es dann aus meiner Sicht jetzt
schon den Tiefpunkt des Festivals. Zum einen passte der Sound
der Band (ruhiger 80er Wave mit bedeutungsschwangeren Texten)
überhaupt nicht zum sonnendurchfluteten Ambiente, zum anderen
machte der Soundmann den drei älteren Herren einen Strich
durch die Rechnung, indem er die Gitarre meistens ganz aus dem
Klangbild rausmischte. So gab es dann hauptsächlich analoge
Keyboard-Mucke zu hören, die sich im eher rockgeprägten
Line-Up nicht wirklich etablieren konnte. Zumal der Keyboarder
sein Pensum sicherheitshalber gleich im Sitzen absolvierte und
nicht zuletzt dadurch praktisch überhaupt keine Stimmung
mehr aufkommen wollte. Das sahen wohl die meisten Zuschauer ähnlich,
so dass es vor der Bühne recht leer wurde. Dabei gefiel mir
die Musik an sich gar nicht mal schlecht, aber sie passte halt
partout nicht in diesen Tag. Uns allen (Calani, Maja und mir)
kam allerdings der (mit sehr viel Pathos agierende) Sänger
so was von bekannt vor…
THANATEROS
ließen hingegen von Beginn an keine Zweifel, dass sie sich
auf dem Festival rundherum wohl fühlten (kein Wunder, sie
waren ja auch erst 2003 noch dabei) und prima zur gesamten Ausrichtung
passten. Musikalisch boten sie den Zuschauern harten, knackigen
Gothic Rock in einer Schnittmenge aus alten Ever Eve- und alten
Dreadful Shadows-Songs. Kunststück, finden sich doch auch
ehemalige Musiker dieser Bands in den Reihen der Berliner. Dazu
kommt die gut integrierte Violine, die für die ein oder andere
irisch inspirierte Note sorgte. Trotz Hitze und dementsprechend
schweißtreibenden Leder-Klamotten bot die Band eine agile
und mitreißende Performance, der Frontmann Ben als charismatischer
und stimmgewaltiger Sänger seinen Stempel aufdrückte.
Highlights waren dabei u.a. Follow, Falling Away sowie
das The Pogues-Cover Dirty Old Town. Dies wurde auch
durch das Publikum honoriert, welches sich wieder zahlreicher
vor der Bühne versammelt und ordentlich Krach machte. Auch
ich war positiv überrascht (hatte die Band nicht so stark
erwartet); dieser Auftritt hat gut gerockt und definitiv Spaß
gemacht!
Auch SCREAM
SILENCE kommen aus Berlin und machen Gothic Rock,
haben aber trotz durchaus harter Gitarren eine ganz andere, nämlich
weniger rockig, sondern eher romantisch veranlagte musikalische
Ausrichtung. So bot sich ein interessanter Kontrast zum vorherigen
Auftritt, wobei es mir im Nachhinein echt schwer fallen würde
zu beurteilen, wer denn nun die Nase vorne hatte. Denn SCREAM
SILENCE agierten in ihrem Best-Of-Set ebenfalls mit viel
Spielfreude und positiver Souveränität, so dass es vor
der Bühne eher noch voller wurde. Und zumindest von den Temperaturen
her war es wohl der heißeste Auftritt des Festivals, denn
die Sonne brannte sich jetzt unerbittlich in den Raum direkt vor
der Bühne und verlangte so Zuschauern wie auch Musikern das
letzte Tröpfchen Schweiß ab. Auch hier wurde ein neues
Stück präsentiert (hab leider den Titel nicht verstanden),
welches mir, eingebettet in Consolation und Agony,
gut gefallen hat.
Die nun folgenden
XANDRIA
gehören nicht gerade zu den Bands, die ich mir sonst zu Hause
anhöre; zu zuckersüß sind mir da normaler Weise
Gesang und Kompositionen. So richtig anders war das live natürlich
auch nicht, aber dafür punkteten die Bielefelder in anderer
Hinsicht: nämlich mit absolut überzeugender und mitreißender
Spielfreude sowie einem perfekten Zusammenspiel. Tja, und dann
hat man als As im Ärmel ja auch noch Sängerin Lisa zu
bieten. Deren Stimme gefällt mir zwar (meistens) immer noch
nicht, aber objektiv muss man ihr gesanglich einfach eine extrem
starke Leistung attestieren. Zusätzlich präsentierte
sie sich enorm selbstsicher und kokettierte quasi permanent mit
dem Publikum, wobei sie mit ihrer sehr natürlich wirkenden
guten Laune und Ausstrahlung sogar Skeptiker wie mich zu überzeugen
vermochte. Dieses Spielchen funktionierte übrigens nach dem
Wechselprinzip, so dass die Reaktionen sowohl auf Publikums- als
auch auf Musiker-Seite immer enthusiastischer ausfielen und sich
die Band gegen Ende des Sets in einen wahren Rausch spielte. Neben
dem obligatorischen Ravenheart kamen besonders noch Now
& Forever, Black & Silver und Black
Flame gut rüber. Und auch wenn mir die Musik immer noch
nicht so richtig gefällt: dies war ein bärenstarker
Auftritt, nach dem XANDRIA zu recht vom Publikum
abgefeiert wurden!
