EXODUS
ist eine der Bands, für die ich alles liegen und stehen lasse.
Schon letztes Jahr auf den Antiweihnachts-Festivals haben sie
auch mit der neuen Besetzung alles weggeblasen und bewiesen, dass
sie nach wie vor die weltweite Nummer 1 im Thrash sind. Seit Monaten
war ich daher in freudiger Erwartung dieses Konzerts und fand
es auch ziemlich leiwand, dass neben dem Toursupport BIOMECHANICAL
hier 2 lokale Bands, nämlich die Wiener Todesmetaller PARENTAL
ADVISORY und die Neo-Thrasher EPSILON,
als Vorgruppen hätten agieren sollen. HÄTTEN. Denn es
kam alles „etwas“ anders.
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Fotos ::
3 Tage vor
dem Konzert wurde plötzlich bekanntgegeben, dass der für
den gleichen Tag im Planet Music geplante HATESPHERE-Auftritt
von dort in die Arena ver- und mit dem EXODUS-Konzert
zusammengelegt wird. Somit war schon mal für Epsilon kein
Platz mehr – sowas scheint ja üblich zu sein und mit
kleinen Bands kann man ja anscheinend alles anstellen. Aber es
sollte noch heftiger kommen.
Als ich dann
einige Minuten nach dem geplanten Konzertbeginn in der Arena ankam,
hatten BIOMECHANICAL gerade angefangen. Niemand
konnte mir sagen, warum Parental Advisory nicht spielten, ein
paar hofften in glatter Realitätsverweigerung auch zu dieser
Zeit noch, dass Parental vielleicht erst nach BIOMECHANICAL
dran wären. Dem war - no na -natürlich nicht so. Es
war ja auch weit und breit keiner von der Band zu sehen. Am nächsten
Tag stellte sich dann heraus, dass Tourmanager Nick Barker (ja,
der Trommler von Benediction, der früher bei Cradle und dann
bei Dimmu Borgir war) am späten Nachmittag (als alle Bands
bereits anwesend waren) plötzlich der Meinung gewesen war,
dass neben Exodus, Hatesphere und Biomechanical für niemand
weiteren Zeit sei, dass der Umbau sonst zu lange dauern würde
usw. usw. usw. Parental Advisory konnten somit wieder zusammenpacken.
Wenn diese Vorgangsweise der Preis für die Zusammenlegung
mit Hatesphere war, dann hätte ich darauf verzichten können
(und etliche Anwesende äußerten sich ähnlich).
Wie weit das jetzt rein zu Lasten von Herrn Barker geht und wie
weit die Hauptbands damit zu tun hatten, lässt sich schwer
sagen. Wer auch immer dafür verantwortlich ist – FUCK
YOU!! Mir fällt dazu nur noch ein, dass Nick Barker noch
nie ein sonderlich sympathischer Kerl war – man denke z.B.
nur daran, wie er letztes Jahr am Devil Days – Festival
zu extrem später Stunde 50 Minuten Schlagzeug-Soundcheck
durchgezogen (obwohl sich die meisten noch Anwesenden Fans eh
kaum noch auf den Beinen halten konnten) und danach trotzdem einen
Scheiss-Auftritt mit Benediction (die ich sonst sehr schätze)
hingelegt hat.
Die Arena-Crew
hat sich nach Aussage der Parental-Burschen dagegen jedenfalls
sehr höflich und korrekt verhalten und ihnen sofort einen
Ersatz-Auftritt versprochen.
Somit wollen
wir uns langsam dem zuwenden, was es zu sehen und zu hören
gab. Von BIOMECHANICAL’s
Musik hatte ich vor diesem Konzert noch keinen einzigen Ton gehört
– umso positiver fiel die Überraschung aus. Irgendwo
zwischen Priest und Pantera, würde ich mal sagen. Frontmann
John K. glänzte mit seiner sehr variablen Stimme, mit der
er sowohl den Halford als auch den modernen Thrash-Brüller
bestens hinkriegt, und ich war wohl nicht der einzige, dem es
gefallen hat. In den ersten Reihen tummelte sich sehr junges Volk,
das auch beim abschließenden Priest-Cover Painkiller
(sehr gut gelungen, aber leider Scheiss-Sound, viel zu laut) begeistert
feierte (aber vom Text sichtlich keine Ahnung hatte). Von dieser
Band wird man hoffentlich noch sehr, sehr viel hören.
Bei HATESPHERE
brach natürlich in Sekundenschnelle der erwartete Moshpit
los, der bei Death Trip und Reaper Of Life noch
zusätzlich an Fahrt gewann, danach aber doch relativ schnell
wieder abebbte. Der Start war auch wirklich furios gewesen, aber
irgendwie schien nach einigen Nummern ein bissl die Luft draußen
zu sein, sodass ich mich auch während des Auftritt das eine
oder andere Mal nach draußen verzog, um festzustellen, dass
sich doch mehrere noch bei der Bar herumtrieben. Gepost haben
die Dänen natürlich trotzdem wieder ärgstens –
in dieser Disziplin macht ihnen keiner was vor, auch wenn das
ganze zum Teil doch eindeutig einstudiert war. Jacob Bredahl war
wie immer bestens aufgelegt und rannte, so weit das auf der kleinen
Bühne ging, wie aufgezogen durch die Gegend. The Coming
Of Chaos und das abschließende Hate rüttelten
die Leute noch mal kräftig durch, trotzdem war dieser Gig
der bis dato am wenigsten tolle, den ich von HATESPHERE
erlebt hab. Vor ein paar Monaten in Kaltenbach und letztes Jahr
vor Kreator war das irgendwie viel geiler. Naja, möglicherweise
war ihnen die Arena-Bühne zu klein, die brauchen ja immer
viel Auslauf. Und ca. 75 Minuten sind bei so einer Band vielleicht
auch etwas viel des Heftigen.
Alle solchen
Überlegungen waren dann aber mal für die nächsten
knapp eineinhalb Stunden irrelevant, denn wenn EXODUS
da sind, ist alles andere vergessen. Mittlerweile war keiner mehr
draußen bei der Bar unterwegs, dafür dampfte es in
der Halle schon beim Intro ordentlich. Den Anfang machte wieder
einmal Bonded By Blood – eine ziemlich unoriginelle
Vorgangsweise, die aber ihre Wirkung offenbar nicht verfehlt.
Fliegende Mähnen, schwirrende Fäuste, laute Anfeuerungsrufe
– wie es sich halt gehört. Danach kam mit dem für
das letzte Album zum Glück nicht allzu repräsentativen
Raze der direkte Sprung in die Gegenwart, was der Stimmung
aber keinerlei Abbruch tat. Vor Deathamphetamine forderte
das Front-Ungetüm Rob Dukes einen Circlepit – ich glaub,
den hätt’s auch so gegeben. Blacklist wurde
begeistert mitgegrölt, und danach zeigte sich anhand des
(von mir nicht unbedingt erwarteten aber umso erfreuter begrüßten)
Uralt-Klassikers Exodus und dem von der aktuellen Scheibe
stammenden I Am Abomination erneut das, was auch schon
am Anfang zu sehen war: Die neuen Sachen sprechen eindeutig mehr
den Mosh-Nerv an, während das alte Zeugs mehr zum Bangen,
Fäusterecken und Mitbrüllen anstachelt (wobei aber auch
die Stücke von Shovel Headed Kill Machine
von einigen sehr textsicher begleitet wurden). Die Mischung aus
klassischer Thrash-Schule und dezent eingebauten moderneren Einflüssen
zeigt sich auch im Bild der Band auf der Bühne: Einerseits
die Altschul-Thrash-Recken Holt, Altus (schnell einen Schluck
auf die guten alten Heathen!) und Gibson, andererseits der nicht
nur (zum Teil) im Gesangsstil, sondern in seiner ganzen Erscheinung
eher dem Neo-Thrash/Core-Lager zuzuordnende Rob Dukes. Ich will
gar nicht verheimlichen, dass der Kerl für mich die Schwachstelle
der Band darstellt. Noch dazu benimmt sich der Typ für meine
Begriffe etwas lächerlich, wenn er ununterbrochen mit dem
Mittelfinger Richtung Publikum wackelt und jedes eineinhalbte
Wort „Fuck“ sein muss („Höhepunkt“:
Dukes stellt die Band vor und erklärt am Schluss: And, by
the way: My name is FUCK YOU!“). Ich will Steve Souza zurück,
wenn schon Paul Baloff (er soll in Frieden ruhen) nicht mehr zu
haben ist!! Man muss aber auch sagen, dass Dukes das gesamte Material
absolut einwandfrei rübergebracht hat. Auf das Amerika-kritische
Scar Spangled Banner folgten unmittelbar nacheinander
3 meiner absoluten Lieblingsstücke, nämlich das begeistert
aufgenommene And Then There Were None (jaaaaaaaaaaaaa!),
das für mich völlig unerwartete The Last Act Of
Defiance (inklusive klassischem Album-Intro) und der absolute
Knochenbrecher A Lesson In Violence. Weiterhin enstanden
immer wieder kleine Pits, denen aber ein bissl zu viel Raum gegeben
wurde –sprich in der vorderen Mitte der Halle war es auf
einmal ziemlich leer, was Lee Altus zu einem eindringlichen Appell
veranlasste, die Lücke zuzustopfen. Apropos Altus: Seine
Gitarre klang wieder einmal ganz genau so wie es sein soll, nämlich
derartig achtziger-mäßig, dass einem die Freudentränen
kommen hätten können, wenn man nicht ein harter und
böser Metaller wär, der wo niemals weinen tut. Abgesehen
davon war soundmäßig an diesem Abend aber wieder einmal
nicht alles optimal – alles ein bisserl übersteuert,
außer bei Hatesphere. Mit 44 Magnum Opus und Shovel
Headed Kill Machine gab es nochmal 2 ordentliche Kopftreffer,
bevor die Band endlich Erbarmen mit meinem Genick zeigte und sich
kurz mal zurückzog. Allzu lang dauerte es nicht, bis die
Kalifornier für ein paar Zugaben auf die Brettln zurück
gebrüllt waren und mit Fabulous Disaster die nächste
G'nackwatschn austeilten. Schon während dieser Nummer sah
man Jacob Bredahl am Bühnenrand heftig herumgestikulieren,
und bei War Is My Shepherd gab es dann ein tatsächlich
nettes Duett mit dem Hatesphere-Schreihals, bei dem sich zum ersten
Mal sowas wie ein Lächeln hinter dem buschigen Bart von Rob
Dukes abzeichnete, der einige Lobesworte für Hatesphere fand.
Und Bredahl freute sich den Haxn aus, mit seinen Idolen auf der
Bühne zu stehen. Apropos stehen – ich war nicht als
einziger stehend k.o., aber das war egal, denn wenn als letztes
Stück endlich das heißersehnte Strike Of The Beast
abgefeuert wird, dann macht man sich keine Gedanken über
den nächsten Tag, sondern dankt den Göttern dafür,
dass man an einem Abend gleich 5 Stücke von der unübertroffenen
Bonded By Blood – Scheibe um
die Ohren gekriegt hat. Danach war Schluss und einige aus der
Band waren sofort draußen bei den Fans – schön
so!
Fazit:
Es gibt nix geileres als Thrash und es gibt keine geilere Thrashband
als EXODUS. Nix anderes war vorher und erst recht
nachher klar. Großartige Setlist, auch wenn einigen berechtigterweise
Toxic Waltz und Piranha sowie Zeugs von Pleasures
Of The Flesh abgegangen ist. Aber wer so viele großartige
Klassiker zur Auswahl hat wie EXODUS, der kann
halt nicht jeden einzelnen Wunsch erfüllen.
Schade, dass
in der Erinnerung an den Abend aufgrund der eingangs erwähnten
Dinge trotzdem ein unguter Beigeschmack bleiben wird.