Nach
dem wohl erfolgreichen Start des DOOM OVER LEIPZIG Festivals
in 2010, haben die Veranstalter für 2011 eine kleinere, 1-Tages-
Version als Ableger nach Berlin exportiert. Klasse Idee, denn
was man so lesen konnte, war das Leipziger Festival schon eine
coole Angelegenheit. 6 Bands für Berlin, die man wahlweise
dem großen Feld aus Doom, Post-whatever, Instrumental, Experimental,
Drone, Psychedelic und Hardcore zuordnen kann. Die Grenzen sind
da ja fliessend…
Für meine Wenigkeit war dies mal wieder eine Entdeckungsreise,
denn die ersten drei Bands kannte ich bis dato nicht, von den
letzten drei Bands hab ich bisher nur GORILLA MONSOON das
eine oder andere Mal live gesehen. Also auf nach Berlin!
::
Fotos ::
Der Festsaal
befindet sich im Herzen von Kreuzberg, ein sehr angenehmer Club
mit Rundum-Balkon und Biergarten draussen. Alles sehr heimelig
und gemütlich. Pi mal Daumen passen 500 Leute rein. Gut 200
waren anwesend, wobei sich wohl ein Drittel immer draussen befand.
War ja auch ein lauer Abend ;) Das SO36 ist um die Ecke und auch
der C-Club ist nicht weit weg. Und überhaupt ist das so was
von eine lebhafte, brodelnde Gegend… irre. Am Wochenende
schlafen tut da keiner *lach* Ich erinnere mich da an das Friction
Fest im letzten Jahr, anderer Stadtteil, gleiche verrückte
Atmosphäre. Vielleicht sollte ich umziehen…
Meine Wenigkeit
ist spät dran, hatte verpennt und durfte den vollen Wochenendverkehr
auf der Achse des Bösen geniessen. Aber, surprise, surprise…
Parkplatz vor der Tür gefunden, Bett in Beschlag genommen,
aufgefrischt und ab ging’s. Das DOOM OVER BERLIN
zeigt sich gleichermaßen gnädig und verspätet
sich exakt um dieselbe halbe Stunde :)
Heisst, ich
stehe pünktlich zum Festivalbeginn vor der Bühne, als
die Holländer von :: TONER
LOW :: loslegen. Ich kannte die Band vorher nicht,
war aber vom ersten Moment an begeistert. Electric Wizard lassen
grüssen. Nur fahren TONER LOW die deutlich fetteren
Monster-Riffs auf. Unglaublich dichte und intensive Gitarren/Bass-Wände
türmen sich da auf, runtergestimmt bis zum geht nicht mehr.
Dazu spacige wie dronige Samples und ne psychedelisch-bunte Visualisierung
auf der Leinwand als einzige Lichtquelle. Das ist pure Hypnose.
Der Gesang ist allerdings einigermaßen untergegangen. Fehlte
eigentlich nur noch was Passendes zum Rauchen… Das war fett!
Und ich hab mir definitiv zu wenige CDs gekauft. Ich empfehle
dringenst TONER LOW - II ;)
Danach erstmal
ein Bier, das Handy geschrottet (so ein blödes Ding) und
sich umgeschaut. Bei den Leipzigern ::
KASAN
:: handelt es sich dann auch, zumindest bei Gitarist
Eldar Fano, um den Veranstalter des DOOM OVER BERLIN bzw.
von Doom Over Leipzig. Das Quartett spielt instrumentalen Post-Zeugs/Rock
mit verschiedenen Einflüssen. Deutlich ruhiger, schon fast
Ambient-like, mehr was zum träumen und Seele baumeln lassen.
Die Band gibt es seit 2007, seit 2009 haben sie, neben dem Demo,
eine EP namens Soma draussen. Und wie zu lesen ist,
soll es im Sommer dann auch endlich ein Album geben. KASAN
waren so was wie das Chillout zwischen Toner Low und den nun folgenden
Rorcal. Klever arrangiert die Bands… ;)
Die Schweizer
:: RORCAL
:: rüttelten hernach nämlich mit allen (musikalischen)
Mitteln nicht nur an den Grundfesten des Festsaals, sondern generell
am menschlichen Dasein. Optisch mit nur 4 Kerzen und 2 Strobos
bestückt, rückt man dem Publikum mit ultrabrutalen Sounds
zu Leibe, zelebriert die Langsamkeit zwischen Doom, Core und Drone
und öffnet dabei alles Verfügbare an menschlichen Abgründen.
Krass. Man möchte meinen, schwärzer, finsterer, brutaler
und abgründiger geht es nicht mehr. Ich werde an diesem Abend
noch eines Besseren belehrt werden. Für den persönlichen
Weltuntergang sei dem Gepeinigten RORCALs fünftes
Album, den 70-minütigen, nur aus einem Song bestehenden Monolithen
Heliogabalus wärmstens ans Herz gelegt. Noch
eine unvergessliche Neuentdeckung… für meine Wenigkeit
;)
Für den
Rest des Abends bewege ich mich dann in bekannte Gefielde, zumindest
musikalisch. :: GORILLA
MONSOON :: gehören bekanntermaßen zu
meinen Faves und ich hab die Dresdener ja nun auch schon einige
Male live gesehen. Wieder einmal muss ich dem Veranstalter eine
grandiose Bandauswahl und somit Abwechslung zugestehen. Sechs
Bands hintereinander vom Format Celeste und Rorcal… und
ich wär vermutlich von der nächsten Brücke gesprungen…
*lach*
Was als erstes auffällt, Mr. Jack Sabbath hat Haare gelassen,
bis auf einen 0,5 mm (und somit noch kaum sichtbaren) Streifen.
