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2008-02-23 DE – Oberhausen - Helvete

Beinahe hätte ich diesen Termin verschwitzt, was ich mir sicherlich nicht so leicht verziehen hätte. Immerhin war mit DENIAL OF GOD aus Dänemark eine Band zu Gast, die man zum einen nicht besonders häufig in der Gegend hat, und die zum anderen mit dem Titeltrack des aktuellen Albums The Horrors Of Satan einen meiner absoluten Lieblingssongs herausgebracht hat. Nicht zu vergessen MORRIGAN und NORDAFROST, dessen Sänger ich die Erinnerung an diesen Termin in der Woche zuvor zu verdanken hatte.

Ganz unverschwitzt ging es allerdings trotz angenehmer Kühle im Bar-Bereich nicht: Unten im Konzertkeller herrschte eine Affenhitze, da es technische Probleme mit der Lüftungsanlage gab und keine Ersatzventilatoren oder Ähnliches greifbar waren. Dennoch war der Laden bereits beim Opener :: NORDAFROST :: gut gefüllt. Ich hatte die Jungs erst in der Vorwoche beim Abyss Arise gesehen, wo sie einen sehr guten Auftritt hingelegt hatten, und auch diesmal gab es nix zu meckern. Zwar mussten NORDAFROST aufgrund eines Hexenschusses auf ihren Bassisten verzichten, konnten das aber erstaunlich gut kaschieren und lieferten eine klanglich überzeugende Vorstellung. Abgesehen von gewohnt knappen bzw. wortkargen Ansagen von Sänger Svartis (mehr als "Nächste Nummer: XYZ" gab es eigentlich nicht) wurde nicht viel rumgemacht, sondern eine gute Dreiviertelstunde feiner Black Metal mit einem hin und wieder anklingenden Touch von alten Dissection geboten. Neben älteren Songs wurden genau wie am vergangenen Wochenende mit Carnal Worship und Feverish Phantasmagoria zwei Songs vom 2008er Album Back To The Shores Of Grey gespielt. Wer auf technisch ansprechenden, trotz der Härte auch melodische Elemente nicht vernachlässigenden Black Metal steht, sollte sich das Album auf jedem Fall zulegen. Und wer den Vorgänger auch noch nicht besitzt, gleich beide ;)
Setlist: Intro, Battle Of The Winterhordes, Autumn's Armageddon, Frozen Paths, Dominus Frigoris, Assault, Carnal Worship, Defence, Feverish Phantasmagoria, An Apocalyptic Philosophy

:: MORRIGAN :: sind wohl eine der seltsamsten Bands, die man im Genre live auf der Bühne antreffen kann. Die meisten anderen Zwei-Mann-Projekte gibt es ja nur im Studio, und wenn doch mal auf der Bühne, dann mit Session-Verstärkung. Nicht so die Süddeutschen Celtic/Black Metaller: Nur unterstützt von Balor am Schlagzeug stand Beliar alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne.
Und nach dem ruhigen Gesang ganz zu Beginn, zusammen mit dem Shirt einen Tribut an Bathory darstellenden Gesang, wirkte es auch nicht so, als würden MORRIGAN richtig derben Black Metal abliefern wollen. Nach dieser Einleitung schafften es die beiden dann aber ohne Probleme stellenweise eine wüste Raserei zu erzeugen, die nach deutlich mehr als nur zwei Personen auf der Bühne klang. Einmal wird das wohl am sehr absichtsvoll klingenden Verwenden von Rückkopplungen liegen, dann aber auch daran, dass die Stücke auf wenig Schnickschnack ausgelegt sind, und schon mit nur einer Gitarre ordentlich reinhauen. In Songs wie This Bitch Will Burn At Night mit dem sich langsam, aber stetig bis zu enormer Geschwindigkeit steigernden Mittelteil jedenfalls wirkt das schon beeindruckend. Ebenfalls beeindruckend übrigens die Art und Weise wie sich Sänger Beliar mit seinem Corpsepaint in Szene setzte. Er bekam es wirklich gut hin, dass das tatsächlich auch mal richtig finster aussah und perfekt ausgeleuchtet wirkte.
Der enormen Hitze gepaart mit ohnehin angeschlagener Gesundheit musste ich aber leider irgendwann Tribut zollen, und konnte mir den Auftritt somit nicht komplett anschauen. Allerdings hatte im weiteren Verlauf des Abends jeder mit dem ich sprach, nur lobende Worte für MORRIGAN über, so dass der Auftritt zweifellos als voller Erfolg zu bewerten ist.
Setlist: Teutates Warcult, Innozenz The 3rd, This Bitch Will Burn At Night, In Memoriam, To Honour The Brave, The Eye Of Despair, Beyond The Green Hills, Warstained Iron, When 1000 Candles Cry

