Eher
durch Zufall bin ich vorletzte Woche über die Ankündigung
des 2. CELTIC ROCK INDOOR FESTIVAL gestolpert.
Die bisherigen Veranstaltungen unter diesem Namen sind mir alle
soweit entgangen. Und da gab es einige. Zu den zwei CELTIC
ROCK Open Airs im August 2002 und 2003 gesellte sich
das erste Indoor Festival im Januar 2004, das mit dem heutigen
Event nun ebenfalls in die zweite Runde geht. Der Untertitel Return
Of The Bards ließ mich dann aber in Anbetracht
des Billings doch ein wenig schmunzeln, denn eigentlich passten
diesbezüglich nur SCHELMISCH hierher, bestenfalls
noch LYRIEL, die übrigens auch schon beim
letzten Indoor Fest mit dabei waren...
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Fotos ::
Da
die Organisatoren des CELTIC ROCK auch die Inhaber
des Valhalla Clubs in Gummersbach sind (wo auch diverse Konzerte
stattfinden), wundert es kaum, das die ersten drei Bands aus der
direkten Umgebung stammen...
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MINDCRIME
~ aus Siegen eröffneten um 13 Uhr vor fast leerer
Halle, da die Tore viel zu spät geöffnet wurden. Zum
dritten Track stand man vor knapp 100 Fans, von denen die Hälfte
scheinbar zum MINDCRIME Fanclub gehörten
;) Mit lustigen Sprüchen, viel Bewegung auf der Bühne,
Animationen und einer Mischung aus melodischem Power Metal mit
gelegentlichen Death und Gothic Einschlag gelang es der Band ziemlich
gut, das Publikum munter zu bekommen. Passenderweise hatte man
auch gleich das nigelnagelneue Album Tourniquet Sleep
frisch aus dem Presswerk bekommen, welches erstmalig auf dem Celtic
Rock feilgeboten wurde und offiziell ab dem 25.10.2004 geordert
werden kann.
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LYRIEL ~
sorgten anschließend für den ersten Hauch von Celtic
Rock. Mit fantastisch verträumten Balladen im dezenten Mittelalterstil
konnte man das anwesende Publikum durchaus begeistern. LYRIEL
hatten ebenfalls ein pressfrisches Album in der Tasche, ihr Debüt
namens Prison World, welches sie dann
auch komplett runtergespielt haben dürften, denn als die
Fans Zugabe forderten, wurde ein bereits gespielter Track (Rainbow
In The Rain) noch einmal wiederholt. Einen Song gab es in
der Sprache von Tollkiens Elben, Sindarin. Die Band aus Gummersbach
stand mit sieben Leuten auf der Bühne, wobei Cellistin Linda
und Gitarist Oliver Lyriel beim Gesang unterstützten. Cello
und Geige waren vielleicht ein bisschen zu leise abgemischt und
Lyriels Gesang klang in tieferen Tonlagen recht seltsam. Ansonsten
war es eine richtig romantische Darbietung.
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DIE! ~ werden ausgesprochen, wie der deutsche Artikel
und fordern hier nicht zum sterben auf. Den Bergisch-Gladbachern
rauchte zunächst einmal der Gitarrenamp ab, bevor sie überhaupt
loslegen konnten. Mit Ersatz von der Band Mindcrime ging es dann
mit düsterem Intro und gruselig leuchtenden Bandlogo los...
mit deutschsprachigen Metal, der zeitweilig schon an Oomph! (Geh
mit mir) erinnerte. Die Songs sind vielleicht ein bisschen
epischer, opulenter angelegt. Jedenfalls hatte ich das nicht nach
diesem Intro erwartet ;) Obwohl der Sänger sich alle Mühe
gab, blieb er für meinen Geschmack etwas zu ... farblos,
auch was seine Stimme betrifft. Gerockt haben DIE!
trotzdem wie Hölle.
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SCHELMISCH
~ machten nun als erste und einzige dem Festivalnamen
alle Ehre. Denn jetzt spielten echte Barden auf! Mit sieben Multiinstrumentalisten
gab es ein Feuerwerk mittelalterlicher Spieleskunst, mit dem man
die Anwesenden sofort in den Bann zog. Unglaublich energiegeladen
tanzten, tobten und spielten die Leute auf der Bühne, das
es eine wahre Freude war. Es gab ständig Bewegung, alles
war im Fluss. Blitzschnell wurden die Instrumente gewechselt,
flogen die Sackpfeifen in die Ecke und kamen stattdessen Flöten,
Harfen und Schalmeien zum Vorschein. Es wurde gewitzelt und gefrotzelt,
über das holde Weib und deren Rolle beim Frühjahrsputz
hergezogen. Dabei nahm man sich selbst auch nicht besonders ernst
und hatte mit dem letzten Stück die Zeit schon mal gnadenlos
überzogen. Das hinderte die Band aber keineswegs daran, ganz
schelmisch die Zeit noch mehr zu dehnen und bedankten sich beim
ausgelassenen Publikum mit zwei Zugaben! Danach ging allerdings
alles recht fix, denn SCHELMISCH hatten am selbigen
Abend noch einen Auftritt in Wiesbaden. Hier kann ich nur empfehlen:
wann immer SCHELMISCH in eurer Nähe aufspielen,
verpasst es nicht!
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LACRIMAS PROFUNDERE
~ war die Band, auf die ich besonders gespannt war, nachdem
das neue Album Ave End allerorts für
viel Lob sorgte und die Singleauskopplung des Titeltracks auf
MTViva rotiert. Doch ich wurde bitter enttäuscht. Sänger
Christopher versuchte sich in androgyn, kühl, distanziert,
verzog die Schnute wie einst Billy Idol, wirkte affektiert und
ziemlich betrunken und brachte kaum einen Satz vernünftig
heraus. Die Band insgesamt wirkte sehr unsicher, fahrig, fabrizierte
den einen oder anderen Spielfehler. Keine Ahnung, was die Jungs
im Kaffee hatten, auf jeden Fall mindestens eine ganze Packung
Valium. Natürlich wurden die Songs vom aktuellen Album gespielt,
aber auch Songs von Fall, I Will Follow
und Burning: A Wish kamen zu ehren.
