Erstens
kommt es anders, zweitens als man denkt! Für wahr. Was
am Anfang so einfach klang, mauserte sich mal wieder zu einem
typischen unberechenbaren Calani Adventure ;) Nach der herzlichen
Einleidung zur FRANCONIAN
METAL NIGHT wollte ich eigentlich gemütlich
im Zug nach Nürnberg pilgern, um mir ein paar exquisite
Bands anzuschauen. Nachdem das Zugticket aber 151 !!! Euronen
kosten sollte (das 29 € Deutschlandticket war natürlich
auf dieser Strecke schon ausverkauft) entschied ich mich für
mein Auto. Leute, ihr wisst ja, was das bedeutet! Nun ja, alle
Skepsis über Bord geworfen und das Abendteuer angenommen.
So dauerte es dann auch keine 50 km, bis meine Wenigkeit meinte,
dem Vordermann an einer Baustelle und bei regennasser Fahrbahn
mal einen Klaps auf die Hinterachse geben zu müssen...
die Gedanken irgendwo ... zum Glück nur ein kleiner Stubser,
nix passiert, das Auto vor mir hat es nicht mal gemerkt *lol*.
Danach meisterte mein Auto die knapp 500 km souverän und
ohne Aussetzer. Auch Staus blieben mir dankenswerterweise erspart.
So stand ich dann pünktlich um 17 Uhr in Nürnberg
vor dem Hirsch.
::
Fotos ::
Nach
ausgelassener Begrüßung und mit ’ner Flasche
Bier bewaffnet schaute ich dem typischen Chaos aus Soundcheck,
vermissten Bands und Bandmitgliedern und dem Ab- und Aufbau zu,
mit scheelem Blick nach draußen, denn die Zuschauermassen
hielten sich doch arg in Grenzen...
BENEATH
FLOWERS ~ starteten pünktlich um 19:30 Uhr.
Die junge Band aus Fürth konnte wohl an diesem Abend mit
die meisten Zuschauer ziehen, denn ca. 50 Leute tummelten sich
vor der Bühne. Mit ihrer dunklen psychedelischen Mischung
aus so ziemlich jeder Metalspielart mit deutlichen My Dying Bride
Einschlag, wussten die 3 Stefans + Norman (Bass) + Thomas (Drums)
durchaus zu begeistern. Sänger Stefan B. fiel ein ums andere
Mal theatralisch auf die Bretter und litt nahezu Jesus-gleich,
nur um sich wie von Dämonen gehetzt umzuschauen und in infernalisches
Black Metal Gekeife auszubrechen, um selbigen zu befehlen, natürlich
begleitet von äußert heftigen Passagen. Im selben Augenblick
verfiel er wieder in Melancholie, mit seinen Händen imaginäre
und zerbrechliche Welten berührend, untermalt von MDB-artigen
ruhigen Passagen. Eine hervorragende Bühnenperformance! Das
hatte was! Ebenfalls sehr beeindruckend fand ich die handwerklichen
Fähigkeiten des erst 13 jährigen Drummers, der trommelte,
als gäbe es sonst nichts auf der Welt. Auf Nachfrage erfuhr
ich, das Thomas der Bruder von Gitarrist Stefan H. ist und seit
seinem 4 Lebensjahr hinter dem Kit sitzt – talentierte Familie.
Musikalisch gibt es sicher noch eine Menge Bedarf, sich zu vervollkommnen
und zu perfektionieren, die Arrangements zu verfeinern und fließender
zu machen. Aber da ist eine Menge Potential vorhanden und insgesamt
war das eine recht beeindruckende Eröffnung der FRANCONIAN
METAL NIGHT. Hut ab! Im übrigen gibt es alle gespielte
Songs auf dem ersten Demo von BENEATH FLOWERS
namens First Steps In Light zum Preis
von 7,50€ (inkl. Versand) auf der Hompage, wo man sich auch
2 Tracks zum antesten runterladen kann.
Setlist: Old Man, White Raven, Conclusive
Hour, When All Clocks Sleep, From A Dead Cold Hand
MISANTHROPIC
~ mussten sich beim Umbau ein wenig beeilen, da Beneath Flowers
schon mal eben 10 Minuten überzogen hatten. Dafür bretterten
sie hinterher um so schneller los und beendeten ihren Set sogar
noch vor der Zeit ;) Die Mainzer hatten an diesem Tage allerdings
mit 2 Problemen zu kämpfen: erstens fehlte der Bassist, der
verhindert war (oder gar nicht mehr vorhanden ist?) und zweitens
war es das letzte Konzert von Drummer Matze, der auch noch bei
Nocte Obducta und Agathodaimon zaubert und nun für MISANTHROPIC
keine Zeit mehr hat. Im übrigen derselbe Grund, warum Sänger
Steffen bei Nocte Obducta das Keyboard an den Nagel gehangen hat,
um nunmehr ganz und gar die Stimmbänder für MISANTHROPIC
zu malträtieren. Während ich einen Heiden-Spaß
mit dem Grindcore-lastigen Death Metal der Mainzer hatte, ist
ein Großteil der zahlenden Gäste in den Biergarten
entschwunden, um sich das Spektakel von draußen anzuhören.
