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2007-01-27 DE – Krefeld - Kulturfabrik

Ende Januar erfolgte die Veröffentlichung des zweiten „elektrisch!-Samplers“ auf welchem sich solch illustre Acts wie Goldfrapp, IAMX, Deine Lakaien, Client oder Erasure auf zwei Silberlingen mit exklusiven Mixen versammeln. Aber eben auch die Bands des Festivals sind natürlich alle mit exklusiven Versionen auf dem Sampler vertreten (PURWIEN – Alle Fehler [Client-Remix], X-PERIENCE – Return To Paradise [Promise-Remix], MECHANICAL CABARET – Disbehave [Mesh-Asbo-Remix], MESH – Step By Stepp [Mechanical Cabaret-Extended Remix]). Kurz vorher in den Sampler reingehört und dann machten wir uns auch schon auf den Weg nach Krefeld zum Festival.

Einzig über einen Punkt machte ich mir noch Gedanken: Würde sich das Festival wirklich lohnen? Von der Musik her hatte ich da weniger Bedenken. Vielmehr fragte ich mich, ob genug Publikum da sein würde, da der Headliner ja gerade einmal vor vier Wochen erst Konzerte im Sektor gegeben hatte. Aber diese Befürchtung erfüllt sich zum Glück nicht....

:: Fotos ::

Nebel kündigte den ersten Act des Abends an und :: MECHANICAL CABARET :: aus London betreten die Bühne. War ich vor dem Auftritt noch sehr gespannt auf die Band, da mir deren Musik als Mischung aus Fad Gadget und der Stimme von Marc Almond (Soft Cell) angekündigt wurde, so war ich doch danach sehr, sehr schnell nur noch „angenervt“.

Ein Sänger, der von sich sehr begeistert war, aber doch nur ein dünnes Stimmchen aufzuweisen hatte (Ähnlichkeiten zur Stimme von Marc Almond gab es da wirklich nicht, eher näher dran an der von Darrin Huss [Psyche]) und sich in Posen auf der Bühne erging. Das ist nicht wirklich mein Fall! Seine beiden Bandkollegen standen während der gesamten Performance nur hinter ihren Keyboards und waren eher stumme Zeugen des Auftritts. Spätestens als MECHANICAL CABARET eine – m.E. grauselige Version – von A Question Of Time anfingen, war bei mir der Ofen endgültig aus und ich habe mich von MECHANICAL CABARET verabschiedet… zumindest erlosch meine Aufmerksamkeit gegenüber der Band. Die letzten zwei, drei Songs habe ich mich daher im Eingangsbereich mit einem Bekannten unterhalten. Definitiv nicht meine Musik. Aber dies war zum Glück die einzige Enttäuschung dieses Abends.
Setlist: Disbehave, Cheap And Nasty, Nothing In Life That's Worth Having Will Not Be Taken Away, See Her Smile, A Question Of Time, When We Go, We Go Together

Als nächstes betraten :: PURWIEN :: die Bühne. Im Vorfeld hab ich noch lange überlegt warum mir der Name „Purwien“ was sagt, ehe es mir dann bei den ersten Tönen der Band sofort wieder einfiel: Christian Purwien war früher Sänger von Second Decay, welche ja immerhin Songs wie I Hate Berlin, Der Nerv oder Hinter Glas hervorgebracht haben. Für mich als alten Second Decay Fan stand für mich somit das erste, erhoffte Highlight auf der Bühne. Und ich muss sagen: von der musikalischen Seite her wurde ich nicht enttäuscht. Von der leicht nervigen Performance von Christian Purwien zwischen den Songs dann aber doch. Aber dazu später mehr. Kommen wir zum Auftritt: Beamer-Projektionen und die tragende Stimme von Andreas Fröhlich (???-Hörspiele) aus dem Off (welche sich zwischen den Songs wie ein roter Faden durch den Aufritt zog) kündigten den Auftritt von PURWIEN an und dann standen die Drei auch schon auf den Bühne, wobei die Band nunmehr „Moderne elektronische Tanzmusik“ ankündigte. So modern fand ich die Musik zwar nicht, der Hauch der 80iger war doch sehr stark zu merken, aber auf jeden Fall ging die Musik in die Beine. Und wie nicht anders zu erwarten präsentierten PURWIEN zunächst Stücke von ihrem im März erscheinenden Debüt Eins. Die Resonanz war während der ersten Songs noch verhalten, aber wen wundert es, wenn die Songs kaum einem im Saal bekannt sind. PURWIEN konnten jedoch das Publikum gut mit den neuen Stücken unterhalten und ernten nicht wenig Applaus. Die Songs selbst wurden mit sehr guten Beamer-Projektionen und Collagen untermalt und alles machte einen sehr stimmigen Eindruck. Lediglich mit seinem permanent und lautstark vorgetragenes „Danke schööööön“ nervte C. Purwien nicht nur mich. Die Songs Für immer, Raum 12 und Alle Fehler (übrigens die erste Single, dort dann zusammen im Duett mit Joachim Witt) haben das Zeug die Tanzfläche zu füllen.

