« archive
 
 
2021-11-13 DE – Oberhausen - Turbinenhalle
 

Mainstage • Front 242 - Covenant - Hocico - Solitary Experiments - [X]-RX - Eisfabrik - Torul - Zweite Jugend

2nd Stage • Diorama - Chrom - Intent:Outtake - XotoX - Absurd Minds - FÏX8:SËD8

:: Main ::

 

:: Fotos :: ZWEITE JUGEND ::

DAF ist tot (oder auch noch nicht ganz), es lebe die :: ZWEITE JUGEND ::. Statt Görl und Delgado gab es Lüke und van Vegas. Das E-TROPOLIS FESTIVAL 2021 startete geradezu klassisch mit minimalistischen old school EBM, ganz und gar in DAF'scher Manier, mit Schlagwörtern im Kommandoton, mal in klonhafter Nähe zu den Vorbildern, mal mit eigenen Ideen. Keine Frage, der Stil funktioniert noch immer, die Musik kommt an und geht sofort in die Beine. Und das Publikum tanzte. Für die Band ein Traum, wie Eli van Vegas zwischendurch verriet. Also auf so großer Bühne eines solchen Festivals zu spielen. Die große Turbinenhalle ist auch tatsächlich schon richtig voll und viele davon sind auch explizit Fans der Osnabrücker, wie sich unschwer erkennen lässt.
ZWEITE JUGEND
eröffnen ihr Set mit der brandneuen Single Herbstsonate, welche ein Vorbote und Vorgeschmack für das kommende dritte Album Der Wille zur Nacht ist. Nach Abzug des Sounds (was nicht der Band geschuldet ist) war das quasi der perfekte musikalische Auftakt des Festivals.
Band: Eli van Vegas, Marcel Lüke
Setlist: Intro Herbst, Herbstsonate, Liebe ist Luxus, Euroträume, Falsche Freunde, Leah und Alissa, Weisses Rauschen, Stiefelliebe, Schöne Augen, Elektronische Körpermusik, Flucht von der Erde, Die ganze Nacht, Hoch die Tassen

:: Fotos :: TORUL ::

Ich hatte :: TORUL :: seinerzeit noch mit dem alten Sänger Jan Jenko kennengelernt und mochte die Band sehr. Irgendwann verlor ich die Slowenen aber aus den Augen und den Ohren. Daher war ich nun in der Tat sehr neugierig, wie sich die Band musikalisch und live mit neuem Sänger weiterentwickelt haben würde. Der erste Eindruck war, dass zum einen Sänger Maj Valerij irgendwie ein Faible für Tom Smith zu haben scheint, und zum anderen, dass die Musik softer geworden ist, weniger harsch-elektronisch, mehr Synth, weniger schmissig, mehr Atmosphäre. Gut, kann man so machen, fetziger wäre mir lieber gewesen ;)
Band: Torul Torulsson, Maj Valerij, Borut Dolenec
Setlist: Try, Best Moments, The Balance, Show Me Your City, Saviour Of Love, Lonely Night, Monday, Resonate, The Only Way

:: Fotos :: FÏX8:SËD8 ::

Anschließend ging es zum ersten mal rüber, in die Turbinenhalle 2. Die Bühnendeko ließ einiges erwarten und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil! Mit :: FÏX8:SËD8 :: hatte ich mich bis dato nie beschäftigt. Den Namen kannte ich nur ob seiner Schreibweise von den Line-Ups verschiedenster schwarzer Festivals. Verdammt, da hab ich was verpasst!
Seit 2003 werkelt Martin Januszewski hinter der Fassade von FÏX8:SËD8, fünf Alben hat er bereits veröffentlicht, das aktuelle, The Inevitable Relapse, erst im Januar, von welchem auch glatt die Hälfte der Songs hier gespielt wurden.
Musik und Bühnenperformance erinnerten mich sehr an das schwedische Kollektiv Interlace, aber auch Velvet Acid Christ schimmern hier und da durch. Beides übrigens Referenzen, die zu meinen Faves gehören. Großartige Show! Überraschung und Highlight des Abends!
Band: Martin Januszewski
Setlist: Enigma, Prognosis, Meltdown, Baptism Of Fire, Unknown To Virtue, Monolith, Chlorine Clean Tears, Metabolite

:: Fotos :: EISFABRIK ::

Zurück in der großen Halle ging es weiter mit :: EISFABRIK ::, die ganz erheblich mit Soundproblemen zu kämpfen hatten. In weiten Teilen gab es keinen Gesang, konnten sich die einzelnen Bandmitglieder nicht hören. Es wurden Kabel gewechselt, es wurden Mikros gewechselt, ohne nennenswerten Erfolg. Zum Ende hin wurde es leidlich besser. Das Publikum nahm es gelassen, die Band auch, es blieb ihnen auch gar nichts weiter übrig. Eis gab es übrigens nicht… ;)
Band: Dr. Schnee, Der Frost, °Celcius, Von Fahrenheit
Setlist: No Matter, Grim Reaper, A Million Lights, Maschinen, The Choice, Schneemann, Eins mit dem Wind, White Storm, Walking Towards The Sun, Friends

