Heute
platzt das Explosiv
im Gegensatz zum Behemoth-Konzert nicht aus allen Nähten,
die Atmosphäre des mit knapp 150 Fans gut gefüllten
Konzertsaales ist entspannt, was einerseits an der verbesserten
Luft im Saal selbst als auch am durchaus passablen Sound liegen
dürfte. Die besten Voraussetzungen also, um trotz des Sonntagstermins
einen gemütlichen Abend zu verbringen.
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Fotos ::
Die
Lokalmatadoren SCARECROW
legen um 20 Uhr nach mehreren ärgerlichen Verschiebungen
der Beginnzeit ganz ordentlich los. Im Mittelpunkt steht Sänger
Bernd, der sich in den verschiedensten Stimmlagen versucht und
so die abwechslungsreichen Lieder angemessen untermalt. Der Titelsong
der aktuellen CD Northern Lights kann
durch feine Melodien überzeugen und besitzt auch einen schönen
roten Faden, welcher der Band in manch anderer Komposition oft
zu entgleiten droht. Eine Prise Power Metal, ein Quäntchen
Thrash der Marke Sepultura und dazu coole Grunzvocals aber auch
heroische Gesänge lassen den Hörer zuweilen konfus zurück.
Die Vielseitigkeit könnte den Krähen auf den Kopf fallen,
weniger ist dann doch an den richtigen Stellen weit mehr. Gitarrist
Alex glänzt mit virtuosen Soli, die Hintermannschaft legt
einen soliden Rhythmusteppich. Ein guter Beginn, der das schon
bestens gestimmte Publikum weiter aufheizte.
Danach
stellte sich die erste große Frage des Abends: können
COMMUNIC
die enorme Erwartungshaltung, die das Debütalbum Conspiracy
In Mind erweckte, erfüllen? Sie konnten, und wie die Nordlichter
das taten! Anscheinend waren die Burschen selbst von der guten
Resonanz überrascht und so huschte das eine oder andere Lächeln
über die Gesichter der jungen Musiker. Frontmann Oddleif
glänzte mit einfühlsamen Sangeskünsten, die klar
an jene des Nevermore-Barden erinnerten. Auch die Gitarrenmelodien
waren von gehobener Güte und die Band spielte sich mit Übersongs
der Marke Ocean Bed, Communication Sublime oder Conspiracy
In Mind in einen wahren Rausch und ließ die gute halbe
Stunde zu einem Gänsehautfestival werden. Außerdem
habe ich selten eine so sympathische Band erlebt, die fast bescheiden
wirkte und die Beifallsbekundungen sichtlich genoss. Besonders
gut fand ich COMMUNIC deswegen, weil durch die
balladesken Teile die schnelleren Passagen noch einiges an Durchschlagskraft
zulegten. Beeindruckende Leistung, ich bin gespannt, ob die Norweger
diesen Standard halten können! Eine zweite Gitarre wäre
gut geeignet, den Sound noch voller klingen zu lassen.
Zur
allgemeinen Überraschung stürmten danach GRAVEWORM
die Bühne, obwohl sie eigentlich Headliner sein sollten.
Nach kurzem „Schock“ stellte sich wie bei jeder Darbietung
der Würmer aber das gewohnte Gute-Laune-Gefühl ein und
so sahen das wohl auch die ersten 10 Reihen, die durch gekonntes
Haare schütteln die Lüftung ersetzten. Die Mischung
aus alten und neuen Krachern fuhr direkt ins Tanzbein, die (N)Utopia
Nummern (u.a. Hateful Design oder Never Enough)
boten einen schönen Kontrast zu recht schnellem Material
der Marke Awaiting The Shining. Sänger Stefan war
glänzend aufgelegt und unterhielt sich mit dem Publikum z.B.
über die Coverversion und stellte einige zur Auswahl. Fear
Of The Dark machte schließlich das Rennen. Stefan gab
gegen Ende des Iron Maiden Klassikers sein Mikro an einen Fan
in der ersten Reihe weiter und dieser stellte sein Talent unter
Beweis. Respekt! Optischer Leckerbissen auf der recht kleinen
Bühne: die spielfreudigen Würmlis beim Propellerbanging!
Dann
hieß es Bühne frei für die Folk Metal Truppe von
ENSIERUM.
Sänger Petri stapfte mit gewohntem Cowboyhut auf die Bühne
und auch die Bemalung passte gut zu den beschwingt-kämpferischen
Nummern, die immer wieder von akustischen Passagen und lustigen
Keyboardspielereien von Meiju aufgelockert wurden (sogar ein Walzer
war dabei!). Dabei wussten die Songs vom Debütalbum besonders
zu gefallen, Little Dreamer oder Hero In A Dream
fuhren ganz ordentlich ins Tanzbein und den Nacken. Die mehrstimmigen
Gesänge kamen passend zum Humppa-durchzogenen Sound ein bisschen
schief und versoffen klingend rüber. Spielfreudig wie immer
boten ENSIFERUM eine mitreißende Show,
die dementsprechend enthusiastisch bejubelt wurde. Die Fans wurden
auch zu einem finnischen Mitsingspielchen aufgefordert - wer weiß
allerdings was wir da alle gebrüllt haben? Der Band machte
es riesigen Spaß und so wurden an den „almost last
song“ noch drei Zugaben angehängt, um sich nochmals
kräftig feiern zu lassen. Nach 75 Minuten schweißtreibender
Show war ein abwechslungsreicher Abend kurz nach Mitternacht zu
Ende.
Leider
war ein Fortsetzen der Feier zu späterer Stunde nicht möglich,
obwohl die vier Bands so richtig gute Laune auf eine Party bis
in die Morgenstunden gemacht hätten… das nächste
Mal am Freitag oder Samstag bitte! Noch ein guter Tipp zum Schluss
an den Veranstalter: lasst die Zuschauer vor Konzertbeginn nicht
eine Stunde vor der Halle warten, einige durstige Gesellen hätten
den Umsatz wohl erheblich gesteigert.