Ende
Januar erfolgte die Veröffentlichung des zweiten „elektrisch!-Samplers“
auf welchem sich solch illustre Acts wie Goldfrapp, IAMX, Deine
Lakaien, Client oder Erasure auf zwei Silberlingen mit exklusiven
Mixen versammeln. Aber eben auch die Bands des Festivals sind
natürlich alle mit exklusiven Versionen auf dem Sampler vertreten
(PURWIEN – Alle Fehler [Client-Remix],
X-PERIENCE – Return To Paradise [Promise-Remix],
MECHANICAL CABARET – Disbehave [Mesh-Asbo-Remix],
MESH – Step By Stepp [Mechanical Cabaret-Extended
Remix]). Kurz vorher in den Sampler reingehört und dann machten
wir uns auch schon auf den Weg nach Krefeld zum Festival.
Einzig
über einen Punkt machte ich mir noch Gedanken: Würde
sich das Festival wirklich lohnen? Von der Musik her hatte ich
da weniger Bedenken. Vielmehr fragte ich mich, ob genug Publikum
da sein würde, da der Headliner ja gerade einmal vor vier
Wochen erst Konzerte im Sektor gegeben hatte. Aber diese Befürchtung
erfüllt sich zum Glück nicht....
::
Fotos ::
Nebel
kündigte den ersten Act des Abends an und ::
MECHANICAL
CABARET :: aus London betreten die Bühne.
War ich vor dem Auftritt noch sehr gespannt auf die Band, da mir
deren Musik als Mischung aus Fad Gadget und der Stimme von Marc
Almond (Soft Cell) angekündigt wurde, so war ich doch danach
sehr, sehr schnell nur noch „angenervt“.
Ein
Sänger, der von sich sehr begeistert war, aber doch nur ein
dünnes Stimmchen aufzuweisen hatte (Ähnlichkeiten zur
Stimme von Marc Almond gab es da wirklich nicht, eher näher
dran an der von Darrin Huss [Psyche]) und sich in Posen auf der
Bühne erging. Das ist nicht wirklich mein Fall! Seine beiden
Bandkollegen standen während der gesamten Performance nur
hinter ihren Keyboards und waren eher stumme Zeugen des Auftritts.
Spätestens als MECHANICAL CABARET eine –
m.E. grauselige Version – von A Question Of Time
anfingen, war bei mir der Ofen endgültig aus und ich habe
mich von MECHANICAL CABARET verabschiedet…
zumindest erlosch meine Aufmerksamkeit gegenüber der Band.
Die letzten zwei, drei Songs habe ich mich daher im Eingangsbereich
mit einem Bekannten unterhalten. Definitiv nicht meine Musik.
Aber dies war zum Glück die einzige Enttäuschung dieses
Abends.
Setlist: Disbehave, Cheap And Nasty, Nothing
In Life That's Worth Having Will Not Be Taken Away, See Her Smile,
A Question Of Time, When We Go, We Go Together
Als
nächstes betraten :: PURWIEN
:: die Bühne. Im Vorfeld hab ich noch lange
überlegt warum mir der Name „Purwien“ was sagt,
ehe es mir dann bei den ersten Tönen der Band sofort wieder
einfiel: Christian Purwien war früher Sänger von Second
Decay, welche ja immerhin Songs wie I Hate Berlin, Der
Nerv oder Hinter Glas hervorgebracht haben. Für
mich als alten Second Decay Fan stand für mich somit das
erste, erhoffte Highlight auf der Bühne. Und ich muss sagen:
von der musikalischen Seite her wurde ich nicht enttäuscht.
Von der leicht nervigen Performance von Christian Purwien zwischen
den Songs dann aber doch. Aber dazu später mehr. Kommen wir
zum Auftritt: Beamer-Projektionen und die tragende Stimme von
Andreas Fröhlich (???-Hörspiele) aus dem Off (welche
sich zwischen den Songs wie ein roter Faden durch den Aufritt
zog) kündigten den Auftritt von PURWIEN
an und dann standen die Drei auch schon auf den Bühne, wobei
die Band nunmehr „Moderne elektronische Tanzmusik“
ankündigte. So modern fand ich die Musik zwar nicht, der
Hauch der 80iger war doch sehr stark zu merken, aber auf jeden
Fall ging die Musik in die Beine. Und wie nicht anders zu erwarten
präsentierten PURWIEN zunächst Stücke
von ihrem im März erscheinenden Debüt Eins.