:: Fotos :: ABSURD MINDS ::

Die Soundprobleme schienen derweil auch auf die Halle 2 abgefärbt zu haben, denn auch bei den :: ABSURD MINDS :: lief es nicht rund. Musik zu leise, Gesang zu laut. Immerhin keinen Totalausfall und die Band konnte sich halbwegs damit arrangieren. Dafür war der Hintergrund umso schöner anzusehen. Um das statische Logo der Band waberten Nebel und Sterne. Mit sowas bekommt man mich ja immer ;) Musikalisch ebenfalls schön, um mit den Hüften zu wackeln :)
Band: Stefan Großmann, Tilo Ladwig, Timo Fischer, Toralf Nikisch
Setlist: Transformation, Turning Away, Countdown, One Blood, Interconnectedness, Serve Or Suffer, I'm Dying Alone, Brainwash

:: Fotos :: [X]-RX ::

Wem das Festival bisher noch zu gediegen und zu schnarchig war, der kam nun endlich auf seine Kosten. :: [X]-RX :: tobten ordentlich über die Bühne und setzten das Energielevel verdammt hoch an. Die Jungs standen kaum eine Minute still, es sei denn, sie hingen mal kurz über ihren Maschinen. Sänger Pascal hat sich die Haare wachsen lassen und sieht überhaupt nicht mehr nach Electro aus, eher wie Jared Leto. Aber der Bart ist geblieben. Wird vielleicht der neue Trend ;)
Das Publikum jedenfalls ließ sich umgehend vom Duo anstecken und tobte mit. Da funktionierte dann auch jede lyrisch inszenierte Animation. "Put your hands on the air, Welcome to the show, We scalate this place". Die Party kann losgehen.
Band: Cyrex, Sine-X

:: Fotos :: XOTOX ::

In eine ähnliche Kerbe schlagend, aber ungleich harscher, technoider und aggressiver ging es mit :: XOTOX :: weiter. Das Gekreische von Andreas Davids beim Opener Silent. Shout, ging unangenehm durch Mark und Bein. Bei XOTOX wurde dann das E-TROPOLIS auch seinem Slogan gerecht: "Bässer – Härter – Lauter", zumindest, was die Bässe angingen. Die waren hier brachial übersteuert. Aber es hat so schön gekribbelt in meinem Bauch… ;) Ansonsten ist das nicht wirklich so meins.
Band: Andreas Davids, Mrs Xotox
Setlist: Silent Shout, Schwanengesang, Die neue Normalität, UFO, Paleodisco, The Price We Pay For Happiness, Sla Tilbakka, Wir haben die Wirklichkeit zerstört, Eisenkiller, Fuck You Very Much, Das falsche Licht // Sorgenkind

:: Fotos :: SOLITARY EXPERIMENTS ::

:: SOLITARY EXPERIMENTS :: wurden vom Moderator als die "Lieblings-Ossis" angekündigt. Wem das gerade alles ein Zuviel an Energie und Bewegung war, der hatte nun die perfekte Gelegenheit den Puls wieder runterzubekommen. Auch hier wieder Soundprobleme, die leider allzu deutlich die (nicht vorhandenen) Sangesqualitäten von Dennis Schober offenbarten. Töne oder Melodien zu halten war ganz sicher nicht sein Ding. Das klang doch arg schräg. Future Pop war noch nie wirklich meins, aber SOLITARY EXPERIMENTS gehen noch einen Schritt weiter und sind die Schlagerstars der Szene. Da hat selbst Helene Fischer mehr Pfeffer im Arsch. Apropos Pfeffer… Zeit was essen zu gehen…
Band: Dennis Schober, Michael Thielemann, Markus Schmidt, Frank Glaßl

:: Fotos :: INTENT:OUTTAKE ::

Zurück zum Business und zu :: INTENT:OUTTAKE ::. Die kannte ich bisher nicht. Das Leipziger Duo ist seit ungefähr 10 Jahren im Geschäft und hat vier Alben veröffentlicht. Die Performance war martialisch, dystopisch, interessant im Detail. INTENT:OUTTAKE erinnerten mich irgendwie an Tyske Ludder, als die noch gut waren.
Band: Bastian Polak, Andreas Engleitner
Setlist: Das letzte Geleit, Paved, From Wolves And Rats, Eclipse, Der letzte Tanz, Out Of Decay, Auf Ewigkeit, Endtime Prophets, Neustart, Der Mammon

:: Fotos :: HOCICO ::

:: HOCICO :: sind ebenfalls alte Hasen in der Szene mit irre vielen Veröffentlichungen. Die Mexikaner waren mal richtig gut und ich fand sie auch mal richtig gut, hatte so manche Platte der Jungs im Regal zu stehen. Inzwischen sind sie musikalisch nur noch ein Schatten ihrer selbst mit sich ständig wiederholenden Klangmustern, Rhythmen und Strukturen. Auch an der Stageperformance hat sich nichts geändert: Bewegung, Gesten, Outfits, Kriegsbemalung… die Variationen sind marginal. Aber gut, will man nicht denken und sich Frust von der Seele tanzen, dann passen HOCICO perfekt.
Band: Erk Aicrag , Racso Agroyam

