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2011-05-27 DE – Berlin - Festsaal Kreuzberg

Nach dem wohl erfolgreichen Start des DOOM OVER LEIPZIG Festivals in 2010, haben die Veranstalter für 2011 eine kleinere, 1-Tages- Version als Ableger nach Berlin exportiert. Klasse Idee, denn was man so lesen konnte, war das Leipziger Festival schon eine coole Angelegenheit. 6 Bands für Berlin, die man wahlweise dem großen Feld aus Doom, Post-whatever, Instrumental, Experimental, Drone, Psychedelic und Hardcore zuordnen kann. Die Grenzen sind da ja fliessend…
Für meine Wenigkeit war dies mal wieder eine Entdeckungsreise, denn die ersten drei Bands kannte ich bis dato nicht, von den letzten drei Bands hab ich bisher nur GORILLA MONSOON das eine oder andere Mal live gesehen. Also auf nach Berlin!

:: Fotos ::

Der Festsaal befindet sich im Herzen von Kreuzberg, ein sehr angenehmer Club mit Rundum-Balkon und Biergarten draussen. Alles sehr heimelig und gemütlich. Pi mal Daumen passen 500 Leute rein. Gut 200 waren anwesend, wobei sich wohl ein Drittel immer draussen befand. War ja auch ein lauer Abend ;) Das SO36 ist um die Ecke und auch der C-Club ist nicht weit weg. Und überhaupt ist das so was von eine lebhafte, brodelnde Gegend… irre. Am Wochenende schlafen tut da keiner *lach* Ich erinnere mich da an das Friction Fest im letzten Jahr, anderer Stadtteil, gleiche verrückte Atmosphäre. Vielleicht sollte ich umziehen…

Meine Wenigkeit ist spät dran, hatte verpennt und durfte den vollen Wochenendverkehr auf der Achse des Bösen geniessen. Aber, surprise, surprise… Parkplatz vor der Tür gefunden, Bett in Beschlag genommen, aufgefrischt und ab ging’s. Das DOOM OVER BERLIN zeigt sich gleichermaßen gnädig und verspätet sich exakt um dieselbe halbe Stunde :)

Heisst, ich stehe pünktlich zum Festivalbeginn vor der Bühne, als die Holländer von :: TONER LOW :: loslegen. Ich kannte die Band vorher nicht, war aber vom ersten Moment an begeistert. Electric Wizard lassen grüssen. Nur fahren TONER LOW die deutlich fetteren Monster-Riffs auf. Unglaublich dichte und intensive Gitarren/Bass-Wände türmen sich da auf, runtergestimmt bis zum geht nicht mehr. Dazu spacige wie dronige Samples und ne psychedelisch-bunte Visualisierung auf der Leinwand als einzige Lichtquelle. Das ist pure Hypnose. Der Gesang ist allerdings einigermaßen untergegangen. Fehlte eigentlich nur noch was Passendes zum Rauchen… Das war fett! Und ich hab mir definitiv zu wenige CDs gekauft. Ich empfehle dringenst TONER LOW - II ;)

Danach erstmal ein Bier, das Handy geschrottet (so ein blödes Ding) und sich umgeschaut. Bei den Leipzigern :: KASAN :: handelt es sich dann auch, zumindest bei Gitarist Eldar Fano, um den Veranstalter des DOOM OVER BERLIN bzw. von Doom Over Leipzig. Das Quartett spielt instrumentalen Post-Zeugs/Rock mit verschiedenen Einflüssen. Deutlich ruhiger, schon fast Ambient-like, mehr was zum träumen und Seele baumeln lassen. Die Band gibt es seit 2007, seit 2009 haben sie, neben dem Demo, eine EP namens Soma draussen. Und wie zu lesen ist, soll es im Sommer dann auch endlich ein Album geben. KASAN waren so was wie das Chillout zwischen Toner Low und den nun folgenden Rorcal. Klever arrangiert die Bands… ;)

Die Schweizer :: RORCAL :: rüttelten hernach nämlich mit allen (musikalischen) Mitteln nicht nur an den Grundfesten des Festsaals, sondern generell am menschlichen Dasein. Optisch mit nur 4 Kerzen und 2 Strobos bestückt, rückt man dem Publikum mit ultrabrutalen Sounds zu Leibe, zelebriert die Langsamkeit zwischen Doom, Core und Drone und öffnet dabei alles Verfügbare an menschlichen Abgründen. Krass. Man möchte meinen, schwärzer, finsterer, brutaler und abgründiger geht es nicht mehr. Ich werde an diesem Abend noch eines Besseren belehrt werden. Für den persönlichen Weltuntergang sei dem Gepeinigten RORCALs fünftes Album, den 70-minütigen, nur aus einem Song bestehenden Monolithen Heliogabalus wärmstens ans Herz gelegt. Noch eine unvergessliche Neuentdeckung… für meine Wenigkeit ;)