Richtig Schwung kam jedoch erst in das Konzert als mit schlichten, weißen Lettern Kaltes weißes Licht angekündigt wurde. Der erhoffte Part mit Second Decay Songs war also angebrochen. Das Publikum benötigte auch keine Aufforderung und ging sofort mit. Gesteigert wurde die Stimmung dann aber noch mit I Hate Berlin, dem Second-Decay Hit überhaupt. Einziger Wermutstropfen war leider die Abmischung von von selbigen, hier ist leider einiges an der Atmosphäre, die dem Song innewohnt, verlustig gegangen. Das ruhige I’m Leaving war dann auch Programm und PURWIEN verließen nach diesem Song die Bühne. Für mich persönlich waren PURWIEN das erste Hightlight des Abends. Aus der Band könnte noch mehr werden; zumindest dürften sie aber an die Erfolge von Second Decay anknüpfen können.
Setlist: Intro/Dummheit (spoken), Lauf der Zeit, Für immer, Bei Dir, Vielleicht ist es so, Raum 12, Alle Fehler, Kaltes weisses Licht, I Hate Berlin, I'm Leaving

Nach dem Auftritt von Purwien war es schon Zeit für die dritte Band des Abends :: X-PERIENCE ::, die als Co-Headliner auftraten. Von der kommerziellen Seite her gesehen dürften X-PERIENCE aus Berlin wohl die erfolgreichste Band des Abend gewesen sein. Jeder dürfte wohl noch aus Radio und Fernsehen ihren größten Hit A Neverending Dream aus dem Jahr 1996 im Ohr haben. Zumindest konnte man dem Hit damals nicht entfliehen.

Nach nur sehr kurzer Umbaupause erklang auch schon das Intro und die Band betrat die Bühne. Leider war wohl der Tontechniker noch nicht aus der Pause zurück, zumindest gingen Intro und leider auch der erste Song I Feel Safe für die Band den Bach runter. Die Stimme von Sängerin Claudia Uhle war nicht bzw. kaum zu hören. Dies blieb dummerweise ein durchgehendes Problem. Die Stimme – eigentlich ja sehr schön und tragend – kam nur sehr, sehr schwach rüber. Als zweiten Song stimmten X-PERIENCE dann gleich ihren Hit A Neverending Dream an. Aber auch hier blieb der Auftritt leider etwas blutarm. Sehr gut vorgetragen, die Töne haben gesessen, aber irgendwie kam keine Stimmung auf. Dies mag auch vielleicht daran gelegen haben, das X-PERIENCE vor jedem Song versuchten das Publikum aufzumuntern, langatmige Geschichten erzählten und man sich teilweise auch auf der Bühne widersprach. Das Ganze wirkte noch ziemlich wenig aufeinander abgestimmt. Zumindest wirkte es noch sehr unkoordiniert, dies vor allem bei einer Band die schon seit so langer Zeit existiert. Fehlt hier etwa noch die Bühnenerfahrung? Ich weiß es nicht. Aber der Auftritt von X-PERIENCE hatte auch eine sehr großes Hightlight: Personal Heaven, ein Song den X-PERIENCE für ihre aktuelle Platte zusammen mit Midge Ure (Ex-Ultravox) geschrieben und aufgenommen haben. Für diesen Song wurden die Keyboards ausgeschaltet und lediglich die Akustikgitarre rausgeholt. Sehr, sehr schön und hier kam dann auch endlich die schöne Stimme von Claudia Uhle klar zur Geltung. Aber leider auch nur bei diesem Song. Schade, schade. Es folgte dann noch ein nette Version von Million Miles, Poison Kiss und I Feel Like You (ohne das einer der Song im Gedächtnis blieb), ehe als letzter Song (gemäß Ankündigung der erste je von X-PERIENCE aufgenommene Song) Magic Fields angekündigt wurde. Aber auch hier blieb leider nur die etwas nervige Ansage zum Song hängen. Schade eigentlich, das Set hätte das Zeug zu mehr gehabt, nur konnte es leider nicht umgesetzt werden. Das die Songs sehr viel Potential haben konnte man eigentlich nur bei Personal Heaven erkennen bzw. bemerken.
Setlist: Intro, Feel Safe, A Neverending Dream, Return To Paradise, Fireworks, Circles Of Love, Personal Heaven (Acoustic), Million Miles, Poison Kiss, I Feel Like You, Magic Fields