Die Resonanz war während der ersten Songs noch verhalten,
aber wen wundert es, wenn die Songs kaum einem im Saal bekannt
sind. PURWIEN konnten jedoch das Publikum gut
mit den neuen Stücken unterhalten und ernten nicht wenig
Applaus. Die Songs selbst wurden mit sehr guten Beamer-Projektionen
und Collagen untermalt und alles machte einen sehr stimmigen Eindruck.
Lediglich mit seinem permanent und lautstark vorgetragenes „Danke
schööööön“ nervte C. Purwien nicht
nur mich. Die Songs Für immer, Raum 12
und Alle Fehler (übrigens die erste Single, dort
dann zusammen im Duett mit Joachim Witt) haben das Zeug die Tanzfläche
zu füllen.
Richtig Schwung
kam jedoch erst in das Konzert als mit schlichten, weißen
Lettern Kaltes weißes Licht angekündigt wurde.
Der erhoffte Part mit Second Decay Songs war also angebrochen.
Das Publikum benötigte auch keine Aufforderung und ging sofort
mit. Gesteigert wurde die Stimmung dann aber noch mit I Hate
Berlin, dem Second-Decay Hit überhaupt. Einziger Wermutstropfen
war leider die Abmischung von von selbigen, hier ist leider einiges
an der Atmosphäre, die dem Song innewohnt, verlustig gegangen.
Das ruhige I’m Leaving war dann auch Programm und
PURWIEN verließen nach diesem Song die
Bühne. Für mich persönlich waren PURWIEN
das erste Hightlight des Abends. Aus der Band könnte noch
mehr werden; zumindest dürften sie aber an die Erfolge von
Second Decay anknüpfen können.
Setlist: Intro/Dummheit (spoken), Lauf der
Zeit, Für immer, Bei Dir, Vielleicht ist es so, Raum 12,
Alle Fehler, Kaltes weisses Licht, I Hate Berlin, I'm Leaving
Nach dem Auftritt
von Purwien war es schon Zeit für die dritte Band des Abends
:: X-PERIENCE
::, die als Co-Headliner auftraten. Von der kommerziellen
Seite her gesehen dürften X-PERIENCE aus
Berlin wohl die erfolgreichste Band des Abend gewesen sein. Jeder
dürfte wohl noch aus Radio und Fernsehen ihren größten
Hit A Neverending Dream aus dem Jahr 1996 im Ohr haben.
Zumindest konnte man dem Hit damals nicht entfliehen.
Nach nur sehr
kurzer Umbaupause erklang auch schon das Intro und die Band betrat
die Bühne. Leider war wohl der Tontechniker noch nicht aus
der Pause zurück, zumindest gingen Intro und leider auch
der erste Song I Feel Safe für die Band den Bach
runter. Die Stimme von Sängerin Claudia Uhle war nicht bzw.
kaum zu hören. Dies blieb dummerweise ein durchgehendes Problem.
Die Stimme – eigentlich ja sehr schön und tragend –
kam nur sehr, sehr schwach rüber. Als zweiten Song stimmten
X-PERIENCE dann gleich ihren Hit A Neverending
Dream an. Aber auch hier blieb der Auftritt leider etwas
blutarm. Sehr gut vorgetragen, die Töne haben gesessen, aber
irgendwie kam keine Stimmung auf. Dies mag auch vielleicht daran
gelegen haben, das X-PERIENCE vor jedem Song
versuchten das Publikum aufzumuntern, langatmige Geschichten erzählten
und man sich teilweise auch auf der Bühne widersprach. Das
Ganze wirkte noch ziemlich wenig aufeinander abgestimmt. Zumindest
wirkte es noch sehr unkoordiniert, dies vor allem bei einer Band
die schon seit so langer Zeit existiert. Fehlt hier etwa noch
die Bühnenerfahrung? Ich weiß es nicht. Aber der Auftritt
von X-PERIENCE hatte auch eine sehr großes
Hightlight: Personal Heaven, ein Song den X-PERIENCE
für ihre aktuelle Platte zusammen mit Midge Ure (Ex-Ultravox)
geschrieben und aufgenommen haben. Für diesen Song wurden
die Keyboards ausgeschaltet und lediglich die Akustikgitarre rausgeholt.
