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MOSHBARKEITEN

ABYSS OF DOOM - LA RESTISTANCE - PAIN IS - FINAL EXIT - DISARMED

 
2005-04-23 AT Wolfsberg - JUZ

Konzerte im JUZ Wolfsberg sind immer wieder ein erfrischendes und gleichzeitig vertrautes Erlebnis. Erfrischend, weil sich die Publikumssituation zumindest auf härteren Veranstaltungen merklich gebessert hat und vertraut, weil die gemütliche Umgebung und Einrichtung im JUZ einen heimeligen Eindruck erweckt. Als Gegenveranstaltung zu den „Mostbarkeiten“ im nahe gelegenen Ort St. Paul, wo es fast ausschließlich um die Herstellung, den Genuss und das Drumherum von Most (bzw. Apfelwein) geht, verstehen sich die „Moshbarkeiten“, die heuer in die erste Runde gingen und hoffentlich noch ein paar Fortsetzungen zur Folge habe werden. Das Wolfsberger Publikum ließ sich nicht lange bitten und erschien äußerst zahlreich. Mit 130 zahlenden Gästen plus Musiker und Crew waren die urigen Gemäuer des Jugendzentrums außerordentlich gut gefüllt und auch stimmungsmäßig passte wieder einmal alles perfekt, was vielleicht von der Durchmischung sämtlicher Szenen herrührt. Von Death Metallern über Punks und Hardcoreler bis hin zu Nu Metal-Kiddies und Normalos war alles vertreten. Nur die rechten Parolenfressen blieben der Veranstaltung glücklicherweise fern.

Kurz nach Sieben legten dann DISARMED los. Dieses lustige Punk-Trio schaffte es im Handumdrehen, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Zeitweise hab ich mich ernsthaft gefragt, wie jemand bitteschön drauf sein muss, wenn jeder einzelne Songs wirklich so was von fröhlich klingt, dass man den Zuckerguss schon fast von den Monitorboxen lecken kann. Egal, unterhaltsam war’s, und auch musikalisch konnte sich die Band, verglichen mit ihrem letzten Auftritt, steigern. Zwar kommt man vom instrumentalen Standpunkt gesehen nicht ganz an die ganz großen Fun-Punk-Vorreiter heran, aber wenigstens trafen Bassist Chris und Gitarrist Mike, die sich den Gesang untereinander teilen, einen Großteil der Töne. Vom Perfektionismus ist man noch recht weit entfernt, aber schließlich ist es noch immer Punkrock, und die Show der Jungs hat auf alle Fälle gepasst, wie auch der Sound, der um diese Zeit noch recht differenziert und klar an meine Ohren drang. Ein wenig Abwechslung in den Songs wäre mir trotzdem recht gewesen, vielleicht der eine oder andere Tempowechsel oder eine kleiner Stimmungsänderung. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, besonders bei einer so jungen Gruppe.

FINAL EXIT aus Bleiburg brachten einen ganzen Haufen Fans und einen eigenen Soundtechniker mit, wobei sich zumindest letzteres als relativ wirkungslos erwies. Verbessert wurde der vorherrschende gute Gesamtsound zumindest nicht, als die vierköpfige Truppe die Bühne bestieg, um ihre Livepremiere im Bezirk Wolfsberg zu feiern. Was geboten wurde, war nichts anderes als leicht melancholischer Rock, dessen Qualitätslevel von Song zu Song unterschiedlich hoch angelegt war. Während ein paar Stücke eher langatmig wirkten und keine richtigen Höhepunkte aufweisen konnten, feuerten FINAL EXIT doch eine ansehliche Zahl an richtig guten Ohrwurmsongs ins Publikum. Das Stageacting beschränkte sich zwar größtenteils auf den zweiten Gitarristen, der alle möglichen Guitarheroe-Posen zum Besten gab, was aber durch die ersichtliche Spielfreude wieder ausgeglichen wurde.

Leicht verwaschen klang der Sound bei PAIN IS aus St. Paul, die sich davon aber nicht beirren ließen und eine akzeptable Show ablieferten. Ihren Stil zu definieren erscheint ein wenig schwierig, aber grob gesagt handelt es sich um modernen Metal mit zahlreichen Thrash-Einflüssen. Auf Abwechslung wird Wert gelegt, aber dass man es damit auch übertreiben kann, zeigt der fast immer unpassende Effektgesang, der mit Tonnen von Hall und Delay ausgestattet wurde – überflüssig. Ansonsten gab es nicht viel zu meckern, denn PAIN IS hatten das Publikum fest in der Hand, welches die Leistungen der Gruppe mit Applaus und – am Ende des Sets – mit Zugaberufen honorierte. Die Zugabe kam dann in Form einer Coverversion von Gold, Platin und Diamant von den Mölltalern. Netter Gag…

Die Melodic Deather von LA RESISTANCE aus der Steiermark waren ja eigentlich als Headliner angekündigt, tauschten aber kurzfristig die Rollen mit ABYSS OF DOOM. Die musikalische Darbietung zu beurteilen fällt schwer, da der Sound an seinem absoluten Tiefpunkt angelangt war. Mehr als überlautes Dröhnen war nicht mehr auszumachen, was bei der Vielzahl an melodischen Teilen der Songs nicht gerade von Vorteil war. Auch das Publikum zog es vor, sich an der Theke zu erfrischen, weshalb der Konzertraum bedeutend leerer war als zuvor. Die Band nahm es mit Humor („Wieder ein Saal, den wir leergefegt haben“) und legte auch danach noch genug Spielfreude an den Tag, um die verbliebenen Gäste zu begeistern.

Die Wolfsberger ABYSS OF DOOM könnte man ja schon fast als die Hausband des JUZ Wolfsberg bezeichnen. Die Zahl der Konzerte, welche das Quartett in dieser Location bereits absolviert hat, liegt außergewöhnlich hoch über dem wolfsbergerischen Standart. Trotz der späten Uhrzeit war im Konzertsaal wieder einiges los, vorwiegend natürlich Wolfsberger Fans, die ihre Favoriten abfeierten. Enttäuscht wurden sie von ABYSS OF DOOM nicht, denn sie boten ihren gewohnten Mix aus brutalem Death Metal, massiven Thrash Einflüssen und filigraner Gitarrenarbeit und konnten auf diese Weise beim Auditorium punkten. Gespielt wurden sowohl neue Songs, wie zB Racial Hatred Without Sense, als auch Stücke von der aktuellen Demo-CD Astonishing Drunk. Vor allem der Alltime-Fave Massmurder Superstar kam wie erwartet gut an. Das Stageacting war wieder einmal sehr metal-like mit viel Headbanging (auch beim Drummer) und typischen Fuß-auf-Monitorbox-Posen. Trotzdem sollte diese junge Band darauf achten, die Wolfsberger Konzertbesucher nicht mit einer Überpräsenz auf dem Livesektor zu strapazieren, denn sonst könnte es mit dem Interesse an der Band schnell wieder bergab gehen.

Die „Moshbarkeiten“ waren eine Investition, die sich gelohnt hat. Fünf Bands für vier Euro (drei Euro im Vorverkauf) kann man getrost als Value-for-Money bezeichnen, auch wenn nicht alle Performances gleich gut ausgefallen sind. Auf eine Fortsetzung freue ich mich jetzt schon.

 
story © Polsi