Und es gibt einen neuen Gitarristen namens K.K. (Artless), nachdem
Phil im Februar die Band verlassen hat. Es wurde ein neuer Song
gespielt, der "Kuschelsong", bis dato also noch namenlos
und ich kann mich leider nicht mehr erinnern, ob dies der Song
ist, welcher bereits auf der 2010er Tour mit Disbelief gespielt
wurde. Da hiess der Song noch "The Dark Side" ;) Und
überhaupt
empfand in das Set als vieeeel zu kurz. Extermination Hammer
wurde natürlich nicht gespielt *grrrr* Haben die eigentlich
schon jemals den Song live gespielt? Merch-Kram gab es auch nicht.
Nichtsdestotrotz, wer GORILLA MONSOON kennt, weiss, was
er live bekommt und das tritt so dermassen den Allerwertesten,
das ist einfach so was von geil! Klasse.
Apropos… dank des Hostel Menschen nachts um 3 weiss ich
jetzt auch, das GORILLA MONSOON (Bob Marella) mal ein Wrestler
und Kommentator war. Man lernt nie aus ;)
Setlist: Intro, Law'n'Order, Damage King, 50 $ Whore,
(new song), Death Revolution, My Way, Codeine Commander, Born
To Lose
Böse,
ganz, ganz böse… :: CELESTE
::! Die Franzosen kenn ich zwar von deren Alben her,
hatte sie bis dato aber noch nie live gesehen. Aus Erzählungen
wusste ich jedoch, dass deren Shows so ziemlich das Extremste
in diesem Sektor sind. Und yep, auch wenn ich hier nur die Worte
eines Freundes bemühe: CELESTE sind purer Hass! Purer
Schmerz und purer Abgrund! Und dafür musste es Drumherum
pechschwarz sein. Es dauerte also eine Weile, bis wirklich alle
Lampen, der Beamer und selbst der Merch komplett dunkel waren.
Das Quartett aus Lyon agierte mit roten Stirnlampen als einzige
Lichtquelle, um die Pedals zu finden, viel Nebel und einem einzelnen
Stroboskop. Intensiver geht’s nimmer! Die Show nimmt regelrecht
klaustrophobische Züge an, man wähnt sich in einem Alptraum.
Dummer-, dummerweise riss dem Bassisten beim zweiten Song die
E-Saite. Also Licht wieder an. Dann hat er keine Ersatzsaiten
mehr oder findet sie nicht und muss Rorcal’s Bassisten Bruno
bemühen, ihm eine zu leihen. Der muss aber erstmal gefunden
werden… Das ganze Debakel verursacht eine 20-minütige
Unterbrechung und killt natürlich jede Atmosphäre, die
hinterher auch nicht mehr so wiederhergestellt werden kann. Zu
doof, ehrlich. Heisst dann aber auch im Umkehrschluss: ich muss
CELESTE noch mal live sehen ;)
::
DIRGE
:: hatte ich bis dato auch noch nie live gesehen, was
aber daran liegt, dass sich die Franzosen bisher noch nie in Deutschland
haben blicken lassen ;) DIRGE auf dem Billing waren für
mich dann auch der ausschlaggebende Grund überhaupt das DOOM
OVER BERLIN zu beehren ;) Nun denn, zu nächtlicher Stunde,
als das Festival laut Running Order eigentlich schon zu Ende sein
sollte, enterten die Franzosen also erst die Bühne. Der Umbau
hatte ein wenig länger gedauert, weil das Equipment komplett
ausgetauscht wurde. Und DIRGE haben ja so einiges an Effekten
und Boards zu verkabeln ;) Außerdem wollte der Beamer nicht
mehr so richtig, nachdem ihm ja bei der Vorband der Strom abgedreht
wurde. DIRGE haben just ihr drittes Album Elysian
Magnetic Fields veröffentlicht, welches sie hier
auch live vorgestellt haben. Will heissen, 5 der 8 Songs des neuen
Albums wurden hier gespielt, was wiederum bedeutet, das DIRGE
gerade mal 45 Minuten auf der Bühne standen. Für einen
Headliner und vor allem für eine Band wie DIRGE viel
zu kurz.
Generell bleibt zu sagen, auch live haben die Jungs frappierende
Ähnlichkeit mit Neurosis… erweitert um das so oft zitierte
spezielle Etwas, dass vielen französischen Bands so eigen
ist. Auch hier gilt: die muss ich noch mal sehen ;)
Setlist: Morphée Rouge, Falling, Obsidian, Elysian
Magnetic Fields, Cocoon
Damit findet
das DOOM OVER BERLIN zu nächtlicher Stunde sein Ende.
Ich tausche Geld gegen CDs und schlendere noch ein bisschen durch
Kreuzberg. Überall ist noch irre viel los, als hätte
der Abend grad erst angefangen. Ich bin hungrig wie ein Wolf und
verzweifle einmal mehr an meinem Handy. Ich sehe meine samstäglichen
Pläne dahinschwinden… Zurück im Hostel find ich
immer noch keine Ruhe, bin rastlos und aufgedreht, quatsche hier
und da und verzieh mich dann in mein „Austria“-Zimmer
(rot-weiß-rot angemalt) *lach* Schlafen??? Nachts um 3?
No way! Ich glaub, um 6 wurde es ein wenig ruhiger…
Dann schauen wir mal, was Eldar & Co. für das DOOM
OVER LEIPZIG so vorbereiten ;) Und wie es aussieht, wird es
auch im nächsten Jahr wieder ein DOOM OVER BERLIN
geben. Ich bitte darum! Oh, und verdammt noch mal, ich hätte
gern ein DOOM OVER Münster? Essen? Bochum? Sowas!