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2006-07-08 DE – Mühlheim - Schloss Broich

Subway To Sally - ASP - Xandria - Scream Silence - Thanateros - The Beautiful Disease - Remember Twilight

Business as usual, könnte man fast sagen, denn beinahe gewohnheitsmäßig war das CASTLE ROCK Festival auch in seiner siebten Auflage wieder einmal ausverkauft. Beinahe erstaunlich, schleicht sich doch anscheinend allmählich so eine gewisse Art von Routine ein, was man vor allem an der Bandauswahl festmachen könnte. So spielte mehr als die Hälfte der diesjährigen Künstler bereits ein-, zwei- oder sogar dreimal (SUBWAY TO SALLY) auf diesem Festival; ASP waren sogar erst vorletztes Jahr noch da. Dies ist aber der einzige etwas enttäuschende Punkt am CASTLE ROCK VII, denn „frische“ passende und zugkräftige Bands gäbe es en mass...
Trotzdem war es, zumindest nach objektiven Gesichtspunkten, auch diesmal wieder ein perfektes Event: die einmalige Location, das bunt gemischte und in Partylaune befindliche Publikum, die in jeder Hinsicht moderaten Preise und die hervorragende Organisation. So fielen die Ordner praktisch kaum auf, während der gesamte Ablauf größtenteils reibungslos abgewickelt werden konnte und sogar das Wetter mitspielte. Kleine Verbesserungen gab es noch dazu, z.B. die neu installierte Bühne für Rollstuhlfahrer oder der leicht anders aufgeteilte Innenraum. Ob man dann mit der Bandauswahl zufrieden ist, bleibt hingegen reine Geschmackssache…

:: Fotos ::

Los ging’s pünktlich um 13:00 mit REMEMBER TWILIGHT. Zu diesem Zeitpunkt war der Raum vor der Bühne, im Gegensatz zu den Vorjahren, sogar schon recht gut gefüllt. Die runderneuerte Truppe um Sänger/Gitarrist Timo mühte sich denn auch nach Kräften, die Zuschauer für sich und ihren Kammermusik-Core zu begeistern, brachte ihre an sich sehr bewegungsfreudige Musik aber einfach zu steif rüber, als dass der Funke so recht auf das Publikum hätte überspringen können. Zudem trübten noch leichte Sound- sowie Abstimmungsprobleme das Bild, so dass vor allem die sympathische Art der Süddeutschen und ihr Sinn für Humor (z.B. für das drei Wochen lang geprobte Gitarrensolo, welches sich dann als kurzes Akustik-Riff entpuppte) in Erinnerung bleiben werden. Ich bin mir aber sicher, dass sich die Band bei ihren nächsten Auftritten deutlich steigern wird; und der zum Abschluss gespielte neue Track K.O. machte auch durchaus neugierig auf das zweite Album, welches wohl Ende diesen, Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.

Mit THE BEAUTIFUL DISEASE gab es dann aus meiner Sicht jetzt schon den Tiefpunkt des Festivals. Zum einen passte der Sound der Band (ruhiger 80er Wave mit bedeutungsschwangeren Texten) überhaupt nicht zum sonnendurchfluteten Ambiente, zum anderen machte der Soundmann den drei älteren Herren einen Strich durch die Rechnung, indem er die Gitarre meistens ganz aus dem Klangbild rausmischte. So gab es dann hauptsächlich analoge Keyboard-Mucke zu hören, die sich im eher rockgeprägten Line-Up nicht wirklich etablieren konnte. Zumal der Keyboarder sein Pensum sicherheitshalber gleich im Sitzen absolvierte und nicht zuletzt dadurch praktisch überhaupt keine Stimmung mehr aufkommen wollte. Das sahen wohl die meisten Zuschauer ähnlich, so dass es vor der Bühne recht leer wurde. Dabei gefiel mir die Musik an sich gar nicht mal schlecht, aber sie passte halt partout nicht in diesen Tag. Uns allen (Calani, Maja und mir) kam allerdings der (mit sehr viel Pathos agierende) Sänger so was von bekannt vor…

THANATEROS ließen hingegen von Beginn an keine Zweifel, dass sie sich auf dem Festival rundherum wohl fühlten (kein Wunder, sie waren ja auch erst 2003 noch dabei) und prima zur gesamten Ausrichtung passten. Musikalisch boten sie den Zuschauern harten, knackigen Gothic Rock in einer Schnittmenge aus alten Ever Eve- und alten Dreadful Shadows-Songs. Kunststück, finden sich doch auch ehemalige Musiker dieser Bands in den Reihen der Berliner. Dazu kommt die gut integrierte Violine, die für die ein oder andere irisch inspirierte Note sorgte. Trotz Hitze und dementsprechend schweißtreibenden Leder-Klamotten bot die Band eine agile und mitreißende Performance, der Frontmann Ben als charismatischer und stimmgewaltiger Sänger seinen Stempel aufdrückte. Highlights waren dabei u.a. Follow, Falling Away sowie das The Pogues-Cover Dirty Old Town. Dies wurde auch durch das Publikum honoriert, welches sich wieder zahlreicher vor der Bühne versammelt und ordentlich Krach machte. Auch ich war positiv überrascht (hatte die Band nicht so stark erwartet); dieser Auftritt hat gut gerockt und definitiv Spaß gemacht!

Auch SCREAM SILENCE kommen aus Berlin und machen Gothic Rock, haben aber trotz durchaus harter Gitarren eine ganz andere, nämlich weniger rockig, sondern eher romantisch veranlagte musikalische Ausrichtung. So bot sich ein interessanter Kontrast zum vorherigen Auftritt, wobei es mir im Nachhinein echt schwer fallen würde zu beurteilen, wer denn nun die Nase vorne hatte. Denn SCREAM SILENCE agierten in ihrem Best-Of-Set ebenfalls mit viel Spielfreude und positiver Souveränität, so dass es vor der Bühne eher noch voller wurde. Und zumindest von den Temperaturen her war es wohl der heißeste Auftritt des Festivals, denn die Sonne brannte sich jetzt unerbittlich in den Raum direkt vor der Bühne und verlangte so Zuschauern wie auch Musikern das letzte Tröpfchen Schweiß ab. Auch hier wurde ein neues Stück präsentiert (hab leider den Titel nicht verstanden), welches mir, eingebettet in Consolation und Agony, gut gefallen hat.

Die nun folgenden XANDRIA gehören nicht gerade zu den Bands, die ich mir sonst zu Hause anhöre; zu zuckersüß sind mir da normaler Weise Gesang und Kompositionen. So richtig anders war das live natürlich auch nicht, aber dafür punkteten die Bielefelder in anderer Hinsicht: nämlich mit absolut überzeugender und mitreißender Spielfreude sowie einem perfekten Zusammenspiel. Tja, und dann hat man als As im Ärmel ja auch noch Sängerin Lisa zu bieten. Deren Stimme gefällt mir zwar (meistens) immer noch nicht, aber objektiv muss man ihr gesanglich einfach eine extrem starke Leistung attestieren. Zusätzlich präsentierte sie sich enorm selbstsicher und kokettierte quasi permanent mit dem Publikum, wobei sie mit ihrer sehr natürlich wirkenden guten Laune und Ausstrahlung sogar Skeptiker wie mich zu überzeugen vermochte. Dieses Spielchen funktionierte übrigens nach dem Wechselprinzip, so dass die Reaktionen sowohl auf Publikums- als auch auf Musiker-Seite immer enthusiastischer ausfielen und sich die Band gegen Ende des Sets in einen wahren Rausch spielte. Neben dem obligatorischen Ravenheart kamen besonders noch Now & Forever, Black & Silver und Black Flame gut rüber. Und auch wenn mir die Musik immer noch nicht so richtig gefällt: dies war ein bärenstarker Auftritt, nach dem XANDRIA zu recht vom Publikum abgefeiert wurden!

Von ASP kann man ja halten, was man will – ich persönlich (Cal) werde wohl nie so richtig warm mit Fronter und Band – aber was seine Live-Performance betrifft, die rockt alles in Grund und Boden. Kaum hatten ASP die Bühne geentert, musste sich der Meister erst mal durch die bereits bekannten Mikro-Probleme kämpfen und stand mitten im Intro dann ganz ohne Gesang da. Danach ging es aber mit Besessen gleich in die Vollen und ASP hatten im Handumdrehen das Publikum im Griff, das trotz Hitze regelrecht frenetisch agierte. Auf der Bühne war es sicher nicht weniger heiß, da hier mit reichlich Feuer (Gas) gespielt wurde und allenthalben hohe Flammensäulen auf der Bühne standen. ASP selbst war kaum zu bändigen, sprang wie ein Wahnsinniger auf der Bühne umher und brachte mit Schauspiel und Entertainment das Volk zum toben. Musikalisch gab’s das bewährte Best-Of-Festival-Set, bei dem dann auch jeder mitsingen konnte. Nun denn, man sieht sich wieder... auf dem Zwischenwelten Festival ;)

Nachdem bereits in der Umbaupause diverse „Räuber“-Sprechchöre zu hören waren, hatten SUBWAY TO SALLY natürlich überhaupt keine Probleme, die Meute von Beginn an auf ihre Seite zu ziehen. Mit einer gelungenen Mischung aus ihren Hitalben hatten sie aber auch jede Menge guter Argumente für einen gelungenen Abend parat, seien es nun Schneekönigin, Knochenschiff, Kleid aus Rosen, Henkersbraut, Falscher Heiland oder der akustischen Version der Minne. Und ihre Spielfreude bringen die Potsdamer ja nun bei jedem Konzert rüber, da ist die Band eine echte Bank. Bewundernswert aber auch die Kondition und Hitzeresistenz der Akteure, denn obwohl die Temperaturen noch recht hoch waren, präsentierten SUBWAY TO SALLY ihre komplette Bühnenshow inkl. diverser Feuereffekte (deren Hitzewallungen sogar in mehr als 10 m Entfernung noch deutlich spürbar waren), und zeigten sich dabei in ihrem Bewegungsdrang ungebremst. Eric Fish hatte das Publikum jederzeit im Griff und war stimmlich ebenfalls auf der Höhe, obwohl man ihm die gesamte Anstrengung durchaus anmerkte. Die frenetischen Reaktionen der Zuschauer ließen jedoch keine Verschnaufpausen zu, so dass nach dem abschließenden Veitstanz als Zugabe endlich auch das nachdrücklich geforderte Die Räuber gespielt wurde, natürlich unter massiver Einbeziehung des Publikums. Dieses erstritt sich dann sogar noch ein weiteres, eigentlich gar nicht mehr eingeplantes Stück, so dass der Auftritt auch in dieser Hinsicht einen würdigen Schlusspunkt unter das diesjährige CASTLE ROCK Festival setzte.

Insgesamt also war auch das diesjährige Festival, trotz zunächst anfänglicher Skepsis, eine durchaus gelungene Veranstaltung. Die Zuschauer hatten definitiv ihren Spaß, und organisatorisch lief ebenfalls alles reibungslos ab. Jedenfalls ließ es sich die Oberbürgermeisterin der Stadt Mühlheim nicht nehmen, vor dem Auftritt von SCREAM SILENCE noch ein Grußwort an die Zuschauer zu richten und dabei gleichzeitig die notwendige Unterstützung (Genehmigung für das Schloß etc.) bis einschließlich zum Jahr 2010 zuzusichern. Mal schauen, ob die Stadt auch nach diesem Jahr (in dem sich das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt Europas präsentiert) an dieser Förderungspolitik festhalten wird. Aber wenn es so weiter geht, werden wir bis dahin auf jeden Fall noch vier wunderbare Festivaltage erleben. Bis zum nächsten Jahr!

 

story © Psycho, Maja, Dajana • pics © Dajana