Schade, schade, schade. Die Jungs hätten wirklich mehr Aufmerksamkeit
verdient. Gespielt wurden hauptsächlich neue Songs, von denen
einige nur Arbeitstitel haben und somit in der Setlist nicht auftauchen
werden, aber eben auch ältere Sachen wie Restless Life
und Into The Night vom letztjährigen Album Soulreaver
kamen zum Zuge.
Setlist: Reborn, Restless Life, Stalkers,
The Mask, Into The Night
PARSLEY
~ mit PARSLEY stand nun eine Hardcore Band auf
dem Plan, von der ich bis dato noch nie was gehört hatte.
Es gibt auch noch keine Webseite, von der man sich nähere
Infos hätte saugen können. Die Reihen vor der Bühne
waren noch mehr gelichtet, dennoch zockte die Band – ohne
Gitarrist Gerber, der sich die Hand gebrochen hat - munter drauf
los und blies den Verbliebenen den Schädel weg. Während
der Sänger keine Sekunde stehen blieb und in üblicher
Manier über die Bühne sprang, schien der Gitarrist das
eine oder andere mal tief in seinen Riffs versunken zu sein, was
schon ein ziemlicher Kontrast war. Dafür glich der Bassist
die Bewegungslosigkeit des Gitarristen einigermaßen wieder
aus. Ich weiß nicht, wie oft PARSLEY schon
live gezockt haben, aber es war ein guter Einstand!
Setlist: Intro, Prayer, Secret Corners, Gerber
Song, Change The System (Every Day Grey), Jörgel Song, Nothing
New, was Neues ;), Impending Doom (’ne Coverversion? Abomination?)
DARK
SUNS ~ ist eine der Bands, auf die ich mich ganz
besonders gefreut habe, nachdem ihr Album Swanlike
mich anno 2002 förmlich aus den Schuhen gehauen hat. Danach
ist es sehr ruhig um die Band geworden und jedermann wartet nun
sehnsüchtig auf die Veröffentlichung von Existence,
die auf Grund von Labelproblemen nicht wirklich gesichert ist.
Anvisiert ist jedenfalls der August 2004... Dafür wurden
die Fans auch reichlich entschädigt, denn bis auf Swanlike
selbst gab es nur neue Songs. Und einmal mehr bewiesen die Leipziger,
was für ein enormes Potential in ihnen steckt, welch talentierte
Songschreiber sie sind. Die neuen Songs schließen nahtlos
an Swanlike an, klingen noch einen Tick
ausgereifter. Natürlich erinnern DARK SUNS
einmal mehr an Opeth, sind dabei aber ein wenig eingängiger,
dunkler und haben eine eigene unverkennbare Note. Vermögen
es trotzdem, eine ähnliche unbeschreiblich schöne Atmosphäre
aufzubauen. Sehr beeindruckend auch die Tatsache, das Drummer
Niko den Hauptpart im Gesang hat, was live sicher nicht ganz einfach
ist. Fantastische Show, fantastische Musik. Da verübelt man
es kaum, das die perfektionistischen und pingeligen Soundtüfftler
gnadenlos ihre Zeit überzogen.
Setlist: Loreena McKennit Intro, Swanlike,
The Euphoric Sense, Her And The Element, Windowpane, Whisper At
The Grates // You, A Phantom Still
VENDETTA
~ waren somit das Opfer von Dark Suns, das sie ihren Set um zwei
reguläre Songs kürzen mussten und an eine Zugabe gar
nicht zu denken war. Wenn hier übrigens gerade die über
30 jährigen verdutzt die Augen aufmachen... jaaa... die 80iger
Jahre Helden VENDETTA sind wieder zurück.
Wusste ich auch nicht... ;) Daxx Homerlein (Vocals/Guitars) und
Klaus "Heiner" Ullrich (Bass) haben sich 3 neue Gefährten
gesucht und gefunden und versuchen nun den alten Spirit wieder
aufleben zu lassen. Live ist ihnen das definitiv gelungen. Obwohl
ich zunächst skeptisch war, konnte ich mich dem herrlichen
80iger Jahre Retro Heavy/Thrash Sound kaum verschließen.
