Wisst
ihr was wirklich aufregend ist? Wenn man eine seiner Lieblingsbands
live erleben kann, kurz nachdem sie ein neues Album herausgebracht
hatte. - Und wenn es sich dann auch noch um DREAM THEATER
handelt und um ihr Spitzenalbum Systematic
Chaos, dann gibt es keine Halten mehr.
Es sei denn, man gerät kurz vor Bonn in einen fiesen Stau
und vergibt damit die letzte Chance auf einen der Plätze
in den ersten Reihen.
Schwamm drüber! Am Museumsplatz angekommen, sind wir vom
Ambiente schon sehr beeindruckt. Das Wetter spielt auch mit, ein
letzter Schauer geht nieder, während schon sehr viele Fans,
junge und ältere, Metal und nicht-Metal, darauf warten, dass
die Tore geöffnet werden. Vielversprechendes klingt vom ausgiebigen
Soundcheck herüber.
Pünktlich darf das Konzertgelände gestürmt werden
– ca. 10. Reihe – na gut! Noch schnell was essen und
trinken – ich sterbe vor Hunger. Hey, und was die da haben:
nicht 'ne Pommes mit Bratwurst, nein! Chiabatta mit diversen Auflagen,
sehr nett aussehende Giros Pita usw. Ja, wir befinden uns mitten
zwischen hochkarätigen Kulturtempeln!
Um 22:00 Uhr
sollen sich die Tore hier wieder schließen, also beginnen
:: RIVERSIDE
:: ihr Programm um Punkt 18:00. Die vier Polen
liefern eine souveräne, wenn auch unserer Meinung nach recht
einfallslose Show ab. Ihre Musik ist unseres Erachtens etwas monoton.
Piotr Grudzinski ist ein ordentlicher Gitarrist mit ausbaufähigem
Können, aber sehr hartem, unangenehmem Anschlag. Michal Lapaj
an den Keyboards würde uns besser gefallen, wenn er nicht
nur Flächen spielte, sondern auch mal ein wenig mehr versucht
“den Rudess” zu machen. Piotr Kozieradzki (Drums)
und Mariusz Duda (Bass, Vocals) sind ordentlich, aber wir können
mit Mariusz Gesang nicht so viel anfangen. RIVERSIDE
haben vielversprechende Ansätze, wie sie schon auf ihren
Alben zeigten. Trotzdem liegt noch einiges an Weg vor ihnen, um
mit den großen im Prog mitzuhalten.
Gut, als Support für DREAM THEATER hat man
es auch nicht leicht! Deswegen: prima Vorband, aber wir wollen
den Headliner!
Der Umbau
ist schnell gemacht. Nach einigen Beifallswellen kommen die vier
Amis auch gut gelaunt und hoch motiviert zu den Klängen von
Overture 1928 auf die Bühne. James lässt sich
erst zu seinem Einsatz in Strange Deja-Vu blicken und
singt sich dann in Hochform. Während der gesamten Show sprintet
er von Bühnenecke zu Bühnenecke und man könnte
meinen, er sei überall. Er legt zwischenzeitlich mal den
Arm um die anderen Musiker und lässt so auch das Publikum
spüren, wie gut die Stimmung in der Band sein muss. Das quittieren
die Fans mit einer tollen Atmosphäre; es wird von der ersten
bis zur letzten Note alles aus vollem Halse mitgesungen, Soli
werden beklatscht – ja wenn die nicht beklatschenswert sind,
wissen wir auch nicht. Jordan ist leider etwas weit hinten auf
der Bühne und die Keyboards sind auch etwas leise abgemischt,
aber The Wizard kann es eben! Und John Petrucci? Er kommt im Gegensatz
zu 2005 sehr locker und entspannt rüber, spielt wie ein junger
Gott, lächelt, rockt – wow, dieses Solo in Constant
Motion! Das muss man gesehen haben, aber nicht nur das! John
Myung ist wie immer der ruhende Pol vorn am Bühnenrand. Hoch
konzentriert entlockt er seinem Bass den typischen Groove, aber
geht emotional auch voll mit. Was bleibt noch zu sagen –
ach ja, Mike! Das Energiebündel vom Dienst. Er schaut über
sein Instrument hinweg und strahlt – ich habe ihn und JP
noch am besten im Visier heute. Er scheint ebenso begeistert zu
sein, wie die Leute vor der Bühne und der Funke springt über
– hin und her, hin und her.
Für Bonn hatten sie entschieden, die gesamte Images
And Words zu spielen, die Scheibe gibt es ja nun
seit 15 Jahren. Sie haben die Songs ihrem Können angepasst
und doch erheblich ausgebaut. Vor allem Surrounded wird
mit komplett überarbeitetem Arrangement vorgestellt. Auch
Wait For Sleep hat sich Rudess nochmal vorgenommen –
wie er die Akzentuierung in der Pianobegleitung setzt ist einfach
wunderschön.
Noch zwei klasse Zugaben und schon ist alles wieder vorbei –
zwei Stunden, 10 Minuten. Eigentlich eine ordentliche Spielzeit,
aber uns kommt es vor, als seien es nur ein paar Minuten gewesen.
So haben uns DREAM THEATER mitgerissen und so
bleiben wir zurück, regelrecht traurig, mit dem einzigen
Gedanken: im Oktober sind sie wieder hier, mit Symphony X –
und wir werden wieder dabei sein!
Setlist: Overture 1928/ Strange Deja-Vu/
Panic Attack/ Constant Motion/ Forsaken/ Pull Me Under/ Another
Day/ Take the Time/ Surrounded/ Metropolis, Pt. 1/ Under a Glass
Moon/ Wait for Sleep/ Learning to Live// The Spirit Carries On/
As I Am