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2005-04-10 AT – Graz - Explosiv

Heute platzt das Explosiv im Gegensatz zum Behemoth-Konzert nicht aus allen Nähten, die Atmosphäre des mit knapp 150 Fans gut gefüllten Konzertsaales ist entspannt, was einerseits an der verbesserten Luft im Saal selbst als auch am durchaus passablen Sound liegen dürfte. Die besten Voraussetzungen also, um trotz des Sonntagstermins einen gemütlichen Abend zu verbringen.

:: Fotos ::

Die Lokalmatadoren SCARECROW legen um 20 Uhr nach mehreren ärgerlichen Verschiebungen der Beginnzeit ganz ordentlich los. Im Mittelpunkt steht Sänger Bernd, der sich in den verschiedensten Stimmlagen versucht und so die abwechslungsreichen Lieder angemessen untermalt. Der Titelsong der aktuellen CD Northern Lights kann durch feine Melodien überzeugen und besitzt auch einen schönen roten Faden, welcher der Band in manch anderer Komposition oft zu entgleiten droht. Eine Prise Power Metal, ein Quäntchen Thrash der Marke Sepultura und dazu coole Grunzvocals aber auch heroische Gesänge lassen den Hörer zuweilen konfus zurück. Die Vielseitigkeit könnte den Krähen auf den Kopf fallen, weniger ist dann doch an den richtigen Stellen weit mehr. Gitarrist Alex glänzt mit virtuosen Soli, die Hintermannschaft legt einen soliden Rhythmusteppich. Ein guter Beginn, der das schon bestens gestimmte Publikum weiter aufheizte.

Danach stellte sich die erste große Frage des Abends: können COMMUNIC die enorme Erwartungshaltung, die das Debütalbum Conspiracy In Mind erweckte, erfüllen? Sie konnten, und wie die Nordlichter das taten! Anscheinend waren die Burschen selbst von der guten Resonanz überrascht und so huschte das eine oder andere Lächeln über die Gesichter der jungen Musiker. Frontmann Oddleif glänzte mit einfühlsamen Sangeskünsten, die klar an jene des Nevermore-Barden erinnerten. Auch die Gitarrenmelodien waren von gehobener Güte und die Band spielte sich mit Übersongs der Marke Ocean Bed, Communication Sublime oder Conspiracy In Mind in einen wahren Rausch und ließ die gute halbe Stunde zu einem Gänsehautfestival werden. Außerdem habe ich selten eine so sympathische Band erlebt, die fast bescheiden wirkte und die Beifallsbekundungen sichtlich genoss. Besonders gut fand ich COMMUNIC deswegen, weil durch die balladesken Teile die schnelleren Passagen noch einiges an Durchschlagskraft zulegten. Beeindruckende Leistung, ich bin gespannt, ob die Norweger diesen Standard halten können! Eine zweite Gitarre wäre gut geeignet, den Sound noch voller klingen zu lassen.

Zur allgemeinen Überraschung stürmten danach GRAVEWORM die Bühne, obwohl sie eigentlich Headliner sein sollten. Nach kurzem „Schock“ stellte sich wie bei jeder Darbietung der Würmer aber das gewohnte Gute-Laune-Gefühl ein und so sahen das wohl auch die ersten 10 Reihen, die durch gekonntes Haare schütteln die Lüftung ersetzten. Die Mischung aus alten und neuen Krachern fuhr direkt ins Tanzbein, die (N)Utopia Nummern (u.a. Hateful Design oder Never Enough) boten einen schönen Kontrast zu recht schnellem Material der Marke Awaiting The Shining. Sänger Stefan war glänzend aufgelegt und unterhielt sich mit dem Publikum z.B. über die Coverversion und stellte einige zur Auswahl. Fear Of The Dark machte schließlich das Rennen. Stefan gab gegen Ende des Iron Maiden Klassikers sein Mikro an einen Fan in der ersten Reihe weiter und dieser stellte sein Talent unter Beweis. Respekt! Optischer Leckerbissen auf der recht kleinen Bühne: die spielfreudigen Würmlis beim Propellerbanging!

Dann hieß es Bühne frei für die Folk Metal Truppe von ENSIERUM. Sänger Petri stapfte mit gewohntem Cowboyhut auf die Bühne und auch die Bemalung passte gut zu den beschwingt-kämpferischen Nummern, die immer wieder von akustischen Passagen und lustigen Keyboardspielereien von Meiju aufgelockert wurden (sogar ein Walzer war dabei!). Dabei wussten die Songs vom Debütalbum besonders zu gefallen, Little Dreamer oder Hero In A Dream fuhren ganz ordentlich ins Tanzbein und den Nacken. Die mehrstimmigen Gesänge kamen passend zum Humppa-durchzogenen Sound ein bisschen schief und versoffen klingend rüber. Spielfreudig wie immer boten ENSIFERUM eine mitreißende Show, die dementsprechend enthusiastisch bejubelt wurde. Die Fans wurden auch zu einem finnischen Mitsingspielchen aufgefordert - wer weiß allerdings was wir da alle gebrüllt haben? Der Band machte es riesigen Spaß und so wurden an den „almost last song“ noch drei Zugaben angehängt, um sich nochmals kräftig feiern zu lassen. Nach 75 Minuten schweißtreibender Show war ein abwechslungsreicher Abend kurz nach Mitternacht zu Ende.

Leider war ein Fortsetzen der Feier zu späterer Stunde nicht möglich, obwohl die vier Bands so richtig gute Laune auf eine Party bis in die Morgenstunden gemacht hätten… das nächste Mal am Freitag oder Samstag bitte! Noch ein guter Tipp zum Schluss an den Veranstalter: lasst die Zuschauer vor Konzertbeginn nicht eine Stunde vor der Halle warten, einige durstige Gesellen hätten den Umsatz wohl erheblich gesteigert.

 

story & pics © Stormlord