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Public Service Broadcasting

 
2018-03-24 DE – Muenster - Halle Münsterland
 

| Einlass: 18:00 Uhr | Beginn: 19:30 Uhr | Tickets: 43,95 Euro + Gebühren |

 

Seit einiger Zeit schon drehen sich die Alben der EDITORS in meinem Player. Ich mag die wilde Mischung aus Indie, Rock, Pop, Wave, Post, Punk und Electronicas. Immer sehr emotional, manchmal hoch energetisch, sanft oder brutal heftig, von einer kühlen Ästhetik.
Vor ein paar Tagen erst haben sie ihr sechstes Album Violence veröffentlicht und stehen schon auf den Bühnen der Republik. Ich mußte lange darauf warten, daß sich mir die Gelegenheit bot, die EDITORS endlich live zu sehen. Und das dann auch gleich noch zu Hause :)

Dass die Jovel Music Hall umgehend ausverkauft war, wundert nicht. Das man das Konzert dann kurzerhand gegenüber in die recht unpersönliche und unschöne :: Halle Münsterland :: verlegt hat, klingt logisch, enttäuschte aber viele und so mancher hat seine Tickets wieder verkauft. Am Ende war die Halle auf dem Parkett zwar rappelvoll aber viele Ränge geschlossen und die Bühne weit reingeschoben. Der Einlaß begann extrem zeitig, was das Prozedere stark entzerrte. Es gab trotz der akribischen Kontrollen keine langen Schlangen oder Staus.

:: Fotos :: PUBLIC SERVICE BROADCASTING ::

Drinnen stieg die Erwartungshaltung schnell an. Alles schielte zur Bühne für den Supportact :: PUBLIC SERVICE BROADCASTING ::, doch es tat sich nichts, außer dem geschäftigen Treiben der Crew hinter dem schwarzen Vorhang. Aus angekündigten 19:30 Uhr wurde knapp 20 Uhr, als sich das Trio endlich auf die Bühne begab, die Lichter ausgingen und… nichts passierte. Das Licht ging wieder, es wurde rumgewerkelt und endlich konnten sich die Briten auch über Ton freuen.
Es folgte eine quasi instrumentale Show, untermalt von vielen Nachrichtenausschnitten und Samples, mit Vorliebe den 60igern entnommen. Und genauso sahen die drei Musiker auch aus: Als wären sie nämlich direkt einer solchen Sendung entsprungen. Witzig.
Auch musikalisch entlehnte man so manchen Beat dieser Epoche, vermischt mit modernen Klängen und einer Vielzahl von Instrumenten. Gitarre, Bass, Trompete, Schellen, Banjo… etc. Die beiden Akteure J. Willgoose Esq. und JF Abraham hatten viel zu tun. Dagegen hatte es Drummer Wrigglesworth eher einfach. Coole Pseudo übrigens.
Am Anfang wollte nichts so richtig zusammenpassen: Klang, Ton, Aussteuerung… alles irgendwie unausgewogen. Und das Licht war auch eher suboptimal. Enttäuscht schenkte ich meine Aufmerksamkeit den Sanitätern im Einsatz. Ja, man glaubt es kaum, drei Songs der Vorband gerade rum und die erste Dame kippt aus den Latschen.
Erst die letzten beiden Tracks Gagarin und Everest konnten mich wirklich begeistern und hernach mein Interesse für die Band wecken. Zuhause in Ruhe genossen wissen PUBLIC SERVICE BROADCASTING wirklich zu überzeugen.

Setlist: People Will Always Need Coal, Progress, Spitfire, Go!, Gagarin, Everest

:: Fotos :: EDITORS ::

Nun denn. Endlich. Meine erste :: EDITORS :: Show. Unbedingt ein Muss, so sagte man mir. Ungeduldig rutschte ich am Eingang zum Fotograben hin und her, beobachte die Szenerie, um auch fotografisch auf alles vorbereitet zu sein. Schließlich will man bei solch einem Prestige-Konzert auch ordentliche Bilder abliefern.
Wieder verzögerte sich der Beginn um ca. 15 Minuten aber dann ist es endlich soweit, der Vorhang fällt und die Band betritt eine in tiefes Rot getauchte Bühne, um mit Hallelujah (So Low), einem Song vom brandneuen Album Violence zu starten. Leider nicht so brachial, wie man ihn vom Album her kennt. Der Sound schwächelte ein wenig, wurde später aber besser, wuchtiger und klarer. Eine riesige (ich schätze mal) Alu-Konstruktion (Stahl wäre wohl zu schwer gewesen) zierte die Rückseite anstelle eines Backdrops. Das Teil sah fantastisch aus, ließ sich aber aus den Fotograben heraus nicht so recht erfassen.
Sänger Tom Smith gab alles auf der Bühne, legte seine Seele in jeden Song, starb, litt und jubilierte - es war eine Freude ihn dabei zu beobachten. Seine Stimme ist wandelbar wie ein Chamäleon. Es gibt nur wenige Bands mit solch einem charismatischen und ausdrucksstarken Fronter.
Die Songs waren klug platziert, das Set blieb zu jeder Zeit dynamisch mit einem starken Spannungsbogen, wie zum Beispiel die Kombination aus Violation und No Harm. Gänsehautmomente! Genau wie das Doppel aus Nothingness und Belong. Letzterer ist solch ein epischer Track.

Es wurde acht der neun neuen Tracks von Violence gespielt, darin eingebettet Songs quer durch die Historie der Band. Kommuniziert wurde nicht viel, bis auf ein paar Dankesworte und Ermunterungen für das Publikum.
Obwohl ich mit den älteren Sachen der Band nicht so vertraut bin, viel doch der stilistische wie kompositorische Unterschied zu den neuen Songs deutlich auf. Das Publikum schien die älteren Tracks mehr zu favorisieren – ich finde die neuen Stücke wesentlich ausgereifter und stärker. Letztendlich gefielen mir beide Facetten der EDITORS ;) Beschwingt tanzte ich durch das 110 Minuten Set. Danach war aber noch lange nicht Schluß. Eine Zugabe mit satten fünf Tracks folgte, mit ‘nem herzzerreißenden Akustik-Solo von Tom zu No Sound But The Wind, aber auch feschen Muntermachern wie Cold und Magazine vom neuen Album und setzten einen grandiosen finalen Schlußpunkt mit Marching Orders.
Was für eine Show! Sicherlich nicht makellos, zumal man später von hinten so gut wie nichts sehen konnte, aber dennoch großartig genug, um mich süchtig zu machen. Ich will nochmal! ;)

Setlist: Hallelujah (So Low), A Ton Of Love, Darkness At The Door, Formaldehyde, Violence, No Harm, Lights, Blood, Munich, An End Has A Start, In This Light And On This Evening, Eat Raw Meat = Blood Drool, Nothingness, Belong, Sugar, The Racing Rats, Ocean Of Night // No Sound But The Wind, Cold, Magazine, Papillon, Marching Orders

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography