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2. CELTIC ROCK INDOOR FESTIVAL
Return Of The Bards

Oomph! - Crematory - ASP - Lacrimas Profundere - Schelmisch - Die! - Lyriel - Mindcrime

 
2004-10-24 DE – Castrop Rauxel - Europahalle

Eher durch Zufall bin ich vorletzte Woche über die Ankündigung des 2. CELTIC ROCK INDOOR FESTIVAL gestolpert. Die bisherigen Veranstaltungen unter diesem Namen sind mir alle soweit entgangen. Und da gab es einige. Zu den zwei CELTIC ROCK Open Airs im August 2002 und 2003 gesellte sich das erste Indoor Festival im Januar 2004, das mit dem heutigen Event nun ebenfalls in die zweite Runde geht. Der Untertitel Return Of The Bards ließ mich dann aber in Anbetracht des Billings doch ein wenig schmunzeln, denn eigentlich passten diesbezüglich nur SCHELMISCH hierher, bestenfalls noch LYRIEL, die übrigens auch schon beim letzten Indoor Fest mit dabei waren...

:: Fotos ::

Da die Organisatoren des CELTIC ROCK auch die Inhaber des Valhalla Clubs in Gummersbach sind (wo auch diverse Konzerte stattfinden), wundert es kaum, das die ersten drei Bands aus der direkten Umgebung stammen...

::. MINDCRIME ~ aus Siegen eröffneten um 13 Uhr vor fast leerer Halle, da die Tore viel zu spät geöffnet wurden. Zum dritten Track stand man vor knapp 100 Fans, von denen die Hälfte scheinbar zum MINDCRIME Fanclub gehörten ;) Mit lustigen Sprüchen, viel Bewegung auf der Bühne, Animationen und einer Mischung aus melodischem Power Metal mit gelegentlichen Death und Gothic Einschlag gelang es der Band ziemlich gut, das Publikum munter zu bekommen. Passenderweise hatte man auch gleich das nigelnagelneue Album Tourniquet Sleep frisch aus dem Presswerk bekommen, welches erstmalig auf dem Celtic Rock feilgeboten wurde und offiziell ab dem 25.10.2004 geordert werden kann.

::. LYRIEL ~ sorgten anschließend für den ersten Hauch von Celtic Rock. Mit fantastisch verträumten Balladen im dezenten Mittelalterstil konnte man das anwesende Publikum durchaus begeistern. LYRIEL hatten ebenfalls ein pressfrisches Album in der Tasche, ihr Debüt namens Prison World, welches sie dann auch komplett runtergespielt haben dürften, denn als die Fans Zugabe forderten, wurde ein bereits gespielter Track (Rainbow In The Rain) noch einmal wiederholt. Einen Song gab es in der Sprache von Tollkiens Elben, Sindarin. Die Band aus Gummersbach stand mit sieben Leuten auf der Bühne, wobei Cellistin Linda und Gitarist Oliver Lyriel beim Gesang unterstützten. Cello und Geige waren vielleicht ein bisschen zu leise abgemischt und Lyriels Gesang klang in tieferen Tonlagen recht seltsam. Ansonsten war es eine richtig romantische Darbietung.

::. DIE! ~ werden ausgesprochen, wie der deutsche Artikel und fordern hier nicht zum sterben auf. Den Bergisch-Gladbachern rauchte zunächst einmal der Gitarrenamp ab, bevor sie überhaupt loslegen konnten. Mit Ersatz von der Band Mindcrime ging es dann mit düsterem Intro und gruselig leuchtenden Bandlogo los... mit deutschsprachigen Metal, der zeitweilig schon an Oomph! (Geh mit mir) erinnerte. Die Songs sind vielleicht ein bisschen epischer, opulenter angelegt. Jedenfalls hatte ich das nicht nach diesem Intro erwartet ;) Obwohl der Sänger sich alle Mühe gab, blieb er für meinen Geschmack etwas zu ... farblos, auch was seine Stimme betrifft. Gerockt haben DIE! trotzdem wie Hölle.

::. SCHELMISCH ~ machten nun als erste und einzige dem Festivalnamen alle Ehre. Denn jetzt spielten echte Barden auf! Mit sieben Multiinstrumentalisten gab es ein Feuerwerk mittelalterlicher Spieleskunst, mit dem man die Anwesenden sofort in den Bann zog. Unglaublich energiegeladen tanzten, tobten und spielten die Leute auf der Bühne, das es eine wahre Freude war. Es gab ständig Bewegung, alles war im Fluss. Blitzschnell wurden die Instrumente gewechselt, flogen die Sackpfeifen in die Ecke und kamen stattdessen Flöten, Harfen und Schalmeien zum Vorschein. Es wurde gewitzelt und gefrotzelt, über das holde Weib und deren Rolle beim Frühjahrsputz hergezogen. Dabei nahm man sich selbst auch nicht besonders ernst und hatte mit dem letzten Stück die Zeit schon mal gnadenlos überzogen. Das hinderte die Band aber keineswegs daran, ganz schelmisch die Zeit noch mehr zu dehnen und bedankten sich beim ausgelassenen Publikum mit zwei Zugaben! Danach ging allerdings alles recht fix, denn SCHELMISCH hatten am selbigen Abend noch einen Auftritt in Wiesbaden. Hier kann ich nur empfehlen: wann immer SCHELMISCH in eurer Nähe aufspielen, verpasst es nicht!