Flyer in der kompletten KuFa kündigten es überall an: :: MESH :: wollten das Konzert für ihre neue Live-DVD aufzeichnen. Und dementsprechend engagiert gingen die Band ihre Show auch an. Aber nicht nur die Band ging motiviert zur Sache, auch das Publikum war sofort voll bei der Sache. Das Intro erklang, per Beamer lief ein Vorspann ab, dann standen MESH auch schon auf der Bühne und gingen gleich mit Rest In Pieces in die Vollen. War die Stimmung bei den vorherigen Bands teilweise noch verhalten, so war sie bei MESH sofort bei 100%. Die Songs wurden per Beamer untermalt und passten zusammen mit der Lightshow perfekt zusammen. Ein einzelnes Highlight (abgesehen von persönlichen Höhepunkten wie Little Missile oder It Scares Me) aus dem Auftritt herauszupicken fällt mir sehr, sehr schwer. Die Show war einfach sehr homogen, die Stimmung ausgelassen und die Abmischung perfekt.

Stop!

Eine sehr gute Idee muss man doch herausstellen: Sehr gelungen war die Präsentation von Friends Like These. Zuerst dachte ich das einfach nur das Video zum Song über den Beamer lief. Als ich dann jedoch die ersten Bilder von Zuschauern direkt neben mir sah, wurde mir klar, das im Vorfeld einige der Besucher wohl fotografiert wurden. Eine sehr schöne Art den Fans Danke zu sagen.

Hervorzuheben ist auch noch die neue Abmischung alter Songs, welche aus Indie-Tagen stammen. Die Songs wirken kraftvoller und entfalten wohl erst heute ihre ganze, teilweise fragile Schönheit.
Setlist: Intro/ Rest In Pieces, Petrified, Self Healing Lie, This Is What You Wanted, People Like Me, Leave You Nothing, Open Up The Ground, To Be alive, Little Missile, What Are You Scared Of...?, Fragile, Room With A View, Step By Step, Friends Like These, I Can't Imagine How It Hurts, Not Prepared, My Hands Are Tied, Crash, Can You Mend Hearts? // Firefly (Too Fast And Too Short), Confined, It Scares Me // From This Height

Fazit: Ein gelungener Auftritt! Ein Band in Spiellaune, über 20 Songs und ein Publikum, welches ab dem ersten Lied mitging und bei jedem Song voll dabei war. Auf die Live-DVD kann man sich daher schon jetzt freuen. Sehr erfreulich war auch, wie sich der neue Keyboarder Geoff Pinckney in die Band eingefügt hat. Er hat nach dieser Tour definitiv seine Feuerprobe bestanden.

 

story © Dennis Flohr • live pictures © Daniela Vornedran