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2007-09-21 DE – Bochum - Zwischenfall
 
Das Vorspiel: Seit über 15 Jahren sind FAITH & THE MUSE die Speerspitze der amerikanischen Gothic Szene und wissen immer wieder zu begeistern, sei es nun mit ihren Veröffentlichungen, Liveauftritten oder künstlerischen Arbeiten außerhalb der Band. Leider hab ich die Kalifornier nur einmal live im Rahmen eines Festivals sehen können, um so erfreuter war ich daher, als ich der aktuellen Tour gewahr wurde.
Die ARS TERRA Akustik Tour ist etwas ganz besonderes. Zum einem gibt es hier William Faith und Monica Richards ganz pur, William nur mit einer Gitarre und blonden Iro bestückt, zum anderen unterstützen FAITH & THE MUSE damit das ARS TERRA Projekt, dessen Mitbegründer sie sind.
ARS TERRA ist ein von verschiedenen Künstlern gegründetes ökologisches non-Profit Schutzgebiet in der Nähe von L.A., wo man ganzheitlich mit Tier und Umwelt zusammenlebt bzw. geretteten Tieren das Gnadenbrot gibt und versucht, bestimmte schützenswerte Landstriche zu erhalten oder aufzukaufen, um sie dann zu erhalten. Interessierte bekommen mehr Informationen auf der Ars Terra Homepage.

Der Club: Der Zwischenfall in Bochum, legendärer Treffpunkt für Gothics und Punks aller Couleur. Ich war zum letzten Mal Anfang der 90iger dort, als ich noch in der Nähe wohnte. Viel hat sich nicht geändert, bis auf die Tatsache, dass der Club in der Zwischenzeit mal komplett saniert wurde. An viele Details kann ich mich noch erinnern, an manche nicht mehr ;) Nichtsdestotrotz ist der Zwischenfall immer noch eine wirklich schöne Location.

:: Fotos ::

Da :: FAITH & THE MUSE :: die einzigen Musiker heute Abend waren, öffnete der Club zeitig (20 Uhr) und begann das Konzert reichlich spät (21:45Uhr). Die Zeit brauchte man allerdings, um die schwarzen Seelen aus den Behausungen zu locken, denn richtig voll wurde es erst kurz vor Beginn. Alle früher Anwesenden hatten somit ausreichend Zeit zum Shoppen, denn FAITH & THE MUSE hatten Kofferweise Merchandise dabei. Jede Menge T-Shirts, Longsleeves, Buttons, Sticker, CD’s, Bücher von FAITH & THE MUSE und Monica Richard’s Anafae Projekt, Schmuck und sonstiges. Die Preise waren für eine amerikanische Band äußerst zivil. Ich hab mir ein Longsleeve für 18 Euro zugelegt. Für das Geld bekommt man bei diversen europäischen Bands noch nicht einmal ein T-Shirt oder Girlie. Meinen Respekt dafür

Als William Faith mit den Worten: „Hi I’m William Faith... and I miss the muse“ dann tatsächlich die Bühne betrat, wurde er unter tosenden Beifall willkommen geheißen. Monica kam dann auch endlich dazu, während William die Fans auf Deutsch begrüßte. Auch sonst kommunizierte er oft und gerne auf Deutsch, was wohlwollend honoriert wurde ;) Die nächste Überraschung folgte auf dem Fuße, denn FAITH & THE MUSE ließen das Publikum die Songs auswählen, da es sich ja um ein sehr spezielle Show handelte. Das sorgte erst einmal für verdutzte Gesichter und Schweigen, bis dann nach und nach die ersten Songvorschläge kamen. Einige mussten leider abgewiesen werden, da sie mit nur einer Gitarre nicht zu spielen waren. Oftmals folgten dann Worte wie: „ich hab grad mein Klavier nicht dabei“ oder „ich hab das Cello zu Hause gelassen“.
Bei The Silver Circle vergaß Monica glatt den Text und musste sich von William „hinüberhelfen“ lassen, was mit einem weinenden und lachendem Auge mit: „We now play this song for over 20 years and I forget the lyrics???!“ kommentiert wurde. Sie entschuldigte sich dafür, schließlich war dies der erste Tag in Europa und der erste Gig der Akustik-Tour. Jetlag lässt grüßen. Niemand nahm es ihr übel und Monica revanchierte sich dafür mit kleinen Witzen, die sie danach immer wieder einfließen ließ, z.B. so was: „this time I won’t forget the text, I promise!“ *lol*, was für den einen oder anderen Lacher sorgte.

FAITH & THE MUSE gingen kreuz und quer durch ihre vier reguläre Alben umfassende Historie mit Songs wie Fade & Remain, Patience Worth, All Lovers Lost, Mercyground, Heal, Boudiccea… all jene Songs, die sich zu zweit mit nur einer Gitarre spielen lassen. Und das alles, während das Duo auf einem kleinen Podest bei Kerzenschein und roten Spotlicht jeden Song zelebrierte.
Mit Interlude Annabell durfte William das erstemal alleine ran, ein wundervolles Instrumental, das er seinerzeit auch in Bochum geschrieben hat (ich hab’s mal versucht nachzuspielen...).
Dazwischen erläuterte Monica das ARS TERRA Projekt und erklärte, wie beschissen es ist, derzeit in den Staaten zu leben und unter einer Bush Administration was für die Umwelt tun zu wollen. William kommentierte das mit einem sehr deutlichen Statement ;) Allerdings hatte ich das Gefühl, das die Message hier in Bochum nicht wirklich ankam. Zum einen sind viele umweltrelevante Dinge in Deutschland selbstverständlich, so dass man offene Türen einrennt, zum anderen sind Gothics nicht gerade für ihr politisches Interesse oder gar Engagement bekannt...
Nach 50 Minuten war dann leider auch schon wieder Schluss. Natürlich nicht ganz ;) Unter frenetischen Beifall wurden die beiden wieder zurück auf die Bühne beordert, wo es unter anderem mit dem Kate Bush Cover Running Up That Hill einen wirklich schönen Abschluss eines viel zu kurzen Konzertabends gab.

Fazit: Ein unglaublich intensives, persönliches und schönes Konzert. Lediglich das Getratsche gewisser Damen im Hintergrund nervte ein wenig. Fand ich sehr respektlos sich derartig laut über irgendwelches banale Zeug bei einer Akustik-Performance zu unterhalten.
Höchst interessant war auch zu sehen, wie unwohl sich allein anwesende Herren fühlten, so ganz ohne jemanden zum quatschen und Bier trinken und so, und dabei beständig umherirrten… mal so am Rande erwähnt... ;)
Um 11 war dann endgültig Schluss, enterten die ersten Tanzwütigen die Bühne, bevor sie fertig abgebaut war. Monica und William mischten sich danach betont unters Volk und forderten selbiges auf mit ihnen zu diskutieren. Bis ich mich auf den Heimweg machte ging es aber hauptsächlich darum, sich Sachen signieren zu lassen oder Fotos zu machen... ;)

 

story & pics © Dajana