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SHADOWCAST

 
2003-04-06 AT – Wien - Planet Music
 

Die Entscheidung auf dieses Konzert zu gehen war eine sehr zwiespältige Sache – einerseits sind die älteren Werke der Briten richtig gute Releases gewesen, andererseits hat die Band meiner Meinung nach ihre Glaubwürdigkeit verloren, was besonders an den Songs zu erkennen ist, die zu steril und massenkompatibel klingen. Aber die Neugier trieb mich dann doch ins ausverkaufte Planet Music, wo die vielen Jungvampire und –vampirellas im Publikum bereits aufgeregt in der Gegend herumflatterten.

Den Beginn machten die Österreicher SHADOWCAST, die hiermit auch gleich ihr Livedebüt bestritten. Was mir gleich zu Beginn auffiel: die Band, bei der u.a. Amortis und Cephalic Mitglieder mitwirken und Moritz Neuner (Dornenreich, Korovakill usw.) das Schlagzeug bedient, wirkte Live um einiges härter als auf der CD, die ich ja bereits am Vortag in einer Prelistening Session anhören durfte. Präsentiert wurde eine sehr interessante Mischung aus Elektronik und Metal, die nicht nur mir gut gefiel. Leider war der Sound wiederum der einzig negative Aspekt –bis auf das haben SHADOWCAST aber einen wahrlich guten Einstand geliefert.

Als ich zum ersten Mal gehört habe, dass gerade die Ami Deather IMMOLATION das Vorprogramm bestreiten sollen war die Verwunderung groß, aber die Frage, welcher Mensch denn auf diese „grandiose“ Kombination gekommen war blieb unbeantwortet. Dass der Großteil der Masse nichts mit Musik dieser Gangart anfangen würde war mir klar, umso verwunderlicher war es, als dann doch der eine oder andere seine Mähne schüttelte. IMMOLATION selber lieferten wie gewohnt einen soliden Auftritt, über den man nicht viele Worte verlieren kann – ins Auge ist mir nur Ross Dolans gewaltige Haarpracht gestochen, die anscheinend seit dem Anti X-Mas um ein Stückchen gekürzt wurde.

Die Stimmung im Publikum wurde immer gespannter und die Mädchen und Burschen mit den Schwarzgeschminkten Augen und blassen Wangen drängten immer mehr nach vorne. Eigentlich verwunderlich, dass sich CRADLE OF FILTH kaum Zeit ließen und nach einem kurzen Intro gleich auf die Bühne stürmten um sich von der brodelnden Menge gehörig abfeiern zu lassen. Im Laufe des Abends wurde das Programm so gestaltet, dass von jeder Veröffentlichung zumindest ein Song gespielt wurde, beginnend vom neuen Album Damnation And A Day, hin zu Her Ghost In The Fog von Midian bis hin zu Dusk And Her Embrace, sowie Cruelty And The Beast – während der Song immer per Videowall dokumentiert wurde (meist durch das Albumcover oder das dazugehörige Video – manchmal jedoch auch durch „Support The War“ Schriftzüge, doch dazu später..). Mit von der Partie war außerdem eine Sängerin, die allerdings im linken, hinteren Eck der Bühne ihren Platz bekam, wo man kaum etwas von ihr sehen konnte. Das Stageacting war natürlich Show pur, der kleine Dani kreischte ins Mikro was das Zeug hielt und wurde von den weiblichen Fans in derselben Stimmlage bejubelt während die männlichen Zuschauer mit der Stripperin, die nach dem zweiten Song gelegentlich die Bühne betrat auch etwas zu Sehen bekamen. Nach einer kurzen Umziehpause mit Videountermalung erschienen die Mannen rund um Dani Filth in Netzhemden, was den Mädels neuerlich Anstoß gab laut loszukreischen. Das „neue“ CRADLE Line-Up mit Martin Powell, der mal bei Anathema und My Dying Bride tätig war am Keyboard, Ex-At The Gates Drummer Adrian Erlandsson und Ex- Anathema Basser Dave Pybus (den ich allerdings im neuen Düsteroutfit nicht wieder erkennen konnte) konnte sich auch beweisen, wenn auch die Gitarren teilweise zu leise waren. Zu guter letzt wurden dann mit Ebony Dressed For Sunset und The Forest Whispers My Name noch zwei Stücke des genialen Vempire-Albums gebracht, die sogar mich noch dazu aufrafften, in der schwitzenden Menge mein Haupt zu bewegen. Allerdings war der Spaß nach diesem Schwank in die Vergangenheit nach nur circa einer Stunde Spielzeit auch schon vorbei, eine Zugabe gab es nicht, was der erste Punkt meiner Kritik ist. Aber eine Band, die soviel Geld verdient und so groß ist hat sowas anscheinend nicht mehr nötig. Die zweite sehr störende Sache waren die bereits angesprochenen „Support The War“ Schriftzüge auf der Videoleinwand und die dazugehörige Ansprache. Ob es denn wirklich als politisches Statement oder als billige Provokation gedacht war, als Idol für viele Jugendliche ist es einfach peinlich und dumm politische Aussagen zu tätigen, besonders in Zeiten wie diesen. Summa summarum also eine nett anzusehende Show, allerdings nicht wirklich ernst zu nehmen und aufgrund der beiden Kritikpunkte ein Grund den Kopf zu schütteln…

 
story © Dunja