Für den Rest des Abends bewege ich mich dann in bekannte Gefielde, zumindest musikalisch. :: GORILLA MONSOON :: gehören bekanntermaßen zu meinen Faves und ich hab die Dresdener ja nun auch schon einige Male live gesehen. Wieder einmal muss ich dem Veranstalter eine grandiose Bandauswahl und somit Abwechslung zugestehen. Sechs Bands hintereinander vom Format Celeste und Rorcal… und ich wär vermutlich von der nächsten Brücke gesprungen… *lach*
Was als erstes auffällt, Mr. Jack Sabbath hat Haare gelassen, bis auf einen 0,5 mm (und somit noch kaum sichtbaren) Streifen. Und es gibt einen neuen Gitarristen namens K.K. (Artless), nachdem Phil im Februar die Band verlassen hat. Es wurde ein neuer Song gespielt, der "Kuschelsong", bis dato also noch namenlos und ich kann mich leider nicht mehr erinnern, ob dies der Song ist, welcher bereits auf der 2010er Tour mit Disbelief gespielt wurde. Da hiess der Song noch "The Dark Side" ;) Und ü
berhaupt empfand in das Set als vieeeel zu kurz. Extermination Hammer wurde natürlich nicht gespielt *grrrr* Haben die eigentlich schon jemals den Song live gespielt? Merch-Kram gab es auch nicht. Nichtsdestotrotz, wer GORILLA MONSOON kennt, weiss, was er live bekommt und das tritt so dermassen den Allerwertesten, das ist einfach so was von geil! Klasse.
Apropos… dank des Hostel Menschen nachts um 3 weiss ich jetzt auch, das GORILLA MONSOON (Bob Marella) mal ein Wrestler und Kommentator war. Man lernt nie aus ;)
Setlist: Intro, Law'n'Order, Damage King, 50 $ Whore, (new song), Death Revolution, My Way, Codeine Commander, Born To Lose

Böse, ganz, ganz böse… :: CELESTE ::! Die Franzosen kenn ich zwar von deren Alben her, hatte sie bis dato aber noch nie live gesehen. Aus Erzählungen wusste ich jedoch, dass deren Shows so ziemlich das Extremste in diesem Sektor sind. Und yep, auch wenn ich hier nur die Worte eines Freundes bemühe: CELESTE sind purer Hass! Purer Schmerz und purer Abgrund! Und dafür musste es Drumherum pechschwarz sein. Es dauerte also eine Weile, bis wirklich alle Lampen, der Beamer und selbst der Merch komplett dunkel waren. Das Quartett aus Lyon agierte mit roten Stirnlampen als einzige Lichtquelle, um die Pedals zu finden, viel Nebel und einem einzelnen Stroboskop. Intensiver geht’s nimmer! Die Show nimmt regelrecht klaustrophobische Züge an, man wähnt sich in einem Alptraum. Dummer-, dummerweise riss dem Bassisten beim zweiten Song die E-Saite. Also Licht wieder an. Dann hat er keine Ersatzsaiten mehr oder findet sie nicht und muss Rorcal’s Bassisten Bruno bemühen, ihm eine zu leihen. Der muss aber erstmal gefunden werden… Das ganze Debakel verursacht eine 20-minütige Unterbrechung und killt natürlich jede Atmosphäre, die hinterher auch nicht mehr so wiederhergestellt werden kann. Zu doof, ehrlich. Heisst dann aber auch im Umkehrschluss: ich muss CELESTE noch mal live sehen ;)

:: DIRGE :: hatte ich bis dato auch noch nie live gesehen, was aber daran liegt, dass sich die Franzosen bisher noch nie in Deutschland haben blicken lassen ;) DIRGE auf dem Billing waren für mich dann auch der ausschlaggebende Grund überhaupt das DOOM OVER BERLIN zu beehren ;) Nun denn, zu nächtlicher Stunde, als das Festival laut Running Order eigentlich schon zu Ende sein sollte, enterten die Franzosen also erst die Bühne. Der Umbau hatte ein wenig länger gedauert, weil das Equipment komplett ausgetauscht wurde. Und DIRGE haben ja so einiges an Effekten und Boards zu verkabeln ;) Außerdem wollte der Beamer nicht mehr so richtig, nachdem ihm ja bei der Vorband der Strom abgedreht wurde. DIRGE haben just ihr drittes Album Elysian Magnetic Fields veröffentlicht, welches sie hier auch live vorgestellt haben. Will heissen, 5 der 8 Songs des neuen Albums wurden hier gespielt, was wiederum bedeutet, das DIRGE gerade mal 45 Minuten auf der Bühne standen. Für einen Headliner und vor allem für eine Band wie DIRGE viel zu kurz.
Generell bleibt zu sagen, auch live haben die Jungs frappierende Ähnlichkeit mit Neurosis… erweitert um das so oft zitierte spezielle Etwas, dass vielen französischen Bands so eigen ist. Auch hier gilt: die muss ich noch mal sehen ;)
Setlist: Morphée Rouge, Falling, Obsidian, Elysian Magnetic Fields, Cocoon

Damit findet das DOOM OVER BERLIN zu nächtlicher Stunde sein Ende. Ich tausche Geld gegen CDs und schlendere noch ein bisschen durch Kreuzberg. Überall ist noch irre viel los, als hätte der Abend grad erst angefangen. Ich bin hungrig wie ein Wolf und verzweifle einmal mehr an meinem Handy. Ich sehe meine samstäglichen Pläne dahinschwinden… Zurück im Hostel find ich immer noch keine Ruhe, bin rastlos und aufgedreht, quatsche hier und da und verzieh mich dann in mein „Austria“-Zimmer (rot-weiß-rot angemalt) *lach* Schlafen??? Nachts um 3? No way! Ich glaub, um 6 wurde es ein wenig ruhiger…
Dann schauen wir mal, was Eldar & Co. für das DOOM OVER LEIPZIG so vorbereiten ;) Und wie es aussieht, wird es auch im nächsten Jahr wieder ein DOOM OVER BERLIN geben. Ich bitte darum! Oh, und verdammt noch mal, ich hätte gern ein DOOM OVER Münster? Essen? Bochum? Sowas!

 

story & pics © Dajana