Mechanize,
die erste FEAR FACTORY-Scheibe nach dem ganzen Wer-spielt-nun-mit-wem-Hick-Hack
ist alles andere als schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut
ausgefallen. Da es außerdem schon Urzeiten her ist, dass
ich die Band zuletzt live gesehen habe, bot die aktuelle Tour
eine gute Gelegenheit festzustellen, wie homogen die neue Besetzung
denn nun wirklich ist und ob die alten Stärken live immer
noch funktionieren.
Als Support hatte man die Belgier AFTER ALL mit dabei,
die ebenfalls angekündigten Neaera mussten an diesem Abend
jedoch aus familiären Gründen passen. Leider gab es
diese Info wohl nur auf der Homepage des Club
X, nicht aber auf der der Münsteraner Metalcore-Band,
so dass einige Fans von diesen Umständen doch ziemlich überrascht
und/oder enttäuscht wurden.
Dafür konnte man beim FEAR FACTORY-Merchandise auch
mal eher selten angebotene Dinge wie z.B. Gitarrensaiten oder
Dreistigkeiten wie die neue CD für bescheidene 20,- Euro
erwerben. Wer's braucht…
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Fotos ::
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AFTER
ALL :: begannen superpünktlich (20:00) vor
einer noch ziemlich leeren Location. Ich weiß nicht, ob
man aus dem Zeitplan einfach die zweite Band rausgestrichen hat,
aber 'ne halbe Stunde hätte man sicher noch warten können.
Auf der anderen Seite wäre der Auftritt der Belgier vielleicht
auch in diesem Fall nicht viel erfolgreicher gewesen, ihr melodiöser
Retro-Thrash entsprach nämlich so gar nicht dem Beuteschema
der meisten Anwesenden.
Mir persönlich hat die letzte Scheibe Cult Of Sin
gar nicht so schlecht gefallen, aber zum Hauptact passte das Bay
Area-lastige Material halt nicht wirklich gut. Leider wirkten
AFTER ALL auch die gesamte Spielzeit über etwas steif,
obwohl auf der Bühne eigentlich genügend Raum für
mehr Bewegung gewesen wäre. Musikalisch gab es trotz der
kurzen Spielzeit einen Querschnitt der letzten drei Alben, aber
letztlich in Erinnerung ist mir nur der gute Gesang des neuen
Sängers Sammy Peleman geblieben. Der klingt nicht ganz so
rau wie sein Vorgänger, sondern geht eher in Richtung David
R. White (Heathen), was ganz gut zum Stil der Band passt.
Ausbaufähige Show, zum Warmwerden aber auf jeden Fall ok!
Setlist: My Own Sacrifice, Frozen Skin, Land Of Sin,
Devastation Done, Betrayed By The Gods, Ruins Of Bones, Forgotten
Auch ::
FEAR
FACTORY :: waren pünktlich; genau um 21:00
ging es los. Obwohl die Halle nun gut gefüllt, wenn auch
bei weitem nicht ausverkauft war, erschienen mir die Publikumsreaktionen
zum ersten Song Mechanize doch recht verhalten. So was
kann natürlich auch immer daran liegen, dass noch nicht so
viele Fans mit dem neuen Material vertraut sind, aber beim zweiten
Stück, dem alten Klassiker Shock, wurde es ebenfalls
nicht viel besser. Zum Glück riss dann Edgecrusher
die Menge endlich aus ihrer Lethargie, das wäre beinahe peinlich
geworden.
Trotzdem kann man den Auftritt beim besten Gewissen nicht als
rundum gut bezeichnen. Klar, die neuen Bandmitglieder sind gestandene
Musiker, aber weder Byron Stroud noch Gene Hoglan machten einen
übermäßig motivierten Eindruck. Beide spielten
ihre Parts souverän, aber auch nicht unbedingt mehr. Bei
Gene Hoglan heißt dies allerdings, dass dieser praktisch
völlig in sich versunken und total ungerührt auch komplizierte
oder fixe Passagen so locker runterspielt, als wäre das die
einfachste Sache der Welt. Schon beeindruckend…
Insgesamt wirkte die ganze Show aber sehr bewegungsarm und statisch.
