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2007-06-16 DE – Bonn - Museumsplatz

Wisst ihr was wirklich aufregend ist? Wenn man eine seiner Lieblingsbands live erleben kann, kurz nachdem sie ein neues Album herausgebracht hatte. - Und wenn es sich dann auch noch um DREAM THEATER handelt und um ihr Spitzenalbum Systematic Chaos, dann gibt es keine Halten mehr.
Es sei denn, man gerät kurz vor Bonn in einen fiesen Stau und vergibt damit die letzte Chance auf einen der Plätze in den ersten Reihen.
Schwamm drüber! Am Museumsplatz angekommen, sind wir vom Ambiente schon sehr beeindruckt. Das Wetter spielt auch mit, ein letzter Schauer geht nieder, während schon sehr viele Fans, junge und ältere, Metal und nicht-Metal, darauf warten, dass die Tore geöffnet werden. Vielversprechendes klingt vom ausgiebigen Soundcheck herüber.
Pünktlich darf das Konzertgelände gestürmt werden – ca. 10. Reihe – na gut! Noch schnell was essen und trinken – ich sterbe vor Hunger. Hey, und was die da haben: nicht 'ne Pommes mit Bratwurst, nein! Chiabatta mit diversen Auflagen, sehr nett aussehende Giros Pita usw. Ja, wir befinden uns mitten zwischen hochkarätigen Kulturtempeln!

Um 22:00 Uhr sollen sich die Tore hier wieder schließen, also beginnen :: RIVERSIDE :: ihr Programm um Punkt 18:00. Die vier Polen liefern eine souveräne, wenn auch unserer Meinung nach recht einfallslose Show ab. Ihre Musik ist unseres Erachtens etwas monoton. Piotr Grudzinski ist ein ordentlicher Gitarrist mit ausbaufähigem Können, aber sehr hartem, unangenehmem Anschlag. Michal Lapaj an den Keyboards würde uns besser gefallen, wenn er nicht nur Flächen spielte, sondern auch mal ein wenig mehr versucht “den Rudess” zu machen. Piotr Kozieradzki (Drums) und Mariusz Duda (Bass, Vocals) sind ordentlich, aber wir können mit Mariusz Gesang nicht so viel anfangen. RIVERSIDE haben vielversprechende Ansätze, wie sie schon auf ihren Alben zeigten. Trotzdem liegt noch einiges an Weg vor ihnen, um mit den großen im Prog mitzuhalten.
Gut, als Support für DREAM THEATER hat man es auch nicht leicht! Deswegen: prima Vorband, aber wir wollen den Headliner!

Der Umbau ist schnell gemacht. Nach einigen Beifallswellen kommen die vier Amis auch gut gelaunt und hoch motiviert zu den Klängen von Overture 1928 auf die Bühne. James lässt sich erst zu seinem Einsatz in Strange Deja-Vu blicken und singt sich dann in Hochform. Während der gesamten Show sprintet er von Bühnenecke zu Bühnenecke und man könnte meinen, er sei überall. Er legt zwischenzeitlich mal den Arm um die anderen Musiker und lässt so auch das Publikum spüren, wie gut die Stimmung in der Band sein muss. Das quittieren die Fans mit einer tollen Atmosphäre; es wird von der ersten bis zur letzten Note alles aus vollem Halse mitgesungen, Soli werden beklatscht – ja wenn die nicht beklatschenswert sind, wissen wir auch nicht. Jordan ist leider etwas weit hinten auf der Bühne und die Keyboards sind auch etwas leise abgemischt, aber The Wizard kann es eben! Und John Petrucci? Er kommt im Gegensatz zu 2005 sehr locker und entspannt rüber, spielt wie ein junger Gott, lächelt, rockt – wow, dieses Solo in Constant Motion! Das muss man gesehen haben, aber nicht nur das! John Myung ist wie immer der ruhende Pol vorn am Bühnenrand. Hoch konzentriert entlockt er seinem Bass den typischen Groove, aber geht emotional auch voll mit. Was bleibt noch zu sagen – ach ja, Mike! Das Energiebündel vom Dienst. Er schaut über sein Instrument hinweg und strahlt – ich habe ihn und JP noch am besten im Visier heute. Er scheint ebenso begeistert zu sein, wie die Leute vor der Bühne und der Funke springt über – hin und her, hin und her.
Für Bonn hatten sie entschieden, die gesamte Images And Words zu spielen, die Scheibe gibt es ja nun seit 15 Jahren. Sie haben die Songs ihrem Können angepasst und doch erheblich ausgebaut. Vor allem Surrounded wird mit komplett überarbeitetem Arrangement vorgestellt. Auch Wait For Sleep hat sich Rudess nochmal vorgenommen – wie er die Akzentuierung in der Pianobegleitung setzt ist einfach wunderschön.
Noch zwei klasse Zugaben und schon ist alles wieder vorbei – zwei Stunden, 10 Minuten. Eigentlich eine ordentliche Spielzeit, aber uns kommt es vor, als seien es nur ein paar Minuten gewesen. So haben uns DREAM THEATER mitgerissen und so bleiben wir zurück, regelrecht traurig, mit dem einzigen Gedanken: im Oktober sind sie wieder hier, mit Symphony X – und wir werden wieder dabei sein!
Setlist: Overture 1928/ Strange Deja-Vu/ Panic Attack/ Constant Motion/ Forsaken/ Pull Me Under/ Another Day/ Take the Time/ Surrounded/ Metropolis, Pt. 1/ Under a Glass Moon/ Wait for Sleep/ Learning to Live// The Spirit Carries On/ As I Am

 

story & pics © Moonchild & Reverend