Dann wurde es Zeit für den Headliner des Abends, :: DENIAL OF GOD :: Aber zunächst tat sich mal nichts, lediglich Gitarrist Azter stand nach einer Weile bemalt und angetan mit einem Umhang auf der Bühne und schrammelte einen einsamen Soundcheck. Immerhin war inzwischen das Problem mit der Lüftung behoben, so dass es unten nur noch mäßig heiß war. Nach einer guten halben Stunde tauchte dann auch der Rest der Band auf, besonders auffällig: Sänger Ustumallagam, der zusätzlich zu Corpsepaint und Umhang noch einen Zylinder trug und mit einem umgedrehten Kreuz bewaffnet war. Und nachdem man dann noch Ölfackeln, Grablichter und allerhand andere Requisiten in Gang gesetzt bzw. plaziert hatte, konnte es dann endlich losgehen. Zum düsteren Keyboard-Intro wartete die Band auf ihren Einsatz, und begann dann furios mit The Crypt Has Eyes. Bei den ersten beiden Songs sah der mit dem Zylinder headbangende Fronter zwar noch etwas putzig aus, und auch die Grimassen, die Gitarrist Azter den ganzen Abend durch schnitt, sahen weniger bedrohlich aus, als das Corpsepaint eigentlich wirken sollte, aber die Musik konnte von Beginn an überzeugen. Der typische markante Gesang stand oft deutlich im Vordergrund, wurde aber immer wieder von unvermittelt einsetzenden überaus ruhigen Passagen, dann wieder gnadenlos krachenden und vorzüglich bangtauglichen Midtempo-Riffs abgelöst. Mit den sehr ruhigen Stellen konnten zumindest einige im Publikum leider nicht viel anfangen, zwischendurch ertönte z.B. der Ruf, man möge nun den emotionalen Scheiss weglassen *g* Dass aber eben neben oft wüstem Geholze auch das schon angedeutete Show-Element bei DENIAL OF GOD der Band ähnlich wichtig wie die Musik selber ist, war unschwer zu bemerken, und diese Elementen wurden des besseren Effekts wegen meist während der ruhigeren Stellen "zelebriert". So rezitierte Ustumallagam einige Male finster klingende Verse als Intro, so z.B. als Einleitung zu The Curse Of The Witch, und bei der Einleitung zu Robbing The Grave Of The Priest musste gar ein anschliessend in Flammen aufgehendes Buch dazu herhalten. Hier war dann auch der dramaturgische Höhepunkt des Gigs, an dem DENIAL OF GOD munter Maden und blutiges und zum Leidwesen vieler auch weit über das Verfallsdatum aufbewahrtes rohes Fleisch in die Menge warfen. Mögen das die meisten erst noch ulkig gefunden haben, war es aber - als der Geruch der Brocken sich breitzumachen begann - schnell mit dem Spaß vorbei. Fast alle kämpften mit der Contenance und/oder ihrem Magen, und nicht wenige verloren und verließen den Raum. Andere wieder rauchten wie wild (so wie ich ;)), wieder andere atmeten durchs T-Shirt oder rannten in einem fort rein und raus. Und dann gab es natürlich die schmerzbefreiten, die noch freiwillig weiter mit dem ekligen Zeug herumaasten *würgs*
Schade nur für die, die sich vertreiben ließen, dass das Finale, wie von mir inständig erhofft, The Horrors Of Satan, ein absolut genialer 13-Minuten Song, der wirklich alles hat, was ein Black Metal Song braucht, kam. Und das noch als Live-Premiere, wie ich später erfuhr. Da kriegte mich also auch kein Gestank weg... Mit den letzten Tönen in eine ellenlange Rückkopplung übergehend, verließen DENIAL OF GOD wortlos und selber ordentlich eingesaut die Bühne, und hinterließen einen stinkenden und verwüsteten Keller... Rock'n'Roll Baby ;)
Setlist: The Coming (Intro), The Crypt Has Eyes, Klabautermanden, Cycle Of The Wolf, Follow Those Who Died, The Curse Of The Witch, Resurrection Of The Damned, The Book Of Oiufael, Black Horror Metal, Robbing The Grave Of The Priest, The Horrors Of Satan

Trotz der klimatischen Probleme und des "anrüchigen" Endes war es am Ende ein lohnender Abend: NORDAFROST konnten mit nur drei Mann erneut überzeugen. In anderer Hinsicht allerdings sind sie momentan nicht zu beneiden, denn sie stellten an dem Abend die von DENIAL OF GOD zur Gammelfleischtheke umfunktionierte Backline... da wird sich wohl noch einiges dran und drin finden und winden. MORRIGAN mit noch einem Mann weniger kamen beim Publikum sehr gut an, und ich bin froh, als Abschluss des Abends einen meiner Lieblingssongs live gesehen zu haben. Gegen 1 ging es dann kurz nach Konzertschluss aber der Gesundheit zuliebe schon ab nach Hause, man ist ja keine 18 mehr...
Ach ja, eine Anmerkung am Ende: So gelungen das Helvete auch ist, daran, was so alles an Glas mit in den Konzertraum geschleppt und anschließend dort zerdeppert wird, muss irgendwie noch gefeilt werden... bei der dritten Band wurde es da echt ungemütlich, vor allem wenn Sturztrunkene und sich sehr ausladend bewegende Leute da quasi mit schwerem Gerät in Form von 1-Liter-Humpen hantieren.

 

story © Seb