Beinahe
hätte ich diesen Termin verschwitzt, was ich mir sicherlich
nicht so leicht verziehen hätte. Immerhin war mit DENIAL
OF GOD aus Dänemark eine Band zu Gast, die man zum einen
nicht besonders häufig in der Gegend hat, und die zum anderen
mit dem Titeltrack des aktuellen Albums The Horrors Of Satan einen
meiner absoluten Lieblingssongs herausgebracht hat. Nicht zu vergessen
MORRIGAN und NORDAFROST, dessen Sänger ich
die Erinnerung an diesen Termin in der Woche zuvor zu verdanken
hatte.
Ganz unverschwitzt
ging es allerdings trotz angenehmer Kühle im Bar-Bereich
nicht: Unten im Konzertkeller herrschte eine Affenhitze, da es
technische Probleme mit der Lüftungsanlage gab und keine
Ersatzventilatoren oder Ähnliches greifbar waren. Dennoch
war der Laden bereits beim Opener ::
NORDAFROST
:: gut gefüllt. Ich hatte die Jungs erst in der
Vorwoche beim Abyss Arise gesehen, wo sie einen sehr guten Auftritt
hingelegt hatten, und auch diesmal gab es nix zu meckern. Zwar
mussten NORDAFROST aufgrund eines Hexenschusses auf ihren
Bassisten verzichten, konnten das aber erstaunlich gut kaschieren
und lieferten eine klanglich überzeugende Vorstellung. Abgesehen
von gewohnt knappen bzw. wortkargen Ansagen von Sänger Svartis
(mehr als "Nächste Nummer: XYZ" gab es eigentlich
nicht) wurde nicht viel rumgemacht, sondern eine gute Dreiviertelstunde
feiner Black Metal mit einem hin und wieder anklingenden Touch
von alten Dissection geboten. Neben älteren Songs wurden
genau wie am vergangenen Wochenende mit Carnal Worship
und Feverish Phantasmagoria zwei Songs vom 2008er Album
Back To The Shores Of Grey gespielt. Wer auf technisch
ansprechenden, trotz der Härte auch melodische Elemente nicht
vernachlässigenden Black Metal steht, sollte sich das Album
auf jedem Fall zulegen. Und wer den Vorgänger auch noch nicht
besitzt, gleich beide ;)
Setlist: Intro, Battle Of The Winterhordes, Autumn's
Armageddon, Frozen Paths, Dominus Frigoris, Assault, Carnal Worship,
Defence, Feverish Phantasmagoria, An Apocalyptic Philosophy
::
MORRIGAN
:: sind wohl eine der seltsamsten Bands, die man im
Genre live auf der Bühne antreffen kann. Die meisten anderen
Zwei-Mann-Projekte gibt es ja nur im Studio, und wenn doch mal
auf der Bühne, dann mit Session-Verstärkung. Nicht so
die Süddeutschen Celtic/Black Metaller: Nur unterstützt
von Balor am Schlagzeug stand Beliar alleine mit seiner Gitarre
auf der Bühne.
Und nach dem ruhigen Gesang ganz zu Beginn, zusammen mit dem Shirt
einen Tribut an Bathory darstellenden Gesang, wirkte es auch nicht
so, als würden MORRIGAN richtig derben Black Metal
abliefern wollen. Nach dieser Einleitung schafften es die beiden
dann aber ohne Probleme stellenweise eine wüste Raserei zu
erzeugen, die nach deutlich mehr als nur zwei Personen auf der
Bühne klang. Einmal wird das wohl am sehr absichtsvoll klingenden
Verwenden von Rückkopplungen liegen, dann aber auch daran,
dass die Stücke auf wenig Schnickschnack ausgelegt sind,
und schon mit nur einer Gitarre ordentlich reinhauen. In Songs
wie This Bitch Will Burn At Night mit dem sich langsam,
aber stetig bis zu enormer Geschwindigkeit steigernden Mittelteil
jedenfalls wirkt das schon beeindruckend. Ebenfalls beeindruckend
übrigens die Art und Weise wie sich Sänger Beliar mit
seinem Corpsepaint in Szene setzte. Er bekam es wirklich gut hin,
dass das tatsächlich auch mal richtig finster aussah und
perfekt ausgeleuchtet wirkte.
Der enormen Hitze gepaart mit ohnehin angeschlagener Gesundheit
musste ich aber leider irgendwann Tribut zollen, und konnte mir
den Auftritt somit nicht komplett anschauen. Allerdings hatte
im weiteren Verlauf des Abends jeder mit dem ich sprach, nur lobende
Worte für MORRIGAN über, so dass der Auftritt
zweifellos als voller Erfolg zu bewerten ist.
Setlist: Teutates Warcult, Innozenz The 3rd, This Bitch
Will Burn At Night, In Memoriam, To Honour The Brave, The Eye
Of Despair, Beyond The Green Hills, Warstained Iron, When 1000
Candles Cry
Dann wurde
es Zeit für den Headliner des Abends, ::
DENIAL
OF GOD :: Aber zunächst tat sich mal nichts,
lediglich Gitarrist Azter stand nach einer Weile bemalt und angetan
mit einem Umhang auf der Bühne und schrammelte einen einsamen
Soundcheck. Immerhin war inzwischen das Problem mit der Lüftung
behoben, so dass es unten nur noch mäßig heiß
war. Nach einer guten halben Stunde tauchte dann auch der Rest
der Band auf, besonders auffällig: Sänger Ustumallagam,
der zusätzlich zu Corpsepaint und Umhang noch einen Zylinder
trug und mit einem umgedrehten Kreuz bewaffnet war. Und nachdem
man dann noch Ölfackeln, Grablichter und allerhand andere
Requisiten in Gang gesetzt bzw. plaziert hatte, konnte es dann
endlich losgehen. Zum düsteren Keyboard-Intro wartete die
Band auf ihren Einsatz, und begann dann furios mit The Crypt
Has Eyes. Bei den ersten beiden Songs sah der mit dem Zylinder
headbangende Fronter zwar noch etwas putzig aus, und auch die
Grimassen, die Gitarrist Azter den ganzen Abend durch schnitt,
sahen weniger bedrohlich aus, als das Corpsepaint eigentlich wirken
sollte, aber die Musik konnte von Beginn an überzeugen. Der
typische markante Gesang stand oft deutlich im Vordergrund, wurde
aber immer wieder von unvermittelt einsetzenden überaus ruhigen
Passagen, dann wieder gnadenlos krachenden und vorzüglich
bangtauglichen Midtempo-Riffs abgelöst. Mit den sehr ruhigen
Stellen konnten zumindest einige im Publikum leider nicht viel
anfangen, zwischendurch ertönte z.B. der Ruf, man möge
nun den emotionalen Scheiss weglassen *g* Dass aber eben neben
oft wüstem Geholze auch das schon angedeutete Show-Element
bei DENIAL OF GOD der Band ähnlich wichtig wie die
Musik selber ist, war unschwer zu bemerken, und diese Elementen
wurden des besseren Effekts wegen meist während der ruhigeren
Stellen "zelebriert". So rezitierte Ustumallagam einige
Male finster klingende Verse als Intro, so z.B. als Einleitung
zu The Curse Of The Witch, und bei der Einleitung zu Robbing
The Grave Of The Priest musste gar ein anschliessend in Flammen
aufgehendes Buch dazu herhalten. Hier war dann auch der dramaturgische
Höhepunkt des Gigs, an dem DENIAL OF GOD munter Maden
und blutiges und zum Leidwesen vieler auch weit über das
Verfallsdatum aufbewahrtes rohes Fleisch in die Menge warfen.
Mögen das die meisten erst noch ulkig gefunden haben, war
es aber - als der Geruch der Brocken sich breitzumachen begann
- schnell mit dem Spaß vorbei. Fast alle kämpften mit
der Contenance und/oder ihrem Magen, und nicht wenige verloren
und verließen den Raum. Andere wieder rauchten wie wild
(so wie ich ;)), wieder andere atmeten durchs T-Shirt oder rannten
in einem fort rein und raus. Und dann gab es natürlich die
schmerzbefreiten, die noch freiwillig weiter mit dem ekligen Zeug
herumaasten *würgs*
Schade nur für die, die sich vertreiben ließen, dass
das Finale, wie von mir inständig erhofft, The Horrors
Of Satan, ein absolut genialer 13-Minuten Song, der wirklich
alles hat, was ein Black Metal Song braucht, kam. Und das noch
als Live-Premiere, wie ich später erfuhr. Da kriegte mich
also auch kein Gestank weg... Mit den letzten Tönen in eine
ellenlange Rückkopplung übergehend, verließen
DENIAL OF GOD wortlos und selber ordentlich eingesaut die
Bühne, und hinterließen einen stinkenden und verwüsteten
Keller... Rock'n'Roll Baby ;)
Setlist: The Coming (Intro), The Crypt Has Eyes, Klabautermanden,
Cycle Of The Wolf, Follow Those Who Died, The Curse Of The Witch,
Resurrection Of The Damned, The Book Of Oiufael, Black Horror
Metal, Robbing The Grave Of The Priest, The Horrors Of Satan
Trotz der
klimatischen Probleme und des "anrüchigen" Endes
war es am Ende ein lohnender Abend: NORDAFROST konnten
mit nur drei Mann erneut überzeugen. In anderer Hinsicht
allerdings sind sie momentan nicht zu beneiden, denn sie stellten
an dem Abend die von DENIAL OF GOD zur Gammelfleischtheke
umfunktionierte Backline... da wird sich wohl noch einiges dran
und drin finden und winden. MORRIGAN mit noch einem Mann
weniger kamen beim Publikum sehr gut an, und ich bin froh, als
Abschluss des Abends einen meiner Lieblingssongs live gesehen
zu haben. Gegen 1 ging es dann kurz nach Konzertschluss aber der
Gesundheit zuliebe schon ab nach Hause, man ist ja keine 18 mehr...
Ach ja, eine Anmerkung am Ende: So gelungen das Helvete
auch ist, daran, was so alles an Glas mit in den Konzertraum geschleppt
und anschließend dort zerdeppert wird, muss irgendwie noch
gefeilt werden... bei der dritten Band wurde es da echt ungemütlich,
vor allem wenn Sturztrunkene und sich sehr ausladend bewegende
Leute da quasi mit schwerem Gerät in Form von 1-Liter-Humpen
hantieren.