Bereits
zum dritten Mal innerhalb von 18 Monaten verschlug es die Neo-Trasher
SOILWORK
in unsere Breiten. Was mich bereits bei Lacuna Coil vor kurzem
etwas verwunderte, warf bei mir im Vorfeld bei den 6 Schweden
noch mehr Fragen auf. Ohne ein neues Album im Gepäck - würden
sie der Headliner-Position auch gerecht werden können? Mit
den Melodic Deathern THE
FORSAKEN im Gepäck und zwei lokalen Acts sollte
es aber in jedem Fall ein ganz netter Abend werden...
Die Tiroler SYCOTRAP
eröffneten den Reigen und versuchten, ordentlich
Gas zu geben. Dabei waren sie ein gutes Beispiel, dass mega-tief
gestimmte Gitarren nicht immer mit Härte gleichzusetzen sind.
Denn obwohl sich der Fünfer sichtlich routiniert zeigte,
hörte man außer brachialster Verzerrung und fettem
Bass eigentlich musikalisch rein gar nichts bis auf die etwas
einfallslosen Drums und den teilweise ganz guten Gesang. Schade,
denn mit besserem Sound hätte mir der Fünfer durchaus
gefallen können, selbst wenn die ewigen Wortwiederholung
in den Refrains („Das Tier…Das Tier…Das Tier….“
– arrrggghhh!) doch arg nervten und hier eindeutig Verbesserung
notwendig ist.
LORDS
OF DECADENCE waren mir dann ein völlig unbekannter
Name am österreichischen Metal-Sektor, was sich nach dem
Auftritt aber geändert haben sollte. Eine aufstrebende Wiener
Band, die eine Spielfreude an den Tag legte und technisch bei
weitem vor anderen nationalen Demo-Bands einzuordnen sind. Mit
ihrem (very) Melodic "Death" Metal konnten sie wahrlich
begeistern und verwendeten diesen Support-Gig gleichzeitig als
CD-Präsentation ihrer neuen Studioproduktion Cognitive
Note Of Dischord. Doch selbst wenn das Quintett
spielerisch und songwriterisch einiges zu bieten hat, so bleibt
ein (großes) Manko: die Eigenständigkeit. LORDS
OF DECADENCE klauen fast schon penetrant an Genreleadern
wie Children Of Bodom und - eben - Soilwork. Songstrukturen, die
fast 1:1 abgekupfert wurden, sprechen hier eindeutig gegen die
Band, da kann sie können was sie will. Störend neben
den komischen Vocals des Bassisten auch das ständige Erwähnen
der neuen CD. Nach zweimaliger Ansage wissen wir's, dass muss
uns nicht nach jedem Song noch mal eingetrichtert werden! Und
obwohl LORDS
OF DECADENCE einen weitaus besseren Sound als der
Opener hatten, machte sich ein Problem bemerkbar, welches sich
als symptomatisch für den Rest des Abends zeigen würde.
Der Gitarrensound war nur in den Höhen klar, gänzliche
Rhythmusteile gingen ziemlich unter...
Bei
den Schweden THE
FORSAKEN wurden anschließend keine Gefangenen
gemacht. Schweden-Death der älteren (und härteren) Schule
vermengt mit brutalem Ami-Death - eigentlich eine tolle Mischung,
die die 5 Jungs auch beherrschen. Immerhin hat die Band bereits
3 Full-Length Alben in 4 Jahren veröffentlicht und präsentierte
somit ein Best-of-Set aus diesen. Leider fiel die präzise
Frickelei aber teilweise wieder dem Soundbrei zum Opfer, ebenso
die Bass-Drum, die ziemlich dahinschwabberte und eigentlich nur
im Bauch zu spüren war. Den Fans machte es aber sichtlich
Spaß und THE
FORSAKEN sorgten ordentlich für Stimmung,
wohl auch dank des neuen/angeheuerten(?) Bassisten, der sich äußerst
sympathisch um Publikumskontakt bemühte. Mit dem auf dem
aktuellen Album Traces Of the Past gecoverten
„Blackend“ von Metallica rastete das Publikum dann
gänzlich aus, während die Band sich hier in Sachen Geschwindigkeit
fast selbst überholte. Unglaublich! Ein solider Gig, der
jedoch gegen Ende doch ein wenig anstrengend und gleichförmig
wurde...
Nachdem
die Stimmung zu diesem Zeitpunkt bereits großartig war,
konnten SOILWORK
eigentlich nichts mehr falsch machen. Die etwa 400 Anwesenden
waren heiß auf die sechs Schweden. Nach etwas längerer
Umbaupause ging’s nach einem kurzen Intro schnurstracks
mit dem Titeltrack des aktuellen Albums, Figure Number Five,
los. Shouter Björn "Speed" Streed hatte das rote
Ferrari-Shirt der letzten Auftritte gegen ein blaues Hemd inkl.
Krawatte getauscht und wirkte irgendwie ziemlich strange, wohl
auch wegen dem ständigen Grinsen, wenn er gerade nichts zu
tun hatte. Man merkte auch, dass SOILWORK
nach wie vor auf einem Höhenflug sind...Irgendwie wirkte
der Frontmann mit seiner Glatze nämlich schon fast wie der
Fred Durst des extremen Metals. Dass das Sextett aber ihren Status
jedoch verdient hatte, zeigte ihr Set, das zwar alle Alben mit
mindestens einem Song würdigte, das Hauptaugenmerk natürlich
aber auf den letzten zwei Alben ließ. So feuerten die Jungs
u.a. Like The Average Stalker, The Flameout, den Überhit
As We Apeak, The Bringer, Light The Torch
und meinen Lieblingssong Overload ins Publikum und ließen
sich frenetisch bejubeln. Dass die NuTrasher mittlerweile auch
weniger "metallische" Leute ansprechen zeigte der teilweise
doch junge Altersschnitt, die spärlicher gesäten Metal-Shirt-Träger
und auch die beeindruckenden Jump-Orgien, zu denen sich die Menge
(ungewohnterweise) hinreißen ließ und zu denen die
Band immer wieder aufmunterte. Doch selbst beim Headliner war
der Sound etwas matschig, worunter wieder vor allem die Gitarren
zu leiden hatten. Teilweise hatte ich doch arg Probleme, den Anfang
eines Songs zu erkennen, obwohl mir die Alben vertraut sind.
Nach
ein paar Zugaben war der Abend auch schon wieder gelaufen und
alle glücklich. SOILWORK
gehören mittlerweile zu Routiniers, keine Frage, einzig und
allein Speed sollte sein Ego ein kleinwenig zurückstellen,
da er schon fast zu "cool" auf der Bühne steht,
was zum Rest der Band nicht mehr ganz passt. Fazit: Netter Abend
mit einem würdigen Headliner. |