::. LACRIMAS PROFUNDERE ~ war die Band, auf die ich besonders gespannt war, nachdem das neue Album Ave End allerorts für viel Lob sorgte und die Singleauskopplung des Titeltracks auf MTViva rotiert. Doch ich wurde bitter enttäuscht. Sänger Christopher versuchte sich in androgyn, kühl, distanziert, verzog die Schnute wie einst Billy Idol, wirkte affektiert und ziemlich betrunken und brachte kaum einen Satz vernünftig heraus. Die Band insgesamt wirkte sehr unsicher, fahrig, fabrizierte den einen oder anderen Spielfehler. Keine Ahnung, was die Jungs im Kaffee hatten, auf jeden Fall mindestens eine ganze Packung Valium. Natürlich wurden die Songs vom aktuellen Album gespielt, aber auch Songs von Fall, I Will Follow und Burning: A Wish kamen zu ehren. Munter wurde das Publikum aber erst bei den Hits des aktuellen Albums, die am Ende gespielt wurden. Trotz kunstvoll gelassener Pause am Ende des Sets, in denen man „Zugabe“ hätte rufen können, blieb es mucksmäuschenstill im Saal und verbannte damit die Band von der Bühne. Schade, schade ... da hätte ich wirklich mehr erwartet.

::. ASP ~ bringen mich immer mehr zum grübeln. Von Natur aus in die Electro Ecke gestopft, ist die Musik eigentlich so vielfältig wie ein bunter Schmetterling. Live sind sie verdammt hart, die elektronischen Sounds ziemlich im Hintergrund, so dass man eher zum bangen geneigt ist, denn zum tanzen und spalten somit einmal mehr die Gemüter. Neben Hits wie Ich will brennen und Schwarzer Schmetterling, gab es auch die Livepremiere für Hässlich. ASP hatten wie gewohnt das Publikum schnell im Griff, wurden entsprechend abgefeiert und ließen sich hinterher auch nicht lange für eine Zugabe bitten.

::. CREAMTORY ~ waren mir auf dem Billing irgendwie entgangen, obwohl ich mich schon gefragt hatte, wer wohl die achte Band ist ;) Wie auch immer, CREMATORY standen ganz im Zeichen ihres Comeback Albums Revolution auf der Bühne. Nun, ich halte von Reunions nicht allzu viel und ich denke, CREMATORY hätten es auch dabei belassen sollen. Der „neue“ elektronische Anteil ist verschwindend gering und sonst gibt es kaum frische Aspekte in der Musik. Von der Revolution bleibt nur ein laues Lüftchen. Die Songs vom aktuellen Album wie der Titeltrack oder die Singleauskopplung Greed konnten kaum überzeugen, erst als man Slayers Reign In Blood anspielte, reagierte das Publikum. Ganz gruselig zum Schluss die Coverversion von Sisters Of Mercy’s Temple Of Love. Und so mussten auch CREMATORY ohne Zugabe von dannen ziehen.

::. OOMPH! ~ brauchten 11/2 Stunde für den Umbau und ließen die Fans somit lange warten. An der Zuschauerzahl hat sich nicht viel geändert und so spielten OOMPH! vor knapp 300 Leuten auf. In üblicher Arzttracht bzw. in obligatorischer Zwangsjacke (Dero) tobten OOMPH! knapp 2 Stunden über die Bühne und lieferten eine energiegeladene Show, während im Hintergrund die Putzfrauen bereits die Halle aufräumten. Neben vielen Songs vom aktuellen Album Wahrheit oder Pflicht (Sex hat keine Macht, Brennende Liebe, Augen auf!, Tausend neue Lügen) gab es so was wie ein Best Of Set durch die älteren Werke (Fieber, Weißes Licht, Unrein, Gekreuzigt) bis hinunter zum Album Sperm aus 1993, von dem man den Song Feiert das Kreuz beisteuerte. OOMPH! lieferten genau die Art von Show, die man erwartet hatte. Einfach nur genial!

An und für sich ein sehr gelungenes Festival. Die Halle ist geradezu perfekt für solche Anlässe. Es gab sehr viel Service Personal und Security und die Halle wurde ständig saubergehalten. Respekt! Die Preise waren nicht gerade billig aber noch vertretbar (Cola, Fanta, Wasser 2€ für 0,33l) und es gab ein leckeres Büffet. Lyriel und Mindcrime kamen nach 3 Umbaupausen mit AC/DC noch einmal zu ehren, als deren frisch veröffentlichte CD’s für die restlichen Umbaupausen verwendet wurden. In der Nähe des Einganges gab es drei Stände, die aber nichts Spektakuläres zu bieten hatten, ebenso wenig, wie das Publikum an sich. Es gab kaum ausgefallene Mode (bis auf die Tatsache, das mehrere Damen ein Faible für das gleiche Kleid hatten, was ihnen bei gewahr werden sichtlich unangenehm war) oder Persönlichkeiten zu bewundern. Der Sound war ausgesprochen gut, nur ab Crematory zu laut, da die Masse an Publikum schlicht fehlte.
Die Veranstalter des CELTIC ROCK indes, werden allerdings rot sehen, denn bei knapp 300 Gästen, von denen ca. ein Viertel nicht zahlen musste (Gäste, Foto), war dieses Event sicher kein Erfolg, und die Inhaber des Vahlhalla Clubs in Gummersbach dürften kräftig Miese gemacht haben. Ich denke, zum einen hat das ganz sicher an der mangelnden Werbung gelegen. Denn so wie ich, sind auch viele andere nur durch Zufall und sehr kurzfristig auf dieses Festival aufmerksam geworden.
Das ist natürlich verdammt schade. Denn da das Black Elben Festival dieses Jahr schon aus Kostengründen die Segel streichen musste, keimte doch ein wenig die Hoffnung auf, dass das CELTIC ROCK INDOOR FESTIVAL vielleicht als würdiger Ersatz in die Bresche springen könnte. Nun, wir werden sehen, was die Zukunft bringt... Einer schöner Abend war es trotzdem, danke schön :)

 

story & pics © Dajana