:: Fotos :: CHROM ::

Bei :: CHROM :: ging es dann wieder beschaulicher, mit fluffigen tanzbaren teils melancholischen elektronischen Klängen zu. Die Dürener mussten ganz kurzfristig personell umdisponieren, da Keyboarder Thomas am Morgen positiv auf C19 getestet wurde, wie Sänger Christian erklärte. Als Ersatz kam Kim Hoffmann, der vermutlich nicht optimal vorbereitet war, besonders aufgefallen ist das dann aber nicht. Sehr schöne Show.
Band: Christian Marquis, Kim Hoffmann
Setlist: Murder Fantasies, Loneliness, Staring At The Sun, The Start Of Something New

:: Fotos :: COVENANT ::

:: COVENANT :: gelten ja gemeinhin als Legende und haben Kult-Status. Ich glaube, ich habe sie bisher nur zweimal live gesehen: beim Blackfield 2010 – eine großartige Show, und zwei Wochen später beim ersten E-TROPOLIS FESTIVAL in Berlin – die vermutlich desaströseste und peinlichste Show der Schweden überhaupt. Gut, das ist nun schon sehr lange her. Probieren wir es mit einem Neustart in 2021 :) COVENANT revisited. Und da muss ich sagen… ich bin begeistert! Eine nordisch kühle Show, elegant, ästhetisch in Klang, Licht und Performance. Das ist genau mein Ding. Hat mir wirklich gut gefallen. Da hab ich Nachholbedarf und muss wohl mal in den letzten Veröffentlichungen stöbern :)
Band: Eskil Simonsson, Daniel Myer,
Setlist: Stalker, Bullet, Fwx1 (coming home), Dead Stars, Atom Heart, The Men, False Gods, Ignorance & Bliss, Das Nibelungenlied, I Close My Eyes, Lightbringer, Ritual Noise // Happy Man, Fwx2 (Sound of flowers), Call The Ships To Port

:: Fotos :: DIORAMA ::

Auf :: DIORAMA :: hatte ich mich besonders gefreut. Die Reutlinger haben einen besonderen Platz in meiner Sammlung. Auch da gab es eine kurzfristige personelle Änderung. Felix Marc musste krankheitsbedingt zuhause bleiben. Da für stand Helge an den Tasten und hinter dem Mikro. Hat er gut gemacht!
Sänger Torben Wendt befindet sich scheinbar gerade in der "Mauser", will heißen, arbeitet auf eine neue Frisur hin und sah auf dem Kopf etwas… zerzaust aus. Tat der Show selbstverständlich keinen Abbruch ;)
DIORAMA
haben ja letztes Jahr ihr neues Album Tiny Missing Fragment veröffentlicht, das live eigentlich noch gar nicht vorgestellt werden konnte. Heute gab es allerdings eher die klassische Festival-Best-Of-Setliste mit neuen und alten Klassikern wie Her Liquid Arms oder Child Of Entertainment, einige auf dem Klavier interpretiert, alle in einem anderen Soundgewand als man es von der CD gewohnt ist. Das macht DIORAMA so besonders. Sie sind innovativ beim Songschreiben - kein Album klingt wie das andere - und auch live bieten sie immer wieder Abwechslung, spielen nie dieselbe Show immer und immer wieder. Das dritte Highlight des Abends!
Band: Torben Wendt, Zura Nakamura, Marquess, Helge Wiegand
Setlist: Avatars, Patchwork, Her Liquid Arms, Child Of Entertainment, Amnesia Club, Sensation, Exit The Grey, Advance, Horizons, Gasoline, Why, Synthesize Me

:: Fotos :: FRONT 242 ::

Vom Headliner des E-TROPOLIS FESTIVALS 2021, den Belgiern :: FRONT 242 :: habe ich leider nicht allzu viel mitbekommen und mitgenommen. Da ich am nächsten Morgen Frühdienst hatte, blieb mir nur die Zeit im Fotograben, bevor ich mich auf den Heimweg machen musste. Aber immerhin, das ganze Festival durchgehalten! Nichts verpasst, nichts ausgelassen ;) Die Turbinenhalle war jedenfalls richtig vollgepackt und das Publikum ging ordentlich ab. Laut war es, hart auch. Damit geht das E-TROPOLIS FESTIVALS 2021 genauso zu ende, wie es begonnen hatte: mit klassischen old school EBM. So muss das!
Band: Jean-Luc De Meyer, Patrick Codenys, Richard Jonckheere, Tim Kroker
Setlist: First In/First Out, Take One, Don't Crash, Funkahdafi, Generator, Quite Unusual, Soul Manager, Commando Mix, Red Team, Deeply Asleep, Operating Tracks, U-Men, Fix It, Headhunter, Im Rhythmus Bleiben, Moldavia // Until Death (Us Do Part), Welcome To Paradise

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography