The Crimson Sunset – was für ein Titel, den sich THE CRIMSON da für ihr Abschlusskapitel des Band-Werdegangs gewählt haben! Die steirischen Lokalmatadore zelebrieren an diesem stürmischen Frühlingstag im Jugendzentrum • Explosiv • nach sechs Jahren ihren Abgesang, tatkräftig unterstützt von den WARRIORS OF THE WORLD und MODULAR.
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MODULAR – Aufbrausende Abwechslung beim Art-Rock-Auftakt
Zu Beginn des Programms überraschen :: MODULAR :: auf ganzer Linie. Als absolute Pluspunkte sind hier der zweistimmige (weibliche) Gesang, die dynamischen Songstrukturen und die sympathische, locker-flockige Präsentation zu nennen. Die beiden Damen an den Mikros ergänzen sich gut, unterscheiden sich beim Stageacting aber deutlich; während sich Susanna zurückhaltend zeigt, läßt „Ms. Freedom“ Lorena ihre Matte öfters kreisen und bringt so Action auf die Bühnenbretter. Musikalisch bewegt sich das Sextett in einem weit gesteckten Rahmen, Referenzen wie Dream Theater oder Yes kommen in den Sinn, die verträumten Passagen erinnern an Anathema oder Tool. Die große Bandbreite an Keyboardsounds fällt auf, spacige Moog-Klänge kommen ebenso zum Zuge wie Wildwest-Saloon-Geklimper. Zwischendurch lugen Jethro Tull um die Ecke, bedingt durch die gesampelte Flöte. Die Songs sind spannend arrangiert, manchmal zerfasert und recht komplex, latent aggressiv und auch gefühlvoll. An manchen abrupten Übergängen müßte noch gefeilt werden, doch dieses Manko machen die gut ausgearbeiteten, teils doppelstimmigen Gesangsarrangements flugs wieder wett. Balladeske, zerbrechlich wirkende Passagen, aufbrausende Rock-Riffs und schwelgerische Instrumentalteile prallen aufeinander und gehen meist reibungslos Hand in Hand – da ist entweder genießerisches Zuhören oder heftiges Mitwippen gefragt.
Setlist: The Beast In Me, Longing, Reign Of Animals, The Butcher, No Words Left, Your Last Song
WARRIORS OF THE WORLD – Nostalgischer Wolf im Schafspelz
Die Verwirrung im Vorfeld war groß, aber letztendlich dürften sich alle Anwesenden über eine echte Rarität freuen: :: PERISHING MANKIND :: geben sich nach ihrer Auflösung 2012 wieder einmal die Ehre – und die Jungs haben nichts verlernt. Die Stimmung kippt komplett, ab jetzt wird gebangt bis zum Abwinken, Fäuste gereckt und Texte mitgesungen! Es ist eben immer wieder ein Vergnügen, Volltreffer der Marke Fire In The Sky oder Nox in sich aufzusaugen. Die tolle Gitarrenarbeit, eingängige Banger-Parts, griffige Texte, gut plazierte Ruhepole und das richtige Händchen für die eine oder andere Coverversion sorgen für ausgelassene Feierstimmung trotz des traurigen Anlasses. Natürlich darf demzufolge die Serienkomposition Sad Day mit dem Nachfolger Another Sad Day nicht fehlen. Die beiden Fremdvertonungen Take On Me und Warriors Of The World verpassen der Show eine Extraportion gute Laune. Doppelt bitter ist die Auflösung der Band, wenn man das große Potential einer neueren Nummer wie Draw The Curtain erkennt, die noch Großes erahnen hätte lassen. So müssen wir uns eben mit dem Erbe von 3 ½ CDs und einer DVD des Farewell-Gigs trösten; an diesem Tag hat der Fan jedenfalls ausreichend Gelegenheit, sich zum Dumpingpreis von 5 € (!) mit allerhand Souvenirs einzudecken. Nach diesem kurzen Abstecher ins Wonderland bleibt also ein zwiespältiger Eindruck: melancholisch, aber dankbar!
Setlist: Intro, Fire In The Sky, Angel, Army, Nox, I Want, Wonderland, Take On Me, Sad Day, Another Sad Day, Draw The Curtain, Rage, Warriors Of The World
THE CRIMSON – Sonnenuntergang nach sechs Jahren
The Crimson Sunset sollte also den Schlußpunkt unter die zu kurze Schaffensphase vom sympathischen Haufen :: THE CRIMSON :: setzen: eine Videoprojektion sorgte für die optische Abrundung und zuweilen Erheiterung im Publikum, auch musikalisch wurde an Überraschungen nicht gespart. Die Eigenkompositionen gefielen durch die harmonische Kombination von rhythmischen Groove-Riffs, erstklassigen Gitarrensoli und Dynamikvariationen. Die als Wicker Heinz angekündigte Maiden-Covernummer verstärkt den Wohlfühlfaktor noch, da hätte es den von der Band spendierten Jägermeister gar nicht gebraucht :) Zu mittelschnellen Kompositionen a la Dead End Nation oder Cold läßt es sich jedenfalls gutgelaunt schwelgen und anhand der optischen und akustischen Reise erscheint das eine oder andere Erlebnis mit der Band vor dem geistigen Auge. Auch hier wischt sich so mancher Besucher eine Träne der Schwermut aus den Augen, aber die beiden EPs können ja noch weiterhin als Ersatzdrogen herhalten. Beim Zugabeteil wird’s dann etwas schräg, vor allem die Blockflöteneinlage ist einen Lacher wert… dann bitten THE CRIMSON noch Musiker von PERISHING MANKIND auf die Bühne und mit einem zünftigen Covermassaker geht dieser Abend ausgelassen ins Finale. Die erste Reihe schraubt sich zu Slayer :), Pantera, Metallica (furioses Master Of Puppets!) und dem göttlichen Holy Diver von Meister Dio die letzten Nackenwirbel locker und bemerkt das Strandoutfit der Band (Flip-Flops und Badehose) mit einem Lächeln. Es war schön mit euch!
Setlist: Memories, Changes, Wrong Pride, Signs Of Decay, Nightfall, Dead End Nation, Liar, Wicker Heinz, Empty Promises, Distance To Eternity, The Truth, Cold // Master Of Puppets, Dead Skin Mask, Domination, Holy Diver
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