[Dajana] EARTH gelten weithin als die Pioniere des Doom Drone. 1989 gegründet, haben EARTH mittlerweile einen legendären Ruf und einen immensen Einfluß auf die Doom/Drone Szene. Man denke nur daran, das sich Sunn O))) zum Beispiel einst als EARTH Tribute Band gründete… EARTH haben 2014 ihr nunmehr 10. Album Primitive And Deadly veröffentlicht, mit dem sie nun auch ausgedehnt in Europa touren. 4 Shows gab es in Deutschland, eine davon im Dortmunder • FZW • - für jeden Connoisseur extravaganter Sounds war die Anwesenheit hier also Pflicht. Ich hatte EARTH schon live gesehen und wusste, dass an diesem Abend Großartiges zu erwarten war.
[BRT] Für mich war‘s das erste EARTH - Konzert, dementsprechend war ich gespannt..
:: Fotos ::
[Dajana] Der Abend begann zunächst mit unserem Dortmund-Ritual: als erstes bei Idiot Records reinschauen, Bier trinken, CDs, Tickets oder das neue Deaf Forever kaufen, gefolgt von einem Besuch in der saugeilen • Burger Initiative • für ein delikates Abendmahl. Für’s FZW waren wir dann trotzdem noch ein bisschen zu zeitig dran… egal ;)
[BRT] Eine bessere Lage gibt’s ja weder für Idiots noch für die Burger-Initiative. Mich wundert, daß so wenige Leute nicht dieselbe Tour machen… Eine bessere Konzert-Vorbereitung gibbet doch kaum.
[Dajana] Los ging es mit :: DON MCGREEVY & ROGIER SMAL DUO ::, wobei es sich hier nicht um eine reguläre Band oder Duo handelt, sondern um eine lose Kollaboration zweier Musiker. :: DON MCGREEVY :: dürfte all jenen ein Begriff sein, die sich in der Seattle Szene musikalisch heimisch fühlen, denn DON MCGREEVY ist einer der Begründer der Master Musicians Of Bukkake (eine absolut grandiose Band wie ich finde, wo ja auch EARTH ihre Finger drin haben), und ist ebenso alter und auch wieder neuer Bassist bei EARTH. Von :: ROGIER SMAL :: hatte ich bis dato nie etwas gehört, ein begnadeter Drummer aus Amsterdam, der mit den verschiedensten Bands und Musikern zusammenarbeitet und dabei mit „free percussion sounds“ experimentiert. Man hatte nicht den Eindruck, dass beide Musiker hier einfach nur jammten, das waren ausgeklügelte Songs mit großartigen Leistungen beider Musiker.
[BRT] Spannend, völlig anders und jenseits von jeglichen sonstigen Hörgewohnheiten angesiedelt war das. Erinnerte mich an die Frühzeiten des experimentellen Chicago-Sounds, der so im Umfeld von den Ur-Postrockern Tortoise entstand. Irgendwo zwischen Avantgarde, Freejazz und akustischen Rock-Sounds. Abgefahren, mit viel Spielfreude. Schön das man regelmäßig was Neues entdecken kann (wer sich unter der Mucke nichts vorstellen kann, sucht in gängigen Second-Hand-CD-Shops nach dem Chicago 2018 – It‘s Gonna Change Sampler aus dem Jahr 2000 und ist dann vielleicht ein klein wenig schlauer...)
[Dajana] Auch die :: BLACK SPIRITUALS :: waren Neuland für mich und musikalisch schon eine enorme Herausforderung. BLACK SPIRITUALS das sind Marshall Trammell, ein atemberaubend talentierter Percussionist und Zachary James Watkins, ein Gitarrist und Soundhexer. Beim ersten Song gesellte sich dann noch EARTH’s Dylan Carlson an der Gitarre hinzu. Das Ganze hatte jetzt schon irgendwie Jam-Charakter, Freestyle sozusagen. Keine Performance dürfte wie die andere klingen, da wette ich drauf. Was Marshall Trammell da an den Drums fabrizierte, verschlug mir schlichtweg die Sprache. Kann man auch nicht erklären... Das muss man gesehen haben. Definitiv keine leichte Kost aber eine großartige Performance!
[BRT] Alter Schwede, das war abgefahren! Gitarren-Feedback-Noise trifft auf wildes Freejazz-Drumming. Sprachlos mit Kinnlade runter. Schätze wir waren nicht die einzigen, die so auf den Sound reagierten. Was Zachary James Watkins mit seiner Gitarre und dem riesigen Effektboard da so anstellte erinnerte mich ein wenig an Caspar Brötzmann Massaker → wie man sieht bewegen wir uns hier weit entfernt von irgendwelchen klassischen Rock-Songstrukturen. Großartig, aber vermutlich auch nur Live richtig zu genießen, der optische Anteil (vor allem Drummer Marshall Trammell) ist sicherlich nicht ganz zu unterschätzen.
[Dajana] Nach diesen beiden Vorbands ist man versucht :: EARTH :: beinahe „straight“ zu nennen. Hier gab es klare Songstrukturen und Melodiebögen. Hypnotisierende Langsamkeit. Augen zu… und treiben lassen...
[BRT] Ich muss bei den aktuellen EARTH-Songs vor allem an staubige Highways, flirrende Hitze über der Wüste und einen Road-Movie in Zeitlupe denken. Hoffentlich gibt es mal einen Film den nur EARTH vertonen können (in Ansätzen kann man das ja schon in Jim Jarmuschs 2009er Film The Limits Of Control bewundern). Diese Atmosphäre ging natürlich im Club und mit dem doch leicht verwaschenen Sound etwas unter. Das Trio schaffte es trotz fehlender zusätzlicher Instrumentierung (oder fehlender Gastsänger) die Wirkung ihrer Studio-Platten einzufangen. Dylan Carlson sieht man sein Drogenleben an, kauzig wirkt der Mann. Drummerin Adrienne Davis spielt zwar immer dasselbe, aber ihre Drumm-Patterns zelebriert sie wie ein Schwert- oder Säbeltanz im Morgengrauen, da macht es einfach Spaß zuzuschauen. Gespielt wurde ein Querschnitt durch die Diskographie, bei dem man perfekt abschalten konnte. Tolle Songs, die auch ohne Sänger keine Längen hatten. Klasse!
Setlist: Badgers Bane, Even Hell Has Its Heroes, The Bees Made Honey In The Lion's Skull, There Is A Serpent Coming, Old Black, Ouroboros Is Broken, Torn By The Fox Of The Crescent Moon, From The Zodiacal Light
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