Dino Cazares suchte noch am meisten die Kommunikation mit dem
Publikum, während Burton C. Bell anfänglich etwas zurückhaltend
wirkte, im weiteren Verlauf der Show aber mehr auftaute. Eins
kann man aber mit Sicherheit sagen: die lange Tourpause hat er
nicht zur Arbeit an seinem Gesang genutzt. Das eine Tour der Stimme
eines Sängers nicht besonders gut tut ist unbestritten, aber
wie permanent Burton bei den cleanen Passagen neben der richtigen
Tonlage hing war schon entnervend. Seine Growls waren durchaus
ok, aber clean ging wirklich gar nicht!
Ebenfalls als sehr merkwürdig empfand ich, wie viel Material
denn da vom Band kam. Bei Samples und Keyboards ist das nachvollziehbar
und ok, aber dass bei dieser Stilrichtung auch Gesang (zweite
Stimme bei vielen Refrains) und Gitarren (Hooks bzw. Melody-Lines,
da Dino in der Regel nur den Rhythmus-Part spielte) aus der Konserve
kommen ist doch eher ungewöhnlich. Da muss man sagen, das
andere Bands mit nur einem Gitarristen das Problem mit zweistimmigen
Passagen live besser lösen als wie hier gesehen.
Wie auch immer; musikalisch gab es einen recht passablen Mix aus
allen FEAR FACTORY-Veröffentlichungen, an denen Dino
beteiligt war. Sogar Digimortal wurde mit zwei Stücken
berücksichtigt, obwohl diese CD nicht gerade zu den stärksten
Scheiben der Band gehört.
Ich persönlich fand aber, dass man an einem Song wie Martyr
gut sehen konnte, dass das alte Material live einfach deutlich
besser funktioniert als die neueren Sachen, vielleicht, weil dabei
nicht so viel vom Band kam. Ansonsten prügelte sich die Band
perfekt getimt durch neue (Christploitation) und alte Tracks
(Smasher-Devourer), während "ewige" Hits
wie Resurrection natürlich auch diesmal wieder funktionierten.
Nach genau einer Stunde war dann erstmal Schluss, aber drei Songs
wurden dem sich inzwischen doch warm gebrüllten Publikum
noch um die Ohren geblasen, bevor das Licht endgültig wieder
anging. Laut ergatterter Setlist hätte es bei der Zugabe
auch noch Zero Signal und H-K geben sollen, aber
die wurden vermutlich aufgrund der immer kaputteren Stimme von
Burton gestrichen, so dass das obligatorische Replica den
Abschluss des Konzertes markierte.
Setlist: Mechanize, Shock, Edgecrusher, Smasher-Devourer,
Acres Of Skin, Linchpin, Powershifter, Fear Campaign, Martyr,
Christploitation, Resurrection, Final Exit // Demanufacture, Self
Bias Resistor, Replica
Ich kann nicht
umhin, diesen Gig als durchwachsene Angelegenheit zu bezeichnen.
FEAR FACTORY wirkten fast nur begrenzt motiviert und teilweise
am Rand ihrer Möglichkeiten; nicht spielerisch, aber was
die Gesamt-Perfomance etc. betrifft. Und es gibt in dem Bereich
sicherlich einige andere Bands, die live physisch betrachtet mehr
Aufwand betreiben. Hier und da mal im Zeitlupentempo die Seiten
wechseln und bisschen Bangen ist da einfach etwas wenig.
Das Songmaterial ist natürlich größtenteils über
alle Zweifel erhaben, die Frage ist halt nur, ob das wirklich
ausreicht. Zwar ist es immer wieder spannend, Gene Hoglan beim
Spielen zuzuschauen, vom Rest der Band fühlte ich mich aber
leider nicht so gut unterhalten. Kann auch sein, dass ich mir
das neu einbilde, aber so enthusiastisch war auch das Publikum
nicht drauf. Ob das aber nun am Konzert selber oder der zurückhaltenden
Art der Ostwestfalen liegt, ist eine andere Frage…
Vielleicht muss die Band in der neuen Besetzung erst noch besser
zusammenwachsen und in den richtigen Trott kommen, aber mich würde
das Gebotene jedenfalls nicht unbedingt dazu bewegen, auch zum
nächsten FEAR FACTORY-Konzert zu fahren.