Von ASP
kann man ja halten, was man will – ich persönlich (Cal)
werde wohl nie so richtig warm mit Fronter und Band – aber
was seine Live-Performance betrifft, die rockt alles in Grund
und Boden. Kaum hatten ASP die Bühne geentert,
musste sich der Meister erst mal durch die bereits bekannten Mikro-Probleme
kämpfen und stand mitten im Intro dann ganz ohne Gesang da.
Danach ging es aber mit Besessen gleich in die Vollen
und ASP hatten im Handumdrehen das Publikum im
Griff, das trotz Hitze regelrecht frenetisch agierte. Auf der
Bühne war es sicher nicht weniger heiß, da hier mit
reichlich Feuer (Gas) gespielt wurde und allenthalben hohe Flammensäulen
auf der Bühne standen. ASP selbst war kaum
zu bändigen, sprang wie ein Wahnsinniger auf der Bühne
umher und brachte mit Schauspiel und Entertainment das Volk zum
toben. Musikalisch gab’s das bewährte Best-Of-Festival-Set,
bei dem dann auch jeder mitsingen konnte. Nun denn, man sieht
sich wieder... auf dem Zwischenwelten Festival ;)
Nachdem bereits
in der Umbaupause diverse „Räuber“-Sprechchöre
zu hören waren, hatten SUBWAY
TO SALLY natürlich überhaupt keine Probleme,
die Meute von Beginn an auf ihre Seite zu ziehen. Mit einer gelungenen
Mischung aus ihren Hitalben hatten sie aber auch jede Menge guter
Argumente für einen gelungenen Abend parat, seien es nun
Schneekönigin, Knochenschiff, Kleid
aus Rosen, Henkersbraut, Falscher Heiland
oder der akustischen Version der Minne. Und ihre Spielfreude
bringen die Potsdamer ja nun bei jedem Konzert rüber, da
ist die Band eine echte Bank. Bewundernswert aber auch die Kondition
und Hitzeresistenz der Akteure, denn obwohl die Temperaturen noch
recht hoch waren, präsentierten SUBWAY TO SALLY
ihre komplette Bühnenshow inkl. diverser Feuereffekte (deren
Hitzewallungen sogar in mehr als 10 m Entfernung noch deutlich
spürbar waren), und zeigten sich dabei in ihrem Bewegungsdrang
ungebremst. Eric Fish hatte das Publikum jederzeit im Griff und
war stimmlich ebenfalls auf der Höhe, obwohl man ihm die
gesamte Anstrengung durchaus anmerkte. Die frenetischen Reaktionen
der Zuschauer ließen jedoch keine Verschnaufpausen zu, so
dass nach dem abschließenden Veitstanz als Zugabe
endlich auch das nachdrücklich geforderte Die Räuber
gespielt wurde, natürlich unter massiver Einbeziehung des
Publikums. Dieses erstritt sich dann sogar noch ein weiteres,
eigentlich gar nicht mehr eingeplantes Stück, so dass der
Auftritt auch in dieser Hinsicht einen würdigen Schlusspunkt
unter das diesjährige CASTLE ROCK Festival
setzte.
Insgesamt
also war auch das diesjährige Festival, trotz zunächst
anfänglicher Skepsis, eine durchaus gelungene Veranstaltung.
Die Zuschauer hatten definitiv ihren Spaß, und organisatorisch
lief ebenfalls alles reibungslos ab. Jedenfalls ließ es
sich die Oberbürgermeisterin der Stadt Mühlheim nicht
nehmen, vor dem Auftritt von SCREAM SILENCE noch
ein Grußwort an die Zuschauer zu richten und dabei gleichzeitig
die notwendige Unterstützung (Genehmigung für das Schloß
etc.) bis einschließlich zum Jahr 2010 zuzusichern. Mal
schauen, ob die Stadt auch nach diesem Jahr (in dem sich das Ruhrgebiet
als Kulturhauptstadt Europas präsentiert) an dieser Förderungspolitik
festhalten wird. Aber wenn es so weiter geht, werden wir bis dahin
auf jeden Fall noch vier wunderbare Festivaltage erleben. Bis
zum nächsten Jahr!