Sehr, sehr schön und hier kam dann auch endlich die schöne
Stimme von Claudia Uhle klar zur Geltung. Aber leider auch nur
bei diesem Song. Schade, schade. Es folgte dann noch ein nette
Version von Million Miles, Poison Kiss und
I Feel Like You (ohne das einer der Song im Gedächtnis
blieb), ehe als letzter Song (gemäß Ankündigung
der erste je von X-PERIENCE aufgenommene Song)
Magic Fields angekündigt wurde. Aber auch hier blieb
leider nur die etwas nervige Ansage zum Song hängen. Schade
eigentlich, das Set hätte das Zeug zu mehr gehabt, nur konnte
es leider nicht umgesetzt werden. Das die Songs sehr viel Potential
haben konnte man eigentlich nur bei Personal Heaven erkennen bzw.
bemerken.
Setlist: Intro, Feel Safe, A Neverending
Dream, Return To Paradise, Fireworks, Circles Of Love, Personal
Heaven (Acoustic), Million Miles, Poison Kiss, I Feel Like You,
Magic Fields
Flyer in der
kompletten KuFa kündigten es überall an: ::
MESH ::
wollten das Konzert für ihre neue Live-DVD aufzeichnen. Und
dementsprechend engagiert gingen die Band ihre Show auch an. Aber
nicht nur die Band ging motiviert zur Sache, auch das Publikum
war sofort voll bei der Sache. Das Intro erklang, per Beamer lief
ein Vorspann ab, dann standen MESH auch schon
auf der Bühne und gingen gleich mit Rest In Pieces
in die Vollen. War die Stimmung bei den vorherigen Bands teilweise
noch verhalten, so war sie bei MESH sofort bei
100%. Die Songs wurden per Beamer untermalt und passten zusammen
mit der Lightshow perfekt zusammen. Ein einzelnes Highlight (abgesehen
von persönlichen Höhepunkten wie Little Missile
oder It Scares Me) aus dem Auftritt herauszupicken fällt
mir sehr, sehr schwer. Die Show war einfach sehr homogen, die
Stimmung ausgelassen und die Abmischung perfekt.
Stop!
Eine sehr
gute Idee muss man doch herausstellen: Sehr gelungen war die Präsentation
von Friends Like These. Zuerst dachte ich das einfach
nur das Video zum Song über den Beamer lief. Als ich dann
jedoch die ersten Bilder von Zuschauern direkt neben mir sah,
wurde mir klar, das im Vorfeld einige der Besucher wohl fotografiert
wurden. Eine sehr schöne Art den Fans Danke zu sagen.
Hervorzuheben
ist auch noch die neue Abmischung alter Songs, welche aus Indie-Tagen
stammen. Die Songs wirken kraftvoller und entfalten wohl erst
heute ihre ganze, teilweise fragile Schönheit.
Setlist: Intro/ Rest In Pieces, Petrified,
Self Healing Lie, This Is What You Wanted, People Like Me, Leave
You Nothing, Open Up The Ground, To Be alive, Little Missile,
What Are You Scared Of...?, Fragile, Room With A View, Step By
Step, Friends Like These, I Can't Imagine How It Hurts, Not Prepared,
My Hands Are Tied, Crash, Can You Mend Hearts? // Firefly (Too
Fast And Too Short), Confined, It Scares Me // From This Height
Fazit: Ein
gelungener Auftritt! Ein Band in Spiellaune, über 20 Songs
und ein Publikum, welches ab dem ersten Lied mitging und bei jedem
Song voll dabei war. Auf die Live-DVD kann man sich daher schon
jetzt freuen. Sehr erfreulich war auch, wie sich der neue Keyboarder
Geoff Pinckney in die Band eingefügt hat. Er hat nach dieser
Tour definitiv seine Feuerprobe bestanden.