VENDETTA klingen anno 2004 nicht zu alt und hausbacken,
aber auch nicht zu modern und überzogen. Also eigentlich
die perfekte Mischung für alle Junggebliebenen ;) Neben den
Songs vom 2003er Demo Dead People Are Cool gab
es noch ein paar alte Highlights aus Braindamage
und Go And Live Zeiten. Da sollte man
mal ein Auge drauf behalten ;)
Setlist: War, Go And Live, Ground Zero, Guerilla,
Hate, Brain Damage, Dead People Are Cool, Hannibal
THE
VISION BLEAK ~ mit einiger Hektik und derbe in Zeitverzug
eilten nun die seelenlosen Mannen des Todeschiffs THE
VISION BLEAK über die Bühne. Auch hier war
klar, das der Set gekürzt werden musste, denn der Hirsch
zieht pünktlich um 1 Uhr nachts den Stecker raus (warum,
hab ich nicht verstanden, das sich die Location in einem Industriegebiet
befindet... ) Noch dazu gab es ein paar Soundprobleme, die zwar
Allen B. Konstanz ein wenig verärgerten, der Stimmung aber
keinen Abbruch taten. Und sie schafften es, in den knapp 45 Minuten
das komplette Album The Deathship Has A New Captain
runterzuspielen, allerdings mit nur wenigen Rezitationen und Ansagen.
Aber ganz lassen konnte es Allen auch nicht... ;) Im Übrigen
haben sich Schwadorf und Konstanz eine recht talentierte Crew
für die Livepräsentation zusammengesucht, auch an Kostümen
und Make-up wurde nicht gespart, um der Show den richtigen Hauch
Atmosphäre einzuhauchen. Dafür wurde um so mehr gerockt,
so dass sich jede erreichbare Seele im Umkreis von 50 Metern umgehend
vor der Bühne einfand und die Nackenmuskulatur beanspruchte.
Nein, THE VISION BLEAK haben wie Hölle gerockt!
Leute, das hatte ich so nicht erwartet! Einfach nur genial! Schon
deswegen hat es sich gelohnt, nach Nürnberg zu kommen. Ihr
solltet nicht die nächsten Termine verpassen...
Setlist: A Shadow Arose, The Night Of The
Living Dead, Wolfmoon, Metropolis, Elizabeth Dane, Horror Of Antarctica,
The Grand Devilry, Deathship Symphony // The Lone Night Rider
Obwohl
es zum Schluss einigermaßen hektisch zuging und der Zeitdruck
irgendwie nervte und es diverse Soundprobleme gab (z.B. waren
die Backing Vocals bei allen Bands zu leise), war der erste Part
der FRANCONIAN METAL NIGHT ein gelungener Abend,
wenn auch sicher kein erfolgreicher, da nur ca. 60 Leute ihren
Hintern in den Hirsch bewegten. Einmal mehr kann ich darüber
nur den Kopf schütteln, denn bei all dem Gemecker werden
„großen“ Bands horrende Ticketpreise in den
Rachen geworfen, während kleine aber ausgesprochen talentierte
Bands sich den Arsch abspielen, vieles selbst und zu zivilen Preisen
veranstalten und noch nicht mal ansatzweise die dafür verdiente
Aufmerksamkeit bekommen. Deutschland ist ein trauriges Pflaster
in Sachen Liveshows geworden... Wirklich schade!
Das
eigentliche „Aftershow Highlight“ lieferte allerdings
Organisator Steffen mit dem Satz: „... ich glaube, wir haben
da was vergessen...“, einem Auszug aus einem Telefongespräch,
der eigentlich meinen Schlafplatz sichern sollte *lol*... Also
kurzerhand umdisponiert, in wilder Fahrt das Equipment von Parsley
in den Proberaum gebracht (ähem... welchen Sinn haben eigentlich
Straßenführungen und rote Ampeln? ;) ) und nachts um
halb 3 die Waagerechte eingenommen. Auch der Heimweg am nächsten
Tag verlief recht angenehm, bis auf ein paar kleinere Staus, konnte
ich mich keineswegs beklagen :)
Hiermit möchte ich mich dann auch noch einmal ganz herzlich
bei Michael Hansen von Black
Earth Promotion und Steffen von Joint
Visions für die Einladung, einen schönen
Abend, den Schlafplatz, das Frühstück und jede Menge
kreativen Chaos bedanken. Jungs, lasst die Köpfe nicht hängen
und ich würde mich freuen, nächstes Jahr bei der FRANCONIAN
METAL NIGHT Part 2 wieder dabei sein zu dürfen.
Cheers!!! |