Munter wurde das Publikum aber erst bei den Hits des aktuellen
Albums, die am Ende gespielt wurden. Trotz kunstvoll gelassener
Pause am Ende des Sets, in denen man „Zugabe“ hätte
rufen können, blieb es mucksmäuschenstill im Saal und
verbannte damit die Band von der Bühne. Schade, schade ...
da hätte ich wirklich mehr erwartet.
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ASP
~ bringen mich immer mehr zum grübeln. Von Natur
aus in die Electro Ecke gestopft, ist die Musik eigentlich so
vielfältig wie ein bunter Schmetterling. Live sind sie verdammt
hart, die elektronischen Sounds ziemlich im Hintergrund, so dass
man eher zum bangen geneigt ist, denn zum tanzen und spalten somit
einmal mehr die Gemüter. Neben Hits wie Ich will brennen
und Schwarzer Schmetterling, gab es auch die Livepremiere
für Hässlich. ASP hatten wie
gewohnt das Publikum schnell im Griff, wurden entsprechend abgefeiert
und ließen sich hinterher auch nicht lange für eine
Zugabe bitten.
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CREAMTORY
~ waren mir auf dem Billing irgendwie entgangen, obwohl
ich mich schon gefragt hatte, wer wohl die achte Band ist ;) Wie
auch immer, CREMATORY standen ganz im Zeichen
ihres Comeback Albums Revolution auf
der Bühne. Nun, ich halte von Reunions nicht allzu viel und
ich denke, CREMATORY hätten es auch dabei
belassen sollen. Der „neue“ elektronische Anteil ist
verschwindend gering und sonst gibt es kaum frische Aspekte in
der Musik. Von der Revolution bleibt nur ein laues Lüftchen.
Die Songs vom aktuellen Album wie der Titeltrack oder die Singleauskopplung
Greed konnten kaum überzeugen, erst als man Slayers
Reign In Blood anspielte, reagierte das Publikum. Ganz gruselig
zum Schluss die Coverversion von Sisters Of Mercy’s Temple
Of Love. Und so mussten auch CREMATORY ohne
Zugabe von dannen ziehen.
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OOMPH! ~
brauchten 11/2 Stunde für den Umbau und ließen die
Fans somit lange warten. An der Zuschauerzahl hat sich nicht viel
geändert und so spielten OOMPH! vor knapp
300 Leuten auf. In üblicher Arzttracht bzw. in obligatorischer
Zwangsjacke (Dero) tobten OOMPH! knapp 2 Stunden
über die Bühne und lieferten eine energiegeladene Show,
während im Hintergrund die Putzfrauen bereits die Halle aufräumten.
Neben vielen Songs vom aktuellen Album Wahrheit oder
Pflicht (Sex hat keine Macht, Brennende Liebe,
Augen auf!, Tausend neue Lügen) gab es so was wie ein
Best Of Set durch die älteren Werke (Fieber, Weißes
Licht, Unrein, Gekreuzigt) bis hinunter zum Album Sperm
aus 1993, von dem man den Song Feiert das Kreuz beisteuerte.
OOMPH! lieferten genau die Art von Show, die
man erwartet hatte. Einfach nur genial!
An und
für sich ein sehr gelungenes Festival. Die Halle ist geradezu
perfekt für solche Anlässe. Es gab sehr viel Service
Personal und Security und die Halle wurde ständig saubergehalten.
Respekt! Die Preise waren nicht gerade billig aber noch vertretbar
(Cola, Fanta, Wasser 2€ für 0,33l) und es gab ein leckeres
Büffet. Lyriel und Mindcrime kamen nach 3 Umbaupausen mit
AC/DC noch einmal zu ehren, als deren frisch veröffentlichte
CD’s für die restlichen Umbaupausen verwendet wurden.
In der Nähe des Einganges gab es drei Stände, die aber
nichts Spektakuläres zu bieten hatten, ebenso wenig, wie
das Publikum an sich. Es gab kaum ausgefallene Mode (bis auf die
Tatsache, das mehrere Damen ein Faible für das gleiche Kleid
hatten, was ihnen bei gewahr werden sichtlich unangenehm war)
oder Persönlichkeiten zu bewundern. Der Sound war ausgesprochen
gut, nur ab Crematory zu laut, da die Masse an Publikum schlicht
fehlte.
Die Veranstalter des CELTIC ROCK indes, werden
allerdings rot sehen, denn bei knapp 300 Gästen, von denen
ca. ein Viertel nicht zahlen musste (Gäste, Foto), war dieses
Event sicher kein Erfolg, und die Inhaber des Vahlhalla Clubs
in Gummersbach dürften kräftig Miese gemacht haben.
Ich denke, zum einen hat das ganz sicher an der mangelnden Werbung
gelegen. Denn so wie ich, sind auch viele andere nur durch Zufall
und sehr kurzfristig auf dieses Festival aufmerksam geworden.
Das ist natürlich verdammt schade. Denn da das Black Elben
Festival dieses Jahr schon aus Kostengründen die Segel streichen
musste, keimte doch ein wenig die Hoffnung auf, dass das CELTIC
ROCK INDOOR FESTIVAL vielleicht als würdiger Ersatz
in die Bresche springen könnte. Nun, wir werden sehen, was
die Zukunft bringt... Einer schöner Abend war es trotzdem,
danke schön :)